Monster für die Monsterspin…

Am 6. Mai war es wieder soweit – ein neues Ebro-Guiding-Abenteuer sollte beginnen! Mit 8 Gästen aus dem ganzen Bundesgebiet wollten wir den Ebro und seine Zuflüsse wieder unsicher machen. Die

Vorzeichen standen leider sehr schlecht, denn unsere „Vorhut“ hatte laichende Waller gemeldet und die letzten Tage auch eher schlecht gefangen. Trotzdem machte ich allen Mut, denn bewusst habe ich diese Woche wegen des bevorstehenden Vollmondes als Termin ausgewählt: „Ende der Woche fangen wir am besten, sagt mein Apparat!“ Alle grinsten, einige kannten ja schon meinen tiefen Glauben an dieses Teil und waren gespannt… Dieser Eindruck bestätigte sich auch bei meiner Ankunft, denn gleich 2 Tage hintereinander holte ich mir einen astreinen Schneider ab, wenn auch gleich zu Beginn ein Horrordrill für Hoffnung auf große Räuber sorgte: Biss, rasante, nicht zu bremsende Flucht mit plötzlichem Ausstieg des Fisches zeigte – die Dicken sind da! Bodo guidete täglich ein Team auf einer neuen, entlegenen Strecke, auf der offensichtlich keine Fische laichten. Sie bissen dort munter, so dass zumindest die Angler dort schnell auf ihre Kosten und zu ihren Wallern kamen. Die Fischgrößen dort waren von 1 – 1,8 Meter für viele von uns schon phantastisch, aber auf unserer „Hausstrecke“ mit den bekannten „Monstern“ für die Spinnrute blieb es leider auffällig ruhig. Wir drifteten am Tag 3 durch den Fluss und endlich schienen die ersten Waller wieder munter zu werden. Hier ein Biss, dort ein Fisch und endlich auch mal ein längerer Großfischkontakt ließen unsere Erwartungen in die Höhe schnellen. Dieser Großfisch war leider im Schwanz gehakt, aber bei 2,20 Metern war der Drill umso wilder und Christian, der ihn drillte rief immer nur: „Der zieht mich rein, der zieht mich rein!“ Seine Monsterpin hielt er anfangs nur waagerecht, weil der Fisch wie eine Langstreckenrakete durch das Wasser schoss. Gespannt und erschöpft konnten wir den Fisch dann aber doch nach längerem Drill landen. Ein Schlammbad fürs Foto war dann auch noch drin… Die Folgetage wurden immer besser: Pro Drifttour konnten wir fast immer 2-5 Fische landen und auch zunehmend tolle Bisse verzeichnen. Auch zu Fuß gab es Bisse und auch einige schöne Fische. Eines Morgens war ich mit Marius unterwegs und wir sahen Scharen von laichenden Karpfen. Mitten drin plötzlich ein auffällig großer Fisch: „Das ist aber kein Karpfen“ rief ich und watete ihm entgegen. Der Wels hatte schnell etwas bemerkt und ließ sich unter das Kraut sacken. Ich blieb ca. 10-15 Minuten ruhig in Wurfweite entfernt stehen, als sich dieser Wels wieder an die Oberfläche begab und sogar auf mich zu schwamm… Ein leichter Schlenzwurf traf genau die „12“ und es machte ein lautes „Plöpp“ – der Gummifisch war sofort im Maul verschwunden. Anhieb und eine monströse Wasserexplosion folgten fast zeitgleich. Der Fisch flüchtete in Nullkommanix 15-20 Meter durch das Kraut und bog auch noch ab. Nichts ging mehr! Nach kurzer Verschnaufpause raste der Waller wieder los und es machte ein besonders lautes „Peng“ – ich hatte schon den 2. 2 Meter+-Fisch versemmelt… An diesem Abend wechselte ich meine Schnur von Tragkraft 65 auf 80 Lbs. Sicher ist sicher! Erst am darauf folgenden Tag sollte „es“ dann endlich passieren: Auf einen tief geführten Gummifisch biss in einem Stillwasserkolk ein herrlicher Dickfisch mit 2,02 Metern Länge. Es war das erste „beißende“ 2 Meter-Monster, das die Monsterspin besiegen konnte! Kleinere Exemplare mit 1,82 Metern und darunter waren ebenfalls dabei. Es fiel richtig auf, dass täglich eine extreme Zunahme der Beisserei festzustellen war! Unser Team aus Bayern hatte sich zwischenzeitlich mit Bodo verbrüdert und zog das Ansitzangeln mit Bojen oder Pellets vor. Sie fingen ausgesprochen gut und konnten am Abend dann sogar einen 2,20er Fisch vermelden. Alle waren begeistert, weil eine echte Dramaturgie in den Tagen steckte. Ob wir uns noch steigern konnten? Es ging, denn am Folgetag fing unser Bayernteam sogar noch einen fetten Albino und der wurde typisch bayrisch mit ordentlich Bier gefeiert! (Bilder liegen mir leider noch nicht vor – reichen wir vielleicht nach). Christian und ich schafften es sogar, von einer Stelle gleich 2 Waller wegzuzupfen