Ich fische gerne viele neue Köder und Techniken, die unsere heimischen Fische vielleicht noch nicht kennen oder aber gleich mit einer Gefahr verbinden. Doch wenn wir mal ehrlich unsere eigene Angelei reflektieren, dann verschwinden einige vermeintlich neue Wunderköder genauso schnell wieder, wie sie auf dem Markt aufgetaucht sind. Doch ein Hecht-Köder, der schon mehr als ein ganzes Jahrhundert auf dem Buckel hat und noch heute die Wände aller Angelläden füllt, wird erstaunlicherweise kaum genannt. Dabei kann er so schlecht doch eigentlich gar nicht sein. Meine Gedanken kreisen dabei um den Blinker.
Mein Vater hat wie so viele andere Väter und Großväter damit schon erfolgreich auf Hecht gefischt und wenn ich ehrlich bin, fing ich in den letzten zwei Jahren viele meiner größten Hechte auf ein 9,5 Zentimeter langes, gebogenes Stück Metall. Also warum geben wir dem Blinker, einem echten Veteranen, heute nicht mehr den Platz in unseren Boxen, den er sich über mehr als ein Jahrhundert verdient hat?
Kompakt und wenig windanfällig: Der Blinker fliegt zum Hecht
Ich habe den Blinker durch die Schleppangelei für mich wiederentdeckt. Ich habe ihm über die Jahre viele Traumfische, wie Lachs, Seeforelle, Meerforelle und auch Hechte, zu verdanken. Nun kann man übers Schleppen denken, was man möchte. Man lernt dabei aber auch vieles über das klassische Wurfangeln und so dauerte es auch nicht lange, bis an einem schwierigen Tag ein neues Blinker-Modell den Weg an meinen Karabiner fand. Was vom ersten Wurf an positiv auffiel, war die immense Wurfweite.
Der Blinker ist kompakt, vergleichsweise schwer, hat kaum Windwiderstand und erreicht Distanzen, die mit einem Wobbler kaum machbar sind. So kann ich selbst an kleinen verwachsenen Angelstellen, an denen ich kaum Platz zum Werfen finde, noch auf erstaunliche Wurfweiten kommen. Dabei spielt die Windrichtung auf Grund der Form des Blinkers nur eine kleine Rolle.
Auf leisen Sohlen in die heiße Zone
Das Werfen allein ist natürlich noch kein Entscheidungskriterium für einen „Must Have“-Köder. Wer einen Blinker auf seine Reise in Richtung Horizont schickt, dem fällt vielleicht das sanfte Auftreffen auf der Oberfläche auf. Anders als ein laut aufklatschender Gummifisch kommt ein schmaler Blinker viel leiser in die Nähe der Räuber. Im Wasser angekommen, können wir den Blinker auf die gewünschte Lauftiefe absinken lassen. Doch sollte dieses erste Absinken stets an gestraffter Schnur erfolgen. Der klassische Blinker taumelt dabei von Seite zu Seite. Manche Modelle rotieren auch in Richtung Grund und nicht selten kommt hier schon der erste Biss.
Wie angelt man mit Blinker auf Hecht?
Der Blinker arbeitet jederzeit fängig für uns, egal ob wir ihn monoton einkurbeln oder immer wieder im Spinnstop absinken lassen. Fängig ist immer ein abwechslungsreicher Köderlauf mit kurzen „Sprints“ und Sinkphasen, um dem Raubfisch die Chance zu geben, sich den Blinker zu schnappen. Größtes Augenmerk sollten wir beim Angeln mit Blinker auf die Schnurdicke werfen. Fischen wir eine dicke geflochtene Schnur, sinkt der Köder schneller ab als die Schnur. In den Flechtungen der Schnur ist immer Luft, welche die Schnur auftreiben lässt. Ein eingekurbelter Blinker folgt der nach oben gerichteten Schnur und bleibt daher nicht konstant auf der Tiefe, in die wir ihn absinken lassen haben. Ein Lauf, parallel zum Grund oder knapp über dem Kraut, ist also mit einer dicken geflochtenen Schnur kaum möglich.
Wir können den Köder natürlich auch immer wieder absinken lassen und so gleichzeitig mehr Bisse produzieren, aber es erfordert schon eine Menge Gefühl, den Köder dabei nicht direkt im Kraut oder an Hindernissen zu versenken. Ein höheres Eigengewicht des Köders wäre eine Möglichkeit, jedoch laufen schwerere Blinker aus dickem Blech eher schwerfälliger als leichte dünnwandige Modelle. Fischen wir eine dünne, gut versiegelte, geflochtene Schnur läuft unser Köder eine Etage tiefer, aber den „Lifteffekt“ durch den Auftrieb können wir nie gänzlich abstellen. Wer seinen Köder schneller einholt, der fischt automatisch flacher als der Kollege, der nur sehr langsam einkurbelt.
Zusätzlich beeinflusst die Stellung der Rute die Lauftiefe des Köders. Eine Rute, die steil in Richtung Himmel zeigt, lässt den Köder nahe der Oberfläche arbeiten. Eine Rute, die senkrecht nach unten ins Wasser zeigt, lässt den Köder auch bis kurz vor unsere Füße in einiger Tiefe fängig umhertaumeln. Wir können also allein mit der Wahl unseres Gerätes die Lauftiefe eines Blinkers beeinflussen.
