Alle Jahre wieder in der kalten Jahreszeit kann man ein interessantes Verhalten unter den Anglern beobachten: Die Anglerschar trennt sich in zwei Lager. Die einen motten ihr Tackle ein, sortieren ihre Köder im Keller und bereiten alles für die kommende Saison vor. Man erkennt diesen Typ Angler im Frühjahr, wenn es wieder warm wird, an seinem penibel gesäuberten und gepflegten Angelzeug, an dem alles perfekt ist. Die Drillinge sind gewechselt, Ringe neu gebunden und so weiter. Diese Sorte Angler ist oft einfach zu bequem, um sich bei kaltem Wetter die Zeit am Wasser um die Ohren zu schlagen.
Vielfach wird von diesen Leuten die Meinung verbreitet: Es beißt ja eh nichts. Die allerschönste Ausrede, die ich dazu hörte, war aber, dass speziell beim Hechtangeln im Winter die Zähne ausfallen und sie deshalb das Fressen einstellen, bis sich im Mai neue gebildet haben. Natürlich widersprach ich dem Angler nicht. Wer sich bis hierher nicht selbst wiedererkannt hat, darf gern weiterlesen. Dann gehört ihr nämlich genau wie ich – zu der Gruppe von Anglern, die sich auch im Winter an unsere Gewässer aufmachen und ihrem Hobby aktiv nachgehen. Dezember, Februar oder März: irgendwas geht immer! Die Fische sind die gleichen wie zur warmen Jahreszeit. Nur die Spielregeln haben sich geändert. Besonders bei der Auswahl der richtigen Hechtköder im Winter setzte ich auf einen ganz speziellen Köder: den Suspender-Wobbler. Ihn kann ich so flexibel fischen, und ihn an die vorherschende Situation anpassen.
Hechtköder im Winter: Aufhören, wenns friert?
Viele Angler hören auf, wenn die Seen langsam zufrieren. Aber auf die Seen habe ich es gar nicht abgesehen. Mein Hauptaugenmerk richtet sich in der kalten Jahreszeit auf kleine, oft übersehene bzw. nicht beachtete Flüsse und Gräben, welche vielleicht noch mit einem See verbunden sind. Eine leichte Strömung verzögert den Zeitpunkt des Zufrierens hier bzw. öffnet sie im Frühjahr eher, so dass das Eis mich nicht mehr vom Angeln abhalten kann.
Aber was macht diese kleinen Gewässer außerdem für mich so interessant? Zum einen ihre Größe. Sie sind überschaubar, was die Spotsuche für uns stark vereinfacht. Auch wenn Petrus uns vor dem Angeln an solchen Gräben meist lange Märsche abverlangt, sollten wir uns darüber nicht ärgern, sondern freuen. Denn zum einen hält es uns warm und zum anderen verlassen wir die ausgetretenen Pfade anderer Angler. Unser Motto muss sein: Kommt der Fisch nicht zu mir, muss ich zum Fisch! Und die Fische verlassen den Fluss nicht unbedingt bzw. können ihn gar nicht verlassen! Die Fische sammeln sich aber an bestimmten Spots, die sich von Gewässer zu Gewässer unterscheiden.
Spots erkennen
Wie sehen solche Spots aus? Der Angler muss sich darüber im Klaren sein, dass gerade in der kalten Zeit des Jahres weite Bereiche des Gewässers fischleer sind. Der gesamte Fisch sammelt sich an wenigen, prägnanten Punkten zu einer großen Dichte. Und allgemein gesagt sind das alle Plätze, die Abwechslung in den Flussverlauf bringen. Hat man diese Spots lokalisiert, können Sternstunden winken.
Meist sind es die tiefsten Stellen, die ich zuerst aufsuche. Warum? Ganz einfach: Auch Fische müssen mit ihren Kräften haushalten, das gilt vor allem im Winter. Da kommen strömungsberuhigte Bereiche gerade recht. Offensichtliche Spots sind dabei Gumpen und Kurven. Auch hinter Hindernissen bricht sich die Strömung und bildet einen Einstand, genauso wie in Mündungsbereichen von Nebengewässern. Meist wird der beste Einstand auch von den stärksten Fischen besetzt. Aber auch schon eine unscheinbare Rinne, quasi nur eine kleine Unterbrechung in der Monotonie des Gewässers, kann mitunter eine gewichtige Überraschung beinhalten. Vor zwei Jahren schenkte uns genau so eine Rinne die zwei größten Barsche der Saison. Wahrscheinlich entflohen sie dem Strömungsdruck und wurden dort von allen Anglern übersehen. Erst ein Wobbler holte sie ans Licht. Bei solchen Mikro-Spots zahlt sich die möglichst genaue Gewässerkenntnis schnell aus.
