Spinner gibt es wie Sand am Meer! Genauso umfassend wie die Produktpalette die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten. Miniaturausführungen, die wir anknoten wenn es gilt kleinste Beutetiere zu imitieren sowie „echte Mahlzeiten“, die auch den kapitalsten Schuppenträger aus der Reserve locken.
Flach laufende Propeller für die Uferregionen und seichten Gewässerabschnitte, Schwergewichte zum Absuchen tiefer gelegener Unterstände, Spezialkonstruktionen für den Einsatz an der Oberfläche und im Kraut. Kennzeichen aller Exemplare ist das rotierende Spinnerblatt. Mal als Einzelstück, mal als Paar montiert. Das eine spitz zulaufend, das andere eher löffelförmig. Gemeinsamer Nenner: Über Druckwellen das Seitenlinienorgan der Räuber ansprechen und auch unter schlechten Sichtbedingungen sowie über größere Distanz Aufmerksamkeit wecken.
Das Spinnerblatt wird meistens mittels eines Rotationsbügel auf einer Achse montiert. Sinnvollerweise besteht diese Achse aus nicht rostendem Edelstahl. Die Bügel sollten mit ausreichendem Spielraum eine einwandfreie Rotation gewährleisten. Eigentlich Selbstverständlichkeiten, die Praxis belehrt uns jedoch immer wieder eines Besseren. Häufig folgen nun eine oder mehrere Perlen, die Reibungen vermindern oder als massive Metallausführungen zusätzliches Gewicht schaffen sollen. Für teilweise zentimeterlange Perlenanordnungen habe ich keine logische Erklärung. Die eigentliche Beschwerung erfolgt zumeist durch sogenannte Achskörper. Zumeist aus Messing hergestellt werden diese Beschwerungen mit glatter oder rauher Oberfläche, verschiedentlich auch mit integrierten Geräuschkugeln und Kammern zur Aufnahme von Duftstoffen montiert. Neben dem Faktor „Gewicht“ soll dadurch zusätzlich, mehr oder weniger feststellbar, die Reizwirkung des Köders verstärkt werden.
Die unterschiedlich gestalteten Blattformen sind mehr als nur eine Laune der Hersteller. Daraus ergeben sich vielmehr teils erheblich differierende Laufeigenschaften. Die Kenntnis dieser Merkmale ermöglicht es uns in der jeweiligen Angelsituation die richtige Wahl zu treffen. Neben den genannten Grundversionen gibt es noch eine Vielzahl an Blattformen, bei denen der „Erfinder“ sich sicherlich seine eigenen Gedanken gemacht hat, die sich aber nie massenhaft durchsetzen konnten. Offensichtlich waren die avisierten Vorteile wohl doch nicht so groß….
Das Coloradoblatt Das abgerundete, löffelförmige Coloradoblatt rotiert deutlich weiter abstehend um die Achse und erzeugt so ein Maximum an Druckwellen und Auftrieb. Diese Blattform ist eine gute Wahl, um in trüben, stehenden bzw. langsam fließenden Gewässern auf das Seitenlinienorgan zu wirken und dann, wenn oberflächennah gefischt werden soll. Das Coloradoblatt ist nicht so „lauffaul“ wie seine Mitbewerber und entfaltet bei wesentlich geringerem Zug seine Laufeigenschaften. Daher können Spinner dieser Baurat extrem langsam gefischt werden, was insbesondere an kalten Tage und bei allgemeiner Trägheit unter den Räubern von großem Vorteil ist.
So vielfältig wie die verschiedenen Blattformen sind auch letztlich die Köder, auf denen wir diese sowohl einzeln als auch in unterschiedlichen Kombinationen wiederfinden. Jeder dieser Köder hat seine Vorteile und spezielle Einsatzbereiche unter denen wir diese Vorzüge ausspielen können.
Standardspinner Standardspinner sind in allen Größen, Formen und Farben erhältlich und dementsprechend für nahezu alle räuberisch lebenden Zielfische geeignet. Tandemspinner Sind auf einer Achse zwei Spinnerblätter hintereinandergeschaltet, sprechen wir von einem Tandemspinner. Diese Modelle entwickeln ein entsprechendes Mehr an Druckwellen und sind daher besonders für trübe Gewässer geeignet. Aufgrund des hohen Auftriebs den zwei Blätter erzeugen, sind die unbebleiten Versionen echte Killer im Flachwasser. Bucktailspinner Ein meist aus Hirschhaar oder Kunstfasern hergestellter Büschel kennzeichnet äußerlich die sogenannten Bucktailspinner. Der Drilling wird so vor lästigen Pflanzenresten und vor Schwimmkraut geschützt und das Volumen des Bucktail stellt einen zusätzlichen Reiz für die Räuber dar, indem so eine größere Silhouette entsteht. Maßgeblich für die Lauftiefe sind die Bebleiung und die Blattform. Eine Technik, die die Amerikaner „burning a Bucktail“ nennen, hat sich an warmen Tagen schon oft als die richtige Taktik herausgestellt. Dazu wird ein Bucktailspinner bevorzugt über Krautbänken und vor Scharkanten mit einer maximalen Geschwindigkeit eingeholt. Auch wenn ihre Angelkollegen nur vielsagend den Kopf schütteln: Unbedingt ausprobieren!