Das richtige Gerät für den Blinker
Ich fische beim gezielten Angeln mit Blinker auf Hecht gern lange Ruten von 2,70 oder gar 3 Meter Länge. Zum einen sorgt die Hebelkraft langer Ruten für eine gesteigerte Wurfweite, außerdem eignen sie sich als „Taktstock“ – ich kann die Lauftiefe sehr genau beeinflussen. Ich fische als Rolle ein normal übersetztes Modell, so dass ich auch langsame Einholgeschwindigkeiten gemütlich verwirklichen kann. Als Schnur fische ich ein hochwertiges mindestens 8-fach Geflecht mit entsprechender Versieglung und einer Tragkraft von etwa 10 Kilogramm.
Ans Ende des Geflechtes kommt ein Stück aus 10 Kilogramm tragendem Fluorocarbon. Dieses knote ich mit Hilfe eines Verbindungsknotens direkt an. Dieser Knoten hat für mich einige Vorteile. Zum einen ist Fluorocarbon für den Fisch kaum wahrnehmbar. Zum anderen ist das Geräusch des Knotens im Spitzenring für mich Warnung und Signal zugleich, dass mein Köder in halber Rutenlänge folgt. So laufe ich nicht Gefahr, wenn ich über tiefem Wasser die Rutenspitze tief ins Wasser halte, dass ich mir das Vorfach in den Spitzenring ziehe und diesen beschädige.
Bemerke ich während des Einkurbelns den Knoten am Spitzenring, so höre ich auf zu kurbeln und führe den Köder zu mir indem ich die Rutenspitze hochhebe. Ein Fisch, der dem Köder folgt, beißt oft genau in diesem Moment, da der Köder vorher gleichmäßig lief und nun auf einmal seine Flucht nach oben versucht. Bei einem Biss in diesem Moment bricht nicht gleich die Rute, da ich noch genügend Schnur zum Köder habe. An das Ende meiner Fluorocarbon-Schnur knüpfe ich mit Hilfe eines Albrightknotens eine Titanspitze von etwa 40 Zentimeter Länge. Der Blinker wird mit Hilfe eines starken Snaps am Vorfach eingeklinkt. Ich verzichte absichtlich auf jegliche Art von Tönnchenwirbel und Knotenlosverbinder.
Deshalb sollten Sie ihren Blinker nie zu schnell einkurbeln
Neben der richtigen Lauftiefe entscheidet auch die richtige Geschwindigkeit darüber, ob ein Angeltag erfolgreich wird. Wer schon mal mit Blinker auf Hecht geschleppt und sich den Lauf bei verschiedenen Geschwindigkeiten neben dem Boot angeschaut hat, der wird bemerkt haben, dass sich derselbe Blinker bei verschiedenen Geschwindigkeiten unterschiedlich verhält.
Allgemein lässt sich folgendes Laufmuster für alle Blinker festhalten:
- Bei langsamster Geschwindigkeit liegt der Blinker auf der flachen Seite und pendelt kaum merklich von links nach rechts.
- Werden wir etwas schneller, taumelt der Blinker gleichbleibend stark von links nach rechts. Der Köder dreht sich und wir sehen von oben betrachtet den „Rücken“ des Köders.
- Werden wir nun noch etwas schneller, läuft der Köder lebhaft taumelnd und bricht zeitweise sehr stark in alle Richtungen aus – eine Bewegung, die oft einen Beißreflex bei einem folgenden Räuber auslöst. Diese Geschwindigkeit ist die mit Abstand fängigste für den jeweiligen Blinker.
- Bei noch höherer Geschwindigkeit fängt der Blinker an unkontrolliert zu rotieren. Dieses Verhalten fängt keine Fische und beschädigt unsere Schnur, weil sie verdrallt.
Schon mal einen Blinker getwitcht?
Es ist entscheidend, die Einholgeschwindigkeit immer wieder zu verändern. Schnelle Passagen und langsame Momente können sich mit mehreren Spinnstops auf einem Wurf abwechseln. Durch das Durchbrechen der Monotonie beim Einholen läuft unser Blinker immer abwechslungsreich und mit vielen Ausschlägen in alle Richtungen. Wer in eine langsame Führung zwei kurze Twitches (also Schläge mit der Rutenspitze) einbaut, der schafft es auch, dass der Blinker (ähnlich einem Twitchbait) kurz aus seiner Bahn seitlich ausbricht, danach kurz abtaumelt um dann wieder dem Zug der Schnur zu folgt. Die Bisse können auf Blech zu jeder Zeit erfolgen.
Welcher Blinker für Hecht?
So viele Blinkermodelle zum Hechtangeln gibt es gar nicht (mehr). Der DAM Effzett ist ein fängiger Allrounder, auch der Blinker von Profi Blinker fängt super. Zum Schleppen eignen sich Perlmuttspangen, die auch für Seeforelle Verwendung finden. Man kann mit jedem Blinker einen Hecht fangen, denn viel wichtiger als die Ködermarke ist die Führungsart und -geschwindigkeit. Wer seinen Blinker in der richtigen Tiefe mit der richtigen Geschwindigkeit anbietet, der wird auf Dauer an allen Gewässern erfolgreich sein.
Der Blinker sendet eine natürliche, dem Räuber bekannte Druckwelle aus. Er spielt dem Räuber mit wenig Farbe eine leichte Beute vor und kommt noch dazu ohne Gerassel und Geklapper aus. Da es kaum noch Angler gibt, welche konzentriert mit Blech an unseren Gewässern ihr Glück versuchen, kennen auch an viel befischten Gewässern kaum Räuber das Bewegungsmuster von Blinkern und so fangen Sie mit Sicherheit auch heute immer noch kontinuierlich ihre Fische, genau wie zu Zeiten unserer Vorfahren.