Angeln im Schweriner See

Die Barsch-Flotte rückt aus

Der heimliche Liebling der einheimischen Angler ist der Barsch. Ganze Bootsflotten laufen ab Juli aus, um ihn zu fangen. Das Spiel funktioniert so: Man sucht nach Möwenschwärmen. Wo sie sich aufs Wasser stürzen, drücken die jagenden Barschschwärme Stinte an die Oberfläche. Hier kann man nun mit kleinen Spinnködern zuschlagen.

Angeln im Schweriner See Möven Barsche

Wegweiser zu dicken Barschen: das Möwenspiel. Wo die Möwen im Spätsommer von oben angreifen, werden die Kleinfische aus der anderen Richtung von Barschen gejagt. Foto:privat (M. Fust)

Am fängigsten ist eine Fischchen-Hegene, an deren Ende man einen silbernen Pilker von etwa 20 Gramm knotet. Marco Fust bindet sich diese Paternoster-Vorfächer selbst mit Kopyto-Gummifischchen. Im Sommer ist Gelb-rot der Renner, bei Kälte fängt ein gedecktes Grün-schwarz. Diese Montage wirft man über die Barsche hinweg, lässt sie absinken und kurbelt langsam ein. Oft gelingen Doppelt- und Dreifach-Fänge.

Der durchschnittliche Barsch ist 28 Zentimeter lang, an guten Tagen beißt er dutzendweise. 40er Barsche werden immer wieder gefangen, 50er sind die absolute Ausnahme. Im Hochsommer verspricht das Barschangeln am frühen Morgen den besten Erfolg. Um 10 Uhr ist die Fang-Party meist vorbei. Das trifft auch auf den Hecht zu.

Angeln im Schweriner See Barsch

Prächtiger Barsch, vor einer markierten Untiefe gefangen. Rund um die Bojen treiben sich immer gute Räuber herum. Foto: privat (M. Fust)

Der Ritter vom Schweriner See

Als schwieriger Kandidat gilt der Zander. Die Berufsfischer haben immer wieder 90-Zentimeter-Fische im Netz. „Doch wenn man dieselben Plätze abklopft, passiert meist nichts“, erzählt Marco Fust. Am besten klappt es ab Mitte Mai nach der Schonzeit. Jetzt halten sich die Zander noch in ufernahen Steinpackungen auf, zum Beispiel rund um die Insel.Die meisten Angler setzen auf Gummifische mit Barschmuster. Eine spannende Alternative ist der Köderfisch am Drachkovitch-System.

Angeln im Schweriner See Zander

Seltener Gast am Haken: der Zander. Die besten Fänge im Schweriner See gelingen mit Gummifisch in der zweiten Maihälfte. Der Fischer fängt auch Kapitale. Foto: privat (M. Fust)

Aalangler versuchen ihr Glück im Frühjahr direkt vor den Schilfkanten, wo die Aale den Laich der Weißfische abstauben. Später im Jahr versprechen die Plateaus Erfolg. Eine heiße Stelle findet sich an der Südspitze der Insel Lieps – dort ballen sich die Aale in einer tiefen Kuhle, oft liegen vier, fünf Angelboote vor Anker. Im Spätherbst lohnt  es sich, Löcher in etwa 15 Metern Tiefe mit Tauwurmbündeln oder kleinen Köderfischen zu beangeln. Aale von über fünf Pfund wurden schon gefangen. Meist ist man mit Fischen von 60 bis 65 Zentimetern gut bedient. Der Bestand lässt nach.
Ein Fisch, der zuletzt vermehrt gefangen wurde, ist die Aalquappe. Erstaunlicherweise beißt sie vor allem zur wärmeren Jahreszeit beim Grundangeln mit Würmern in den ausgeprägten Flachwasserzonen, zum Beispiel vor Bad Kleinen. Die Größe der Fische liegt selten über 50 Zentimetern, dennoch sorgt ihr nächtlicher Fang für Abwechslung.

Ein Riese namens Rotfeder

Interessant ist das Weißfischangeln vor den Schilfkanten. Marco Fust fängt immer wieder Zwei-Pfund-Rotfedern und Plötzen von gut 30-Zentimetern. Als Köder haben sich Made und Mais bewährt. Eine leichte Posenmontage bringt die besten Ergebnisse. Das Brassenangeln funktioniert weiter draußen, auf den Plateaus mitten im See. Das Boot muss dabei fest verankert sein. In Tiefen von zwei bis sechs Metern lassen sich die Fische mit einem schweren Grundfutter anlocken. Der Kombiköder Mais-Made ist eine gute Wahl. Brassen von über 5 Pfund sind nicht ungewöhnlich; Zweistellige kommen vereinzelt vor.

