Angeln im Schweriner See

Beim Angeln im Schweriner See sind die wahren Könige der Stadt die Angler. Ihr Hausgewässer ist eine Perle, ein traumhaftes Hecht- und Barschrevier. von Martin Wehrle von Martin Wehrle

Angeln im Schweriner See

Königliches Angeln vorm Schloss. Der Schweriner See ist ein exzellentes Hecht- und Barschgewässer. Foto: privat (M. Fust)

  • Der Schweriner See ist ein Top Hecht- und Barschgewässer.
  • Wer hier fangen will, braucht jedoch ein Boot und ein Echolot.
  • Kapitale Fänge jederzeit möglich.

Ein Bild wie auf einer Postkarte: Der Himmel liegt Schwerin zu Füßen, sein kräftiges Blau spiegelt sich im See, Tupfer aus Wölkchen hellen ihn auf. Der Wind hält seinen Atem an, keine Welle. Und die letzten Sonnenstrahlen polieren das Gold des Schweriner Schlosses, bis es märchenhaft funkelt zwischen dem Schweriner See und der angrenzenden Innenstadt. Solche Abende sind perfekt. Fürs Grillen. Fürs Spazieren. Aber nicht fürs Angeln! Was die Raubfischfänge hier anpustet, ist der Wind. Erst wenn das Boot bei der Drift in Fahrt kommt, wenn Windstärke zwei bis drei übers Wasser pfeift, kommen die Hechte in Schwung.

Angeln im Schweriner See Hecht

Bildhübscher Meterhecht – solche Fische beißen vor allem an den Plateaus und Barschbergen. Bevorzugte Methode: Spinnfischen vom driftenden Boot. Foto:privat

Deshalb erwartet Marco Fust keinen Fangreigen, als er an einem solchen Abend ohne Wind mit seinem Kumpel Alexander hinaus auf den Außensee knattert. Die beiden gleiten über das bis zu 51 Meter tiefe Wasser hinweg und lassen das Boot vor Barschbergen und Plateaus ausgleiten. Dann klopfen sie das drei bis vier Meter tiefe Wasser auf Hechte ab. Mit Wobblern. Mit Gummifischen. Und immer wieder mit demselben Ergebnis: kein Biss.

Platzwechsel auf Platzwechsel beim Angeln im Schweriner See

Dann erreichen die beiden Angler einen Barschberg, der von 3 Meter auf 6 Meter abfällt.  Marco wirft seinen Gummifisch aus, kurbelt an – Biss! Der Fisch schüttelt den Kopf. Und steht auf der Stelle. Rute krumm, nichts zu bewegen. „Das ist ein Großer“, sagt Marco trocken.Und behält Recht: Der Fisch schaltet auf stur. Nur widerwillig folgt er dem Druck der Schnur bis unters Boot. Von dort startet er durch: Die Rollenbremse schreit auf, die Spule rotiert wie die Trommel einer schleudernden Waschmaschine. Der Fisch strebt nach oben. Marco senkt blitzschnell die Rute, um den Sprung zu verhindern.  Ein gigantischer Hecht schüttelt seinen Kopf, Spritzwasser funkelt.

Landung mit vier Händen

20 Minuten später ist der Fisch vorm Boot. Aber derselbe Alukescher, der schon Meterhechte schöpfte, erweist sich als zu klein. Mit vereinten Kräften stopfen die beiden Angler den Fisch ins Netz und wuchten ihn vierhändig an Bord. Kescher zerbrochen, Landung gelungen: Der Hecht ist 1,26 Meter lang und 31 Pfund schwer.

Heute ist Marco Fust der renommierteste Angelguide am Schweriner See. Und er hat eine Konsequenz aus der dramatischen Landung seines Rekordhechts gezogen: Sein aktueller Unterfangkescher ist so groß, dass locker ein Krokodil darin Platz hätte.

Angeln im Schweriner See Hecht

Bildhübscher Meterhecht – solche Fische beißen vor allem an den Plateaus und Barschbergen. Bevorzugte Methode: Spinnfischen vom driftenden Boot. Foto:privat (M. Fust)

Der Schweriner See ist ein Hechtgewässer erster Güte; drei Tage nach diesem Fang hat Marco noch einen Hecht von 1,21 Meter und 28 Pfund bezwungen. Die Berufsfischer erbeuten Fische jenseits der 40-Pfund-Marke. Wenn die Hechte in Stimmung sind, legen die Angler rund um den See an einem einzigen Tage schon mal mehrere Meterfische aufs Kreuz.

