Es war an einem schönen Juli Tag kurz vor 12.00 Uhr und mein Magen sagte mir endlich eine Pause einzulegen. Zwei Ruderschläge reichten aus, um in eine windgeschützte Bucht zu gleiten. Was für ein
Angeltag, leichter Süd-West Wind kräuselte leicht die Wasseroberfläche. 10 Meter von mir entfernt jagte ein Haubentauchertrupp Kleinfische. Meine beiden Kunstköder waren mittlerweile aufgetrieben und schwammen 20 und 30 Meter von mir entfernt auf der Wasseroberfläche. Thermoskanne mit Kaffee, Bananen und die Müsliriegel sollten den Magen beruhigen. So vergingen fast 20 Minuten, im Boot herrschte wieder Ordnung und ich wollte gerade meine Wobblerkiste öffnen, um einen neuen Köder aus dieser herauszuholen, als plötzlich meine rechte Balzer-Rute einen Satz nach vorne machte. Ein Biss! Super! Aber was war das denn? Statt dass die Rute seewärts gezogen wurde, zeigte die Rutenspitze in den Himmel! Ein ungläubiger Blick nach oben verriet mir den Verursacher! Ein Milan hatte den Wobbler in seinen Fängen und wollte mit seiner Beute davonfliegen. Die Bremse der Multi kreischte auf und beendete den unfreiwilligen Ausflug des barschfarbigen Super Shad Rap. Kurz vor meinem Boot plumpste der Shad ins Wasser. Verwundert und ungläubig schaute ich dem Raubvogel hinterher, der nun über den nahen Wald davon strich. Unglaublich, Sachen gibt´s!?! Na ja, sagte ich mir, wenn ich das zuhause, oder gar im Angelgeschäft erzähle, glaubt mir sowie so niemand. Der Tag verging, aber dieses Erlebnis verfolgte mich noch tagelang und ich freute mich schon auf den nächsten Angeltripp zur Möhne. Eine Woche später war ich wieder auf meinem Hausgewässer, aber diesmal mit meinem Sohn Philipp. Neben Taktik um Esox auf die Schliche zu kommen, erzählte ich ihm von meiner Begegnung mit Greif. Ungläubig hörte er meiner Story zu, na ja verdenken konnte man es ihm nicht… Gerade Raubvögel haben wohl die besten Augen im Tierreich, oder müsste der Milan wohl nach Fielmann? Der Himmel über dem sauerländischen Möhnesees zeigte sich wieder einmal von seiner besten Seite. Eine Lufttemperatur von 26° Grad und beständiger Wind von Süd-West mit 2-3 machte das Schleppen zum Vergnügen. Nur die Hechte wollten nicht so Recht beißen. Als Köder dienten die Altbewährten Wobbler: NielsMaster – rauchfarbend und der Big-Mac FireTiger. Köderwechsel und eine kleine Pause waren angesagt. Die Frikadellen wurden ausgepackt und essen angesagt. Die Köder ließen wir im Wasser und zuckelten in einiger Entfernung an der Wasseroberfläche dahin. Zweisamkeit von Vater und Sohn waren wieder das Größte, wenn jetzt noch die Hechte beißen würden, wäre alles perfekt. Eine Bewegung über uns ließ uns gleichzeitig in den Himmel schauen. Da war er wieder – der Milan. Und diesmal hatte er sich den NielsMaster ausgeguckt. Schon stand er etwa 20 Meter über diesem, ein kurzes rütteln und hinabstoßen war eins. Das Kreischen der Multi und der Griff von Philipp zur Rute waren eins, denn diesmal wollte die Balzer aus dem Rutenhalter gerissen werden. Was war passiert? Jetzt hatte es den Milan erwischt! Er saß am Wobbler fest! Hilflos und eher jämmerlich paddelte er mit seinen Schwingen etwa 10 Meter von unserem Boot entfernt im Bach. Ein kräftiger Ruderschlag brachte das Boot längs zum Raubvogel, der mit völlig durchnässtem Gefieder dringend Hilfe brauchte. Ein beherzter Griff von mir und schon lag dieser im Krallerboot. Glücklicherweise war der Vogel völlig unverletzt. Ein Haken vom Wobbler saß in den Federn der Fänge und konnte ohne Schwierigkeiten gelöst werden. Völlig apathisch hockte der Milan nun im Boot – unfähig zu fliegen, so stand er wohl noch unter Schock. Aber auch Philipp und mir schlug das Herz bis zum Hals. Nach kurzer Beratschlagung ging es erst einmal Richtung Ufer. Dort angekommen nahm ich vorsichtig den Vogel in die Hand und legt ihn mit ausgebreiteten Schwingen zum Trockenen ans Ufer. Philipp und ich entfernten uns etwas vom Vogel und warteten ab, was passiert. Schon nach kurzer Zeit kam wieder Leben in den Milan. Nach kurzer Orientierung erhob er sich in die Lüfte – schüttelte sein nasses Gefieder und flog mit schweren Schwingen davon. Die Moral dieser wahren Geschichte sagt uns: Natürliche Köder fangen besser! Die Metergrenze war wieder einmal erreicht und wenn es nur um die ausgebreiteten Schwingen vom Milan waren. Auf dem Heimweg zum Trailer fingen wir noch einen 10pfündigen Hecht, der den Tag mehr als perfekt beendete. Petri Dieter Romweber Dortmund