Zielfisch Hecht: Die besten Wobbler für Sommerhechte!

Wobbler sind außergewöhnlich vielseitig einsetzbare Köder. Es gibt sie in tausend unterschiedlichen Farben, Formen und Größen. Christopher Görg öffnet seine Köderbox und zeigt, mit welchen Hardbaits er im Sommer zum angeln auf Hecht einsetzt.

Wenn ich im Sommer auf Hechte angle, befinden sich meist nur eine Jerkrute und drei Köderboxen im Boot. Mehr Angelgerät benötige ich nicht, da ich ausschließlich mit meinen Lieblingsködern, mit Wobblern fische. Aber in der heutigen Zeit ist ein Wobbler nicht gleich ein Wobbler. Es gibt so viele Untergruppen, dass es dem Einsteiger schwerfällt, in dem Köder-Wirrwarr den Überblick zu behalten. Viele Kunstköderangler sprechen schon gar nicht mehr von Wobblern. „Hardbaits“ ist das neudeutsche Wort für die vielseitig einsetzbaren Köder. Unterschiedliche Farben, Formen und Größen – für fast jede Situation gibt es den passenden Wobbler. Diese Vielseitigkeit mache ich mir beim Hechtangeln zu Nutze.

Mehrteilige Wobbler sind hervorragende Hechtköder. Sie lassen sich langsam führen

In den frühen Morgenstunden verlasse ich mit meinem Boot die Anlegestelle des großen Natursees und steuere zielstrebig die erste Stelle an, die ich bislang noch nicht intensiv befischt habe, an der ich aber Hechte vermute. Am Angelplatz angekommen, montiere ich einen Crankbait ans Titanvorfach. Crankbaits (engl. crank = kurbeln) werden auch gerne Searchbaits (search = suchen) genannt. Wenn man beide Begriffe ins Deutsche übersetzt, wird einem schnell klar, wie man einen Crankbait führt und in welcher Situation sein Einsatz sinnvoll ist. Durch seinen wuchtigen Körper verdrängt er viel Wasser. Das können Hechte sehr gut mit ihrem Seitenlinienorgan wahrnehmen. Ein Crankbait ist so konzipiert, dass er beim einfachen Einholen am fängigsten ist. Mit ihm kann ich in kurzer Zeit eine große Wasserfläche nach aktiven Fischen absuchen. Deshalb benutze ich Crankbaits an Stellen, an denen ich nicht zu 100 Prozent sicher bin, dass Fische anwesend sind.

Lautstarker Verführer

Meinen ausgeworfenen Köder hole ich relativ schnell ein. Da die meisten Crankbaits Kugeln in ihrem dicken Körper beherbergen, höre ich ihn sogar, wenn er noch einige Meter vom Boot entfernt ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass es die Hechte nervt, wenn ein so lauter „Fisch“ immer wieder an ihnen vorbei schwimmt. Sicherlich kam schon die ein oder andere Attacke, weil sich der Fisch einfach von meinem Köder belästigt gefühlt hat. Ich angle die komplette Stelle fächerförmig ab – ohne einen Biss zu bekommen. Dann lichte ich den Anker und fahre zu einer Stelle, an der ich in der Vergangenheit immer wieder Hechte gefangen habe. Hier kommt ein anderer Köder ans Ende der Schnur – ein so genannter Twitchbait (twitch = zupfen). Twitchbaits verwende ich am liebsten, wenn ich absolut davon überzeugt bin, dass Fische am Platz sind. Mein Köder fliegt als erstes parallel zum Ufer. Den 17 Zentimeter langen Twitchbait kurbele ich die ersten Meter nur ein, sodass er auf Tiefe kommt. Dann beginne ich, den länglichen Köder mit leichten Schlägen aus der Rutenspitze im Wasser „tanzen“ zu lassen. Durch Schläge mit der Rute imitiert der Köder perfekt einen kränkelnden Fisch. Immer wieder halte ich den Köder an, denn nicht selten kommt gerade in dieser Phase ein Biss. Am liebsten verwende ich schwebende Wobbler, die so genannten Suspender. Sie haben den Vorteil, dass sie in der geführten Wassertiefe auf der Stelle stehen bleiben, wenn sie angehalten werden. Dadurch kann ich eine Stelle sehr gewissenhaft abangeln. Gerade Hotspots wie im Wasser liegende Bäume oder sonstige Unterstände können mit Twitchbaits lange befischt werden.

