Silent-Wobbler: Auf leisen Sohlen zum Fisch

Es gibt Situationen, da sind klappernde oder rasselnde Köder keine gute Wahl. Wie man mit einem Silent-Wobbler fängt, wenn der Charme der Krachmacher verbraucht ist, zeigen Euch Martin Wehrle und Veit Wilde.

Laufeigenschaften, Form und Farbe sind wichtige Kriterien bei der Auswahl eines Wobblers. Seine Lautstärke wird dagegen selten berücksichtigt. Besonders Silent-Wobbler spielen an stark beangelten Gewässern ihre Vorteile aus.

Bild: Blinker/V.Wilde

Laufeigenschaften, Form und Farbe sind wichtige Kriterien bei der Auswahl eines Wobblers. Seine Lautstärke wird dagegen selten berücksichtigt. Besonders Silent-Wobbler spielen an stark beangelten Gewässern ihre Vorteile aus.

Könnt Ihr Euch noch an die Zeiten erinnern, als zehn D-Mark für einen Wobbler viel Geld waren? Man muss zugeben, dass die Köder damals noch keine außergewöhnlichen Eigenschaften hatten. Meist bestanden sie aus Holz und viel mehr als einfaches Einkurbeln war damit nicht drin. Dann kam die Flut aus Fernost! Moderne Japan-Wobbler in allen Farben und Variationen, mal schwimmend, mal sinkend oder auch schwebend. Sie sahen nicht nur genial aus, sondern fingen zumindest anfangs an den unterschiedlichsten Gewässern fantastisch. Teuer waren sie außerdem.

Aber angesichts der grandiosen Fängigkeit waren die Angler schnell bereit, Preise von teilweise mehr als 20 Euro zu bezahlen. Neben den hohen Preisen hatten diese „Japan-Wobbler“ noch eine weitere Eigenschaft: Sie waren alle mehr oder weniger laut. Rasselkugeln im Inneren der Köder sorgten nicht nur für die speziellen Sinkeigenschaften und hohe Wurfweiten. Sie sorgten auch für einen akustischen Reiz, der dazu dienen sollte, den Raubfisch zum Biss zu verleiten.

Letzteres gelang anfangs hervorragend, da die Fische noch keine schlechten Erfahrungen mit lauten Köder gemacht hatten. Inzwischen sind einige Jahre ins Land gegangen. Nahezu alle Hersteller haben jetzt Wobbler im Japan-Style im Programm. Das hat den positiven Effekt, dass man für derartige Köder heute kein Vermögen mehr ausgeben muss, weil angesichts des großen Angebots die Preise für hochwertige Hardbaits gesunken sind. Was allerdings in den meisten Fällen nicht gesunken ist, ist der Geräuschpegel solcher Köder. Und dieser wird an immer mehr Gewässern zu einem echten Nachteil! Viele Reviere sind „verrasselt“ und dann punkten die leisen Modelle, die sogenannten Silent-Wobbler.

In wenig beangelten Gewässern lassen sich nach wie vor gute Fänge mit relativ lauten Wobblern erzielen. An stark beangelten Spots fangen leise Modelle dagegen besser.

Bild: Blinker/O.Portrat

In wenig beangelten Gewässern lassen sich nach wie vor gute Fänge mit relativ lauten Wobblern erzielen. An stark beangelten Spots fangen leise Modelle dagegen besser.

Was auf den ersten Blick nach einer gewagten These klingt, könnte ich mit einer ganzen Reihe konkreter Beispiele belegen. Ich möchte mich auf eines beschränken: An meinem früheren Hausgewässer, der Saale in Sachsen-Anhalt, habe ich in den ersten Jahren mit modernen Rasselwobblern extrem gut gefangen. Ganz gleich ob extrem laute Cranks, die mir im Sommer unterhalb der Wehre Hechte, Waller, Rapfen und Döbel brachten, oder schlanke, etwas dezenter rasselnde Twitchbaits, die Barsche und Zander fingen – sowohl die teuren Originale aus Fernost als auch einige billige Nachbauten waren äußerst fängig.

Silent-Wobbler gute Wahl bei hohem Angeldruck

Im Laufe der Zeit gingen die Erfolge damit aber immer weiter zurück. Heute ist der Einsatz der lauten Wobbler in diesem Revier kaum noch lohnenswert. Dagegen sind Wobbler, in denen keine oder nur sehr dezente Geräuschkugeln verbaut sind, nach wie vor eine gute Wahl. Ähnliche Entwicklungen konnte ich auch an etlichen anderen Gewässern beobachten. Dabei fiel mir auf, dass hierbei ein Zusammenhang mit dem Angeldruck besteht. Wo selten mit Kunstködern gefischt wird, erweisen sich Rasselwobbler auch heute noch als gute Köder.

