Der Europäischer Wels (Silurus glanis) ist der größte reine Süßwasserfisch, den es bei uns gibt. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Mittel- und Osteuropa bis Zentralasien. Der Wels wird auch Waller genannt und ist aufgrund seiner Größe und Kampfkraft bei Anglern beliebt.
Der Wels: Merkmale und Lebensweise
Der Waller ist ein kräftig gebauter Fisch mit einem langgestreckten, schuppenlosen Körper. Er besitzt einen großen breiten Kopf mit zwei kleinen Augen, einem langen Paar Barteln am Oberkiefer und zwei weiteren kürzeren Paaren am Kinn. Seine Nasenöffnungen sind gut entwickelt, das Maul des Welses ist breit und endständig. Der Wels verfügt über vier bis fünf Reihen kleiner, flacher und nach hinten gerichteter Bürstenzähne. Seine Färbung ist dem jeweiligen Lebensraum angepasst, meist dunkel-gräulich bis blau-schwarz oder dunkelbraun bis dunkeloliv. Zusätzlich zu dieser Grundfärbung ist er meist wolkig marmoriert.
Bild: Zooclub
An diesem Welsschädel sind die Bürstenzähne gut zu erkennen. Außer Schürfwunden kann der Wels dem Menschen damit keinen Schaden zufügen.
Wie groß kann ein Wels werden?
Welse sind überwiegend (aber nicht nur!) dämmerungs- und nachtaktive Raubfische, ihre Nahrung stellen in erster Linie kleinere Fische und wirbellose Tiere dar, aber mitunter auch Wasservögel und kleine Säugetiere. Der Europäische Wels erreicht je nach Lebensraum eine durchschnittliche Größe von etwa ein bis anderthalb Metern.
Er kann allerdings eine Länge von bis zu drei Metern bei einem Gewicht von rund 150 Kilogramm erreichen! Der größte mit der Angel gefangene Wels war ein Exemplar von 2,85 m und 144 kg aus dem Po in Italien. Getoppt wird er nur noch vom Stör, der sich allerdings nicht ausschließlich im Süßwasser aufhält.
Habitat und Aktivität
Welse sind wärmeliebende Fische, die sich eher im unteren Drittel der Wassersäule – gerne über schlammigem Grund – aufhalten. Gegenüber Verschmutzungen und geringer Sauerstoffkonzentration sind sie relativ unempfindlich. Sie sind standorttreue Räuber, die in großen stehenden oder langsam fließenden Gewässern bis maximal 30 Metern Tiefe vorkommen.
Bei fallendem Luftdruck, den der Wels mit der Schwimmblase wahrnehmen kann, ist er besonders aktiv – auch tagsüber. Im Jahresverlauf hat er im Frühjahr sowie im Spätherbst nach dem Ablaichen seine Hochphasen. Das physiologische Temperaturoptimum des Wallers liegt bei 25 bis 27 °C, unter 4 bis 7 °C Wassertemperatur stellt er die Nahrungsaufnahme ein.
Bild: Reglisss
Waller sind Allesfresser. Dieser Wels greift aus dem Flachwasser heraus am Ufer sitzende Tauben an.
Fortpflanzung und Entwicklung
Bei einer Wassertemperatur von etwa 18 °C beginnt die Laichzeit der Welse, in Mitteleuropa etwa von Mai bis Juli. Pro Kilogramm Körpergewicht produziert ein Weibchen dabei etwa 20.000 bis 25.000 Eier. Nach zwei bis drei Tagen schlüpfen bereits die Larven, nach etwa 20 Tagen haben die Jungwelse bereits eine Länge von 2,5 cm erreicht und beginnen, anderer Fischbrut nachzustellen. Im ersten Jahr erreichen sie eine länge von 20-30 cm und mit etwa sechs bis sieben Jahren einen Meter. Die Wuchsraten sind bei Milchnern generell höher als bei Rognern.
Wo und wann auf Wels angeln?
Meistens sieht man nur ganz kurz einen großen Buckel zwischen den Wellen. Vereinzelt hört man auch ein dumpfes Glucksen oder einen gewaltigen Schlag. Normalerweise fischen wir aber im Trüben und müssen unsere Wels-Ecken mühsam suchen. Gut sind immer Bereiche mit überdurchschnittlicher Tiefe. Das ist im Fluss und im See eine wichtige Grundregel. Auch wenn die Mulden nur wenige Meter messen, hier sind die großen Räuber zuhause. In Seen und Talsperren sollte man zusätzlich auf Bereiche mit großen Tiefenunterschieden achten. Das sind die Kanten, die zum Beispiel ein altes Flussbett markieren.
