Hechtangeln mit Swimbaits: Freiwasser-Taktik mit kapitalen Aussichten

Knallharter Biss, krumme Rute, kraftraubender Drill – der Fang eines kapitalen Hechts ist faszinierend. Robert-Paul Wolters hat im Winter eine Taktik für den Erfolg: Hechtangeln mit Swimbaits auf die vagabundierenden Räuber.

Der Hechtfang im Winter ist eigentlich gar nicht so kompliziert. Die Unterwasserpflanzen, die uns im Sommer und Herbst das Angeln häufig erschweren, sind abgestorben und der Weg zum Fisch ist frei. In flachen Gewässern wie Kanälen und Gräben beginnt jetzt die Top-Zeit für den Hechtfang. Das gleiche gilt für Häfen. Hier versammeln sich die Weißfische zu großen Schwärmen. Die Hechte folgen ihnen. Mein Angelfreund und ich jedoch suchen dann die kapitalen Raäuber beim Hechtangeln mit Swimbaits im Freiwasser – und das mit großem Erfolg.

Dieser Herausforderung stellten wir uns jedoch nicht ganz freiwillig, sie war eher aus der Not geboren. Viele der Häfen, in denen wir im Winter regelmäßig geangelt haben, wurden so stark von Anglern bevölkert, dass die Behörden reagierten und einige der bekanntesten und beliebtesten Plätze sperrten. Doch wir ließen uns nicht entmutigen, denn wir hatten bereits seit längerem die Vermutung, dass auch im Freiwasser noch genügend Fische schwimmen müssten. Nachteil im Winter ist, dass man im Gewässer nur wenige Anhaltspunkte findet, wo sich die Fische aufhalten und die Hechte eher verstreut stehen. Während man sich im Sommer an der Vegetation orientieren kann, erinnert der Gewässergrund nun eher an eine kahle Wüste. Wo sollen wir da nur mit der Suche beginnen?

Glücklicher Zufall beim Hechtangeln mit Swimbaits

Am Anfang haben wir uns vor allem auf die tieferen Gewässerbereiche konzentriert, an denen sich verschiedene Fischarten zu großen Schwärmen sammelten. Das Echolot zeigte, dass sich die Fische mitunter dicht am Grund aufhielten. Aber trotz größter Anstrengungen haben wir an diesen Stellen kaum Hechte gefangen. Es waren jedenfalls nie so viele, dass man zielgerichtet vorgehen konnte.

Auf die Lösung kamen wir eher zufällig, als wir den flacheren Bereichen eine Chance gaben. Hier hielten sich noch auffällig viele Weißfische und Barsche auf. Unter den verrottenden Überresten des sommerlichen Pflanzenwuchses scheint es hier für einige Arten immer noch ausreichend Nahrung zu geben, nach der sie suchen. Hinzu kommt, dass sich das flache Wasser schneller erwärmt und viele karpfenartige Fische gerne einen Vorgeschmack auf die Wintersonne nehmen. Und die Hechte? Selbstverständlich sind sie nicht weit entfernt.

Fangen an der Kante

Werfend kann man hier sicher einige Hechte fangen, aber die wirklich großen Fische bleiben oft aus. Die fetten Hechtdamen haben nun gern etwas mehr Wasser unter ihren Bäuchen. Sie halten sich häufig im Mittelwasser an der Grenze zu tieferen Bereichen auf. Für die Hecht-Großmütter ist es der perfekte Ausgangspunkt, um Weißfische und Barsche abzufangen. Wenn die Futterfische die flachen Bereiche aufsuchen oder vielmehr die tieferen Zonen verlassen, müssen sie die steile Kante passieren. Hier findet ein cleverer Hecht genügend Plätze, um sich optimal für eine erfolgreiche Jagd zu positionieren.

Weil es wichtig ist, den Köder konstant in einer Tiefe anzubieten, bevorzugen wir – dort, wo es erlaubt ist – das Schleppen. Dabei ist es möglich, die auf dem Köder angegebene Tauchtiefe zu erreichen und ihn vor allem auch dort zu halten. Das ist eine Voraussetzung für den Erfolg – und ein Grund dafür, warum das Wurfangeln jetzt weitaus weniger effektiv ist.

