Schweden ist mit unglaublichen 96.000 Seen ein wahres Paradies für Spinnangler. Bekannt sind die schwedischen Gewässer zwar hauptsächlich für die Hechtangelei, aber auch Barsche kommen in den dort in großer Zahl – und vor allem in beeindruckenden Durchschnittsgrößen – vor. Ganz besonders spannend sind hierbei die Schären an der Ostküste Schwedens, die durch ihre idealen Lebensbedingungen enorme Barschgrößen fördern. Die dicken Schären-Barsche fressen dort nicht nur Rotaugen, sondern zum Beispiel auch Garnelen. Sie haben fast das ganze Jahr Futter zur Verfügung und sind dank der schier unendlichen Weite der Gewässer auch eher wenig beangelt.
Hotspots für Schären-Barsche im Winter und Frühling
Und deshalb setzen wir in den Schären an, um im zeitigen Frühjahr Barsche zu angeln. Nun herrschen kalte Temperaturen. Die Barsche sind deutlich weniger aktiv als im Sommer. Durch ihren verlangsamten Stoffwechsel kommen sie nun auch nicht so gut mit dem salzigen Wasser klar, sie mögen’s jetzt süß. Das geht nicht nur ihnen so, sondern auch den anderen Süßwasserfischen, die man im brackigen Schärengebiet findet. Zum Beispiel dem Hecht und den Rotaugen.

Bild: Adobe Stock
Auch wenn die Fische im riesigen schwedischen Schärengarten unendlich Platz zur Verfügung haben, so findet man sie nun dicht gedrängt landeinwärts. Das Wasser kann ihnen nicht süß genug sein.
Je weiter man dem Verlauf der Schären ins Landesinnere folgt, desto süßer wird das Wasser. Je weiter man nach Osten, Richtung Ostsee, kommt, desto salziger. Die Fische findet man im Winter also eher im hintersten Zipfel der Schären. Dort ist alles perfekt, das Wasser ist nicht zu salzig und überall ist Futterfisch. Zusätzlich zu Wasser und Futter kommt im Frühling ein weiterer Aspekt ins Spiel: Das anstehende Laichgeschäft.
Fang-Faktor Fischbrut
Die kleine Barschbrut kann mit Salzwasser noch weniger umgehen, als der erwachsene Winterbarsch mit heruntergefahrenem Stoffwechsel. Ist das Wasser zu salzig, stirbt die Brut. Genauso geht es übrigens auch der Rotaugenbrut! Mündet ein Fluss in die Schären, so wird er ab etwa Februar von vielen Fischarten als eine Art Winterlager und Laich-Vorbereitungsgebiet genutzt. Aber auch, wenn sich kein Fluss findet, sammeln sich Futterfisch und Räuber. Dann in flachen Schilfbuchten mit möglichst weichem, krautigen und dunklen Untergrund. Dort herrschen gute Laichbedingungen und außerdem ist dunkler Boden oft etwas wärmer.
Je süßer, desto besser fürs Barschangeln in den Schären
Im kalten Wasser haben die Süßwasserfische der Schären, wie Barsch, Hecht und Rotauge, eine geringere Toleranz für den Salzgehalt. Entsprechend ziehen sie sich im Verlauf des Jahres aus den Schären mehr in das Landesinnere zurück und verlassen die Brackwasserregionen. Diese Umstände sollte man definitiv bei der Suche nach den Räubern beachten. Auf der Karte ist eine typische Schärenregion Schwedens abgebildet.
Bild: Google Earth
Im Spätherbst und Winter findet man die Fische noch etwas weiter in Richtung Meer (1), im Frühjahr um die Laichzeit herum zieht es die Barsche noch weiter ins Landesinnere, Flussmündungen sind dann die Hotspots (2).
Man merke sich: Im Winter zieht es Barsch und Plötz’ in den hintersten Zipfel der Schären, in krautige Buchten mit dunklem Grund. Ist ein Fluss in der Nähe, wird der ebenso gern aufgesucht. Nebenbei kann man immer mit Hechten rechnen, welche die Gegebenheiten gleichfalls zu schätzen wissen. Doch wie fängt man die Fische nun?
Wie angeln auf dicke Schären-Barsche?
Das Wetter kann im Frühjahr in Schweden sehr wechselhaft sein. Sonniges Frühlingswetter wechselt sich ab mit Schneeregen und Minusgraden. Ein Faktor, der einen großen Einfluss auf den Fangerfolg nimmt, ist laut Barsch-Spezi Jörgen häufig der Luftdruck. Ideal ist ein stabiler Luftdruck bei etwas Sonne. Auch, wenn viele Angler auf Hochdruck schwören, ist hauptsächlich wichtig, dass der Luftdruck möglichst über einen längeren Zeitraum stabil bleibt, denn Luftdruckveränderungen mögen die Barsche laut Jürgens Meinung leider gar nicht gerne.
Dann spielt es eine untergeordnete Rolle, ob Hoch- oder Tiefdruck herrscht, sagt er. Etwas höhere Temperaturen sorgen bei den Barschen vermehrt für Fressstimmung und entschlossenere Attacken der Raubfische auf unsere Köder. Schöne Frühlingstage sind daher meist die besten Tage für die Großbarsche.
