Fische sind eine endliche Ressource. So groß die Bestände auch sein mögen, ob nun im kleinen See oder im Meer, irgendwann sind sie erschöpft. Man kann Jahr für Jahr also nur eine bestimmte Menge entnehmen, ohne dass der Bestand zusammenbricht. Auf Überfischung folgt, salopp gesagt, der Tod – sowohl der Bestände als auch der Fischerei, die auf sie angewiesen ist. Doch dass Profit und Vernunft sich selten vereinen lassen, beweisen große Trawler regelmäßig. Das zeigt auch ein aktuelles Beispiel aus britischen Gewässern. Dort warf ein niederländischer Trawler 10 Tonnen an Beifang über Bord.
Fly Shooting: Trawler ziehen massenhaft Fisch aus dem Meer und werfen den Beifang zurück
Beim sogennanten „Fly Shooting“ ziehen große Fischerboote beschwerte Netze über den Meeresgrund. Wie in einem Trichter haben die Fische keine Chance, der Falle zu entkommen. Die Methode ist auf maximale Effizienz getrimmt: Alles, was sich im Netz verfängt, kommt mit an Bord. Doch was machen die Trawler mit Beifängen?
Wie der britische Telegraph berichtete, wurde ein niederländisches Fischerboot dabei gefilmt, zwischen 5.500 und 11.000 Fischen wieder ins Meer zu werfen. Die Rede ist dort von rund 10 Tonnen an Wolfsbarschen. Experten vermuten, dass ein Großteil der Fische das nicht überlebt haben kann. Zu groß sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie durch die Netze lebensgefährliche Verletzungen erlitten hätten.
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„Als würde man das Meer mit Napalm bombardieren“
Dr. Ian Hendy vom Institut für Meereswissenschaften an der Universität von Portsmouth kritisierte die Praxis. Die industrielle Fischerei kümmere sich nicht um die Schäden, die sie anrichte, solange sie dabei das „große Geld“ verdiene. „Das passiert häufiger, als die Leute denken“, kommentierte er gegenüber dem Telegraph. Der Verlust von so großen Mengen an fortpflanzungsfähigen Fischen auf einen Schlag habe enorme Auswirkungen auf die Bestände. „Das ist, als würde man das Meer mit Napalm bombardieren.“
Trawler werfen Beifang zurück: Regierung verteidigt Fischereimethode
Victoria Prentis, britische Ministerin für unter anderem die Fischerei, verteidigte das Fly Shooting als umweltfreundlich. So ließen sich die Trawler, die mit besonders großen Netzen fischen, im Vergleich mit weniger Treibstoff und Energie betreiben.
75 dieser Boote sind in britischen Gewässern zugelassen. Davon kommen 28 aus Frankreich, 24 aus den Niederlanden und sechs aus Belgien. Die übrigen 17 sind britische Trawler. Vor einigen Jahren betrug die Gesamtzahl dieser Boote in britischen Gewässern noch weniger als ein Dutzend.
„Wie ein Vorschlaghammer als Nussknacker“
Fiona Nicholls von Greenpeace UK konterte das Argument der Ministerin. Methoden der industriellen Fischerei, darunter das Fly Shooting, seien das Gegenteil von nachhaltig und umweltfreundlich. Dass Fische in so großem Ausmaß gefangen werden, sei der Beweis dafür. Den Einsatz dieser Methoden verglich sie damit, „einen Vorschlaghammer als Nussknacker“ zu benutzen. Wenn das so weitergehe, richte man damit nicht nur die lokale Fischerei, sondern gleich das gesamte Ökosystem zugrunde.
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