Aspekt: Einsamkeit
Ein weiterer, für mich noch wichtigerer Aspekt ist die Einsamkeit am Gewässer. Ich kann kilometerweit am Gewässer entlangwandern, ohne auch nur einen einzigen Angler zu treffen. Die Fische sehen dadurch übertrieben ausgedrückt nicht mehr täglich Köder an sich vorbeiflitzen und sind dadurch weniger misstrauisch.
Aber das für mich entscheidendste Argument ist die Wassertiefe: Die meisten von mir befischten Gräben, Fließe und Kleinstflüsse sind flach und bringen es an den tiefsten Stellen auf maximal 2,5 Meter Tiefe. Das ist ideal für mich und meine geliebten Hardbaits, die sonst zu einem langen Winterschlaf verdammt wären. Außerdem genügen in solchen flachen Gewässern ein paar wärmende Sonnenstrahlen an einem freundlichen Tag bereits, um die Fische auf Touren zu bringen Wenn ich an einem Winter- oder Vorfrühlingstag ans Gewässer gehe, begleitet mich immer nur eine Handvoll Modelle, die genau diesen Tiefenbereich abdecken. Es handelt sich dabei um Suspender in Minnow-Form zu deutsch: schlanke Schweb-Wobbler. Diese kann ich an den vermeintlichen Spots sehr langsam und natürlich präsentieren. Es ist fast, als wenn man Geschenke an die Räuber verteilt. Ich kann dabei jeden Zentimeter genau ausfischen und unentschlossene oder kältestarre Fische durch die besonders langsame Präsentation regelrecht zum Biss überreden. Das ist wichtig, um überhaupt Erfolg zu haben.
Anders als im Sommer kann man auf Aggressionsbisse und Revierverteidigung jetzt meist nicht setzen. Wenn sich ein Fisch im kalten Wasser bewegt, dann möchte er Beute machen. Ich konnte an kleinen Spots schon mehrere Fische in unterschiedlichen Größen hintereinander verhaften. Es schien fast, als herrsche in der Zeit zwischen Weihnachten und Frühjahr eine Art Waffenstillstand unter Wasser. Nur ein Köder, der das Maximum an Zeit fängig an einem Spot verbringt, hat überhaupt eine Chance, attackiert zu werden. Deshalb biete ich meinen Köder auch ausdauernder als sonst mit mehreren Würfen aus unterschiedlichen Winkeln an. Dabei kann es passieren, dass mir erst der 30. Wurf den Fisch bringt. Auch bekomme ich im Winter von einem Fisch meist nur eine Chance, danach ist der Fisch kaum mehr zu einer zweiten oder gar dritten Attacke zu verführen.
Rollende Flanken reizen
Aber wie muss der Köder nun laufen? Köder, die in Rennfahrermanier durchs Gewässer rasen, fallen genauso aus wie hart getwitchte Wobbler, die meterweit durchs Gewässer jagen. Es kann passieren, dass man damit eher Fische vergrämt als fängt. Zum Glück haben die von mir verwendeten Minnows nicht nur eine Wobbling-Aktion, sondern auch eine Rolling-Action und genau auf die kommt es an. Es reicht aus, wenn der Wobbler, fast auf der Stelle stehend, einmal seine komplette Breitseite zeigt; eben genau wie das natürliche Vorbild auch. Dazu stelle man sich einfach einen Weißfischschwarm vor. Die Fische bilden einen dichten Schwarm und einzelne Fische rollen zur Seite. Wir sehen dann meist nur ein Blitzen der Seite, der Raubfisch sieht aber viele Lichtreflektionen und kann seine Beute nicht genau taxieren. Unser Wobbler macht das auch, steht aber außerhalb eines schützenden Schwarms und fällt durch diese an sich natürliche Bewegung auf. Der Räuber kann die Beute taxieren und packen, soweit die Theorie. In der Praxis bringt mir diese Bewegung dann auch tatsächlich die meisten Fische.
