Die 6 besten Hechtköder: Jeder Raubfischangler sollte sie kennen!

In Angelläden und Katalogen findet man jede Menge interessante Hechtköder. Es gibt keinen guten oder schlechten Bait, denn jeder von ihnen hat spezielle Eigenschaften, der sie unter bestimmten Bedingungen zu tollen Fängern macht. Der holländische Kunstköder-Experte Robert-Paul Wolters gibt einen Überblick.

Wer die Eigenschaften seines Hechtköders kennt, kann ihn optimal anbieten. Foto: BLINKER/ Bertus Rozemeijer

Wer die Eigenschaften seines Hechtköders kennt, kann ihn optimal anbieten. Foto: BLINKER/ Bertus Rozemeijer

Wenn ich auf Messen oder an einem Tag der offenen Tür im Angelladen mit Hechtangel-Anfängern über verschiedene Hechtköder spreche, kommt es mir oft so vor, als ob die meisten von ihnen großen Wert auf Details legen. Ihnen geht es in erster Linie um besondere Farben oder Muster und darum, dass ein Köder möglichst realistisch aussehen sollte.

Ich bin jedoch davon überzeugt, dass andere Eigenschaften wie seine Tauchtiefe und ausgesandte Vibrationen viel wichtiger sind, um beim Hechtangeln regelmäßig Erfolg zu haben. Problematisch ist nur, dass man diese Eigenschaften nicht direkt sehen kann – weder am Köderregal noch im Katalog. Erst beim Praxiseinsatz am Gewässer oder in einem Wasserbecken kann man den wahren Charakter eines Kunstköders erkennen. Vorab kann ich Ihnen aber zumindest ein paar Tipps geben, die eine Auswahl vereinfachen.

Interessante Hechtköder in 6 Kategorien unterteilt

Es ist gut zu wissen, dass jeder von ihnen auf seine Weise ein prima Hechtköder ist. Der eine ist dabei nicht besser als der andere. Allerdings kann es sein, dass Hechte unter bestimmten Bedingungen eine größere Vorliebe für einen dieser Köder haben. Das ist aber auch abhängig von den (Un-)Möglichkeiten der Hechtköder. In der Praxis schaue ich immer zuerst auf die äußeren Bedingungen, bei denen ich angle und wähle dann meinen Köder. Manchmal liege auch ich daneben, aber dank Erfahrungen aus der Vergangenheit kommen solche Tage immer seltener vor. Hier werde ich versuchen, einen Überblick über den Einsatz der unterschiedlichen Hechtköder unter verschiedenen Umständen zu geben.

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  1. Spinner / Spinnerbaits

    Spinner zählen zu den Klassikern unter den Kunstködern. Und obwohl ihre Popularität etwas zurückgegangen ist, sind sie immer noch weit verbreitet. Mit ihnen ist das Angeln recht einfach: Das rotierende Spinnerblatt verursacht einen charakteristischen Widerstand, sodass der Angler über die Rute spüren kann, ob der Spinner gut arbeitet. Wenn er beim Einholen Dreck aufsammelt und das Spinnerblatt nicht mehr einwandfrei rotiert, dann merkt man es sofort. Darüber hinaus wirkt das drehende Blatt wie ein Lift, wodurch der Spinner dazu neigt, beim Einkurbeln nach oben aufzusteigen. Somit ist er ein idealer Hechtköder für flache Teiche, Seen und Polder.

    Vorteile:
    +
     viele verschiedene Modelle, Größen, Blattformen und Farben
    + sendet starke Vibrationen aus, selbst beim einfachen Einkurbeln in gleich­mäßigem Tempo
    + einfach oberflächennah zu führen, dabei oft gut sichtbar

    Nachteile:
    – Spinner können die Schnur verdrallen
    – begrenzte Einsatzmöglichkeit in tieferem Wasser
    – begrenzte Möglichkeiten bei der Köderführung (Aktion und Geschwindigkeit)

    Einsatzgebiete:
    Ideal für flache Gewässer. Eignet sich sowohl für stehende als auch fließende Gewässer.