Hot-Spots für die Welsangelei
Langgezogene Außenkurven im Fluss sind Top-Stellen. Leider ist hier die Strömung oft so stark, dass bei mehreren Metern Wassertiefe ein enormer Druck auf die Angelschnur kommt. Besser, weil einfacher zu befischen, sind Buhnenfelder. Hier sind es vor allem die ersten Buhnen, stromab gesehen, die Waller beherbergen. Hinter den Buhnenköpfen sind manchmal abgrundtiefe Kanten und Löcher. Das sind wohl die allerbesten Stellen, vor allem an den großen Strömen. Leider ist auch dort das Wasser oft extrem turbulent. Einfacher zu befischen und ebenfalls sehr gut sind Hafen-, Fluss- und Altarm-Einmündungen. Hier finden wir meist eine ausgeprägte Strömungskante. Und genau diese Wasserlinie ist unser Wallerplatz.
Bild: P. Merkel
Unterhalb der Schleusen lohnt sich im Frühjahr das Blinkern auf Welse. Dabei gilt es jedoch, den vorgeschriebenen Abstand bis zur Schleuse einzuhalten.
Die beste Zeit zum Welsangeln
Waller brauchen, wie oben erwähnt, warmes Wasser, um so richtig in Wallung zu kommen. Die beste Fangzeit liegt deshalb in der Zeit mit der stärksten Wassererwärmung, also von April bis Anfang Juni. Und dann, wenn das Wasser am wärmsten ist. Das ist meist zwischen Ende Juli und Anfang September der Fall.
Vielerorts geht man noch davon aus, daß Welse a) Grundräuber sind und b) nur nachts beißen. Beide Regeln stehen in den Lehrbüchern und werden auch in der Angelprüfung gelehrt. Neueste Studien und Fangergebnisse beweisen: Beide Regeln als unumstößlich darzustellen ist falsch! Man fängt nachts Welse am Grund. Aber man fängt ebenso Welse im Freiwasser. Und man fängt auch sehr gut am Tag, bevorzugt in den Mittagsstunden. Nur wird da eben (noch!) selten auf Waller gefischt.
Wallerangeln: Ausrüstung und Strategie
Welse sind Raubfische. Aber sie fressen längst nicht nur Friedfische, Barben und Aale. Mit Tauwurmbündeln, Blutegeln und Tintenfischstreifen fängt man sie genauso gut. So viele Möglichkeiten wie bei der Köderwahl haben wir auch bei der passenden Angelmethode. Je nachdem, was an den teilweise schwierigen Angelplätzen am besten funktioniert, kann man mit Pose, Bodenblei oder sogar mit großen Löffel-Blinkern fischen.
Bild: J. Troppacher
Einer der gigantischen Po-Waller, die Peter Hutting (rechts) im Laufe der Jahre bändigen konnte.
Bei allen Angelarten können wir getrost auf ein Stahlvorfach verzichten. Besser ist monofiles Vorfachmaterial (0,50er bis 0,80er) oder stärkstes Kevlar (40 Kilo Tragkraft). Auch sollte man bei Wirbeln und Haken auf beste Qualität achten. Die Wirbel sollten ausdrücklich zum Big-Game-Fischen geeignet sein. Und nur stärkste, ganz besonders dickdrähtige Einzelhaken (Größe 5/0 bis 10/0) biegen im harten Drill mit Großwelsen nicht auf.
Die schweren Laufbleie sollte man mit einem Stück starkem Gummischlauch vorm Wirbel puffern. Dickbauchige Posen mit 60 bis 120 Gramm Tragkraft vertragen selbst bei exakter Bebleiung noch schwere Köder. Wegen der großen Tiefe an guten Wallerstellen sind Laufposen ideal. Zumal man mit relativ kurzen und starken Ruten auf Waller fischt.
Rute und Rolle für Süßwasser-Giganten
Schwerste Karpfenruten, leichte Brandungsruten oder spezielle Welsruten bis knapp vier Meter Länge kommen vom Ufer aus zum Einsatz. Einen pfundschweren Köderfisch sollte man mit dem Unterhandschwung gut 20 Meter weit werfen können. Außerdem braucht die Rute sehr viel Rückgrat und muss die gewaltigen Schwanzschläge großer Welse abfedern. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Sie mit geflochtener Schnur ohne Dehnung fischen wollen. Zu spröde Ruten sind bei der harten Schnur keinen Cent wert.
Für den Drill großer Fische sind Multirollen besser geeignet als große Stationärrollen. Weil sie einfach robuster und kraftvoller sind. Ideal sind Multis mit 250 bis 300 Metern 0,60er Schnurfassung. Eine 0,60er Schnur ist auch die richtige Wahl, wenn Sie mit Monofil fischen wollen. Geflochtene Schnüre sollten 30 bis 40 Kilo tragen.
Bild: Blinker/O.Portrat
Robuste Multirollen und lange, kräftige Ruten sind zum Welsangeln ideal.
Aktiv Waller klopfen
Eine sehr effektive Angelmethode hat unser Mitarbeiter Olivier Portrat entwickelt: Das Fischen vom treibenden Boot, mit Echolot und Wallerholz. Diese Methode dürfte das Welsangeln auch an anderen Gewässern beeinflussen. Während das Boot treibt, klopft man mit dem Wallerholz. Der Köder wird direkt unter dem Boot angeboten, auf der Tiefe, in der das Echolot die Welse anzeigt.
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