Bereits im Sommer des vergangenen Jahres angelten mein Kollege Joran Bal und ich im gezeitenabhängigen Teil der Hollandse IJssel. Dieses Mal besuchten wir jedoch den kanalisierten Teil des Flusses. Er beginnt südlich von Gouda, wo eine Schleuse, die „Waaiersluis“, die Grenze zwischen dem Gezeitenabschnitt und dem kanalisierten Abschnitt bildet. Letzterer schlängelt sich von dort aus durch die Polderlandschaften der Krimpener- und vor allem Lopikerwaard, um über malerische Orte wie Haastrecht, Hekendorp, Oudewater und Montfoort in Nieuwegein zu enden. Aber wo nur soll man auf diesen gut zweimal 35 km, also 70 km Uferlinie mit dem Angeln beginnen?
Hollandse IJssel: Hotspots und verbotene Stellen
Obwohl die kanalisierte Hollandse IJssel nicht annähernd so überschaubar ist wie ein durchschnittlicher Kanal, erscheint es uns am erfolgversprechendsten, die wichtigsten Hotspots der Reihe nach abzuklappern – schließlich wollen wir unsere Angelzeit optimal nutzen. Gut ist, dass man an vielen Stellen einen prima Zugang zum Wasser hat. Es gibt aber auch einige Abschnitte, die nicht zugänglich sind – Grundstücke von Landwirten, Gewerbegebiete und Gärten von Anliegern. Das sind Verbotszonen für Angler.
Ist das ein Nachteil? Nicht wirklich, denn ein genauer Blick auf Google Maps verrät uns, dass man einen Angeltag leicht füllen kann, wenn man hier drei bestimmte Hotspots befischt. Bevor wir uns also auf den Weg machen, erstellen wir eine imaginäre Straßenkarte mit potenziell interessanten Stellen: Brücken, Ein- und Ausgänge von Nebenseen und Schöpfwerke. Wir beschließen, im Herzen von IJsselstein zu beginnen und von dort aus den Kanal hinunter nach Hekendorp zu fahren – dort endet der dunkelblaue Abschnitt im VISplanner, den wir gerne bei unseren Angeltouren als Orientierungshilfe nutzen.
Köder-Vergleichstest: natürlich oder bunt?
Wir haben erfahren, dass in diesem Kanal neben Zandern auch Barsche, Hechte, Rapfen und gelegentlich sogar Welse gefangen werden. In Anbetracht der kalten Jahreszeit und des trüben Wassers beschließen wir jedoch, uns hauptsächlich auf die Zander zu konzentrieren und entscheiden uns dafür, unser Glück mit klassischem Gummifischangeln zu probieren. Sicherheitshalber nehme ich aber auch noch eine kleine Kiste mit Lipless Cranks mit. So können wir die ausgewählten Gewässerabschnitte relativ schnell durchkämmen, um zu sehen, ob es etwas zu fangen gibt. Sollte dies der Fall sein, können wir unsere Methode jederzeit feiner abstimmen, um noch zielgerichteter zu fischen.
Weil wir zu zweit unterwegs sind, können wir bestimmte Dinge miteinander vergleichen, zum Beispiel Köder in natürlichen Farben gegen schöne helle, auffälligere Dekore. Joran startet mit einem braun-grauen Softbait an seinem Tungsten-Jigkopf, ich montiere einen leuchtend gelben Gummiköder an meine Schnur. Mit diesem fühle ich mich in dem kaffeebraunen Wasser einfach besser, aber das ist reine Gefühlssache.
IJsselstein: malerisches Stadtzentrum mit Top-Angelspot
Aus irgendeinem Grund waren wir beide noch nie im Zentrum von IJsselstein – sonst wäre uns der jahrhundertealte Stadtkern sicher nicht entgangen. Inmitten von engen Gassen und historischen Stadttoren liegt Spot 1: die IJsselbrücke. Auffällig ist heute, dass das kaffeebraune Wasser unter der stählernen Zugbrücke zügig nach Osten fließt. Möglicherweise ist irgendwo in der Nähe ein Pumpwerk in Betrieb. Die geringe Tiefe von ungefähr 1,40 m ermöglicht es uns jedoch, beim Angeln mit 5 und 7 g schweren Jigköpfen gut den Bodenkontakt zu halten.
