Jerkbaits, Swimbaits, Spinner, Blinker, Gummifische, Twister … die Köderwände der Angelgeschäfte erschlagen einen schon fast mit der Fülle bunter Kunstwerke aus Plastik, Gummi und Metall. Da aber viele Kunstköder auch gute Hechtköder sind, fällt die Wahl nicht immer leicht. Neben der ganzen Palette an Kunstködern gibt es aber noch eine weitere gute Köder-Option beim Hechtangeln: Gemeint ist damit aber kein neu entwickelter moderner Kunstköder. Nein, es ist der einfache tote Köderfisch!
Und der kann nicht nur an einer Posen- oder Grundmontage präsentiert werden, sondern auch aktiv mit der Spinnrute geführt. Alles, was man dafür braucht, ist ein Köfi, ein Einzelhaken und ein Stinger-Drilling. Der Einzelhaken wird vorne von unten nach oben durch den Kopf gestochen, so dass die Spitze nach oben zeigt. Und der Drilling des Stingers wird seitlich in der Flanke fixiert. Diese Köderfisch-Montage ist also ganz einfach und zugleich enorm fängig. Besonders in der kälteren Jahreszeit ist sie sehr effektiv, weil der Köderfisch extrem langsam geführt wird und sich dadurch sehr lange im Sichtfeld des Hechtes befindet.
Bild: J. Müller
Gerade im kalten Wasser ist ein langsam geführter Köfi oft der absolute Bringer!
Bild: J. Müller
Auch dieser schöne Hecht ließ sich den Köderfisch schmecken, während Kunstköder an diesem Tag nicht zum Erfolg führten.
Montage und Gerät
Das beste an dieser Montage ist sicherlich ihre Einfachheit. Am besten fängt man sich im Vorfeld schon einen Köderfischvorrat, der dann in der Gefriertruhe aufbewahrt wird. Je kälter das Wasser, desto schwieriger der Köderfischfang. Und mit einem mitgebrachten Vorrat verschwendet man keine wertvolle Angelzeit, sondern kann sich direkt dem Zielfisch Hecht widmen. Bei den Ruten kommt gewöhnliches Hecht-Gerät zum Einsatz. An die geflochtene Hauptschnur (ca. 8-10 kg Tragkraft) kommt ein bissfestes Vorfach (Ob Stahl oder dickes Mono bzw. Fluorocabon ist Geschmackssache). Ans Ende des Vorfachs kommt ein Einhänger. Hier wird ein entsprechender Einzelhaken (Etwa Größe 1/0-3/0) und ein zur Ködergröße passender kurzer Stinger (Stahl ab ca. 10kg, Drilling etwa Größe 4) eingehängt.
Bild: J. Müller
Gefrorene Köderfische und ein paar vorgefertigte Stingerhaken. So kann es am Wasser gleich losgehen!
Der gezupfte Köfi im Praxiseinsatz
Das Besondere an der vorgestellten Montage ist, dass hier keine zusätzlichen Gewichte eingesetzt werden. Damit der Köderfisch gut absinkt, zersticht man idealerweise die Schwimmblase. Den Einzelhaken stechen Sie am besten durch die Schädeldecke des Köderfisches. Der Einzelhaken dient hauptsächlich dazu, den Köder zu fixieren, aber viele Hechte haken sich auch gut am Einzelhaken. Den Drilling am Stinger sticht man seitlich in der Flanke des Köderfisches ein. Schon ist die Montage einsatzbereit.
Bild: J. Müller
Die Montage ist simpel: An einem Hechtvorfach mit Einhänger hängt man einen Einzelhaken ein, der den Köderfisch durch die Schädeldecke gut fixiert. Seitlich bringt man einen Stinger-Haken an. Zusätzliche Gewichte sind in den meisten Fällen nicht notwendig.