3 Tipps für mehr Wurfweite mit geräuschlosen Wobblern

Einen Nachteil haben viele Silent-Wobbler im Vergleich zu den rasselnden Modellen: Sie lassen sich schlechter auswerfen, denn Gewicht und ausgeklügelte Weitwurfsysteme fehlen ihnen. Es gibt aber Möglichkeiten, um auch die leichten Leisetreter auf Weite zu bringen.

  1. Dünne Schnüre

    Schon eine leichte Reduzierung des Schnurdurchmessers bringt mehr Wurfweite. Besonders empfehlenswert sind die modernen achtfach geflochtenen Schnüre, die durch ihre glatte Oberfläche extrem leicht durch die Ringe gleiten. Die Wurfweite steigt damit um rund 30 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen, vierfach geflochtenen Schnüren.

  2. Größere Rollen

    Eine größere Rolle gleicht die Kopflastigkeit einer Rute aus und bringt durch ihre größere Spule, von der die Schnur besser ablaufen kann, auch noch Vorteile in Sachen Wurfweite.

  3. Weichere Ruten

    Die Rute sollte beim Wobblerangeln gern etwas weicher sein. Neben dem besseren Selbsthak-Effekt hat das den Vorteil, dass sich der Blank beim Werfen gut auflädt.

Einen Nachteil haben viele Silent-Wobbler im Vergleich zu den rasselnden Modellen: Sie lassen sich schlechter auswerfen, denn Gewicht und ausgeklügelte Weitwurfsysteme fehlen ihnen. Es gibt aber Möglichkeiten, um auch die leichten Leisetreter auf Weite zu bringen.

Bild: Blinker/S.Kaufmann

Aus Neugier wird Angst

Daraus folgt: Zweifellos reagieren viele Raubfische grundsätzlich mit Neugier und unter Umständen auch vehementen Bissen auf den akustischen Reiz. Allerdings sind die Räuber ebenso in der Lage, das laute Rasseln eines Wobblers mit Gefahr in Verbindung zu bringen. Das passiert meistens dann, wenn die Krachmacher zu häufig verwendet werden. Und das geschieht fast automatisch, da in den letzten Jahren bei schätzungsweise 90 Prozent der Wobbler, die neu auf den Markt kamen, Rasseln verbaut wurden. Die Auswahl an geräuschlosen oder zumindest leisen Wobblern war dagegen ausgesprochen gering. Glücklicherweise ist es mittlerweile soweit, dass die Hersteller die Zeichen der Zeit erkannt haben. Es kommen nämlich vermehrt Silent-Wobbler in den Handel, die geräuschlos laufen.

Kleine Metallkugeln sorgen im Inneren eines Wobblers dafür, dass er eine Geräuschkulisse erzeugt. Größe, Anzahl und Gewicht spielen beim Klangmuster eine entscheidende Rolle.

Bild: Blinker

Kleine Metallkugeln sorgen im Inneren eines Wobblers dafür, dass er eine Geräuschkulisse erzeugt. Größe, Anzahl und Gewicht spielen beim Klangmuster eine entscheidende Rolle.

Lautlos in die Nacht

Silent-Wobbler sind nahezu zeitlos. Zweifellos tritt auch mit ihnen ein Gewöhnungseffekt bei den Räubern ein, wenn ein bestimmtes Modell sehr intensiv in einem Gewässer gefischt wird. Dennoch konnte ich mit den Klassikern ohne Rasseln niemals so starke Schwankungen der Fangerfolge beobachten wie bei den lauten Fabrikaten. Im Zweifelsfall solltet Ihr also gerade an unbekannten Gewässern einem Wobbler, der keine oder nur geringe Geräusche von sich gibt, den Vorzug geben. Ein weiterer Einsatzweck für die „Leisetreter“ ist das Nachtspinnfischen auf Zander.

Auf den ersten Blick klingt das zwar befremdlich, da man meinen könnte, dass der akustische Reiz einen Wobblers gerade in der Dunkelheit punktet. Viele Zander, die ich auf stille Hardbaits fangen konnte, zeigten mir allerdings, dass sie Krach überhaupt nicht mögen. Selbst in Revieren, die kaum beangelt werden, haben besonders laute Wobbler auf Zander nie gut funktioniert, während dezente Geräusche unproblematisch waren. Hechte, Döbel und Waller reagieren dagegen bei geringem Angeldruck oft gut auf Geräuschwobbler. So habe ich beim Hechtangeln beispielsweise immer ein paar sehr laute Lipless Crankbaits dabei. Fakt ist: Der Geräuschpegel eines Wobbler ist noch immer einer jener Faktoren, die von vielen Angler kaum berücksichtigt werden. Eure Raubfischfänge verbessern sich aber, wenn Ihr künftig bewusst zwischen laut oder leise wählt.

