Angeln mIt Uli Beyer: Eines der besten Zander-Gewässer ist der Raduta-Stausee in Rumänien

Unser Frühlingsfest war noch in vollem Gange, als TIL, Walter, Georg und ich am 3. April zu einem der wohl besten Zandergewässer Europas aufbrachen. Die kommende Woche bis zum 10. April sollte voll und ganz den Zandern

am Sarulesti-Stausee südlich von Bukarest gewidmet werden. Für uns alle sollte es der wohl verdiente Erholungs- und Angelurlaub werden. Noch auf der Durchreise in der Schweiz tröpfelte es mir bei Temperaturen unter 10 Grad entgegen und ich befürchtete Schlimmstes, denn wirklich regenfeste Kleidung hatte ich als großer Optimist nicht eingepackt. Til und ich trafen bereits am Mittag ein. Mit großer Freude und Erleichterung stellte ich fest, dass in Rumänien die Quecksilbersäule deutlich höher als zuhause stand. Die Sonne schien kräftig, was ich von dort schon sehr gewohnt war! Robert Raduta hatte uns „DAN“ geschickt, einer seiner Mitarbeiter, der mich am Ausgang des Flughafens gleich „abfing“. TIL kannte ich bis dahin nur via Internet durch www.angeln.de, so dass DAN und ich noch einige Minuten hoffen und warten mußten. Plötzlich stand ein großer Typ mit dickem Rohr bepackt in der Ausgangstür. „Das muß Til sein!“ – war er auch! Walter und Georg konnten leider erst spät in der Nacht anreisen… Auf der ca. 1-stündigen Autofahrt zur Lodge am See tauschten TIL und ich uns dann erst einmal über unsere „Angel-Vorlieben“ aus und entdeckten etliche Parallelen. „Wenig Zeit…“ „Am liebsten Hecht…“ „… mit der Spinnrute besonders gern“ und vieles mehr ließen auf einen tollen Team-Urlaub schließen. Gegen 15 Uhr waren wir in der Lodge und waren natürlich „heiß auf Fisch“. „Paco“ empfing uns sehr freundschaftlich und bot gleich seine Hilfe an: „You want to fish? I show you where…!“ Paco ist ein weiterer guter Mitarbeiter von Robert Raduta und gleichzeitig einer der besten See-Kenner überhaupt. Mit Paco ging es dann am Nachmittag gleich raus – ruckzuck einige Gufis in die Handgepäcktasche, eine leichte Rute + Rolle geschnappt und holter di polter saßen wir zu dritt in einem der Angelkähne. Neue Erkenntnisse! Paco fuhr zielstrebig für mich unbekannte, „unkonventionelle Stellen“ an. Steilufer mit stufig abfallenden Kanten! „Ups, dachte ich, hier habe ich noch nie gut gefangen…“ Allerdings war das Wasser noch recht kühl, morgens gab es sogar dort noch etwas Raureif auf den Wiesen und die Wassertemperatur lag bei ca. 10 Grad! Erwartungsvoll flogen die Gummiköder auf die Uferkanten und wurden langsamst in die Tiefe gezupft. Paco hatte einen Köderfisch mit Drachkovitch-System montiert und bekam die ersten Fehlbisse. Plötzlich sagte er „Look! Look!“ und zeigt auf seine Rute. Ich traute meinen Augen nicht und mir juckte es in den Fingern, als er sich köstlich amüsierte, wie die ersten Zander am Köderfisch rupften und seine Rutenspitze wackelte. Paco fand das lustiger als anzuschlagen und freute sich über die Fische, die offensichtlich versuchten, den Köfi abzumontieren… Letztendlich blieb aber einer am Haken hängen und wurde gelandet. Auch Til und ich hatten schließlich herausgefunden, wie und wo die Stachelräuber sich besonders gut verführen ließen. Kurze Zupfer machten mir anfänglich Schwierigkeiten und ich bekam viele Fehlbisse. In der Eile hatte ich ohne Einhängedrillinge am Gufi begonnen, was sich jetzt rächte. Die Vielzahl der Zander biss sehr spitz und blieb einfach nicht hängen. Für mich neu war auch die Tatsache, dass fast alle Fische sehr flach am Ufer bissen und selten tiefer als 3 Meter an den Haken gingen. Von der letzten Mai-Tour war ich auch „Heavy-Metal“ – also schwere Bleiköpfe als Bodenkracher gewöhnt. Jetzt war eher leicht und gefühlvoll angesagt… Bis zum Abend brachten wir es zwar auf eine 2-stellige Stückzahl an Zandern, aber sowohl die Größe, als auch das Beißverhalten an sich ließen auf eine völlig andere Angelei als im Mai schließen! Zandersuche… Am nächsten Tag waren wir auf uns allein gestellt. Mit den Eindrücken des ersten Tages versuchte ich trotzdem, meine bekannten „Hot Spots“ der Vorjahre anzufahren. Trotz der guten Gewässerkenntnis, die ich mir schon einbildete, entwickelte sich das Angeln zu einer anspruchsvollen Suchaktion. Das Echolot zeigte zwar an vielen Spots reichlich und auch sehr große Fische an, aber die Fischlein hielten sich doch recht stark zurück. Auf einem meiner „Spezialplateaus“ an der Kante von 3 auf 6 Meter Tiefe stellten sich einige Bisse ein. Krawum! – ein toller Biss – leider verpasst… ich ärgerte mich, zumal die Bisse recht zögerlich kamen. „Rums“ – Tils Rute bog sich endlich! Er fing den ersten Fisch des Tages. Ein gut 50er Zander wurde ans Boot gedrillt und bei mir machte sich etwas Erleichterung breit! „Ich dachte schon, hier wären keine Fische mehr drin!