    Ein Hecht an einem Spinnerbait. Dieser Bait ist ein aufreizender Hechtöder, der ordentlich Druck im Wasser macht. Foto

    Spinnerbaits machen im Wasser ordentlich Druck und machen die Hechte neugierig. Foto: BLINKER/ R.-P. Wolters

  2. Gummi­fische / Softbaits als Hechtköder

    In den letzten Jahren ist das Angeln mit Gummiködern, auch Softbaits genannt, äußerst populär geworden. Insbesondere die größeren Gummis kann man heutzutage in vielen Variationen kaufen. Shads und Twister sind oft hervorragende Hechtköder. Auch ich habe einige meiner größten Hechte mit einem Softbait gefangen. Seine Beliebtheit ist leicht zu erklären: Shads und Twister sehen oft schön aus. In ihnen können zahlreiche Details verarbeitet werden.

    Darüber hinaus fühlen sie sich weich an und werden vom Hecht beim Biss oft etwas länger festgehalten. Selbst nach einem Fehlbiss starten sie häufig eine neue Attacke. Und schließlich gibt es viele Arten von Gummiködern, die nicht schon von vornherein mit Bleikopf und Haken ausgestattet sind. So kann man den weichen Hechtköder optimal für seine Angelei präparieren – ob man nun oberflächennah oder aber in größeren Tiefen angeln will.

    Vorteile:

    + erhältlich in einer nahezu unendlichen Anzahl von Modellen und Varianten
    + Hechte halten einen Softbait oft etwas länger im Maul
    + breites Einsatzspektrum dank verschiedener Möglichkeiten des Anköderns

    Nachteile:

    begrenzte Lebensdauer
    relativ teuer
    aufgesammelter Schmutz wird nicht immer bemerkt
    Montage von Jigkopf, Haken und Stinger am Gummifisch ist sehr komplex und fällt nicht jedem leicht

    Einsatzgebiete:

    Gummifische sind in den unterschiedlichsten Situationen vielseitig einsetzbar und wunderbare Hechtköder. Auch bei der Köderpräsentation gibt es viele Möglichkeiten: In gleichmäßigem Tempo, mit ­Beschleunigungen oder mit Sprüngen – alles funktioniert. Im Sommer fische ich sie gerne unbeschwert über dem Kraut, im Herbst angle ich dichter am Grund und an den Kanten. Auch beim ­Schlepp­angeln sind sie tolle Hechtköder.

    Diesen Hecht konnte der Autor auf einen Gummifisch fangen. Foto: BLINKER/ R.-P. Wolters

    Dieser große Happen war für den Hecht kein Problem. Foto: BLINKER/ R.-P. Wolters

  3. Wobbler

    Wobbler sind eine der beliebtesten Kunstköderarten. Das Angeln mit ihnen ist recht einfach. Man muss nicht viel mehr machen, als sie in gleichmäßigem Tempo einzukurbeln. Vor allem die voluminöseren Wobbler vibrieren stark und sind deshalb sehr beliebt. Dicke, fast runde und „Shad“-förmige Wobbler, sogenannte Crankbaits fangen bereits, wenn man sie mit gleichbleibender Geschwindigkeit einholt. Die länglichen, schlanken oder leicht abgeflachten Modelle, die sogenannten Twitchbaits, kann man hingegen sehr variantenreich und mit Tempowechseln führen.

    Vorteile:

    + große Auswahl von Farben und Variationen
    + vielseitig einsetzbar
    + gute Hakquote
    + aufgesammelter Schmutz wird schnell bemerkt
    + sehr belastbar

    Nachteile:

    – empfindlich bei der Führung
    – begrenzte Möglichkeiten der Köderpräsentation, wenn man mit nur einem einzigen Wobbler-Modell angelt
    – anfällig bei Pflanzenwuchs und verschmutztem Gewässergrund

    Einsatzgebiete:

    Dank ihrer bekannten (oft auch aufgedruckten) Lauftiefe eignen sich Wobb­ler ideal zum Einsatz in Gewässern, von denen man die Struktur und Tiefe mehr oder weniger kennt. Ich verwende Wobbler am liebsten erst etwas später im Jahr ab September/Oktober, wenn der Pflanzenwuchs deutlich zurückgegangen ist.