Es ist auch erstaunlich, dass wir mit unseren Shads nicht ein einziges Mal irgendwo hängenbleiben. Vielleicht sind die jüngsten Ausbaggerungsarbeiten dafür verantwortlich: Die Hoogheemraadschap De Stichtse Rijnlanden arbeitet an einem mehrjährigen Programm, das Ausbaggerungen, die Renovierung von Schleusen und die Verschönerung von Kais und Ufern umfasst. Wenige Minuten später geht die Fließgeschwindigkeit deutlich zurück, das Wasser kommt zum Stehen. Wir verlassen den Platz und fahren weiter.
Revier mit unbeständigem Charakter
An der zweiten Angelstelle – einer Straßenbrücke in einigen 100 m Entfernung – merken wir sofort, dass das Wasser hier plötzlich in die entgegengesetzte Richtung fließt. Trotz der relativ kurzen Distanz zum vorherigen Platz ist die Farbe des Wassers hier auch etwas grauer. Die Schleusen an beiden Enden dieses Kanals und die verschiedenen Pumpstationen, die regelmäßig in Betrieb sind, geben dem Wasser einen etwas unbeständigen Charakter.
Voll konzentriert durchkämmen Joran und ich den Brückensteg von beiden Seiten, sodass wir unsere Shads sowohl mit als auch gegen die Fließrichtung unter der Brücke fischen. Jede Ecke und jedes Versteck wird angeworfen. Doch obwohl es hier nach Raubfisch riecht, fehlt von ihnen heute jede Spur. Das ist schade, denn als Joran hier vor ein paar Wochen in Vorbereitung auf diesen Artikel nur kurz einen Gummifisch auswarf, fing er sofort einen schönen Barsch.
Hoffnung am Nebensee
Der nächste Platz auf unserer imaginären Straßenkarte ist ein großer, tiefer Nebensee mit einem Jachthafen einen Kilometer außerhalb von IJsselstein. Nicht der See selbst – er ist im VISplanner nicht eingezeichnet und darf daher nicht beangelt werden –, sondern die beiden Ein- und Ausgänge, die wir von der anderen Seite des Kanals aus beangeln, sollen uns Fische bringen. Während seiner Erkundungstour landete Joran hier einen prächtigen Zander. Er fing diesen Fisch direkt vor seinen Füßen, genau an der Stelle, die den Kanal mit dem See verbindet.
Unsere Zuversicht auf einen ersten Fisch ist hier also zunächst groß, nimmt aber mit der Zeit ab. Nach mehr als einer Stunde, in der wir mit Shads und Lipless Crankbaits in allen erdenklichen Geschwindigkeiten und Richtungen geangelt haben, haben wir immer noch keinen Fisch gefangen. Was wir in dieser Zeit stattdessen an Land ziehen, sind nur ein paar Äste, ein Stück Plastik und ein alter, halb zerfetzter Fußball. Langsam aber sicher beschleicht uns das Gefühl, dass wir, was unser Timing für diesen Artikel angeht, nicht so viel Glück haben. Das liegt vor allem am Wetter.
Starker Nachtfrost an der Hollandse IJssel
Nach einigen milden Wochen im Januar – mit zweistelligen Tages- und Nachttemperaturen – hat sich die Wetterlage in den letzten Tagen völlig verändert. Kurz vor unserem Trip zog eine Kaltfront mit strengem Nachtfrost und Tagestemperaturen knapp über null Grad auf. Zu dieser Kälte gesellten sich ein blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und ein sehr hoher Luftdruck von 1039 hPa. Auf dem Papier sind das nicht die besten Bedingungen für Zander – und eigentlich für jede Angelei.
Im Internet hatten wir auch gesehen, dass der hintere Teil des Sees fast 11 m tief ist. Würden die Zander und Barsche durch den Frost kollektiv in diese tiefe Grube gezogen sein? Da wir noch viel Strecke vor uns haben, beschließen wir, den Eingang zum Nebensee links liegen zu lassen und – wenn wir es zeitlich schaffen – eventuell später am Nachmittag hierher zurückzukommen. Damit wir zur besten Zeit am Abend einen zweiten Versuch an diesem scheinbar perfekten Zanderplatz unternehmen können.