“ Nach einigen Fehlbissen kam nichts mehr. Walter und Georg hatten inzwischen mit der Angelei begonnen und stießen mit Paco zu uns. Ich sagte gerade, dass an dieser Stelle nichts mehr beißt, als meine Rute noch einmal einen kräftigen Schlag aushalten musste. „Wieder verpasst! Mistviecher…“ Wir fuhren weiter… Als nächstes an eine der besonders guten Stellen des Vorjahres – eine „Steilwand mit Straßenwall in den See“. Ich war voller Hoffnung, die aber erst wieder getrübt wurde, weil auf der Strasse keine Echos zu sehen waren. „Vielleicht sind sie in der Nähe“ mutmaßte ich und wir fischten das Ufer ab. Zupp! Ein kleine Rupfer brachte mir endlich den ersten Fisch des Tages. Ein grün-gelber 11 cm Slotti hatte ihn verführt. Puff, auch bei Til bog sich die Rute. Noch in Zander! „Jetzt haben wir sie!“ Langsam aber sicher angelten wir uns Fisch für Fisch zusammen. Viele kleine und mittlere Zander fanden den Weg zum Boot. „Wo sind die Großen?“ fragten wir uns als plötzlich Tils Rute sich viel versprechend Richtung Oberfläche bog. „Hui, ein Guter!“ Die Überraschung war groß, als kein Zander, sondern ein guter Hecht die Oberfläche durchbrach. „Überraschung à la Robert!“ Als Hechtfan hat er einfach einen ganzen Schwung Pikies aus dem Donaudelta kommen und einsetzen lassen. Til bemerkte noch: „Ich habe kein Stahl drauf!“ als die Rute wieder in die Gerade flitzte. Tils Top-Köder – eine Gummi-Groppe war mitsamt Hecht in der Tiefe verschwunden. „Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort…“ Nach den vielen Fehlbissen und der Hecht – Erfahrung war klar, dass wir abends ordentlich Stahlvorfächer und Einhängesysteme vorbereiteten. Schönstes Wetter – falsche Zeit! Der folgende Morgen war bilderbuchmäßig: Strahlender Sonnenschein, ruhiges Wasser und angenehm warm war es geworden. „Der Frühling ist viel weiter als bei uns!“ freuten wir uns gemeinschaftlich. Auch Walter und Georg hatten ihre ersten Bekanntschaften mit Zandern gemacht und waren happy! „Du bist ja mit den Stückzahlen total verwöhnt!“ und „Wir sind jetzt schon total begeistert!“ erwiderten sie mir, als ich zu erklären versuchte, dass die Fangerei sonst deutlich besser lief. Wir hatten gemeinschaftlich ungefähr 30-40 Zander zusammengeangelt. Für jeden nicht verwöhnten Angler war das natürlich Spitze – ich hatte mir aber insgeheim mehr und vor allem größere Fische erhofft. Wir bewegten uns stets im 1 bis gut 2 Kilo-Bereich. Til war noch im Hechtfieber und montierte einen Wobbler (Bomber Long A-jointed-große Version). In der Morgensonne biß auch gleich der nächste Esox! Ein gut 60er Hecht hatte ihn wild attackiert, dicht gefolgt von einem wirklich guten Zander – Til freute sich über seine richtige Strategie! Es lief plötzlich an sehr vielen verschiedenen Stellen im See – je nach Licht und Sonne sehr flach oder auch einmal etwas tiefer – stets an „stufig abfallenden Kanten mit festem Untergrund“. Ein unangenehmer Verdacht hatte sich leider auch bestätigt: Wir hatten die Zander in der Laichzeit erwischt. Viele „Männer“ waren dunkel gefärbt, die Weibchen waren „dickbäuchig“. Dies war wohl der wichtigste Grund dafür, dass die Fische weit verteilt über die Uferkanten des Sees verteilt waren und wir keine Massen- sondern immer nur Einzelfänge tätigten. „Mühsam, aber stetig ernährte sich das Eichhörnchen…“ Wetter für Fortgeschrittene… Die Temperatur war im Laufe der Woche auf stellenweise über 13 Grad angestiegen! Die Sonne leistete ganze Arbeit und wir waren froh, dass es kein Nass von oben gab. Trotzdem sollte der folgende Tag sehr erschwerte Bedingungen bringen: Starkwind! Den hatte ich auch auf der letzen Tour fürchten gelernt. Den Zandern schlägt der starke Wind mächtig auf den Magen, eine deutlich schlechtere Köderführung und ein nur stellenweise greifender Anker machten den Angeltörn zu einer Herausforderung. „Zander sind ja fast überall!“ Wir suchten uns Ufer, die im Windschatten lagen. Es wurde aber recht schwierig. Ich fischte mit mehr Blei am Kopf und konnte hier und da einen Stachelräuber überlisten. Walter zog es vor, „Augenpflege“ zu betreiben und wartete auf „bessere Bedingungen“. Mein Kämpfen wurde dann am Abend auch mit einem schönen Hecht belohnt. Mein erster „Raduta-Hecht“ ließ mich auch für kurze Zeit auf einen kapitalen Zander hoffen. Dank Stahl konnte ich dann den „Einwanderer“ aus dem Donau-Delta auf einen goldenen Slotti landen. „Gute achtzig“ schätzten Til und ich, bevor er wieder in das angetrübte Nasse released wurde. Kalkulierbares Verhalten – gute Beisszeiten Inzwischen waren wir lange genug vor Ort und es hatten sich klare Erkenntnisse herauskristallisiert, die sich teilweise mit den vom Mai deckten, teilweise aber auch nicht!


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