Steckbrief Wels

Einst noch ein Exot, ist der Wels heutzutage in vielen deutschen Gewässern anzutreffen. Foto: Archiv

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Einst noch ein Exot, ist der Wels heutzutage in vielen deutschen Gewässern anzutreffen.

Welse leben im Verborgenen und zeigen sich selten auf dem Präsentierteller. Selbst in Gewässern mit sehr gutem Bestand sieht man Welse nur selten an der Oberfläche.

Meistens sieht man nur ganz kurz einen großen Buckel zwischen den Wellen. Vereinzelt hört man auch ein dumpfes Glucksen oder einen gewaltigen Schlag. Normalerweise fischen wir aber im Trüben und müssen unsere Wels-Ecken mühsam suchen. Gut sind immer Bereiche mit überdurchschnittlicher Tiefe. Das ist im Fluß und im See eine wichtige Grundregel. Auch wenn die Mulden nur wenige Meter messen hier sind die großen Räuber zuhause. In Seen und Talsperren sollte man zusätzlich auf Bereiche mit großen Tiefenunterschieden achten. Das sind die Kanten, die zum Beispiel ein altes Flußbett markieren.

Langgezogene Außenkurven im Fluß sind Top-Stellen. Leider ist hier die Strömung oft so stark, daß bei mehreren Metern Wassertiefe ein enormer Druck auf die Angelschnur kommt. Besser, weil einfacher zu befischen, sind Buhnenfelder. Hier sind es vor allem die ersten Buhnen, stromab gesehen, die Waller beherbergen. Hinter den Buhnenköpfen sind manchmal abgrundtiefe Kanten und Löcher. Das sind wohl die allerbesten Stellen, vor allem an den großen Strömen. Leider ist auch dort das Wasser oft extrem turbulent. Einfacher zu befischen und ebenfalls sehr gut sind Hafen-, Fluß- und Altarm-Einmündungen. Hier finden wir meist eine ausgeprägte Strömungskante. Und genau diese Wasserlinie ist unser Wallerplatz.

Stichwort Warmwassereinleiter: In der Vergangenheit wurden zahlreiche Großwaller an Kraftwerks-Einleitern gefangen. Hier sind die Welse über das ganze Jahr aktiv und finden zentnerweise Futterfisch. Der Angeldruck an vielen Einleitern ist enorm. Und auch sonst sind die großen Einleiter von Biblis und Phillipsburg am Rhein und Großkrotzenburg am Main sicher nicht jedermanns Sache. Aber des Projekt Wels des Lebens könnte hier glücken.

Welse sind Allesfresse. Foto: O. Portrat

Welse sind Allesfresser. Sie orientieren sich mithilfe ihrer zahlreichen Barteln am Kopf im Wasser.
Foto: O. Portrat

Waller brauchen also warmes Wasser, um so richtig in Wallung zu kommen. Die beste Fangzeit liegt deshalb in der Zeit mit der stärksten Wassererwärmung, also von April bis Anfang Juni. Und dann, wenn das Wasser am wärmsten ist. Das ist meist zwischen Ende Juli und Anfang September der Fall. Vielerorts geht man noch davon aus, daß Welse a) Grundräuber sind und b) nur nachts beißen. Beide Regeln stehen in den Lehrbüchern und werden auch in der Angelprüfung gelehrt. Neueste Studien und Fangergebnisse beweisen: Beide Regeln sind falsch! Man fängt nachts Welse am Grund. Aber man fängt mehr Welse im Freiwasser. Und man fängt sehr gut am Tag, bevorzugt in den Mittagsstunden. Nur wird da eben (noch!) selten auf Waller gefischt.

Mit dem Wallerholz kann man die Waller vom Gewässergrund zum Köder locken. Foto: Blinker

Mit dem Wallerholz kann man die Waller vom Gewässergrund zum Köder locken. Foto: Blinker

Wie und womit auf Welse angeln

Welse sind Raubfische. Aber sie fressen längst nicht nur Friedfische, Barben und Aale. Mit Tauwurmbündeln, Blutegeln und Tintenfischstreifen fängt man sie genauso gut. So viele Möglichlichkeiten wie bei der Köderwahl haben wir auch bei der passenden Angelmethode. Je nachdem, was an den teilweise schwierigen Angelplätzen am besten funktioniert, kann man mit Pose, Bodenblei oder sogar mit großen Löffel-Blinkern fischen.


Bei allen Angelarten können wir getrost auf ein Stahlvorfach verzichten. Besser ist monofiles Vorfachmaterial (0,50er bis 0,80er) oder stärkstes Kevlar (40 Kilo Tragkraft). Auch sollte man bei Wirbeln und Haken auf beste Qualität achten. Die Wirbel sollten ausdrücklich zum Big-Game-Fischen geeignet sein. Und nur stärkste, ganz besonders dickdrähtige Einzelhaken (Größe 5/0 bis 10/0) biegen im harten Drill mit Großwelsen nicht auf. Drillinge können Sie durch die Bank vergessen.
Die schweren Laufbleie sollte man mit einem Stück starkem Gummischlauch vorm Wirbel puffern. Dickbauchige Posen mit 60 bis 120 Gramm Tragkraft vertragen selbst bei exakter Bebleiung noch schwere Köder. Wegen der großen Tiefe an guten Wallerstellen sind Laufposen ideal. Zumal man mit relativ kurzen und starken Ruten auf Waller fischt.

Schwerste Karpfenruten, leichte Brandungsruten oder spezielle Welsruten bis knapp vier Meter Länge kommen vom Ufer aus zum Einsatz. Einen pfundschweren Köderfisch sollte man mit dem Unterhandschwung gut 20 Meter weit werfen können. Außerdem braucht die Rute sehr viel Rückgrat und muß die gewaltigen Schwanzschläge großer Welse abfedern. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Sie mit geflochtener Schnur ohne Dehnung fischen wollen. Zu spröde Ruten sind bei der harten Schnur keinen Pfennig wert.

Für den Drill großer Fische sind Multirollen besser geeignet als große Stationärrollen. Weil sie einfach robuster und kraftvoller sind. Ideal sind Multis mit 250 bis 300 Metern 0,60er Schnurfassung. Eine 0,60er Schnur ist auch die richtige Wahl, wenn Sie mit Monofil fischen wollen. Geflochtene Schnüre sollten 30 bis 40 Kilo tragen.

Eine sehr effektive Angelmethode hat unser Mitarbeiter Olivier Portrat entwickelt: Das Fischen vom treibenden Boot, mit Echolot und Wallerholz. Diese Methode dürfte das Welsangeln auch an anderen Gewässern beeinflussen. Während das Boot treibt, klopft man mit dem Wallerholz. Der Köder wird direkt unter dem Boot angeboten, auf der Tiefe, in der das Echolot die Welse anzeigt.


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