Der Köfi sinkt sehr langsam, fast schon in Zeitlupe ab, wie ein sterbendes Fischchen. Werfen Sie den Köder direkt vor Strukturen, wie Bäume, Kanten, Schilf oder Krautfelder und lassen Sie ihn zunächst ruhig einige Sekunden lang absinken. Viele Bisse kommen bereits in der Absinkphase. Wenn der Köder ein Stück abgesunken ist, animieren Sie ihn mit ein paar kurzen Zupfern und vielleicht 1-2 Kurbelumdrehungen, bevor der Köder erstmal wieder eine Weile absinkt. Bisse verraten sich teils durch einen kräftigen Ruck, häufig aber auch dadurch, dass die Schnur sich plötzlich strafft, oder beginnt abzulaufen. Warten Sie einen Moment und setzen dann einen beherzten Anhieb. Da wir hier mit einem echten (und fressbaren) Köder angeln, muss, anders als bei Kunstködern nicht sofort angeschlagen werden. Die Fehlbissquote ist für gewöhnlich sehr niedrig und mit nur einem Einzelhaken und einem Drilling lassen sich kleinere Fische gegebenenfalls auch schnell und schonend wieder lösen.
Bild: J. Müller
Köfi geht immer: Dieser schöne Hecht hat sich den gezupften, unbeschwerten Köderfisch voll reingezogen!
Extratipps: So wird der Köfi noch besser
1. Experimentieren Sie mit UV-Drillingen
Bild: A. Pawlitzki
UV-Drillinge schaffen auf einfache Art Beißpunkte und bieten einen Zusatzreiz.
Damit der Köderfisch den Räubern noch besser ins Auge sticht, können kleine Zusatzreize kein Fehler sein. UV-Aktive Drillinge, statt gewöhnlicher Drillinge, schaffen auf einfache Art einen Beißpunkt, der dem Räuber das Anvisieren unseres Köders erleichtert. Das kann den einen oder anderen Zusatzfisch bringen und ist, insbesondere bei trüberem Wasser oder dunklen Wetter, immer einen Versuch wert.
2. Führen Sie den Stinger unter dem Kiemendeckel des Köderfisches hindurch
Bild: A. Pawlitzki
Besonders sauber und noch haltbarer wird die Montage, wenn Sie den Stinger unter dem Kiemendeckel des Köderfisches hindurch führen.
So wird die Montage „aufgeräumter“ und sieht sauberer aus. Nebenbei hält der Stinger so sicherer und der Köderfisch als Ganzes geht seltener verloren. Dabei kann eine Ködernadel das Hindurchführen des Stingers erleichtern.
3. Nicht zu hart
Bild: A. Pawlitzki
Brettharte Ruten sind für das Angeln mit dem gezupften Köfi nicht nötig – greifen Sie eher zu moderaten bzw. parabolischen Ruten, so fällt der Köder nicht so leicht beim Werfen ab.
Um Köderfische auswerfen zu können, ohne dass sie ständig abfliegen, sind brettharte Ruten eher weniger ideal. Greifen Sie ruhig zu eher parabolischen und nicht zu schweren Ruten. 60-80g Wurfgewicht genügt für die meisten Fälle, wenn nicht gerade extra große Köderfische zum Einsatz kommen.
4. Nutzen Sie auch die Schnur als Bissanzeiger
Bild: A. Pawlitzki
Die Schnur ist der beste und sensibelste Bissanzeiger beim Angeln mit dem gezupften Köderfisch.
Auch mit dem Köfi verraten sich Bisse an gestraffter Schnur durch ein Tock, oder ein Festhalten. Jedoch sind die Bisse nicht immer so derbe und können auch mal sehr sanft ausfallen. Achten Sie immer auf die Schnur, denn sie ist der sensibelste Bissanzeiger. Wenn ein Hecht den an lockerer Schnur absinkenden Köderfisch schnappt, strafft sich die lockere oder auf der Oberfläche treibende Schnur. Sie erkennen so jeden noch so feinen Biss und die bloße Schnur, ohne Pose o.Ä., bietet dem Raubfisch quasi keinen Widerstand. Der Fisch schöpft also keinen Verdacht. Manchmal bewegt sich die Schnur auch zur Seite oder erschlafft, wenn ein Hecht sich den Köderfisch gepackt hat – je nachdem in welche Richtung der Fisch schwimmt.
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