Die Weiten der Meere stecken voller faszinierender Kreaturen. Einige davon lassen die Grenzen zwischen Mythos und Realität verschmelzen. Einer dieser unglaublichen Tiere ist der Riemenfisch. Dieser Fisch ist Bestandteil zahlreicher Mythen und Erzählungen. Man geht davon aus, dass Legenden über Seeschlangen auf diese Fischart zurückgehen. In Japan gilt der Riemenfisch als Bote aus dem Palast des Seedrachengottes, der Menschen durch sein Auftauchen vor bevorstehenden Erdbeben warnt. In den Monaten vor dem stärksten Erdbeben Japans in 2011 wurden 20 Riemenfische an Land gespült, was den Mythos weiter befeuerte. Ein Zusammenhang wurde jedoch nie wissenschaftlich belegt.
Der Riemenfisch: riesengroß und doch kaum gesichtet
Selbst, wenn man die Mythen außen vorlässt, ist der Riemenfisch ein wahrlich faszinierendes Tier. Insgesamt gibt es 3 Arten von Riemenfischen. Der größte Riemenfisch, Regalecus glesne, wird auch „Heringskönig“ genannt. Er gilt als der größte Knochenfisch. Obwohl dieser Fisch in allen tropischen und gemäßigten Ozeanen vorkommt, und nachgewiesenermaßen eine Länge von bis zu 8 m (teils liest man von Längen bis zu 16 m) erreicht, sind Sichtungen in freier Wildbahn unfassbar selten. Es waren mehr Leute im Weltall, als einen lebenden Riemenfisch in freier Natur gesehen haben. Einer der wenigen Menschen, die je einen lebendigen Heringskönig zu Gesicht bekommen haben, ist der Extrem-Angler Jeremy Wade, bekannt aus der Serie „Flussmonster“. Vor der Côte d’Azur in Frankreich verläuft eine Kette mit einer Boje bis zur Verankerung in 2.500 m Tiefe. Riemenfische scheinen sich an dieser Kette zu orientieren und wurden dort schon mehrfach gesichtet.
Ein faszinierender Tiefseebewohner
Meist hält sich der Riemenfisch in großen Tiefen auf. Er lebt in den offenen Weiten des sogenannten Mesopelagials, dem offenen Meer in Tiefen von 200-1000 Metern, wo maximal 1% des Lichts von der Oberfläche vordringt. In seltenen Fällen findet man tote Exemplare angespült am Strand. Das gibt den Forschern Gelegenheit, mehr über diese wenig erforschten Tiere zu erfahren. Der Riemenfisch hat einen langen, folienartig-silbern schimmernden Körper. Auf der ganzen Länge besitzt er einen langen, roten Flossensaum, am Kopf sitzt ein strahlenartiger, roter Kamm. Auch das Schwimmverhalten ist seltsam: Der Heringskönig steht meist vertikal in der Wassersäule. Dazu kommt die Fähigkeit zu leuchten (Biolumineszenz). All das verleiht dem Riemenfisch ein regelrecht außerweltliches Erscheinungsbild. Dieser Fisch wirkt wie aus einem Science-Fiction-Film. Für Menschen sind die beeindruckenden Heringskönige jedoch keine Bedrohung, sie ernähren sich von Plankton, wie Krill, kleinen Fischen und Tintenfischen.
Selbstamputation – Warum beißt sich der Heringskönig in den Schwanz?
Gesichtete und angespülte Riemenfische über 1,5 m Länge wiesen immer Verletzungen im Schwanzbereich auf. Teils fehlte der gesamte Schwanz. Forscher gehen davon aus, dass die Riemenfische sich selbst „amputieren“, da die Wunden nicht mit den Bisspuren von z.B. Haien übereinstimmen. Auch werden dabei keine lebenswichtigen Organe verletzt. Vermutlich handelt es sich dabei um eine Überlebensstrategie, wenn die Nahrung knapp ist.
Auch interessant
- Angeln allgemeinDer Blobfisch: Der hässlichste Fisch der Welt
- Angeln allgemeinUltra-schwarz: Der schwärzeste Fisch der Tiefsee