Von Fischen, die man nicht vergisst – 1. Teil …

Sonntag, den 17. September war es wieder soweit. Angela und ich starteten zu unserer diesjährigen Wallertour an den Ebro nach Mequinenza. „Noch 6 Zentimeter und ich habe…

Dich!“ war mein Lieblingsspruch zu Angela, denn in jedem Urlaub kam ich in den letzten Jahren Ihrem fantastischen 2,28 Meter-Rekord näher. Vor 2 Wochen war außerdem noch der spanische Rekordwels mit 2,49 Metern und 102 Kilo gefangen worden. Die Woche vor unserer Ankunft hatte es ordentlich geregnet und etliche Angler berichteten von sehr guten Fängen. Die Erwartungen waren sehr hoch! Gleich nach der Ankunft, Begrüßung beim Bavarian Guiding Service durch Peter Ölschläger und Jürgen Stegherr (unserem Gastgeber) starteten wir durch ans Wasser. Wie immer ist die Euphorie und vor allem der Ehrgeiz, den ersten Fisch zu fangen, am Beginn einer Tour besonders groß. „Man könnte ja einen Superfisch verpassen…“ Jürgen grinste und meinte: „Tobt Euch erst mal aus!“ Am Wasser angekommen, wich die Euphorie aber schnell der Realität. Besonders ruhig und vor allem wieder niedrig (nach dem Hochwasser der Vorwoche) schienen die Fische überhaupt keine Lust mehr auf unsere Gummiköder zu haben. Eine lustlose Attacke – das war´s und viele Top-Plätze schienen „fischleer“ zu sein. Wir (h)angelten uns von Stelle zu Stelle und ich erklärte Angela an jedem Platz, welche schönen Fische dort jeweils im Frühjahr oder Vorjahr gebissen hatten. Angela lachte nur und fragte, wo sie denn jetzt seien. „Und dort habe ich im Mai bis auf 6 Zentimeter zu Dir aufgeschlossen!“ (Für diejenigen, die es noch nicht wissen: Angela führt seit 4 Jahren in unserer internen Familien-Spinnfischerwertung mit 2,28 Metern!). „Hinter der Krautkante geht es ab in tiefes Wasser…“ erklärte ich noch, als es wieder dort einen mächtigen Schlag in meine Rute tat. Wieder hatte ein toller Fisch den Köder genommen und wehrte sich ordentlich. Nach 10 Minuten zeigte sich der Fisch an der Oberfläche: „Ob das gleich unser erster 2-Meter-Fisch ist?“ Auch mehrfaches Messen machte den Fisch nicht länger – 3 Zentimeter fehlten an der magischen Marke!“ Es blieb der einzige Fisch des ersten Angelnachmittages, obwohl wir noch einige Attacken bekamen. Trotz des tollen Wetters blieben auch der Montag und Dienstag sehr dürftig – wir fingen in den ersten 3 Tagen ganze 4 Fische. Angela konnte sogar erst am Dienstag ihren ersten Fisch überlisten und war happy: „100 % mehr als letztes Jahr!“ Ich war nicht so glücklich, denn es lief ziemlich verhalten. Viele Fische, die wir sahen, flüchteten schon vor unserem Köder – die typischen Beißreflexe schienen völlig abgeschaltet. Einige Bartelmonster schossen auch explosionsartig unter dem Boot weg, als dieses über sie trieb. Viele Plätze hatten wir bereits vorher erfolglos angeworfen. „Was war nur los???“ Wir betrieben Ursachenforschung für die eher dünne Ausbeute und kamen zu dem Schluss, dass es wohl zwei wichtige Gründe für das schlechte Beißverhalten gab: Eine Woche vor uns gab es ein wirklich „großes Fressen“ durch die ersten Herbstregen und viele Fische waren extrem voll gefressen. Ausgerechnet in der Vorwoche waren bereits Angler mit der Spinnrute auf unserer Strecke unterwegs und hatten wohl einige der sensiblen Bartelräuber „vernagelt“… Wir blieben aber optimistisch, denn mein „Apparat“ (Anglers Edge) versprach Besserung, sogar „10er Werte“! Dienstag Abend bekamen wir dann aber eine weitere unangenehme Information: Über dem Atlantik tobte ein Hurrikan, der sich jetzt der spanischen Küste näherte. „Starker Wind und vielleicht sogar neuer Regen“ wussten die Guides im Camp von Bavarian Guiding Service zu berichten. „Nicht die besten Aussichten…“ Trotzdem starteten wir Mittwoch wieder früh ans Wasser. Der Tag begann auch gleich besser, denn um 11 Uhr bekam Angela einen