Zu dieser Jahreszeit schleppen wir bevorzugt mit großen Swimbaits mit Tauchschaufel, denn sie imitieren einen Beutefisch extrem realistisch und können leicht in der gewünschten Tiefe gehalten werden – je nach Modell und Entfernung zum Boot zwischen einem und vier Metern. In der Regel führe ich meine Köder gar nicht so tief, sondern lasse sie maximal bis auf Höhe der Kante abtauchen – selbst wenn ich in deutlich tieferen Bereichen angle.

Unser Köder sollte eine Beute imitieren, die sich in Richtung Flachwasser bewegt, dann aber wieder vom flachen ins tiefere Wasser schwimmt. Das gelingt am besten, wenn man kurvenförmig über die Kante hinwegfährt. Ich fahre die Kante im gleichmäßigen Tempo von rund vier Kilometern pro Stunde in sehr kleinen Winkeln ab. Wenn ich merke, dass ich über die Kante hinweg bin, steuere ich zurück in die tieferen Bereiche. Habe ich wieder die gewünschte Tiefe unterm Boot, fahre ich zurück ins Flache – und so weiter. Das Boot fährt mit jeder Richtungsänderung eine sanfte S-Kurve. Der Köder schwimmt dabei ständig vom Flachen ins Tiefe und wieder zurück.

Schwebende Verführer

Wenn unser Swimbait tiefer läuft als die flachste Stelle, kann es passieren, dass seine Drillinge Dreck vom Grund aufsammeln oder auch in der Hangkante hängenbleiben. Das wollen wir natürlich vermeiden. Angenommen die Hangkante ist auf einer Tiefe von zwei Metern, dann versuche ich, den Köder knapp darüber hinwegzuführen – sagen wir auf 1,80 Meter. Jetzt kann der Swimbait sowohl über tiefem als auch im flachen Wasser verführerisch spielen – ohne dass man einen Hänger befürchten muss.Wenn ich mit meinem Kumpel unterwegs bin, angeln wir mit vier Ruten jeweils mit flach laufenden Swimbaits. Die Ruten an der Flachwasserseite arbeiten in der Nähe der Böschungskante, während die Ruten an der tiefen Seite mehr den Freiwasserbereich abdecken. Dabei haben alle Köder eine sehr lebhafte Aktion. Durch das Schleppen in S-Form wird diese noch verstärkt, denn während der Köder in einer Innenkurve vorübergehend stoppt, wird er an der Außenseite beschleunigt. Vor allem schwebende Swimbaits, sogenannte Suspender, eignen sich ausgezeichnet für diese Technik.

 

ZITAT„Im Winter hat man nur wenige Anhaltspunkte. Die Hechte stehen eher verstreut.“

TOP-TIPPIch bevorzuge extreme Übergänge zwischen flachem und tiefem Wasser mit einer stark ausgeprägten Kante. Möglicherweise nutzt der Hecht diese Kante auch als Orientierung, um den großen Futterfisch-Schwärmen folgen zu können.“BU1Naturrealistisch…Moderne Swimbaits ähneln ihren natürlichen Vorbildern wie kaum ein anderer Köder. Vor allem im meist klaren Winterwasser sind die naturrealistischen Fisch-­Imitationen anderen Kunstködern deutlich überlegen. 2Pure Fangfreude!Robert-Paul Wolters hat wieder zugeschlagen und einen kapitalen Hecht mit großem Swimbait gefangen.3Kanibale.Hecht-Imitate stehen bei Robert-Paul Wolters hoch im Kurs – denn große Hechte sind Kannibalen.F

 

