Einige
Kunstköder sehen ihrem natürlichen Vorbild täuschend ähnlich. Andere ähneln
kaum irgendeinem Wasserbewohner. Aber Sie fangen trotzdem – oder besser gesagt gerade
deshalb.
Von
Hartmuth Geck
Dass die Farbe von Kunstködern beim Spinnschen eine entscheidende Rolle spielt, weiß jeder Raubschfan. Zu Recht wurde den Köderfarben in der Vergangenheit bei der Entwicklung neuer Produkte, aber auch in Fachbüchern, Zeitschriften, Filmen, Internetforen und Expertengesprächen viel Platz eingeräumt. Deutlich weniger Aufmerksamkeit wird dagegen der Form von Kunstködern entgegengebracht. Meines Erachtens zu Unrecht, denn die Gestalt eines Köders kann ähnlich stark über Erfolg oder Misserfolg entscheiden wie seine Farbe. Da ich sehr viel mit Wobblern und Jerkbaits sche, beziehen sich meine Erfahrungen schwerpunktmäßig auf diese Ködergruppe. Dennoch glaube ich, dass sich einige Zusammenhänge auch auf die anderen großen Kunstködergruppen übertragen lassen. Genug der Theorie. Beginnen wir mit einer der eindrucksvollsten Formen im Reich der Fischimitate: den Vollschlanken. Es gibt Situationen, in denen ein feist wirkendes, hochrückiges Modell ans Ende der Schnur muss! Der Fatso und der Slider aus dem Hause Salmo oder der Runt von Fox sind erfolgreiche Musterbeispiele für den pyknischen Körpertyp. Ihr größter Vorteil liegt aber nicht in ihrer Körperfülle, sondern in ihrer hochrückigen Gestalt. Die Flanke solcher Attrappen ist um ein Mehrfaches breiter als die normal geformter Standardmodelle. Dadurch werfen sie weit sichtbare Farbblitze, ein unschätzbarer Vorteil in trübem Wasser, in der Dämmerung und bei Nacht. Solche Signale nehmen die Räuber im Zwielicht über größere Entfernung wahr als die Bewegungen der Standardformen eindeutig ein Plus für die untersetzten Gestalten. Auch in Gewässern, in denen hochrückige Futtersche wie Jungbrassen oder Karauschen die natürliche Beute vorsichtiger Hechte darstellen, haben die Bierbäuche unter den Wobblern die Nase vorn. Schließlich entsprechen sie dem geläugen Beutemuster der Raubsche.