und es gab einen Doppeldrill mit doppelter Monsterspin! Dieses Kunststück ist uns erst einmal in 3 Jahren Spanienbesuch gelungen. Es war inzwischen Freitag geworden und es hatte inzwischen bei allen Teilnehmern gewallert. Den Morgen starteten wir 7 Uhr früh – in der Dämmerung schienen unsere Waldis noch etwas müde zu sein, jedenfalls hatten wir die ersten Bisse immer erst ein bis zwei Stunden nach der Dämmerung bekommen. Dieser Morgen schien schwierig zu sein, denn die ersten Top-Stellen blieben alle ohne Biss! Wir trieben recht zügig in einen Stillwasserbereich und mein rot-gelber Gummifisch platschte hinter ein Krautfeld mit offensichtlich tieferem Wasser dahinter. Tief sinken konnte er aber nicht, denn das wurde durch einen mächtigen Schlag in meine Rute abrupt abgebrochen. Ein Anhieb und ein echtes Monster knallte aus dem Wasser: „Der ist riesig!“ schrie Marius und ich war mir auch sicher, dass es ein sehr großer Fisch war. Christian übernahm die Ruder und meinte: „Der hat 1,80m!“ Ich konzentrierte mich auf den Drill und wollte jetzt nicht mit ihm diskutieren, wie groß der Fisch jetzt wirklich war. Jedenfalls blieb er eine ganze Weile „verschwunden“. Christian manövrierte uns entsprechend meinen Hinweisen durch den Fluss und immer wieder wurde es eng. Mal zog uns der Fisch, mal zogen wir den Fisch. Es ging dicht am Holz vorbei und 2 mal auch durch das Kraut, als ein echter Monsterschädel erstmalig an der Oberfläche auftauchte: „Der ist aber ganz locker über 2,10 Meter!“ rief ich jetzt zu Christian. „Schlecht gehakt ist der auch noch! Da müssen wir sehr vorsichtig sein!“ Der Fisch hing ziemlich blöd unter der Gaumenplatte und es sah so aus, als würde der Gufi gleich aus dem Maul herausfallen. Eine echte Zitterpartie begann! Endlich kamen wir auch wieder in ruhigeres Wasser, nachdem wir gut und gerne 1 Kilometer mit Fisch im Drill abgetrieben waren. Einige Male auf und ab und dann konnte ich endlich ins Maul packen – ein echtes Monstermaul war das! Passend dazu hatten wir auch gleich eine kleine Insel im Fluss, die wir dann für ein paar Fotos mit Fisch aufsuchten… 2,22 Meter sind ein Supermaß für die Monsterspin, wenn auch meine Frau immer noch 6 cm vorn lag. Ich hörte schon aus der Ferne, wie sie aufatmete, hatte sich doch immer wieder fragen können, ob ich schon mal 2,28 Meter gefangen habe! Obwohl wir noch einige Bisse bekamen, blieb es der einzige Fisch an diesem Morgen. Marius war beeindruckt und meinte: „Schon ein Erlebnis, überhaupt dabei gewesen zu sein!“ Mit ihm wollte ich am Nachmittag diesen Frühjahrsurlaub beenden, da er erst einen Fisch landen konnte… Tatsächlich begann der Nachmittag verheißungsvoll, denn schon nach 10 Minuten konnten wir einen 1,82 er Waller auf Gufi landen. Es sollte richtig heiß hergehen auf dieser letzten Tour (mein Apparat zeigte übrigens Höchstwerte an!). Es folgten einige kleinere Fische und Fehlbisse und schnell hatten wir 5 Fische im Boot. Auch Marius hatte endlich seine „Nr.2“ und war happy. Es ging auf das Ende der Tour zu, als wir in starker Strömung an einem besonders dicken Baumstamm vorbeitrieben. „Unter Baumstämmen“ am Ufer liegen die besonders gern!“ dachte ich noch und warf das obere Ende des „Stammes“ an. Dieser gewaltige Baum schob sich aber zu meinem Erschrecken mit aller Wucht, gegen die Strömung auf meinen Gummifisch zu und verschlang ihn! Hammermäßig – so „live“ habe ich einen Monsterbiss noch nie gesehen! Auch hier flog gleich nach dem Anhieb der halbe Fisch aus dem Wasser und Marius erschrak: „Boah, schon wieder so ein Vieh!“ Ich konnte es auch kaum glauben, hatte ich doch am gleichen Tag einen 2. Großwels gehakt. Der Drill verlief hier etwas schneller, weil wir mit Glück problemlos in einen Stillwasserbereich trieben und ruhig drillen konnten. Marius hielt das Boot wunderbar und nach ca. 15 Minuten konnten wir ein weiteres, 2,18 Meter-Monster ins Boot hieven. Zum letzten Male durfte ich ein ordentliches „Schleimbad“ nehmen und ein besonders denkwürdiger Tag ging zu Ende. An einem Tag hatte ich meine 2 größten Fische mit der Spinnrute überlisten können! Es gibt wenig, was so regelmäßig so viel Adrenalin kostet und pure Angelfreude bereitet… Bericht von Uli Beyer

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