Bild: M. Arnham
Jörgen mit einem echten Prachtbarsch von fast 2 kg Gewicht. Eine echte schwedische Schönheit! Also der Fisch natürlich…
Ein Gramm kann den Unterschied machen!
Gerade im kalten Wasser, kurz nach dem Winter, kommt es auf eine gute Köderpräsentation an. Schwere Jigköpfe sorgen für kurze und schnelle Absinkphasen, was gerade unter diesen Bedingungen kontraproduktiv ist. Jörgen setzt immer auf möglichst leichte Jigköpfe mit einem Gewicht von 3,5 bis 5 g. Welchen Unterschied das Gewicht des Jigkopfes machen kann, zeigte sich zum Beispiel an einem Wintertag, kurz vor Silvester, als Jörgen 80% der Fische des Tages mit einem 3,5-g-Kopf fing, während sein Angelpartner mit einem 5-g-Kopf das Nachsehen hatte. Das Ganze, obwohl die beiden an denselben Spots mit identischen Ködern fischten.
Es gilt die Devise: So leicht wie möglich! Was die Haken angeht, so bevorzugt Jörgen Offset-Haken. Die sammeln weniger Laub und Wasserpflanzen in den flachen Spots ein, während die Hakquote für Barsche dennoch ausgezeichnet bleibt. Nur, wenn wirklich wenig Kraut zu erwarten ist, geht auch ein normaler Jigkopf.
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Flache, krautige Buchten – möglichst weit „hinten drin“ – sind Topstellen im Winter und zeitigen Frühling.
Die besten Köder für das Barschangeln in den Schären
Eine langsame Köderführung ist im Frühjahr der Schlüssel zum Erfolg. Damit die Köder selbst bei langsamster Führung eine attraktive Aktion entfalten, ist neben einem leichten Jigkopf eine weiche Gummimischung die Vorraussetzung. Hier lohnt es sich also durchaus, ein paar Euro mehr zu investieren. Da unterschiedliche Muster auch ein anderes Schwimmverhalten haben, sollte man mehrere Varianten in der Box haben, so dass man ein wenig experimentieren kann.
Jörgens Favorit für dicke Schären-Barschen ist der Westin ShadTeez in 9 cm. Ich selbst angele gern mit dem guten alten Kopyto oder neueren Modellen, wie dem Swimfish von Lunker City, oder dem Fat Swing Impact von Keitech. Was die Farbauswahl angeht, setzt Jörgen in den meisten Fällen auf gedeckte Töne und natürliche Dekors. Eine gute Farbe für den Anfang ist dabei der Klassiker Motoroil.
Bild: M. Arnham
Natürlich gefärbte Gummifische in 9 cm Länge (oben) fangen einwandfrei. Stichlinge (unten) mutieren zu Schwedens Problemzwergen: Die kleinen Stachler sind nämlich fiese Laichräuber. Aber auch weit oben auf der Barsch-Menüliste.
Insgesamt werden hauptsächlich Köder zwischen 7 und 12 cm gefischt. Und obwohl Jörgen hauptsächlich auf Gummi setzt, gibt es Tage, wo ein 7 bis 10 cm langer Wobbler deutlich effektiver ist als der Softbait. Besonders, wenn der Wobbler gemächlich getwitcht und mit langen Spinnstopps geführt wird. Diesem Ködertyp sollte man also durchaus auch einmal eine Chance geben.
Die schwedischen Schären-Barsche mögen es langsam
Was den Führungsstil anbelangt, ist eine langsame Präsentation häufig am erfolgreichsten, wobei durchaus auch etwas mit der Geschwindigkeit der Köderführung experimentiert werden kann. Der Jigkopf sollte in jedem Fall nur so schwer gewählt werden, wie unter den vorherrschenden Bedingungen unbedingt nötig. Bei der Köderführung kann man getrost auch sehr lange Spinnstopps von teilweise mehreren Sekunden einbauen.
Bild: M. Arnham
Offsethaken sammeln weniger Kraut ein – und im Kraut stehen die Barsche!
Nach dem Wurf lässt man den Köder an gespannter Schnur auf den Gewässerboden sinken, macht ein bis zwei langsame Kubelumdrehungen, lässt den Köder wieder an gespannter Schnur zum Grund sinken, pausiert für eine bis fünf Sekunden und wiederholt das Ganze von vorn. Somit bewegt sich der Köder stets in unmittelbarer Nähe zum Grund. Die Rute zeigt dabei leicht nach oben, während die Animation des Köders fast hunderprozentig über die Rolle erfolgt. „Faulenzen“ nennt man diese Technik.
Die meisten Bisse kommen in der Absinkphase des Köders, manchmal sammeln die Barsche den Köder sogar in der Ruhephase vom Grund auf. Versuchen Sie Ihr Glück! Einen der richtig dicken Schären-Barsche von bis zu 2 kg zu fangen, ist im Frühling in Schweden – vor der Laichzeit – gar nicht mal so schwer. Und selbst, wenn es mal nicht so gut beißt, entschädigt das Land mit wunderschöner Natur in der atemberaubenden Schärenlandschaft.
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