Pressetermin zum Vertikalen im Grenzgebiet

Wenn das mal gut… Unser Hausgewässer, ein an die Maas im Nachbarland Holland angrenzender See (ein sogenannter Plaas), wurde vor unserer vereinbarten Tour mit Blinker Fotograf Heinz Jagusch, von

einer Heerschar Vertikal-Anglern 2 Tage so durchpflügt, dass dort nichts mehr ging. Jetzt hieß es eine Alternative zu finden um Heinz, den ich schon von anderen Touren her kannte, ein paar schöne Stachelrichter vor die Linse zu zaubern. Da ich mich durch befreundete Vertikal-Angler immer auf dem Laufenden halte, wo zurzeit in anderen Gewässern etwas geht, vereinbarten wir uns mit ihnen an einem grenznahen Seengebiet in der Region Limburg. Dieses Seengebiet ist von Köln aus in ca. 1 Stunde zu erreichen. Wir wählten die Seen aus, da die Wassertemperatur jetzt im Spätherbst durch die stetig sinkenden Außentemperaturen, schon die 10 ° Marke erreicht hatte. Dies ist die optimale Wassertemperatur um mit dem Vertikalen in den Seen zu starten, da Beutefisch und Raubfisch sich sammeln und das wärmende Tiefenwasser aufsuchen. Man sollte doch nur nicht um jeden Preis die Vertikalköder in großen Tiefen anbieten. 15 Meter ist in etwa die magische Grenze. Tiefer auf keinen Fall, sonst kommt auch ein langsam nach oben gedrillter Zander oder Barsch mit Trommelsucht, dass heißt mit ausgestülptem Magensack und Vorderdarm sowie heraus gequollenen Augen, an die Wasseroberfläche. Bei diesen Symptomen braucht man keinen Fisch mehr zurückzusetzen. Dessen Schicksal ist besiegelt. Nur der, der wirklich einen Fisch entnehmen möchte (das Schonmass in liegt in NL bei 42 cm), kann tiefer angeln. Aber was ist, wenn an diesem Tag nur Untermaßige beißen? Man sollte da die Achtung vor der Kreatur bewahren und sich Tiefengrenzen setzen. Ich selbst halte nicht soviel von den Release-Maßnahmen mancher Angelprofis, die ihre gefangenen Zander oder Barsche nach Trommelsuchtsymptomen im hohen Bogen, mit dem Kopf voran, über Bord werfen und darauf hoffen, dass sich die nach außen gewölbten Organe wieder in die Bauchhöhle drücken! Das Durchstechen mit einer Ködernadel des heraushängenden Magensacks ist auch so eine Sache. Die Fische tauchen zwar ab, aber was passiert danach ….. Da es an diesem Morgen schon ganz schön kalt war, zogen wir uns vor dem Slippen erstmal die Floatinganzüge an. Die darunterliegende Bekleidung sollte aus atmungsaktivem Material bestehen und im sogenannten Zwiebelprinzip also mehrere Schichten übereinander angezogen werden. Weil in der kalten Jahreszeit an der Slipstelle wenig zu tun ist (Kosten fürs Slippen liegt je nach Lage zwischen 5 – 20,– Euro), ging es zügig voran, wir konnten noch vor Sonnenaufgang auf dem Wasser sein. Mein Boot ist ein aus den USA stammendes Aluminiumboot, welches speziell für‘s Angeln angefertigt wurde. Vorne auf dem Bug habe ich einen Elektromotor installiert, den ich durch eine Funkfernbedienung vom Steuerstand aus Lenken kann. Dies ist erforderlich, um einen Vertikalköder bei starker Drift, unter kleiner Fahrt und fast lautlos auf der Stelle oder beim sogenannten schleppend Vertikalen(hierbei wird der Köder ganz Langs mit nur wenig Aktion kurz über Grund Geschleppt) anbieten zu können. Jetzt im Spätherbst ist oft weniger mehr! Der Vertikalköder, meist ein Gummiköder ohne Eigenaktion, wird Senkrecht unter dem Boot, Grundnah, platziert. Sobald der Köder den Boden erreicht hat, wird der Rollenbügel umgeklappt und die Schnur gestrafft. Jetzt hebt man den Köder je nach Jahreszeit ca. 15-40 cm an und haucht dem Shad, durch kleine Zupfer, Leben ein. Dann sucht man wieder den Grundkontakt, wobei es ausreicht, dies je nach Gewässerstruktur alle 15-30 Sekunden zu machen. Jetzt lupft den Köder an und verharrt einen Moment in dieser Position. Je nach Stimmung der Räuber, kann das Anbieten des Köders, dies sollte man natürlich austesten, etwas aktiver oder mit weniger Bewegung ausfallen. Es sollte darauf geachtet werden, dass sich die Rutenspitze unmittelbar über der Wasseroberfläche befindet, so kann jede noch so kleine Attacke auf den Köder mit