Softjerks gibt es viele. Doch im Angelalltag trennt sich die Spreu vom Weizen. Mathias Brauch hat den Jerky J von Castaic getestet und war begeistert.
Zu meinem ersten Jerky J kam ich per Zufall: Im Angelladen versuchte ein Kunde den Händler zu überreden, ihm die Gummis einzeln zu verkaufen. Der wollte das nicht. Bevor der Kunde nun wütend das Geschäft verlassen konnte, schlug ich ihm vor, dass wir uns die Tüte teilen! Gesagt, getan und ich hielt meinen ersten Castaic Jerky J in der Farbe Rainbow in der Hand.
Bisher waren meine Erfolge mit Softjerks bescheiden, aber das sollte sich jetzt ändern: Den ersten Test mussten die Jerkys in einem flachen Gewässer mit sehr klarem Wasser bestehen. Dort gab es zwar viele Raubfische, aber auch jede Menge Hindernisse, was den Einsatz herkömmlicher Spinnköder unmöglich machte. Ich zog den mittleren Jerky J mit seinen 12,5 cm auf einem 5/0er Skip Gap Haken von Gamakatsu direkt an ein 11,5 Kilo tragendes Flexonit. Beim ersten Wurf staunte ich, wie weit man den ohne jedes Zusatzgewicht montierten Köder werfen konnte. Allein der Gummikörper wiegt schon 11 Gramm. Der Köder platschte zwar mit voller Breitseite aufs Wasser, fand jedoch sofort in seine aufrechte Schwimmhaltung zurück. Dank des klaren Wassers konnte ich den Köder beobachten. Auf einen kleinen Zupfer aus dem Handgelenk reagiert der Köder mit einem seitlichen Ausbrechen und einem schönen Flanken über seine Längsachse. Auf den nächsten Tick ändert er seine Schwimmrichtung in die entgegengesetzte Richtung. Man kann dem Fisch also allein aus dem Handgelenk Leben einhauchen. Dank der im Gummi krautgeschützten Hakenspitze brauche ich auch in den Seerosen keine Hänger zu befürchten. Der Jerky J folgt immer dem Zug der Schnur, egal ob sich ihm Hindernisse in den Weg stellen oder nicht.Parken auf der Seerose
Läuft die Schnur über eine Seerose, kann ich den Softjerk auf dieser parken. Wartet man nun einen kleinen Augenblick, bevor man den Softjerk weiterführt, wirkt es sehr natürlich, da der Köder langsam und geräuschlos ins Wasser gleitet – eben genau wie ein echter Fisch. Genau nach so einer Aktion löste sich ein Hecht etwa 10 Meter neben dem Jerky J und eine große Bugwelle machte sich auf den Weg dorthin. Als die Welle beim Köder ankam, gab es einen Ruck in der Rute und auf den Anhieb folgte ein Hänger in den Seerosen! Der Haken hatte zwar ausgelöst, aber nicht im Räubermaul gehangen. Stattdessen hing er jetzt in den Pflanzen. Nach diesem Hänger überlegte ich, wie ich den Softjerk griffiger machen könnte. Stingersysteme und freiliegende Jighaken fielen wegen der vielen Hindernisse leider aus. Ich musste es doch irgendwie hinbekommen, dass der einzelne Skip Gap den Fisch auch zuverlässig hakt! Ich schnitt dazu den Bauch des Gummiköders ab. Dadurch lag der Hakenbogen unter dem Softjerk noch freier und die gesamte Kraft beim Biss konnte direkt auf den Haken wirken. Dies führt dazu, dass der Haken leichter nach oben aus dem Gummi gedrückt wird. Der Jerky J bekam zwar so eine schlankere Silhouette, doch am Laufverhalten änderte sich zum Glück nichts.
