Der Rapfen gilt als Oberflächen-Räuber, und in den höheren Wasserschichten ist er nach der Laichzeit (April-Juni) auch meist anzutreffen. Dort stehen nämlich im Sommer seine Futterfische, Schwärme schlanker Lauben, die verschreckt auseinander spritzen, wenn hungrige Rapfen wie ein Ungewitter zwischen sie fahren. Dabei verraten sich die Räuber durch lautes Schlagen mit der Schwanzflosse. Die wilde Jagd, die meist am frühen Morgen und späten Abend stattfindet, gelegentlich aber auch in der Mittagshitze, ist also nicht nur sichtbar, sondern auch weithin hörbar. Meist endet sie so plötzlich, wie sie begann. Wo es Rapfen gibt, sollten Angler im Sommer immer eine Spinnrute wurfbereit neben sich liegen haben. In der kälteren Jahreszeit ziehen sich Rapfen am Rande der Strömung in die Tiefe zurück, wo man sie aber bis in den späten Herbst noch mit schweren Spinnern, Löffeln oder Köderfischen beangeln kann.
Wie und womit
Rapfenköder für die erfolgreiche Oberflächen-Angelei müssen zweierlei leisten: sich weit werfen lassen und schnell durchs Wasser schießen. So entstand das simple Rapfenblei, eine Blei-Olive auf einer Drahtachse mit Drilling am Ende, in vielen Eigenbau-Varianten (20 bis 50 Gramm, mit farbigem Federbüschel oder blitzendem Propeller aufgemotzt). Rot und Weiß gelten als besonders reizvoll für Rapfen.
Die Anforderungen an einen guten Rapfenköder erfüllen auch Spinner mit länglichem Blatt, kleine Pilker, Küstenwobbler und schlanke Löffelblinker. Hauptsache, sie lassen sich so schnell führen, daß sie hin und wieder aus dem Wasser hüpfen. Je schneller der Köder, desto härter oft der Biß. Manchmal sieht man die Bugwelle eines heranrauschenden Rapfens kurz bevor ein harter Schlag in der Schnur anzeigt, daß der schnelle Räuber die vermeintliche Beute mühelos eingeholt hat.
Damit der Köder nicht zu tief sinkt, wird direkt nach dem Einfallen oder (bei weiten Würfen) schon im Einfallen mit dem Einkurbeln begonnen. Stationärrollen mit schneller Übersetzung (höher als 5:1) und perfekter Schnurwicklung sind dabei hilfreich; ein Wirbel zur Drallminderung ist unbedingt erforderlich. Etwas langsamer geht es zur Sache, wenn man mit Wasserkugel und leichten Ködern angelt: toten Fischchen, kleinen Twisterschwänzen auf Einzelhaken, voluminösen Naßfliegen und Streamern. Hier liefert die halb gefüllte Wasserkugel das Wurfgewicht, aber auch einen zusätzlichen Bißreiz. Beim zügigen Einholen verursacht die bauchige Pose eine Blasen- und Geräuschspur im Wasser, die den Rapfen auf den Köder aufmerksam macht, der etwa 50 Zentimeter bis 1 Meter dahinter läuft. Am unauffälligsten sind ovale und durchsichtige Buldos; wo Rapfen wenig befischt werden, lassen sie sich auch von signalroten Wasserkugeln nicht abschrecken (oder sogar anlocken?). Beim Wurf mit dieser Montage sollte man die Schnur im Absinken mit dem Zeigefinger auf der Rolle stoppen, damit das Vorfach gestreckt einfällt.
Natürlich kann man dem Rapfen einen Federköder auch an der Fliegenrute anbieten. Dazu muß man allerdings, um die meist erforderlichen weiten Würfe zu erzielen, längere Ruten und schwimmende Keulenschnüre der Klasse 6 (und aufwärts) einsetzen (WF-6-F). Gerade große Rapfen stehen gern ganz draußen in der Flußmitte. Dann ist für den Spinnangler die moderne Technik hilfreich: Schlagschnüre (15 m 0,70er Schnur vorgeschaltet), Boilie-Ruten (2 lbs.) und leichte Brandungsrollen mit Weitwurfspulen.
Um den ruckartigen Biß eines Rapfen abzufedern, sollten die Ruten nicht zu hart, die Schnüre nicht zu dünn sein (mindestens 0,20 mm). Auch schlitzen Haken leicht aus dem Rapfenmaul aus, wenn man den Fisch im Drill zu stark forciert. Ausgedrillt lassen sich Rapfen problemlos mit der Hand landen; mit einem Kescher geht man aber auf Nummer Sicher, da der Fisch häufig vor den Füßen des Anglers noch einmal so richtig lostobt.