    Wobbler haben au Hechte ein fast magische Anziehungskräfte. Von diesen Hechtködern gibt es zahlreiche unterschiedliche Formen und Modelle. Foto: BLINKER/ R.-P. Wolters

    Wobbler sind einfach zu führen und bringen zuverlässig Fische an den Haken. Foto: BLINKER/ R.-P. Wolters

  4. Jerkbaits

    Jerkbaits unterscheiden wir grob in drei Gruppen: Es gibt „Glider“, die sich beim Einholen abwechselnd von links nach rechts bewegen. Dann gibt es die sogenannten „Diver“. Sie tauchen auf Zug hin ab und steigen an lockerer Schnur wieder auf. Schließlich gibt es noch Jerks, die die Eigenschaften von Glidern und Divern vereinen. Diese Hybridformen tanzen wie ein betrunkener Fisch durchs Wasser. Für welchen Jerk man sich auch entscheidet, der Angler bestimmt, wie er ihn mit rhythmischen Bewegungen über die Rute zum Leben erweckt. Bis auf wenige Ausnahmen sind Jerkbaits daher nur für das Wurf­angeln geeignet, wobei die meisten relativ flach geführt werden. Nur wenige Jerks laufen tiefer als drei Meter.

    Vorteile:

    + Top-Köder für Tempowechseln
    + viele Formen und Farben
    + äußerst langlebig
    + spannendes Angeln auf Sicht

    Nachteile:

    – kommt nicht in tiefere Bereiche
    – fast nur beim Wurfangeln einsetzbar
    – schwierig gut zu fischen, jeder Jerk verlangt seinen eigenen Rhythmus

    Einsatzgebiete:

    Mit Jerkbaits kann man das ganze Jahr über fangen. Fischt man mit ihnen auf Sicht, kann man spekta­kuläre Bisse erleben. Am liebsten angle ich mit Jerks, wenn ich eine relativ kleine Stelle konsequent ausfischen will. Glider sind mein Favorit im Flachen. Mit den Hybridformen angle ich oft erst im Herbst an den Scharkanten, ab und zu auch im Winter. Im klaren Wasser steigen die Hechte manchmal aus der Tiefe auf, um einen gemächlich taumelden Jerk abzufangen.

    Jerkbaits lassen sich variantenreich führen und damit die Hefte aus der Reserve locken. Foto: BLINKER/ R.-P. Wolters

    Dieser Hecht konnte den verführerischen Laufverhalten des Jerekbaits nicht widerstehen. Foto: BLINKER/ R.-P. Wolters

  5. Swimbaits als Hechtköder

    Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Swimbaits: die mehrteiligen Modelle aus Holz oder Hartplastik sowie Swimbaits mit einem harten Kopf – mit oder ohne Tauchschaufel – und einem weichen Gummikörper. Beide haben eine sehr natür­liche Schwimmbewegung, mit der sie die Beutefische äußerst realistisch imitieren. Auch vom Aussehen her haben Swimbaits große Ähnlichkeit mit ihren natürlichen ­Vorbildern.

    Vorteile:

    + naturgetreu geformter Kunstköder
    + äußerst realistische Schwimmbewegungen
    + je nach Modell sehr gut zu werfen und/oder zu schleppen
    + modell­abhängig sowohl im Tiefen als auch im Flachen einsetzbar

    Nachteile:

    – (oft) sehr teuer
    – Modelle mit weichem Gummikörper halten nicht unendlich vielen Räuber­attacken stand

    Einsatzgebiete:

    Die meisten mehrteiligen Swimbaits laufen sehr flach. Selbst die Modelle, die schnell sinken, laufen selten tiefer als einen Meter. Auch wenn man mit ihnen sehr gut im Flachwasser schleppen kann, finde ich, dass man sie besonders gut werfend einsetzen kann. Durch das Variieren der Einholgeschwindigkeit kann man einen Swimbait sehr schön entlang an Pflanzen und anderen interessanten Stellen führen. Die Modelle mit Tauschschaufel gehen recht schnell auf eine bestimmte Tiefe und bleiben dort – ideal, um ab Herbst die Scharkanten beim Schleppen abzuangeln. Auf diese Weise habe ich einige meiner dicksten Hechte in den Wintermonaten mit großen Swimbaits gefangen.

    Mit diesem mehrteiligen Swimbait konnte der Autor diesen schönen Hecht fangen. Foto: BLINKER/ R.-P. Wolters

    Foto: BLINKER/ R.-P. Wolters

  6. Streamer

    Auch das Fliegenfischen auf Hecht funktioniert sehr gut. Und es ist erstaunlich, wie viele (große) Hechte dabei gefangen werden. Mit einem kleinen Bleigewicht als Beschwerung oder speziellen Spinnfliegen können auch Kunstköderangler von den Vorteilen ­dieser Köder profitieren. Streamer gibt es in unterschiedlichen Größen und aus den verschiedensten Materialien, wobei Fell, ­Federn und Kunstfasern am bekanntesten sind.