Spinnerbaits Die triangelförmigen Spinnerbaits bestehen aus einer Kombination von meist zwei Blättern, einem um die Achse gegossenen Bleikopf und einem Reizverstärker in Form eines Silikonbüschel oder Twisterschwanz. Wichtig: Nur gut rotierende Blätter, die auch in der Absinkphase sauber arbeiten, erhöhen die Fangaussichten. Daher sind auf Spitzenprodukten die Spinnerblätter mit kugelgelagerten Wirbeln angebracht. Einzelhaken reduzieren die teils nervigen Fehlbisse deutlich. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass die Fische die frei rotierenden Blätter und nicht die mit den Haken bestückten Anhängsel attackieren. Dieser Umstand sollte Sie aber keinstenfalls davon abhalten diese sehr erfolgreichen Köder, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet, an das Vorfach zu hängen. Klassische Einsatzbereiche sind Krautfelder bzw. Pflanzenschneisen bzw. Gewässerabschnitte mit vielen Hindernisse. Gerade Spinnerbaits lassen sich auch hervorragend als Schleppköder einsetzen.
Vorschalt- bzw. Nachläuferspinner Vorschaltspinner werden als zusätzliche Reizquelle vor einen herkömmlichen Kunstköder geschaltet. Besonders bewährt hat sich die Kombination Vorschaltspinner und Twister bzw. Gummifisch. Beim gleichmäßige Einholen oder auch Schleppfischen kombinieren wir so die Vorteile beider Köderformen. Ganze „Blattketten“, die beim Schleppfischen eingesetzt einen Kleinfischschwarm vortäuschen, können sehr erfolgreich sein. Häufig beschränken die Räuber sich allerdings auf das Attackieren der vorgeschalteten Blätter und verschmähen den nachfolgenden Köder. Das gleiche Prinzip verfolgen die am Ende eines Kunstköders, meist Wobbler oder Jerkbait, montierten Propeller: Unschlüssige Nachläufer sollen doch noch zum Anbiss überredet werden.
Buzz Baits Buzz Baits(Summköder) kombinieren die Eigenschaften Druckwellen und gleichzeitig Geräusche zu erzeugen. Sie sind zum oberflächennahen Fischen geeignet, können aber je nach Bebleibung auch in größeren Tiefen erfolgreich eingesetzt werden.
Rute & Rolle & Schnur Die Vielzahl der Einsatzmöglichkeiten respektive die Unmengen an verschiedenen Ködern lassen keine pauschale Aussage zur „richtigen“ Ausrüstung zu. In Abhängigkeit vom jeweiligen Zielfisch und dem eigentlichen Ködergewicht sind alle Variationen denkbar: Ultraleichtes bis schweres Gerät. Nicht umsonst werden Spinner als Universalköder gehandelt, die sowohl der Anfänger als auch der Fortgeschrittene unbedingt in seinem Repertoire haben sollte.
Technik Spinner sind einfach zu fischen und man kann eigentlich nicht viel falsch machen weshalb diese Köder gerade für Anfänger besonders geeignet sind. Vereinfacht könnte man sagen: Auswerfen und Einholen. Aber auch hier gilt Variieren ist Trumpf! Mal langsam, mal beschleunigen, also nach dem bewährten Stop and Go-Schema arbeiten, ist regelmäßig der Schlüssel zum Erfolg. Um beim Auswerfen unnötige Verhedderungen zu vermeiden, bremst man den Flug unmittelbar vor dem Auftreffen auf die Wasseroberfläche ab, indem man mit dem Finger den Schnurabzug bremst. So streckt sich die gesamte Einheit und der Spinner landet im Wasser, ohne sich zuvor im Vorfach verfangen zu haben.
Übrigens: es sind nicht immer die großen Bucktails, die die großen Fische fangen. Gerade im zeitigen Frühjahr, wenn sich auch die großen Räuber auf die leicht zu erbeutenden Jungfische spezialisiert haben, sind Spinner mit einer mittleren Blattgröße eine gute Wahl, um auch den ganz Großen erfolgreich nachzustellen.
von Jürgen Haese