Es riecht nach Raubfisch an der Hollandse IJssel
Einen Kilometer entfernt befindet sich ein weiterer See, der zum Landgut de Mare gehört. Auf dem See selbst dürfen wir nicht angeln, aber laut den Schildern vor Ort ist das Spazierengehen und Angeln am Eingang und Ausgang des Kanals selbst erlaubt. Wieder einmal ist dies eine Stelle, die einem das Gefühl gibt, dass es hier für Raubfischangler etwas zu holen gibt. Nach einer halben Stunde ohne einen einzigen Biss fragen wir uns jedoch, inwieweit dieser Platz vom Frost erschlagen wurde. Wir können uns kaum vorstellen, dass es hier im Frühjahr, Sommer und Herbst keine schönen Zanderfänge gibt. Aber heute nützt das nicht mehr viel. Oder sagen wir: gar nichts.
Schlafende Pumpstation
Der nächste Halt auf unserer Route ist eine Pumpstation – theoretisch eine erstklassige Stelle. Da es aber seit Tagen nicht geregnet hat, sind die Pumpen nicht eingeschaltet. Nachdem wir das gesamte Gebiet akribisch mit unseren Ködern durchkämmt haben, ohne einen einzigen Biss zu bekommen, geht unsere Laune langsam in den Keller. Wir haben aber noch einige schöne Plätze an den Brücken bei Montfoort, Oudewater und Hekendorp vor uns. Dort stellen wir fest, dass die kanalisierte Hollandse IJssel auf dieser Strecke auch ein wenig tiefer ist, im Durchschnitt etwa 1,70 m.
Endlich Fangerfolg in toller Landschaft
Auch wenn die erhofften Fänge bislang ausbleiben, hat sich unsere kleine Tour landschaftlich umso mehr gelohnt. Es ist ein Genuss, abwechselnd malerische Dörfer und ländliche Hotspots zu sehen. Außerdem sind wir immer noch im Zeitplan, um rechtzeitig zum Ende des Nachmittags wieder an der Stelle des tiefen Seitensees zu sein.
Bereits nach wenigen Würfen an der ersten Brücke wird unsere Ausdauer belohnt – endlich bekommen wir die ersten Bisse. Doch es ist kein Zander, der sich meinen Shad geschnappt hat. Nach einem kurzen knackigen Drill kann Joran meinen Hecht keschern. Der Bann ist gebrochen. In der restlichen Zeit bis in die Dämmerung hinein fangen wir noch einen weiteren Hecht und auch ein paar Zander – zwar keine kapitalen, wie Joran sie bei einem früheren Trip fing, aber immerhin Zander. Es ist genug für heute, wir packen zusammen und machen uns auf den Heimweg.
Gerätekiste
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Revier kompakt: Hollandse IJssel
Die Hollandse IJssel ist ein 46 km langer Fluss in den niederländischen Provinzen Utrecht und Südholland. Sie beginnt bei Nieuwegein neben dem Lek und fließt über Gouda nach Krimpen aan den IJssel, einem Vorort von Rotterdam. Dort mündet sie in die Nieuwe Maas.
Die Hollandse IJssel fließt durch das „Grüne Herz“ Hollands, einem landwirtschaftlich geprägten Gebiet inmitten des Ballungsgebiets Randstad. Von Gouda bis zur Mündung in die Lek ist der Fluss dem Auf und Ab der Gezeiten ausgesetzt. Nach jahrelanger Vernachlässigung hat man Mitte der 90er-Jahre begonnen, den Fluss an seinem Unterlauf zu renaturieren. An ihrem kanalisierten Oberlauf zwischen IJsselstein und Montfoort sind die Ufer der Hollandse IJssel vielfältig mit Brücken verbunden. Hinter Montfoort ist die IJssel zwar immer noch kanalisiert, die Brücken werden aber weniger. Sie befinden sich in Oudewater, Hekendorp, Haastrecht und wieder mehrere Brücken in und um Gouda. Ab Gouda ist die IJssel ein schiffbarer Süßwasser-Gezeitenfluss.
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