Müritz 2008

Von Wind, Wellen und tollen Hechten… In der letzten Maiwoche haben meine Frau Ivonne und ich wie 2007 einen kleinen Erholungsurlaub an der Müritz verbracht. Am größten Binnensee Deutschlands und

seiner Nebengewässer inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte wollten wir etwas die Landschaft genießen und nebenbei einige Tage auf Hechte und Barsche angeln. Im letzten Jahr haben wir dabei super gefangen, das wollten wir dieses Jahr mit verbesserter Ortskenntnis wiederholen. Nach der Ankunft am Sonntag früh, dem Trailern des Bootes und dem Akklimatisieren sollte es am Montag früh gleich losgehen. Morgens um 5 Uhr blies bereits ein kräftiger Ostwind, der uns aber erst so richtig bewusst wurde als wir die Sietower Bucht verließen und auf freier Wasserfläche dem vollen Wind ausgeliefert waren. Große Wellen empfingen uns und meine Frau schaute mich bereits grimmig an, so hatte sie sich einen Erholungsurlaub nicht vorgestellt. Sie hatte noch den größten Ententeich Deutschlands vom Vorjahr in Erinnerung, aber daraus wurde dieses Jahr nichts. Die guten Stellen waren noch im Kartenplotter eingespeichert, es konnte nach unruhiger Anfahrt gleich losgehen. Und wie es losging, wir konnten innerhalb von 4 Driften gleich mal Hechte von 70, 88, 85 und 90 cm verhaften!!! Das hatte gesessen, da schmerzte es auch nicht so das wir den Angeltag bereits nach diesen Einstiegsfischen wegen der bereits um 1m hohen Wellen abbrechen mussten. Für Dienstag haben wir dann gleich Plan B, den angrenzenden Kölpinsee gewählt. Ihn wollten wir eigentlich erst zum Ende der Woche befischen, aber er ist deutlich kleiner als die Müritz und hat somit weniger große Wellen. Auch hier ging es gleich gut los, 4 Hechte bereits an der ersten Stelle. Vom diesem Start waren wir aber nicht so überrascht, diese Erfahrung hatten wir schon im letzten Jahr in diesem klassischen „Jerkgewässer“ gemacht. Leider war unsere Topstelle vom Vorjahr nicht „ertragreich“, und der immer noch starke Wind machte das Fischen nicht einfach. Auch die Wellen waren nicht ohne, und so mussten wir meiner Frau zuliebe oft die weniger guten, windgeschützten Plätze aufsuchen. Trotzdem konnten wir noch ein paar Hechte überlisten, der Beste davon ein schöner 90er. Was besonders auffiel war die extreme Kampfkraft der Hechte, selbst ein guter 80er war nicht davon abzuhalten mehrfach über eine hart eingestellte Bremse zu gehen. Mittwochs legten wir wegen der angekündigten Wetterverschlechterung (noch mehr Wind) dann einen Tag im Nationalpark ein und besuchten außerdem das Wisentreservat, bevor wir am Donnerstag erst gegen Mittag wieder über den Kölpinsee „herfielen“. Die Fische bissen zunächst verhalten, aber wir konnten uns trotzdem einige Hechte einsammeln. Bei einem Biss direkt an einer Krautkante merkte ich sofort das der Fisch etwas besser sein muß, und tatsächlich konnte ein 1m+ meinem Zalt nicht widerstehen. Dieser war aber noch lange nicht ausgedrillt, und bei einer seiner Fluchten ist er dann leider ausgeschlitzt. Freitags war wieder die Müritz dran. Der Wind wurde minimal schwächer, meine Frau hatte sich etwas an die Wellen gewöhnt und der gute Begin Start am Montag machte uns heiß auf das große Wasser. Bereits am ersten Platz konnte Ivonne beim 3. Wurf den ersten Fisch verhaften, aber das war es dann auch für einige Zeit. Die bisherige Taktik war Kraut = Fisch, aber nachdem dies einige Zeit nicht funktionierte versuchten wir was anderes. Wir fanden Sicheln in Gewässertiefen von 8-10m, und da der Wind ein Angeln mit Gummifisch wieder zuließ probierten wir das natürlich gleich mal aus. Nach ein paar Würfen dann der vertraute Ruck in meiner Rute, und der ausgedrillte 89er Hecht hatte den 20er Slotti S voll inhaliert. Einen großen Rest des Tages verbrachten wir dann noch in dem für uns unbekanntem südlichen Teil des Sees, konnten aber doch nur noch einen dritten Hecht auf dem Heimweg an unserer Lieblingsstelle „einsammeln“. Zum Abschluss der Woche wollten wir noch mal einen halben Tag vermehrt neue Plätze aufsuchen. Wir starteten an einer Stelle die wir aus der TV-Angelserie „Fish & Fun“ aufgeschnappt hatten und die gut für große Barsche sein soll. Zum Barschangeln sind wir eigentlich gar nicht gekommen, da kleine Gufi’s bzw. Dropshotten wetterbedingt nicht sinnvoll erschienen. Nach kurzer Zeit an dem besagten Barschberg wurden wir aber glücklicherweise von einem einheimischen Angler vertrieben. Erst kreuzte er mit seinem Motorboot vor unserer Nase durch unsere Driftspur, kurz danach ankerte er noch in Wurfweite an dem gleichen Hot Spot wie wir. Da hatten wir keine Lust drauf und suchten uns mehrere hundert Meter entfernt einen neuen Platz. Beim Abfahren der Kante sahen wir wieder gute Sicheln in größerer Tiefe, wie am Vortag. Driftend über die Kante bekam Ivonne auch nach 2 Würfen den erhofften Biß auf einen Big Hammer Gummifisch. Zunächst ließ sich der Fisch locker herbeikurbeln, kurz danach aber ging der Tanz los. Ich zückte sofort die Videokamera und bereitete alles für das Verarzten einen großen Hechtes vor, da ich schon ahnte das dies der größte Hecht der Tour werden würde. Immer wieder kräftig in die Tiefe stoßend rang er meiner Frau alles im Drill ab, aber nach 5min konnte ich ihn dann beim ersten Versuch per Kiemengriff landen. Das Maßband zeigt stolze 107cm, endlich hatte Ivonne ihren ersten Meterhecht gefangen. Somit war die Marschrute bis zum Ende der Angelzeit am Mittag klar, Kanten absuchen. Leider schlief dann zum ersten Mal seit einer Woche der Wind ein, und der Ententeich vernagelte den Hechten anscheinend die Mäuler. Erst als gegen Mittag der Wind wieder ausfrischte konnten wir noch 3 Bisse verzeichnen, ein Hecht stieg mir noch im Drill aus. Somit blieb es bei dem Meterhecht, aber das war uns an diesem Tag auch egal. Alles in Allem war diese Tour nicht so schön wie im letzten Jahr. Während Süd- und Mitteldeutschland unter der Hitze gestöhnt haben war es bei uns zwar sonnig, aber dank des Windes ziemlich schattig. Montags wünschte ich mir sogar Mütze und Handschuhe, zeitweise war Hand im Wasser zur Handlandung die einzige Möglichkeit die Hände aufzuwärmen. Der Urlaubscharakter ging dadurch etwas verloren, dank auflandigem Wind konnte man sich noch nicht mal abends an die Marina setzten. Trotz gleicher Angelzeit haben wir nur halb so viel gefangen wie im Vorjahr, aber wo in Deutschland hat man die Möglichkeit mit dem Motorboot auf einem See zu angeln und jederzeit die Chance auf einen Meterhecht? Bericht von Michael Schellong

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