Hamburg (Jörg Strehlow) – Über kein Gewässer wird derzeit unter den Raubfischanglern so heiß diskutiert, wie über den Tidebereich der Hamburger Elbe. Die „Zanderkant“ (so nennen wir unser Hausgewässer liebevoll)…
…erlebt einen Angelboom ohnegleichen – alle wollen Zander! Mit unserer „Faulenzertechnik“ haben wir uns nicht nur die Elbe erschlossen – unsere Kunden fangen in nahezu allen ihren Hausgewässern, in denen Sie die Erfahrungen umsetzen, die sie während der Seminare in Hamburg gewonnen haben. Und das zu hunderten! Woran liegt’s denn nun, dass eine scheinbar längst erschlossene Angeltechnik einen derartigen Schub erfahren kann? Zunächst mal am unvorstellbaren Zanderreichtum der Elbe! Eine intakte Alterspyramide, beste Laich- und Fressbedingungen haben einen der stärksten Zanderbestände Europas hervorgebracht. Wie fragil dieser Segen jedoch ist, habe ich schon Mitte der 90er Jahre erleben müssen: Übermäßige Fischentnahme und Nebenerwerbsfischerei hatten den besten Zanderbestand, den man sich nur vorstellen kann (ich hatte in den Jahren 94 und 95 alleine jeweils über 1000 Zander gefangen – und das nach Feierabend und an Wochenenden) regelrecht einbrechen lassen. Erst seit drei Jahren baut sich das alte Kräfteverhältnis wieder auf. Dabei freut es uns sehr, dass das Bewusstsein heute ein anderes ist! Verschärfte Kontrollen durch Fischereiaufseher und eine vorbildliche Einstellung der allermeisten Angler lassen einer neuerlichen Bestands-Explosion freien Lauf. Momentan sind wir mittendrin und ich prognostiziere den Höhepunkt für das Jahr 2006. Wenn da nicht wieder ein besoffener Kapitän mit weitaus brisanterer Fracht als „nur“ Schwefelsäure ein Hochhaus-großes Containerschiff doppelt sieht! Weiterhin haben wir mit der „Faulenzertechnik“ die holländische Form des „Vertikalangelns“ vom Boot aus auf die Uferangelei übertragen. Und das war ein Durchbruch! Mit sanften Bewegungen des Köders, der selbst nur geringe oder gar keine Eigenaktion hat, wurde der Geschmack der Zander offenbar erst so richtig getroffen. Herzlichen Dank an dieser Stelle an meinen holländischen Angelkollegen Henk Simonsz, ohne dessen „Input“ und ohne dessen Köder diese Idee wohl niemals geboren worden wäre. Beim „Faulenzen“ bewegen wir die Rute nach dem Auswerfen nicht mehr und führen Sie auf große Distanz zum Köder in einer Linie mit der Schnur. Der Köder wird nun ausschließlich mit der Rolle angehoben, damit er anschließend unter optimaler Kontrolle absinken kann. Nach unseren Erfahrungen nehmen neun von zehn Zandern den Köder in dieser Absinkphase. Also: Wer immer nur auf den Biss beim Anziehen gewartet hat, verzehnfacht seine Fangerfolge! Eine ganz einfache Rechnung. Erst bei schwächeren Strömungen oder über dem Buhnengestein im Nahbereich heben wir die Rute steil an. Allerdings wiederum ohne sie zu bewegen – der Köder gleitet nur über die Rolle gezogen bis vor unsere Füße. Die ruhige Rutenhaltung ermöglicht uns einen pfeilschnellen Anhieb, während der Köder absinkt! Unsere Köder sind 14 Zentimeter lange Stint- und Kaulbarsch-Imitate ohne viel Eigenspiel. Außerdem sind sie unauffällig gefärbt. Graue Mäuse, also! Nicht aber für die Zander – die halten wir häufig mit einem kleinen Schwanzdrilling fest, den wir zusätzlich zum 3/0er Jighaken am Eari- oder Rundkopf befestigen. Außerdem wird in heiklen Beißphasen ein 0,33 Millimeter starkes Fluorocarbon-Vorfach eingesetzt. Im Hochsommer greifen wir auch auf einfacherer Montagen zurück und knoten den Köder über einen federleichten Karabiner direkt an die geflochtene, gelbe Hauptschnur (0,15er bis 0,17er). In der warmen Jahreszeit hat sich der Kopyto-Shad in 12 Zentimetern bestens an der Zanderkant bewährt! Sie sehen schon – liebe Leser – ein sooo großes Geheimnis steckt da also gar nicht dahinter. Wir hoffen mal, dass es der Elbe und ihren Zandern weiterhin so gut geht und dass wir unsere Technik in kleinen Details noch weiter verfeinern können. Jetzt können Sie es selbst mal versuchen, um festzustellen, ob Sie ein tüchtiger „Faulenzer“ sind. Oder Sie besuchen uns mal in Hamburg bei einem Wochenend-Seminar. Infos dazu finden Sie auf meiner Homepage: www.der-angler.de Genießen Sie aber jetzt erstmal einige Fotos unserer aktuellen Zanderfänge aus den vergangenen acht Wochen: Horst und Axel mit einem 78er Jörg mit 78er Axel mit 71er Michael mit 83er Steffen mit einem 52er Ulrich mit 72er Andreas, Stephan und Enrico mit 77er Richard, Stefan, Michael und Kay mit 65er Axel mit 70er Klaus mit 65er Helmut mit 76er Axel mit 77er Fotos: www.der-angler.de Bericht von Jörg Strehlow