Luhe-Lachse: Frauenquote nicht erfüllt

Obwohl sich der Lachsaufstieg in vielen deutschen Flüssen Jahr für Jahr verbessert, gibt es neben Licht auch Schatten. An der Luhe in Niedersachsen ist die Vermehrung der Salmoniden gefährdet, weil keine weiblichen Tiere vorhanden sind.

Alljährlich wird bei den Lachsen der Wiedereinbürgerungserfolg in den norddeutschen Flüssen per Elektrofanggerät kontrolliert. So auch in der Luhe in Winsen bei Hamburg. Wieder hoffte man auf laichreife Rogner und Mlichner, um sie zu streifen und die befruchteten Eier zu erbrüten. So auch in diesem Herbst. Sieben große, bis 1 m lange Lachse gingen ins Fangnetz. Doch die Gesichter der Abfischer wurden länger und länger: Alle Fische waren Milchner! Keine einzige Lachsdame ließ sich blicken ! Was war geschehen ? Chefabfischer Willy Dunst vom AV Hoopte-Winsen vermutet traurig, dass wohl bei der letzjährigen zugekauften Brut manipuliert wurde durch Duplodisierung. Das ist ein Verfahren, bei dem die männliche und weibliche Fortentwicklung bereits im Eistadium mit Druck und Wärme separiert beeinflusst werden kann. Fischzüchter Gunther Ermisch aus Neustadt/Sachsen wollte sich schieflachen, als er von den sieben einsamen Lachsmännern in der Luhe hörte: Die Weiber sind alle bei mir ! 40 Lachse habe ich dieses Mal aus dem Lachsbach in der Sächsischen Schweiz geholt 90% davon sind Rogner ! Züchter Ermisch hat so etwas noch nicht erlebt. Ich frage mich die ganze Zeit, wo die Milchner bleiben. Seine Lachsdamen sind alle um die 80 cm lang, prall mit Laich gefüllt ,um die 8 kg schwer und warten sehnsüchtig auf die weit flussab in die Luhe fremdgegangenen Milchner. Jetzt rätselt die Fachwelt, wie die Scheidung von Lachsmann und Frau zu Stande kam. Züchter Ermisch vermutet, dass die Lachse zunehmend das sauber werdende Elbwasser tolerieren und dazu übergehen auf den langen Kiesbänken in Flachwasserbereichen laichen. Fischzüchter Volker Buchtmann aus Garstedt/Nordheide vermutet im Sommer ein Ausweichen der Lachse aus dem zu warm werdenden Elbwasser ins kalte, sauerstoffreichere Quellwasser seines Heideflusses.Die Lachsmilchner steigen früher als die Rogner in die Elbe. Entscheidend sind über allem die Gewässerverhältnisse, sagt Hartwig Hahn, der Brutvater aller Lachse in der Stör an der Unterelbe. Wasserstand, Temperatur, Trübungs- und Verschmutzungsgrad sowie das Laichplatzangebot spielen u.a.eine wichtige Rolle. Ob solche Parameter die Lachsmänner allesamt in die Luhe getrieben und die Lachsdamen alle separat nach Sachsen haben wandern lassen darauf will auch er sich nicht festlegen. Weitere Infos zum Zielfisch Lachs finden Sie HIER.

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