Kunstköder: Der Schüttler

Chatterbaits scheinen auf den ersten, flüchtigen Blick Jigs zu sein. Das Besondere ist jedoch die vorgeschaltete Blechschaufel, die den Jig beim Einholen in eine aggressiv schüttelnde Aktion versetzt.

Es gibt einen eigenartigen Jig aus Übersee, der mit einem vorgeschalteten Metallschild zu einem Schüttelköder weiterentwickelt wurde. Stefan Tiedemann ist von diesem ungewöhnlichen Kunstköder vollauf überzeugt.

Allmonatlich grüßt ein neuer Köder aus Übersee. Kürzlich waren es ein paar Chatterbaits von FishArrow. Es handelt sich hierbei um eine Art Fransenjig, bei dem in der Einhängeöse ein gekrümmtes Metallschild in Trapezform vorgeschaltet ist.

Chatterbaits scheinen auf den ersten, flüchtigen Blick Jigs zu sein. Das Besondere ist jedoch die vorgeschaltete Blechschaufel, die den Jig beim Einholen in eine aggressiv schüttelnde Aktion versetzt.

Aufmerksam geworden bin ich auf den Köder, weil der amerikanische Profi-Angler Bryan Thrift damit ein ganzes Schwarzbarsch-Turnier für sich entscheiden konnte. Es waren ziemlich raue Bedingungen auf dem See bei diesem Turnier, und das Wasser war zudem extrem angetrübt. Der Chatterbait war perfekt für diese Situation geeignet, denn er provozierte durch seine starken Druckwellen und Reflektionen trotzdem noch Attacken von den relativ passiven Fischen. Hinzu kam die Tatsache, dass der Köder zuvor noch von niemandem gefischt worden war. Dementsprechend war es ein total neues Bewegungsmuster und ein völlig neuer Köder für die Fische, die in so einem Wettkampfgewässer im Laufe ihres Lebens schon eine Menge Kunstköder zu Gesicht bekommen hatten.

Ähnlichkeit zu Spinnerbaits

Der Köder scheint dem Spinnerbait sehr ähnlich zu sein, und der ein oder andere wird sicherlich denken: Wozu das Ganze dann? Die Frage ist durchaus berechtigt. Der Vorteil des Chatterbaits liegt klar in der größeren Wurfweite im Vergleich zum Spinnerbait, da er viel kompakter gebaut ist und so einen geringeren Luftwiderstand hat. Außerdem kann man einen Chatterbait auch einmal ein wenig über die Wasseroberfläche hüpfen lassen, was mitunter gar nicht so verkehrt ist, wenn man die Fische unter einem Steg vermutet. Diese Tatsachen offenbaren nun auch das Einsatzgebiet. Chatterbaits sind hervorragend geeignet, große Gewässerflächen abzusuchen. Spinnerbaits sind eher für die Verwendung im Holz und Gras konzipiert, wo es nicht zwangsläufig auf Wurfweite ankommt. Der Chatterbait hat gegenüber dem Spinnerbait den Nachteil, dass er keinen Weedguard oder Drahtbügel besitzt, der ihn vor ungeliebten Hängern oder vor dem Einsammeln von Kraut schützt. Dafür bekommt man allerdings einen widerstandsfähigeren Köder, bei dem man nicht nach jedem Fisch den Drahtbügel wieder herrichten muss.

Vorteil: Aggressive Aktion

Ein mittlerweile nicht mehr zu unterschätzender Vorteil ist die spezielle Aktion, die von dieser Art von Ködern ausgeht. Die umgedrehte Tauchschaufel vor dem Jig beginnt sich bei Zug schüttelnd hin und her zu werfen. Chatterbait bedeutet Schüttelköder. Durch diese Bewegungen versetzt das Metallschild den Jig dahinter in wobbelnde Aktion. Um den Jig noch fängiger zu machen, sollte man auf den Jighaken einen Zusatzköder als Trailer stecken. Im Wasser stellt das Ganze dann einen Mix aus den Reflektionen eines Spinnerbaits, dem Profil eines Jigs und der Aktion eines Crankbaits dar.

Hechte reagieren sehr gut auf die aggressive Aktion des Chatterbaits. Selbst bessere Fische fassen zu!

