Um es vorwegzunehmen: Die Grundel werden wir nicht mehr los! Die kleinen Fische sind Meister der Tarnung:
- Mit ihrer braunscheckigen Körperfärbung verschmelzen sie mit dem Gewässergrund.
- Dazu kommt, dass sie sich in den Steinschüttungen von Flussufern extrem gut verstecken können.
- Aber ein wesentliches Element ihres Erfolges ist die Brutpflege, die sie betreiben.
- Die Grundelweibchen legen zwischen April und September zwischen 350 und 1000 Eier, die anschließend vom Männchen bewacht werden.
- Die Jungtiere sind voll entwickelt.
- Für die Männchen ist der Job so stressig, dass sie nach der ersten Laichsaison sterben.
Sie fressen ziemlich alles, was ihnen vors Maul gerät. Dadurch werden sie zusätzlich zur direkten Gefahr für alle einheimischen Fische. Wie aber schafft es so ein kleiner Fisch, der zudem kein Meisterschwimmer ist, sich so extrem schnell auszubreiten? In unsere Breiten kam die Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus) über die „Donau-Schiene“ (Donau, Rhein-Main-Donau-Kanal, Rhein). Sie ist eigentlich ein sesshafter Fisch, und das darf man ruhig wörtlich nehmen, denn die Bauchflossen sind zu einem Saugnapf umgebildet, mit dem sie sich am Untergrund festheften kann. Wenn aber der Untergrund mobil ist – sprich: ein Schiff – dann wird aus dem sesshaften Fischen ein „Wanderfisch“. Und genau so ist es passiert: Angeheftet an Schiffsrümpfe oder im Ballastwasser hat die Schwarzmundgrundel nicht nur Mitteleuropa erobert, sondern gelangte auch bis in die großen Seen Nordamerikas.
Dabei wurde Deutschland von zwei Seiten in die Zange genommen: einerseits über die Donauschiene, andererseits von Polen aus über die Ostsee. Auch hier war es der internationale Schiffsverkehr, der der Grundel bei der Ausbreitung half. So kam die Grundel in die Gewässer (Oder, Elbe, Havel, Eider …), die nicht mit dem Rheinsystem in Verbindung stehen.
Sauberes Wasser – viele Grundeln
Als reine Bodenbewohner sind die Grundeln eigentlich sehr empfindliche Fische, die hohe Anforderungen an die Wasserqualität stellen und Verschlammung des Gewässergrundes gar nicht vertragen. Durch die europaweiten Anstrengungen, die Gewässer rein und für Fische durchgängig zu halten, kommt es nun zu einer paradoxen Situation: Es sind genau diese Anstrengungen, die der Ausbreitung der Grundeln Vorschub leisten, weil sie ihre Lebensbedingungen in den neuen Siedlungsräumen verbessern. Fische wie Zander, Welse, Barsche lieben Grundeln. Mittlerweile haben sie sich auf die Invasoren „eingeschossen“ und fressen sie auf, wo immer sie sie erwischen können.
Und es gibt eine Fischart, die geradezu prädestiniert ist, den Grundeln Einhalt zu gebieten: die Quappe! Sie ist, neben dem Aal, in der Lage, den Grundeln in ihre Verstecke zu folgen, und offensichtlich macht sie gezielt Jagd auf die kleinen Fische. Wie erfolgreich Quappen in der Grundelbekämpfung sein können, zeigte sich in den Großen Seen in den USA. Auch dort wurden Grundeln durch den internationalen Schiffsverkehr eingeschleppt und vermehrten sich dort unkontrolliert. Die Amis setzten dann massenhaft Quappen aus, und diese Fische reduzierten den Grundelbestand in nur 3 Jahren um 60 Prozent.
Was liegt also näher, als den Quappenbestand in unseren Gewässern entsprechend zu erhöhen. Das ist ohne negative ökologische Konsequenzen möglich: Die Quappe ist ein einheimischer Fisch, der früher nahezu überall mehr oder weniger häufig vorkam. Der Rückgang der Quappenbestände lag und liegt einzig an der Gewässerverbauung und -verschmutzung. Man lässt die Grundeln einfach von den Quappen auffressen.