Ein Hecht nimmt Fahrt auf
Ich warf also eine neue Seerosenlücke an. Wieder nahm ein Hecht Fahrt in Richtung Jerky J auf. Ein Ruck in der Rute, doch diesmal hatte mir der Wind einen leichten Schnurbogen beschert. Also erst einmal Fühlung zum Fisch aufnehmen, um einen harten Anhieb zu setzen. Und diesmal griff der Haken! Ein spannender Drill inmitten der Seerosen entbrannte. Kurze Zeit später konnte ich meinen ersten Hecht auf Castaic Jerky J landen. Kein großer, aber dafür ein sehr aufschlussreicher. Leider kringelte sich das Flexonit-Vorfach und musste ausgewechselt werden. Diesmal montierte ich an die dünne geflochtene Hauptschnur ein etwa 1,5 Meter langes Stück 0,37er Fluorocarbon und an dessen Ende ein dünnes, flexibles Titanvorfach von 30 Zentimeter, an dem der Skipgap-Haken montiert wurde. Das vorgeschaltete Stück Fluorocarbon gab mir eine etwas höhere Abriebfestigkeit gegenüber dem Totholz, welches überall lauerte. Außerdem kam es beim Führen zuvor öfter vor, dass sich die Geflochtene in die Stengel der Seerosen einschnitt und mir den einen oder anderen zusätzlichen Hänger bescherte. Das Titanvorfach war genauso hechtsicher wie das Flexonit, hielt aber eine größere Zahl an Hängern und Drills aus.
Aber seinen größten Vorteil zeigte das Titan beim Fischen inmitten der zahlreichen, durch Biber eingebrachten Bäume und Sträucher. Miit Flexonit kam es vor, dass der Softjerk bei einem Fehlwurf das Vorfach unlösbar um einen Ast wickelte. Beim gleichen verunglückten Wurf mit dem Titanvorfach verhinderte die Steifigkeit und die daraus resultierende Federwirkung ein Überschlagen um den Ast. So konnte ich den Köder problemlos aus dem Holz herausziehen.Anhieb nicht zu früh!
Einen weiteren Punkt zeigte mir mein erster gelandeter Softjerk-Hecht: Durch den windbedingten Schnurbogen kam der Anhieb stark verzögert beim Fisch an. Der Hecht konnte dadurch nach der Attacke zuerst mit dem Softjerk abdrehen und das Maul schließen. Das ermöglichte erst den erfolgreichen Anhieb! Das bestätigten auch die nächsten Bisse: Ein zu früher Anhieb ging immer ins Leere! Zu spät hingegen konnte man den Anhieb kaum setzen. Der Jerky J muss dem Räuber wohl wegen des weichen Gummis wie echte Beute vorkommen und wird daher kaum losgelassen. Das verschafft uns die Zeit für einen erfolgreichen Anhieb. Aber nicht nur Hechte fanden Gefallen am Jerky J. Mit seinen 12,5 cm ist er auch für bessere Barsche interessant. Dabei kann man kaum etwas verkehrt machen: Dank des weichen Gummis falten die Barsche den Jerky J regelrecht zusammen, saugen ihn tief ein und hängen sicher am Haken.
Aber der Jerky J lässt sich auch am Fireball-Jig zum Vertikalangeln einsetzen! Ich köderte einen mittleren Jerky J Smoke and Pepper und sicherte ihn mit einem einzelnen Stinger. Die Gummimischung dieser Farbe war etwas härter als die der anderen. Den Schlitz am Bauch füllte ich mit einem Aromastoff. An einer Spundwand ließ ich den Köder bis auf den steinigen Boden fallen. Dann hob ich ihn mit einem leichten Ruck aus dem Handgelenk nicht mehr als 10 cm an, um ihn in Zeitlupe wieder auf den Boden fallen zu lassen. Auf diese Weise fing ich einen der fettesten Zander, die ich je gesehen habe. Last but not least können wir die Jerky J auch einfach am Dropshot-Rig anbieten oder klassisch als No-Action-Shad jiggen.