Bei den Zusatzködern kann man eine Menge herumexperimentieren. Jede Art von Softbait ist möglich: Schaufelschwanzgummifisch, No-Action-Shad, Wurm-Imitat oder Gummikrebs. Ich bevorzuge Gummis ohne Aktion, da ich bei einer variablen Köderführung den Köder besser ausbrechen lassen kann. Bei Schaufelschwanzgummis wird der Lauf zu geradlinig. Außerdem ist man auf die Vibrationen eines Schaufelschwanzes gar nicht angewiesen, weil das kleine Metallschild am Jig genügend davon produziert. Dazu kommen dann noch die Lichtreflektionen am Metall, mit denen dann auch noch der letzte Faulpelz zum Zubeißen animiert wird.

Starker Angeldruck

In den stehenden Gewässern, in denen ich den Köder bevorzugt einsetze, gibt es mittlerweile einen immer stärker werdenden Angeldruck. Früher angelte die ältere Generation noch mit ihren Blinkern und ich fing mit meinen Wobblern. Nach und nach haben die anderen Angler jedoch gesehen, was mit modernen Hardbaits möglich ist, und sie begannen ebenfalls mit Wobblern zu fischen. Nach nur zwei Jahren waren die Fische so misstrauisch den Plastikteilen gegenüber, dass ich umdenken musste. Ich begann nun mit Spinnerbaits zu fischen. Die Gewässersituation, bei der die Fische ausschließlich über großen „Unterwasserwiesen“ standen, machte diese Köder zur perfekten Waffe. Doch nach kurzer Zeit widerholte sich das Szenario mit den Wobblern auch bei den Spinnerbaits: Die alte Generation fing auf einmal an, ebenfalls mit Spinnerbaits zu fischen, und die Fische wurden wieder vorsichtiger.

Wenn man den Chatterbait bis in Grundnähe durchsacken lässt, sprechen auch Zander auf diesen Köder gut an.

Tja, und in diesem Jahr bin ich nun bei den Chatterbaits gelandet, denen ich mittlerweile eine Menge Fische zu verdanken habe. Obwohl dieser Köder dem Spinnerbait sehr ähnlich ist, erzeugt er andere Vibrationen und einen nicht so runden Lauf, wie es der Vorgänger tat. Beim einfachen Einholen muss man lediglich eine leicht jiggende Bewegung einstreuen, damit der Köder seitlich ausbricht. Das unregelmäßige Jiggen beim Einholen kombiniere ich dann noch mit kurzen Spinnstopps, in denen ich den Chatterbait kurz durchsacken lasse, um ihn dann wieder zu beschleunigen.

Variable Tiefen

Generell kann man diesen Köder sehr variabel fischen, sowohl kurz unter der Oberfläche als auch jiggend in Tiefen, in denen nicht zwangsläufig mit Hängern zu rechnen ist. Einfach wie einen normalen Gummifisch animieren, dann wird sich der erste Erfolg bald einstellen. Damit kommen wir zur Fängigkeit: Da die Köder weder besonders klein noch besonders groß sind, eignen sie sich hervorragend für die Angelei auf Hecht und Zander, wobei auch der ein oder andere Barsch nicht abgeneigt sein dürfte. Da die Köder sehr einfach zu fischen sind, wird jeder schnell zu seinem Fisch kommen und Spaß damit haben.

Top bei Kaltfront

Ein paar Besonderheiten sollte man allerdings noch beachten, um den ein oder anderen Bonusfisch an den Haken zu kriegen. Das Wetter bestimmt nämlich auch bei diesen Ködern den Einsatz. Bei wärmeren Wassertemperaturen kommen die schwereren Modelle mit einem größeren Trailer zum Einsatz. Diese werden dann sehr zügig angeboten. Im kälteren Wasser wird dann ein wenig kleiner, leichter und auch langsamer gefischt.

In der warmen Jahreszeit fischt man schwere Chatterbaits recht zügig, in der kalten Jahreszeit sollten leichte Modelle eingesetzt und langsamer gefischt werden. Wer sich daran hält, fängt mit ihnen ganzjährig.

Übrigens hat sich gezeigt, dass das Angeln mit Chatterbaits mitten in einer Kaltfront extrem gut funktioniert. Bei solch einer Wettersituation gab es keinen anderen Köder, der ihm auch nur annähernd das Wasser reichen konnte – und es gab wirklich eine Menge, die es versucht haben… Bei mir haben sich die Chatterbaits mittlerweile fest in meinen Boxen etablieren können und noch kann ich mich darauf verlassen, dass die wenigsten Fische diesen Köder bereits gesehen haben. Dementsprechend einfach fange ich damit meine Fische. Mal schauen, wie lange das noch so bleibt und wann ich mir wieder etwas Neues suchen muss…


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