Beim Nachtspinnfischen auf Zander setzt Veit Wilde gerne auf Wobbler in greller Firetiger-Optik. In Sachen Lautstärke hat er allerdings mit leisen Modellen die besten Erfahrungen gemacht.

Bild: Blinker/V. Wilde

Beim Nachtspinnfischen auf Zander setzt Veit Wilde gerne auf Wobbler in greller Firetiger-Optik. In Sachen Lautstärke hat er allerdings mit leisen Modellen die besten Erfahrungen gemacht.

Leise und doch laut!

Wer einmal die Gelegenheit hatte, ein wenig mit einem Hydrophon zu experimentieren, wird das recht schnell merken bzw. hören! Während ein Mikrofon nur für Tonaufnahmen an der Luft geeignet ist, ist das Hydrophon ein Unterwassermikrofon. Für unsere Ohren gilt dasselbe. Unter Wasser nehmen sie nicht alles wahr, obwohl das Wasser physikalisch ein besserer Tonleiter ist als ein gasförmiges Element, beispielsweise Luft. Deswegen bemerken wir die Geräusche sogenannter Silent-Wobbler kaum, während die Fische sie durchaus wahrnehmen können!

Leise ist nicht leise. Kleine Details wie Sprengringe und Ösen, in Verbindung mit Karabinern, erzeugen ebenso eine Geräuschkulisse. Wer diese eliminieren möchte, kann diese mit Schrumpfschläuchen und direktes Anknoten minimieren.

Bild: Blinker/V. Wilde

Leise ist nicht leise. Kleine Details wie Sprengringe und Ösen, in Verbindung mit Karabinern, erzeugen ebenso eine Geräuschkulisse. Wer diese eliminieren möchte, kann diese mit Schrumpfschläuchen und direktes Anknoten minimieren.

Silent-Wobbler mit Spezialbehandlung

Und was für Geräusche machen nun herkömmliche Wobbler, die ohne jegliche Rasselkugeln konstruiert sind? Jede Menge: Beim Hin- und Herkippen des Wobblerkörpers schlackern die Drillinge wild in den Sprengringen und Befestigungsösen umher und schlagen auch an den Wobblerkörper, während an der Befestigungsöse meist der Einhänger scheuert. Das ist zwar deutlich leiser als das Werk von Rasselkugeln im Inneren des Wobblers, aber immer noch erstaunlich laut. Dasselbe gilt übrigens auch für Spinner, Löffelblinker, Stick- und Jerkbaits. Recht diskret sind eigentlich nur die meisten Weichplastikköder. Doch auch dort bleiben meist einige Geräuschquellen übrig – nämlich die der Agraffe in der Einhängeöse oder das „Klacken“ des Jigkopfes beim Aufschlagen auf dem Grund.

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Litttle Darling – bei diesen kleinen Lieblingen handelt es sich um Jerkbaits.Der Little Darling Jerkbait lässt sich sehr gut und weit werfen. Rolf Schwarzer, Chefredakteur der AngelWoche, hat den Little Darling Jerkbait getestet und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: „Ein Hechtköder den jeder haben muss. Genial für Einsteiger, Geheimtipp für Profis.“ Bei uns gibt es die 8 Zentimeter Jerks in unterschiedlichen Farben im Sechser-Pack. Die starken Fänger werden in einer kompakten Köderbox geliefert. UVP: rund 56 €

Als mir das irgendwann bewusst wurde, lag es nahe, mein Glück mit wirklich leisen Wobblern zu versuchen. Dazu habe ich die Verbindung von Haken, Sprengringen und Wobblerösen mit Schrumpfschläuchen überzogen und dann kurz in kochendes Wasser gelegt. Durch die Wärme schrumpfen die Schläuche und schmiegen sich fest um Ringe und Ösen – und schon schlackert und klappert an so einem Wobbler nichts mehr! Zumindest dann, wenn man auf die Agraffe an der Einhängeöse verzichtet und die Schnur direkt an den Wobbler knotet. Im Gegensatz zu einem Spinner funktioniert das an einem Wobbler ganz hervorragend, weil er bei richtiger Führung nicht die Hauptschnur verdrallt. So kommt es, dass ich jedem nur ans Herz legen kann, es einmal selbst mit Silent-Wobblern zu versuchen – erst recht, wenn es darum geht, an Gewässern zu angeln, die einem gewissen Befischungsdruck unterliegen und wo zahlreiche Zander zurückgesetzt werden.


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