Und wie eingangs erwähnt, hilft mir dabei vor allem die Eigenschaft des Suspenders: Der Wobbler bleibt genau auf der Tiefe wo er auch vorher spielte. Das Abrollen des Köders erreiche ich durch zarte Zupfer in die lose Schnur. Am besten probiert man das vor seinen Füßen aus. Wer seine Würfe so konzentriert ausfischt, der kann natürlich keine großen Abschnitte schnell abfischen und genau das unterscheidet die unsere jetzige Taktik vom Kilometermachen im Sommer. Im Winter kommt es mit der Anzahl der Würfe nicht auf Quantität an, sondern auf Qualität. Der Angler muss sich vorher Gedanken machen, wo die Fische stehen.
Perfektes Gerät für den Hechtköder im Winter
Im Winter lege ich großen Wert auf Perfektion, in Bezug auf die Geräteabstimmung. Als Rute fische ich persönlich einen Carrot-Stick mit einer fast-taper Action und einem Wurfgewicht von etwa einer Unze. Ich rate euch auch zu straffen und schnellen Ruten, da damit die gewünschte Aktion beim Köder ankommt, ohne dass der Blank gleich alles schluckt. Als Schnur kommt für mich auch im Winter nur eine geflochtene Schnur auf die Rolle. Wer Probleme mit gefrorenen Schnüren hat, kann auf einige Mittel wie Vaseline, Silikon-Spray oder Pflegespray auf Alkoholbasis zurückgreifen, um die Schnur wasserabweisend zu machen.
Bei den Einhängern ist eigentlich nur zu beachten, dass sie auch bei Kälte und vielleicht mit Handschuhen noch zu bedienen sein sollten. Außerdem sollten sie unauffällig sein und nicht zu grob, um den Suspender nicht mit ihrem Eigengewicht aus der Balance zu bringen. Als Wobbler kommen der Illex Squirrel 76 SP, sowie der Illex Arnaud 110F, der Megabass Flap Slap, der Illex Deka Hamakuru SP, Hart Gummy, sowie der Raptor zum Einsatz und nicht zu vergessen der Ima Flit. Allesamt haben sehr gute Rolling-Eigenschaften, wenn man sie dezent twitcht. Bei den Ködern sind für mich die Optik und der Lauf wichtiger als der Sound. Zu laute Köder vermeide ich im kalten Wasser. Der aggressive Sound passt nicht zum gedrosselten Temperament der Räuber. Den leisen Ködern vertraue ich jetzt mehr und das ist wiederum fangentscheidend, wenn ich mal wieder in die Heimat fahre und allein auf weiter Flur die kleinen Gewässer beangle. Ohne Vertrauen kein Erfolg!
Tipps für den optimalen Hechtköder im Winter
Kleingedrucktes beachten!
Bevor Ihr Euch einen Wobbler kauft, schaut genau auf den Köder. Oftmals verraten kleingedruckte Buchstaben die Eigenschaften dieser Köder!
Kleinteile klein halten!
Beim Hechtangeln mit Suspendern solltet Ihr euch wirklich Gedanken über die Wahl Eurer Kleinteile und Stahlvorfächer machen! Zu schwere Teile bringen die Köder zum Sinken!
Fluorocarbon-Vorfach!
Als Vorfach kommt im Winter und Vorfrühling nur dickes Fluorocarbon zum Einsatz. Dick fängt bei mir bei 0,88mm an. Dieses Material verbindet für mich zwei Vorteile. Zum einen bündelt Fluorocarbon kaum Licht und ist durch einen Lichtbrechungskoeffizienten fast wie Wasser nahezu unsichtbar. Zum anderen ist es deutlich schwerer als Wasser und sinkt.
Mit diesem Material kann ich einer ganz bestimmten Eigenschaft von Suspendern in kaltem Wasser entgegenwirken: Suspender sind auf einen individuellen Temperaturbereich geeicht. Viele Anbieter schreiben den Temperaturbereich auf die Packung. Wenn die aktuelle Wassertemperatur den optimalen Temperaturbereich des Suspenders unterschreitet, werden die Hightech-Wobbler zu Floatern. Das Fluorocarbon mit seiner Eigenschwere wirkt dem entgegen und kompensiert den Auftrieb der Wobbler. Dadurch können wir den Wobbler doch wieder schwebend anbieten und sehr lange fängig auf einer Tiefe führen.