Nach dem dritten Wurf attackiert tatsächlich ein Hecht meinen Köder. Direkt als ich den Köder anhalte kommt der Einschlag. Am Ende der Schnur tobt zwar nicht die erhoffte Hechtoma, aber ich freue mich trotzdem, denn der Anfang ist gemacht. Anscheinend habe ich bei der Wahl des Wobblerdekors ins Schwarze getroffen. Nachdem der Hecht versorgt ist, wechsle ich von einem ein- auf einen zweiteiligen Wobbler im gleichen Dekor des gerade fängigen Einteilers. Der Vorteil von zwei- oder mehrteiligen Wobblern liegt in ihrer Führung. Sie können langsamer präsentiert werden, da sie sich auch bei geringem Zug gut bewegen. Außerdem klacken die einzelnen Teile des Köders beim Einholen gegeneinander, so dass sie auch akustisch reizvoll sind. Nachteil der mehrteiligen Köder ist, dass sie sich meist nicht ganz so weit auswerfen lassen wie einteilige Twitchbaits.

Mit großen Swimbaits auffallen

Die Strategie geht auf. Mit dem zweiteiligen Wobbler überliste ich drei weitere Hechtbabys. Vom erhofften Großhecht fehlt jedoch bisher jede Spur, sodass ich beschließe, mir am anderen Ende des Sees einen neuen Platz zu suchen. Da es sich um einen Weg von etwa 25 Minuten handelt, nutze ich diesen gleich zum Schleppen. Beim Schleppen setze ich auf Swimbaits. Sie sehen sehr naturgetreu aus und sind von echten Fischen kaum zu unterscheiden – ein Vorteil in klaren Seen.
Swimbaits können aus Plastik oder Gummi sowie aus beiden Materialien bestehen. Es gibt sie mit und ohne Tauchschaufel. Man kann sie auch als Wurfköder nutzen. Dann ist einfaches Einkurbeln aus meiner Sicht die erfolgreichste Methode. Ich benutze Swimbaits jedoch fast ausschließlich zum Schleppen. Köder von 20 Zentimeter und mehr sind genau das Richtige für die gierigen Entenschnäbel. Auf den Einsatz kleinerer Köder verzichte ich bewusst, da sie sich durch den monotonen Führungsstil nicht großartig von echten, quicklebendigen Fischen abheben. Der Köder muss dann wenigstens durch seine Größe auffallen. Aber auch das scheint die Hechte kalt zu lassen. Als ich am neuen Platz ankomme, ist mein Swimbait immer noch unberührt.

Oberflächenangeln auf Hecht

Die neue Stelle hebt sich von meinen zuvor befischten Plätzen komplett ab. Hier ragt Kraut bis knapp unter die Wasseroberfläche. Normale Wobbler würden hier nichts fangen – außer Grünzeug. Jetzt hole ich ein paar Oberflächenköder, die sogenannten Topwaterbaits (top water = über Wasser), aus meiner Köderbox. Diese laufen nicht unter Wasser, sondern an der Oberfläche. Als erstes montiere ich einen schwimmenden Stickbait (stick = Stock oder Stab) an den Einhänger. Dieser stab- oder zigarrenförmige Köder läuft bei richtiger Führung im Zickzack an der Wasseroberfläche. Außerdem lässt er sich enorm weit werfen. Bei konstanter Einholgeschwindigkeit erwecke ich ihn mit kleinen Zupfern zum Leben.

Plötzlich sehe ich einen Schwall, der sich mit hoher Geschwindigkeit Richtung Köder bewegt. Im nächsten Moment explodiert das Wasser und ich merke die Kopfschläge eines Hechtes in meiner Rute. Doch Sekunden später erschlafft meine Schnur. Der Hecht ist ausgestiegen. Eine Alternative zu Stickbaits sind Popper (pop = knallen). Sie besitzen – dort wo die meisten Hardbaits eine Tauchschaufel haben – eine kleine Aushöhlung. Durch das nach innen gewölbte Maul zieht der Köder Luft ins Wasser und erzeugt so ein klar hörbares „Plopp“. Mit kurzen Rutenschläge lässt sich ein Popper fängig präsentieren.

Geduld beim Anschlag

Ganz gleich ob Stickbait oder Popper, wichtig ist, dass der Anhieb erst gesetzt wird, wenn der Fisch in der Rute spürbar ist. Angler machen bei den ersten Versuchen mit Oberflächenködern häufig den Fehler, dass sie schon anschlagen, wenn sie die Attacke sehen. Dann kommt es oft dazu, dass sie dem Hecht den Köder direkt vor der Nase wegziehen, denn die Räuber benötigen häufig mehrere Attacken, um den Köder zu treffen. Meine Mühen sind vergebens, hier scheinen sich die Hechte nicht für meinen Köder zu interessieren. Für die Rücktour mache ich mir wieder meinen Swimbait ans Ende der Schnur und schleppe Richtung Bootsliegeplatz. Und dann passiert’s: Auf der Hälfte der Strecke zieht es auf einmal Schnur von meiner Rolle. Sofort tausche ich die Ruder gegen meine Rute. Nach einem ausdauernden Drill lande ich den Fisch, den ich schon den ganzen Tag fangen wollte – einen kapitalen Hecht. Er ist der krönende Abschluss einer sommerlichen Angeltour mit Wobblern auf Hechte.  

Video-Tipp: Spinnangeln im Fluss: Die richtigen Wobbler für den Sommer

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