einem Anhieb quittiert werden. Bei der Rutenauswahl ist darauf zu achten, dass man eine einteilige Rute zwischen 1,80 – 2,00 m mit einem Wurfgewicht um die 10 – 40 g mit einer sensiblen Spitze und einem harten Rückgrat auswählt. Ich bevorzuge für die tieferen Gewässerabschnitte eine „Spro Godfather“ 10-30 g Wurfgewicht plus Daiwa Viento Multirolle. Im Fluss eine „Spro Godfather Parabolic“ 14-28g Wurfgewicht, diese auch mit einer Daiwa Viento. Mit der härteren Rute kann man auch in „größeren Tiefen“ den Zander, die eine ziemlich harte Maulpartie haben, den Haken setzen. Bei der Rolleauswahl bevorzuge ich eine Multirolle mit einer 6 kg Geflochtenen plus 1,5 Fluorocarbonvorfach. Da wir oft in Bereichen mit schnell wechselnder Bodenstruktur fischen, ist die Multirolle erste Wahl. Hier brauche ich nicht, wie es bei einer Stationärrolle der Fall ist, andauernd die Schnur über die oft zu weich eingestellte Bremse abzuziehen oder den Bügel zu öffnen, wenn es mal über eine Abbruchkante geht. Um nochmals auf die Bootsausstattung zurückzukommen. Ein gutes Echolot gehört beim Vertikalen zur Grundausstattung, um über Wassertemperatur, Bodenstruktur, Beutefischschwärme die Grundnah stehen sowie die typischen Zandersicheln an Abbruchkanten oder Plateaus informiert zu sein. Bei den Beutefischschwärmen die Grundnah stehen, kommen die Attacken der Zander meist erst, wenn man den Schwarm verlassen hat. Hier scheint es für den Zander einfacher zu sein, einen einzelnen Beutefisch, der außerhalb des Schwarmes steht, zu attackieren. Um jetzt aber noch mal auf unsere Tour zurück zukommen: Der erste Hotspot liegt ca. 500 m nach der Hafenausfahrt und die Wahl der Waffen wurde schon während der Ausfahrt getroffen. Wir waren mit 3 Booten unterwegs und konnten so Köder in unterschiedlichen Größen und Farben sowie Naturköder anbieten. Nachdem wir die erste interessante Stelle gefunden hatten, hier stand der Beutefisch genau oberhalb einer Abbruchkante und der Raubfisch unmittelbar darunter, dauerte es nicht lange und ich hakte den ersten 74er Zander auf einen typischen Vertikal-Shad. In den anderen beiden Booten ging es dann auch Schlag auf Schlag. Wir fingen innerhalb kürzester Zeit mehrere gute Fische. So schnell wie sich die Bisse einstellten, so schnell hatte der Spuk auch ein Ende. Trotz mehrmaligem Standort- und Köderwechsel lief nur noch sehr wenig. Die Fische bissen sehr spitz und waren schwer zu haken. Da sich nicht mehr eine Wolke am Himmel zeigte und durch den höheren Sonnenstand mehr Licht ins Wasser fiel, zogen es die Glasaugen wohl vor, in tiefere Bereiche zu wechseln. Wir montierten dann kleine, ca. 10-15 cm lange, Rotaugen auf die selbstgebauten Naturködersysteme. Prompt stellten sich wieder Bisse ein. Bis mittags hatten wir dann etwa 25 Fische, größtenteils Zander, einen 86er Zander konnten wir dann noch kurz vor Mittag, mit einem Rotauge, wieder auf Naturködersystem, überlisten. Zwei 40er Barsche rundeten die Strecke ab. Nach dem uns Heinz in den Mittagsstunden verlassen hatte, konnte ich noch einen Hecht von 1,02 m in 14 Meter Tiefe, wieder auf einen Naturköder, haken. Das Resümee dieser Tour, den sogenannten Vorführeffekt, gab es an diesem Tag nicht! Trotzdem kommt es schon mal vor, dass an manchen Tagen nur wenige Bisse einstellen – hier empfiehlt es sich zusätzlich eine sogenannte tote Rute in den Rutenhalter zu stecken. Sie wird etwas höher als die in der Hand geführte Rute angeboten. Der Köder erhält seine Aktion über den Vortrieb des Bootes. Ich persönlich bevorzuge an der toten Ruten einen Vertikalköder mit etwas mehr Eigenaktion, dieser hat so mache Angeltour gerettet und uns vor einem Schneidertag bewahrt. Noch etwas zum Schluss. Die niederländischen Angler praktizieren schon viel Jahre „Catch & Release“, da wir Gäste in ihrem Land sind, sollten wir uns an ihre Regeln halten und nur den durch den Fang verletzten Fisch entnehmen. Nur so können dort weiterhin produktive Flüsse und Seen erhalten bleiben. Helmut Schoddel www.Pike-Attack.de

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