Pintail: Das Multitool für Barschangler

Ein Gummifisch für alle Angeltechniken, das wär’s doch, oder? Der Pintail kommt diesem Attribut als Alleskönner sehr nahe, findet Johannes Dietel. Und dabei wird er selten gefischt!

Multitool und Pintail-Gummifische vor gelbem Hintergrund

Bild: Dmitriy, W. Krause, F. Pippardt

Pintails sehen unscheinbar aus – aber sie sind echte Allrounder, die mit jeder Technik klarkommen.

Es gibt extrem viele verschiedene Köderformen. Was also tun, wenn dir Carsten Zeck die Option gibt, drei Varianten als Barsch-Alarm-Gummis herauszubringen? Ein Action-Shad muss kommen. Eine Larve natürlich auch. Gestartet sind wir allerdings mit einem Pintail, einem schlanken Fischchen mit Nadelschwanz. Wohl wissend, dass ich Überzeugungsarbeit bei den Anglern leisten muss, um diesem Köder eine Chance zu geben.

Aber auch wissend, dass sich diese Arbeit lohnt, wenn ihr diese Köder erstmal mit derselben Sicherheit einsetzt, wie eure liebsten Schaufelschwänze. Nicht nur weil die Nadelschwänze weitaus variabler eingesetzt werden können als ein Action Shad, sondern weil sie auch ganz fantastisch fangen, wenn man weiß, wie man ihre Fangkraft entfesselt.

Pintail als Dropshot-Köder

Bild: F. Pippardt

DER Dropshotköder überhaupt, jedes winzige Wippen der Rutenspitze wird übertragen.

Eigenschaften von Pintail-Ködern

Pintail ist nicht gleich Pintail. Meine Lieblingsmodelle unterscheiden sich in Sachen Gummimischung (von hart bis super weich) als auch in Nadel- und Körperform. Manche Nadeln sind eher kurz, andere länger. Manche sind dick, andere schmal. Einige laufen einfach aus, während an manchen zum Beispiel eine kleine Keule dafür sorgt, dass ein bisschen mehr Swing in die Aktion hineinkommt.

Nun habe ich zusammen mit Carsten Zeck und seinem Köderdesigner Chris Enders ja selber so ein Ding konstruiert. Unser „Shaky Stick“ hat dementsprechend genau die – durch seine Form und Materialbeschaffenheit erzielten – Eigenschaften, die ich mir von einem Pintail verspreche. Die Eigenschaften also, die den No Action-Shad an möglichst vielen Montagen zum Abräumer machen. Allem voran eine kleine Keule am Nadelschwanz und eine weiche Mischung. Bevor es um die Montagen geht, möchte ich euch ein paar Eigenschaften aufzeigen, die die Köderaktion beeinflussen.

1. Silhouette

Das Profil ist relativ einheitlich. Die meisten Pintail-Körper sind lang gestreckt und laufen dann im Nadelschwanz aus.

2. Volumen

Es gibt extrem schlanke Pintails und Modelle mit einem voluminösen Körper. Während die schlanken Shads sehr gut auf dem Offsethaken hochrutschen und damit eine sehr gute Bissverwertung versprechen, gleiten voluminöse Modelle besser, stehen besser im Wasser und fliegen weiter. Da man außerdem Jigköpfe und Spiralen besser in einem breiten Körper anbringen kann, bevorzuge ich die etwas voluminösere Form. Wir haben unserem Shad einen birnenförmigen Querschnitt verpasst, um den Schwerpunkt nach unten zu legen.

3. Gummimischung

Sie reicht von hart bis superweich. Je weicher der Köder, desto mehr Spiel hat er und desto leichter kann er gefaltet werden. Je härter, desto widerstandsfähiger sind die Gummis gegen Barschrupfer.

Hecht mit Pintail-Köder im Maul

Bild: F. Pippardt

Pintails schmecken nicht nur Barschen – Glück gehabt, dass der Haken im Maulwinkel fasste.