heftigen Biss im ruhigen Tiefenwasser des Flusses. Langsam und stetig zog ein großer Wels an Angelas Schnur. Sie forderte auch gleich den „Kampfgurt“ an … Katastrophe – die Schnalle war kaputt! Sie quiekte und meckerte, weil der Wels mit seinem Kampf natürlich nicht bis zur Montagefertigstellung des Kampfgurtes warten wollte… (abends konnte man dann viele schöne blaue Flecken erspähen – deutliche Kampfspuren an Angelas Körper!). Wir landeten dann nach schönem Drill einen prallvoll-gefressenen 1,88er Wels. Beim Lösen des Hakens fiel mir ein Seil auf, das aus dem Rachen des Welses hing. Ich wollte es dem Fisch entfernen und zu meinem Erstaunen „zauberte“ ich einen 2. Wels hervor. Der gefangenen Wels musste kurz zuvor einen angebundenen Kleinwels vom Ufer gerissen haben. Der kleine Gummisnack hatte dem Wels jetzt auch noch die letzte Mahlzeit gekostet… Voller Erwartung und Hoffnung fischten wir weiter – „Heute muss es nach Apparat eigentlich klappen!“ Dennoch dauerte es noch eine Weile, bis sich bei mir endlich ein kleiner, erster Wels erbarmte. Dafür folgten Nr. 2 + 3 + 4 recht schnell hintereinander. Wir hatten für unseren Törn auch einen stark beangelten „Großfischbereich“ eingeplant, an dem Angela bereits ihren Superkapitalen vor 4 Jahren fing. Da an den Vortagen dort bereits große Fische von uns ohne zu beißen aufgescheucht wurden, waren wir noch vorsichtiger. Hier war das Wasser von den Regenfällen der Vorwoche noch mächtig angetrübt. „Hier gibt es nur Dicke!“ erklärte ich Angela. Hinter der Krautbank dort liegen die Eumel immer herum. Ein kleiner Wasserschwall signalisierte Fisch. „Den hat er wohl auch nicht richtig gewollt!“ und ich montierte einen neuen Köder. Der Köder platschte ins Wasser und ein riesiger Wasserschwall donnerte hoch. „Ein Superfisch – verpasst!“ rief ich zu Angela, die noch total erschrocken zu mir sah, als ein fürchterlicher (schöner) Blitz in meine Rute einschlug. Der Wels hatte den Köder wie ein überdimensionierter Torpedo verfolgt und „eingeschlagen“. Jetzt ging im wahrsten Sinne die Post ab! Das Wasser war nur ca. 1 Meter tief und ein echtes Monster wollte mit aller Kraft meinen Haken wieder loswerden. Es riss mir mit einer Flucht 50 Meter Schnur von der Rolle, bevor sich erst schwerfällig das Boot in Bewegung setzte. Richtig Fahrt konnten wir aber nicht aufnehmen, weil der Wels immer wieder mit Urkräften die Bewegungsrichtungen änderte. Meine Arme wurden müde und gern hätte ich auch Angelas Kampfgurt einmal ausgeliehen (gab ich natürlich nicht zu, weil ich sie mit dem Teil immer ärgerte!): „Dieses Biest will sich einfach nicht ergeben“ – inzwischen drillte ich bestimmt 20 Minuten unter Volllast! Der Schwanz, der öfter aus dem Wasser peitschte, versprach einen tollen Fisch und tatsächlich zeigte sich kurze Zeit später ein Superkapitaler. „Angela, jetzt wird´s eng für Dich!“ sagte ich ihr, als ich den Fisch dann mit Mühe ins Boot hievte. „Boah – Wahnsinn!!“ rief auch sie und wir fuhren beide sehr gespannt ans Ufer. Wir waren uns einig – das ist der größte Fisch, den wir jemals gemeinsam gefangen hatten! Ein dickes, fettes Monster lag vor uns im Boot. „Schwerer als Deiner damals ist der bestimmt!“ und Angela konterte nur: „Messen!“ Es kam, wie es kommen musste: 2,24 Meter – es fehlten immer noch 4 Zentimeter. Angela war begeistert und erleichtert zugleich: „Was ein fettes Vieh – ein echter Superfisch!“ “Das ist unser schwester Fisch und insgesamt habe ich in diesem Jahr schon zum 3. mal meinen „personal best“ gefangen!“ Da ich nachher ziemlich schlammig, schleimig und stinkig war, beschlossen wir erst einmal, die Tour für eine Pause abzubrechen und fuhren zur Unterkunft zurück. Nach ausgiebiger Dusche „gönnte“ ich mir frische Kleidung. Fortsetzung folgt… Bericht von Uli Beyer


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