otos: R.-P. WoltersGARÄT-TIPPS1. Gerät: Klasse für viel MasseFür das Angeln mit großen Swimbaits braucht man Ausrüstung, die der starken Belastung standhält. Damit im Drill nichts schief geht, greift der Autor lieber zu kräftigerem Gerät. Da Robert-Paul Wolters mit stattlichen Swimbaits angelt, die größtenteils aus weichem Gummi – auf das die Großhechte beim Angriff herzhaft beißen – bestehen, sind eine kräftige Rute, Rolle und Schnur ein absolutes Muss. „Ich schäme mich nicht dafür, dass meine Ruten ein Wurfgewicht bis 200 Gramm haben und meine Schnüre 50 lbs. und mehr tragen. Ein starkes Vorfach mit einer Tragkraft von 100 lbs. komplettiert meine Ausrüstung. Das mag Ihnen vielleicht etwas übertrieben vorkommen, aber bedenken Sie bitte, dass wir gezielt auf kapitale Hechte angeln“, sagt der holländische Raubfisch-Experte.BU GERÄT 1Für das Angeln mit großen Swimbaits braucht man starkes Gerät.2. Fangtipp: Durchhalten, bis es „kracht“Der winterliche Hechtfang mit Swimbaits ist kein leichtes Unterfangen und gelingt nicht immer auf Anhieb. Es gibt viele Tage, in denen man vor Kälte zitternd im Boot kauert und vergeblich auf einen Biss wartet. So intensiv man auch angelt – manchmal soll es einfach nicht klappen. Zweifeln Sie in solchen Fällen aber vor allem nicht an sich selbst. Angeln ist eine Frage von Ausdauer und Beharrlichkeit. Sobald ein heftiger Biss kommt und ein Ungetüm von rund 20 Kilo an der Oberfläche auftaucht, sind die kalten Stunden schnell vergessen! Sie tun gut daran, solch kapitale Fische respektvoll zu behandeln. Ein einzelner Fisch kann eine ganze Generation Hecht-Nachwuchs hervorbringen. Gehen wir also sorgsam mit ihnen um und entlassen sie schnell wieder in die Freiheit.BU GERÄT 2Ausdauer zahlt sich aus und wird mit tollen Fängen belohnt.3. Ködervarianten: Mit der Tauchschaufel auf TiefgangSwimbaits kann man grob in zwei Typen unterscheiden. Da gibt es zum einen die mehrteiligen Hartplastikköder wie die „BBZ“-Serie von Spro, den „Multi Bass“ und „Multi Trout“ von ITT, den „Swimpike“ von Biwaa und handgebaute Schmuckstücke wie beispielsweise von Lucky Lures. Zum anderen gibt es die Gummi-Varianten. Sie besitzen häufig einen Kopf aus Hartplastik mit einer Tauchschaufel. Das sind zum Beispiel Klassiker wie der „Shad Clone“ und Storms „Kickin’ Minnow“ sowie neuere Modelle von Westin wie „Mike the Pike“ und „Tommy the Trout“. Der Autor bevorzugt Swimbaits aus der zweiten Gruppe, weil sie dank ihrer Tauchschaufel leichter in der gewünschten Tiefe gehalten werden können. Je nach Modell und Entfernung zum Angler kann man sie zwischen einem und vier Metern Tiefe führen.BU GERÄT 3Swimbaits mit Tauchschaufel kommen auf Tiefe.4. KöderDetails: Nah an der RealitätGroße Swimbaits sind wahre Kunstwerke. Sie haben die Eigenschaft, einen Beutefisch mit ihrem Aussehen und der Silhouette genau zu imitieren. Einige Swimbaits besitzen sogar Gummiflossen, die den Köder noch realistischer erscheinen lassen. Im oft klaren kalten Winterwasser ist dies sicher ein Vorteil, wenn man es auf erfahrene Hecht-Omas abgesehen hat. Viele Hechte kennen sicher schon den einen oder anderen Kunstköder – und erwarten Sie bitte nicht, dass sie immer wieder auf ein und denselben Trick reinfallen.BU GERÄT 4Moderne Swimbaits sind echte Kunstwerke, die sich kaum noch von ihren natürlichen Vorbildern unterscheiden lassen. . Fotos: S. Halletz (2)/ R.-P. Wolters

 

Swimbaits sind die Geheimwaffen der Hechtangler – in unserem Video der Woche, zeigt euch Fynn Krause, wie man diese Köder fängig serviert!

Vielseitig einsetzbar!

Swimbaits haben durch ihren Körperbau ein extrem fischähnliches Laufverhalten – beim Einholen schlängeln sie sich förmlich unter der Wasseroberfläche entlang. Es gibt sowohl Modelle mit Tauchschaufel, als auch ohne. http://www.youtube.com/watch?v=3tiHbyPRz_8&noredirect=1 Die Tauchschaufel bestimmt nicht nur die Lauftiefe des Köders, sondern auch das Laufverhalten – so haben Swimbaits mit einer Tauchschaufel, ein viel ausgeprägteres Laufverhalten, als Segment-Wobbler ohne Tauchschaufeln!

Jetzt kommentieren: Wie führt ihr euere Swimbaits?

Swimbait-Technik: Der Schlüssel zum Erfolg Barsch-Abräumer: Gummi-Swimbaits für dicke Barsche!


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