4. Salz

Ein das Gewicht beeinflussender Faktor ist Salz. Salz macht die Mischung schwerer. Das nutzen manche Produzenten, um die Gummis auszubalancieren. Auch das Barschalarm-Zeck-Gummi ist unten gesalzen, um den Schwerpunkt nach unten zu legen und so den Lauf zu stabilisieren.

5. Nadelschwanz

Während manche Modelle einfach in den Schwanz übergehen, gibt es Varianten, bei denen Körper und Nadel klar zu unterscheiden sind. Das macht Sinn, denn dadurch kann man dem Köder einen klaren Schwerpunkt verpassen, der ihn weiter fliegen und stabiler laufen lässt.

6. Schwanzende

Manche Modelle laufen einfach nur aus. Die aus meiner Sicht besseren Versionen haben eine Verdickung am Schwanzende, die die Nadel schöner wackeln lässt. Mir war dann noch ein kleiner Stachel wichtig, der nochmal feinere Vibrationen abgibt und die Barsche extra heiß macht.

7. Offsetschlitz

Damit der Offsethaken besser austreten kann, haben viele Pintails einen Schlitz auf der Unterseite und eine leichte Kerbe am Rücken. Der Shaky Stick wartet außerdem noch mit einem Saum auf, der die Hakenspitze einerseits davor bewahrt, Kraut einzusammeln, andererseits aber schmal und weich genug ist, um die Spitze nach dem Anhieb freizugeben.

8. Oberflächenprofil

Während manche Gummis glatt sind, sind andere geriffelt. Dadurch wird nicht nur die Oberfläche größer, so dass mehr Flavour ins Wasser abgegeben wird. Der Köder bietet vorsichtigen Fischen dann auch ein bisschen Grip, so dass sie ihn ein wenig länger im Maul behalten.

9. Flavour

Die meisten Highend-Gummis sind mit einem Aroma versehen, dass dafür sorgt, dass die Fische diese Gummis länger im Maul behalten und der Anhieb dann noch sicherer sitzt.

Johannes Dietel beim Angeln

Bild: J. Dietel

„Wackelt nix, beißt nix“ war gestern, findet Johannes. Er faulenzt oder jiggt Pintails wie einen „normalen“ Gummifisch.

Montagen für erfolgreiches Raubfischangeln mit Pintail-Ködern

Wie eingangs erwähnt, halte ich Pintails für sehr universelle Köder. Diese Behauptung möchte ich nun mit einer Auflistung der besten Einsatzgebiete untermauern.

1. Pintail am Jig

„Wackelt nix – beißt nix!” war gestern. Heute wissen auch die größten Skeptiker, dass Gummis nicht unbedingt mit einem Schaufelschwanz versehen sein müssen, um zu fangen. Im Gegenteil! Ein No-Action Shad am Jig ist in manchen Situationen sogar überlegen. Durch das Wegfallen des Fallschirmeffekts kann man Pintails am selben Jigkopf zackiger führen als Action Shads. Das ist vor allem im Sommer wichtig, weil die Barsche hier manchmal nur über die Ausbrüche des Köders zum Biss zu motivieren sind. Modelle mit einer breiten Unterseite brechen zudem noch leicht seitlich aus.

2. Pintail am Dart-Jig

Ausbrechen tun Pintails generell auch an den Dart-Jigheads. Durch die spitz zulaufende Dreikant-Form sorgen diese Köpfe dafür, dass die Köder beim Absinken zur Seite wegziehen. Mal nach links. Mal nach rechts. Auf jede einzelne Bewegung kann so ein Reaktionsbiss erfolgen. Schließlich lässt sich der Köder viel schwerer verfolgen als ein linear gejiggter Action Shad am Rundkopf.

Pintail am Darting-Jighead

Bild: J. Dietel

Am Darting-Jighead entfalten Pintails – hier Johannes’ Eigenkreation, der Zeck Shaky Stick – eine unberechenbare Zickzack- Aktion, die besonders im Sommer fantastisch fängt.