    Vorteile:

    + sehr langsame Präsentation möglich
    + dank des Einzelhakens oder eines geschützten Drillings auch gut in ­Gewässern mit starkem Pflanzenwuchs zu verwenden
    + „unbeschwerte“ Streamer lassen sich besonders leicht inhalieren, wodurch mehr Fische am Haken hängen bleiben

    Nachteile:

    – nicht immer leicht zu bekommen, oft individuell handgefertigt
    – nur begrenzt einsetzbar in tieferem Wasser

    Einsatzgebiete:

    Mit Streamern fische ich das ganze Jahr über. Wenn die Fische aktiv sind, dann sind Jerkbaits, Swimbaits oder Spinner sehr gute Köder. Aber wenn die Fische träge sind, dann hat man mit einem Streamer einen super Köder, der die Räuber doch noch zum Biss provozieren kann. Besonders in extremen Situationen, wie an heißen Sommertagen oder gerade in sehr kalten Wintern, können die äußerst langsamen Bewegungen eines Streamers manchmal für ein echtes Feuerwerk an der Rute sorgen.

    Streamer kommen bei Hechtenbesonders gut an. Foto: BLINKER/J. Radtke

    Streamer kommen bei Hechten besonders gut an. Foto: BLINKER/J. Radtke

    Wie Ihr sehen könnt, hat jeder Kunstködertyp seine Vor- und Nachteile. Trefft bei der Köderwahl bewusste Entscheidungen. Wenn Ihr Vertrauen in Euren Köder habt, angelt öfter und länger mit ihm. Dann werdet Ihr nicht zwangsläufig mehr Bisse bekommen, aber die Eigenschaften Eures Kunstköders noch besser kennenlernen.

Keine Angst vor großen Hechtködern!

Wenn Hechtangler nur zwei Kunstköder zur Auswahl haben, einen winzigen und einen großen, entscheiden sich die meisten für den kleinen. Sie glauben, dass auf einen 20, 23 oder sogar 25 Zentimeter langen „Oschi“ nur riesige Hechte möglich sind. Und da solche Fische ja nicht jeden Tag beißen, wird lieber mit dem kleinen Modell geangelt, damit man wenigstens überhaupt etwas fängt. Richtig: Wer sich beim Hechtangeln für einen 7 Zentimeter langen Wobbler entscheidet, wird mit Sicherheit mehr Bisse bekommen als derjenige, der mit einem 18 Zentimeter Köder angelt.

Schon alleine deshalb, weil die Chance auf Bisse von anderen Fischen wie Zandern, Barschen, Rapfen und Forellen deutlich größer ist. Und auf einen kleinen Wobbler kann natürlich auch jederzeit ein riesiger Hecht jenseits der Meter-Marke einsteigen. Beim Angeln in einem unbekannten Gewässer ist es daher ein goldrichtige Entscheidung, mit dem kleineren Hechtköder zu angeln. So lernt man den Fischbestand kennen und kann sich dann nach und nach ködermäßig auf die dominanteste Fischart einstellen.

Hechtköder XXL: Beim Hechtangeln braucht man sich von Gummiködern in XXL-Größe nicht abschrecken lassen. Foto: G. Schade

Beim Hechtangeln braucht man sich von Gummiködern in XXL-Größe nicht abschrecken lassen. Foto: G. Schade

Anders sieht die Sache aus, wenn das Gewässer und der Fischbestand bekannt sind. Wo Hechte die dominantesten Räuber sind, wäre es ein Fehler, mit zu kleinen Hechtködern zu angeln. Wie schon erwähnt können auch große Exemplare auf kleine Köder beißen, aber die Statistik beweist ganz eindeutig, dass beim Hechtangeln große Köder auch größere Fische bringen! Und bei einem 20 Zentimeter Köder braucht man sich keine Sorgen um das Risiko einer Null-Runde machen, weil – wenn überhaupt – nur große Hechte beißen.

Selbst für 50 bis 60 Zentimeter lange „Kleinhechte“ passen 20 Zentimeter lange Fische ins ganz normale Beuteschema. Beim Hechtangeln mit XL-Ködern ist es deshalb völlig normal, dass immer wieder auch Minihechte den Köder attackieren und teilweise sogar voll inhalieren.


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