Angeln im Schweriner See Brassen

Ein Fisch, den man oft im klaren Wasser ziehen sieht – und vor allem mit Mais und Made fängt: der Brassen. Einzelne Fische erreichen zweistellige Gewichte. Foto: privat (M. Fust)

Ein Fisch, der kaum gezielt beangelt wird, ist der Karpfen. Zwar produziert ein Gewässer wie der Schweriner See Fische der 30-Pfund-Klasse, die auch gelegentlich gefangen werden – nur  ist das Angeln kompliziert: Die (meist) flachen Uferzonen erfordern große Angelentfernungen. Nur großflächiges und ausdauerndes Füttern bringt Erfolg. Riesenboilies verhindern, dass Brassen die Plätze abräumen. Ein Feld für Spezialisten.

Öfter erbeutet wird die Schleie, vor allem beim Angeln mit Wurm vor der Schilfkante und vor den vereinzelten Seerosenfeldern, so rund um das Schweriner Schloss. Ihre Größe liegt meist um die 40 Zentimeter. Aber auch Fünf-Pfünder wurden schon gelandet. Wer mit zerstückelten Würmern füttert und im Morgengrauen ansitzt, hat gute Aussichten.

Fazit

Der Schweriner See ist ein traumhaftes Gewässer, vor allem für Raubfischangler. Wer sich mit dem See vertraut macht, zum Beispiel am ersten Urlaubstag mit Guide Marco Fust aufs Wasser fährt, ebnet sich den Weg für königliche Fänge. Denn auch wenn im Schweriner Schloss das Landesparlament sitzt: Die wahren Könige dieser Stadt sind die Angler!

Sicher fangen – sechs Richtige für den Schweriner See

  1. Achten Sie darauf, wo sich Angelboote ballen. Dort ist immer was zu holen. Meist Barsche.
  2. Angeln Sie in der Nähe von Bojen – sie sollen vor Untiefen warnen, weisen aber gleichzeitig auf gute Angelplätze hin.
  3. Ankern Sie beim Spinnfischen mit möglichst langem Seil – so können Sie vom schwoienden Boot eine größere Fläche befischen (Angeln vom nicht verankerten Boot ist leider untersagt).
  4. Fahren Sie stets mit Echolot aufs Wasser. Das bringt Fische und schützt Sie vor Unfällen – einige Untiefen sind so flach, dass Boote auflaufen können.
  5. Angeln Sie nicht bei Windstärken über drei, der See ist sturmanfällig. Und steuern Sie das nächste Ufer an, sobald sich ein Gewitter ankündigt.
  6. Verzichten Sie aufs Schleppfischen. Es ist verboten, und die Wasserschutzpolizei hat ein waches Auge – auch für lebende Köderfische.
Angeln im Schweriner See

Der Schweriner See ist über 20 Kilometer lang und windanfällig – ohne Motor geht hier nichts. Führerscheinfreie Boote sind leihbar. Foto: privat (M.Fust)

Information rund um den Schweriner See:

  • Angelkarten und -gerät: Die Tageskarte kostet 8 Euro, Woche 25, Monat 40, Jahr 90 Euro. Für Mitglieder des DAV-Landesverbandes ist das ganzjährige Angelrecht in ihrer Mitgliedschaft enthalten. Karten und Gerät bekommen Sie u.a. bei:
  1. Angel Scout, Lärchenallee, 19057 Schwerin, Tel. 0385-4867148;
  2. Angeln & Fun, Hauptstr. 2a, 19067 Leezen, Tel. 03866-470424;
  3. Habeck Fische und Angeln, Eckdrift 41, 19061 Schwerin, Tel. 0385-512981
  • Guiding: Marco Fust bietet Tagestouren auf seinem perfekt ausgestatteten Angelboot an. Er organisiert die Angelkarten, steuert die fängigsten Plätze an und gibt Angeltipps. Gegen Aufpreis stellt er eine fängige Köderbox zusammen und verleiht hochwertiges Gerät. Er führt auch Fischereischein-Lehrgänge durch.Kontakt: www.der-hechtangler.de, Mail: [email protected], Tel. 0162-9377884
  • Boote: Leihboot mit Motor – auch führerscheinfrei – gibt’s direkt am Schweriner Schloss: Werderstraße 141, 19055 Schwerin. Der Tagespreis ist Verhandlungssache. Infos: Tel. 0162-8441462. Oder: „Bootsverleih Schwerin“ am Ziegelinnensee (mit Durchfahrt zum Schweriner See), Uwe Meitzner, Knaudstr. 31, 19055 Schwerin, Tel. 0172-44935.
  • Unterkunft: Unterkünfte, ein touristisches Rahmenprogramm sowie einen Touristen-Fischereischein, z.B. für Angehörige, vermittelt Ihnen die Stadtmarketing Gesellschaft Schwerin, www.schwerin.com, Mail [email protected], Tel. 0385-5925250

Video-Tipp: Angeln mit Köderfisch am Dropshot-Rig im Schweriner See


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