3. Pintail am Chatterbait

Durch ihren sehr leicht in Vibration zu versetzenden Nadelschwanz sind Pintails auch erstklassige Trailer für Chatterbaits. Ein „Trailer“ ist, für alle, die es nicht wissen, der Köder auf dem Haken des Chatterbaits. Je dünner der Schwanz ausläuft, desto feiner die Vibrationen. Das macht sich natürlich auch an Spinnerbaits gut, die den Köder zwar nicht ganz so durchschütteln wie ein Chatterbait, doch auch die Spinnerbaits lassen den Köder zittern und dementsprechend auch das Schwänzchen.

4. Pintail als Softjerk

Wenn man einen Pintail mit einem Offset-Haken verbindet und gefühlvoll durchs Wasser schlägt, hat man eine der besten Alternativen zum Twitchbait parat. Die krautfreie Version eignet sich viel besser zum Befischen von Schilfzonen, Seerosenfeldern und hoch stehendem Kraut als ein Hardbait mit zwei Drillingen. Das Schöne ist: Durch ihre Körperform fliegen auch leichte Pintails supergut. Und zwar sowohl was die Wurfweite angeht als auch die Präzision.

Zwei Fangbilder mit Barschen auf Pintail-Köder

Bild: J. Dietel

Ob oberflächennah als Softjerk oder sehr tief am Jig, wie beispielsweise in Stauseen – Pintails lassen sich in jeder Tiefe anbieten. Außerdem sind Pintails perfekte Trailer-Gummifische für Chatterbaits oder Spinnerbaits. Und dicke Barsche stehen drauf, wie Johannes beweist!

5. Pintail als Dropshot-Köder

DAS Pintail-Einsatzgebiet schlechthin ist die Dropshotterei. Ist ja klar. Denn hier geht’s genau darum, ein bisschen Action aus einem gar nicht so aktiv angebotenem Köder zu kitzeln. Auch hier überträgt sich schon ein Wippen in die Schnur auf den Nadelschwanz. Das sieht für die Raubfische exakt so aus, wie ein doofes Fischchen, das ahnungslos auf der Stelle steht. Führt man den Köder aktiver, geht eine richtige Welle durch ihn.

6. Pintail am Texas- und Carolina-Rig

Die Ähnlichkeit zu einem echten Fischchen mit einem schlanken Profil (Laube, Stint, Döbelchen, Gründling etc.) macht Pintails auch zur Waffe am Texas– und Carolina-Rig. Mit dem Texas-Rig kitzelt man die Fische so aus dem Kraut oder von Muschelbänken und Kiesbänken weg. Mit dem Carolina-Rig kann man noch aggressiver angeln und so ein Beutefischchen auf der Flucht imitieren. Auch hier schießt der Köder unkontrolliert hin und her.

Bootsangler vor Sonnenuntergang

Bild: J. Dietel

Sogar am Texas- oder Carolinarig kann man Pintails benutzen, um zum Beispiel Muschelfelder punktgenau zu beangeln.

7. Pintail am Ned-Rig

Ein Ned Rig-Jigkopf ist wie ein flacher Zylinder und damit so so konzipiert, dass er den Köder senkrecht nach oben stehen lässt. Man setzt hier ganz bewusst darauf, dass die Fische einen ziemlich passiv am Grund verharrenden Köder fressen. Unterströmungen, der Wind in der Schnur oder ein leichtes Wippen mit der Rutenspitze sollen das Gummi ein ganz klein wenig zittern lassen, damit das Ding, was da kopfüber auf dem Grund steht und so tut, als wäre es gerade mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt.

Ist ja klar, dass ein Pintail da die Idealbesetzung am Jig ist. Kaum ein Köder spricht besser auf Micro-Bewegungen an, als ein spitz auslaufender Shad mit einem langen Nadelschwanz.

Pintail am Ned-Rig

Bild: W. Krause

Schwimmende Pintails können am Ned Rig angeboten werden, so stehen sie senkrecht am Grund. Ideal für langsame Präsentationen im Winter.

Am Ende gibt’s noch viele andere Arten, einen Pintail in die Angelei einzubinden. Das Free Rig zum Beispiel. Oder den Shaky Head. Oder, oder, oder … ich will Sie jetzt aber gar nicht überfordern. Sie machen das schon. Ein paar Anregungen haben Sie bekommen. Viel Spaß mit dem Multi-Tool für Barschangler!


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