Angeln ist Volkssport in Schwerin. Hier liegt der viertgrößte See Deutschlands vor der Tür, hier rollen pausenlos Fahrräder mit Rutenfutteral durch die Innenstadt, und der NDR-Hörfunk vermeldet den Auftakt der Angelsaison ebenso staatstragend wie ein Wahlergebnis. Zu diesem Angel-Luxus passt, dass es den Schweriner See in zwei Ausführungen gibt – als Innensee, der an Schwerin grenzt, und als Außensee, dessen Nordspitze sich in Richtung Wismar bis Hohen Viecheln erstreckt. Getrennt werden die beiden Seeteile vom Paulsdamm, verbunden durch den schiffbaren Paulsdammkanal.
Wer den Seeabschnitt wechseln will, den erwartet ein weiterer Luxus: Er kann sein Boot im Hafen des Restaurants Seewarte an der Innenseite des Paulsdamms anlegen und sich mit einer Mahlzeit stärken.

Tonnen zum Fisch

Der Schweriner See ist über 20 Kilometer lang. Wer hier fangen will, braucht ein Motorboot und ein Echolot. Das anglerische Geschehen spielt sich mitten im See ab, vor allem dort, wo Tonnen die Bootsfahrer vor Untiefen warnen.

Der Innensee ist im Durchschnitt tiefer und strukturloser als der Außensee (auch wenn dort die tiefsten Stellen liegen), seine Unterwasser-Landschaft ist ebener. Dagegen wartet der Außensee mit einem Boden auf, der sich immer wieder zu kilometerlangen Plateaus, Ketten von Barschbergen und endlosen Landzungen empor hebt. Das bessere Raubfischrevier.

Wie angelt man im Schweriner See auf Hecht? Der Guide Marco Fust beschreibt sein Erfolgsrezept so: „Ich steuere die Plateaus an, zum Beispiel die Goldburg, den Rethberg oder die Flachausläufer der Inseln. Dort fische ich in Wassertiefen von ein bis vier Metern.“ Er ankert, fischt seine Wurfweite aus und verschiebt dann das Boot. Wenn sich mehrfach nichts tut, wechselt er den Platz komplett.
Interessanterweise lassen sich die Hechte das ganze Jahr in drei bis vier Metern Tiefe fangen, sogar im Winter. Zum Beispiel hat Marco im Flachwasser um die Insel Lieps im Dezember mit seinem Jerkbait schon Meterhechte in einer Wassertiefe von gerade mal zwei Metern verhaftet. Tiger fängt Hecht
Wer am Hecht bleiben will, muss auf die Futterfische achten. Am begehrtesten ist der Barsch. Wo immer er sich zu Schwärmen ballt, sind die Hechte zur Stelle. Diese Lieblingsspeise bestimmt die fängigste Köderfarbe: Blau-silber fängt schlecht – Firetiger ist Trumpf!

Angeln im Schweriner See Köder Gummifische

Köder-Tipps vom Profi-Guide: Marco Fust empfiehlt auf Hecht den Seeker Shad von Storm, einen Hartköder mit Gummischwanz; die „Boddensau“, wie er einen grün-weißen Gummifisch mit rotem Schwanzteller nennt; und den kompakten Hybrida B 1-Wobbler. Foto:privat (M. Fust)

Wenn man ihn nach seinen besten Hechtködern fragt, zaubert Marco Fust drei sehr unterschiedliche Köder aus seiner Kiste: den Seeker Shad von Storm, einen Hartköder mit Gummischwanz; die „Boddensau“, wie er einen grün-weißen Gummifisch mit rotem Schwanzteller nennt (darauf hat er seinen 1,26-Meter-Hecht gefangen!); und den kompakten Hybrida B 1-Wobbler. Die Gemeinsamkeit: schwarze (Barsch-)Streifen oder zumindest grünliche Farbe. Der ideale Hechtköder für den Sommer ist etwa 15 Zentimeter lang, im Winter dürfen es ruhig 23 Zentimeter sein.

Wer gerne im tieferen Wasser angelt, kann sich im Herbst an die abschüssigen Kanten der Barschberge verlegen. Beim Driftangeln mit totem Köderfisch und Segelpose sind gute Fänge möglich, auch von sechs Metern abwärts. Beim Eisangeln gelingen Hechtfänge in Tiefen von mehr als 20 Metern. Ein gezielter Versuch mit größeren Pilkern am Stahlvorfach lohnt.


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