Wie feiert man eigentlich einen runden Geburtstag?

In diesem Jahr war ich fällig. Die stramme „40“ stand vor der Tür. „Na, kommste ins gesetzte Alter“ oder „Da feiern wir aber ´ne heftige Party“ bereiteten mir besondere Freude.

Was tun…? war die große Frage. Offen gestanden bin ich nämlich alles andere als ein Partycrack und stehe überhaupt nicht auf Gratulationstouren, Freß- oder gar Saufgelage. Kurzum, ich entschloß mich, das zu tun, was ich am liebsten tue… so richtig schön zu angeln! Dirk hatte ich schon lange versprochen, ihm zum 1. Meterhecht zu verhelfen. Am 1. November begann die Hechttour in die Rügener Bodden. Schon auf der Hinfahrt machte ich ihm den Mund wässrig und erzählte von den vielen guten Möglichkeiten. Wenn sie da nicht sind, sind sie dort. Wenn wir Pech haben, macht uns der Wind und die Strömung einen Strich durch die Rechnung. Zuviel Salz in der Suppe (dem Wasser) schlägt auf Beißstimmung, aber eigentlich sind die aktuellen Bedingungen gut… Blablabla – das übliche Gerede von Anglern, die vorher den Mund voll nehmen und dann doch den Ball flach halten wollen. Doch noch ein bisschen Euphorie: „An meinem 30igsten habe ich auch geangelt und einen tollen Angeltag mit Superhecht gehabt…“ Der 1. Tag war zwar nicht schlecht, aber schlechter als meine Ankündigung. Wir fingen einige schöne Hechte, aber keiner knackte den magischen Meter… „Bisher hatte ich hier oben einen Schnitt von 1 zu 3, das heißt auf 3 Fische einen über ´nen Meter… Läuft schlecht, momentan!“ Der 2. Tag war mein Geburtstag! Heute muß es laufen und ich war hoch motiviert… Das Beißverhalten war aber eher eine Ernüchterung. Die Stückzahl der gefangenen Fische ging sogar noch zurück und der Meter fiel einfach nicht! Wir hatten inzwischen über 20 Hechte gefangen, auch einige „90er“ waren dabei, aber eben noch immer keinen Meter… Wind und Wetter waren tatsächlich nicht optimal. Eine steife Brise und kräftiger Einstrom machten das Angeln recht schwierig. Ekke und Marianne sagten auch: „Zu viel Salz haut den Hechten kräftig auf den Magen. Da sind die 1-2 Tage wie benommen. Danach kommen sie aber wieder“. Der 3. Tag war gleichzeitig der vorletzte! „Strategischer Stellungswechsel, wir fahren in ein völlig anderes Gebiet“ beschloß ich morgens und wir brachen zu einer längeren Reise auf dem Wasser auf… Die Idee war gut, denn gleich morgens ging´s vielversprechend los. Dirk legte 3 Hechte vor – schöne Fische, aber keine Riesen. Irgendwie lief´s bei mir nicht. 1. Biß versaut, 2. Biß ausgehakt – „ich glaub´heute habe ich was verkehrtes an den Fingern oder die Biester wollen mir zeigen, dass ich aus dem Fangalter ´raus bin!“ Wir angelten mit 15er Shads und ich probierte verschiedene Farben durch. Dirk hatte mit einem chartreuse-Shad „seine“ Farbe gefunden. „Ich muß jetzt auch mal einen fangen beschloß ich nach 1 ½ Stunden Erfolglosigkeit und montierte die gleiche Farbe. Rums! „Klappt doch“ – der Bann war gebrochen. „Scheinen heute Feinschmecker zu sein“ Chartreuse war heute die Farbe, weiß & Co. wurden verschmäht. „Sollen sie eben chartreuse bekommen!“ Die Stückzahlen entwickelten sich gut. Ich weiß nicht, wie viele Hechte wir bis mittags fingen – deutlich über 10 und auch schöne Fische dabei, aber immer noch keinen Meter! Dirk wünschte ihn sehnlichst herbei und wir begannen zu flachsen. „Du musst einen fangen, Du hast ja noch gar keinen!“ermutigte ich Dirk. „Ich kriege den bestimmt nicht, aber wenigstens ´mal einen sehen!“ erwiderte Dirk. Bisse und Hechte folgten, es lief! „Wenn ich ein 40-Pfünder wär´ würde ich jetzt bei Uli B. anbeißen“ witzelte ich. Dirk grinste und erwiderte: „Ein kleiner Meterhecht reicht erst ´mal – die gibt´s hier wohl auch nicht!“ Ich war´s leid und verfolgte Strategie „B“. „Sind die Hechte zu klein, ist der Köder zu klein“ sagte ich Dirk selbstbewusst, montierte einen 23 cm Shad und begann damit zu fischen. Oh je, das wird Arbeit, dachte ich und merkte, dass die Angelei damit viel anstrengender war. Der 1. Wurf ging etwas daneben und sammelte Kraut ein. Der nächste passte auf die Fahrwasserkante. Kein Kraut, das Eumel taumelte die Kante hinunter – RABUMS! Nicht ging mehr! Ein mächtiger Schlag hat das Taumeln abrupt gestoppt. „Jetzt haben wir den Meter! Und was für einen sagte ich Dirk sofort!“ „Ehrlich!“ „Garantiert!“ „Nimm schon ´mal den Fotoapparat“ bat ich Dirk. Ungläubig krabbelte Dirk in die Kabine und kramte den Apparat heraus. Am anderen Schnurende zog es zwar langsam, aber mächtig. Ich kündigte Dirk eine Oma jenseits der 10 Kg-Marke an. „Mal sehen, das wäre der größte Hecht, den ich live erlebt habe!“ „`Nen schönes, verspätetes Geburtstagsfischchen ist´s allemal“. Dirk sucht mit der Kamera die Wasseroberfläche ab – „ich seh´nix…“ „Kannste auch nicht, der kommt nämlich nicht hoch!“ Da, ein mächtiger weißer Körper flankte kurz im vorbeiziehen am Boot auf. „Das ist ´ne Rakete mit 15 kg +“ versprach ich Dirk. „Meinste? Ich wird verrückt“ Dirk suchte immer noch mit dem Objektiv die Oberfläche ab! Die Oma wurde langsamer und ließ sich vom Grund lösen. „Da kommt sie – ein Superfisch!“ „Ich seh nix!“ Dirk sollte und wollte Fotos machen, fand aber kein Motiv. Ich wollte den Drill jedoch auch nicht unnötig in die Länge ziehen und bugsierte die alte Dame ans Bootsheck. Schön brav legte sie sich neben den Motor und ein kräftiger Kiemengriff beförderte sie ins Boot. „Ich werd´ verrückt, was ist das denn?“ Die Waage zeigte exakt 17 Kilo an. Ein richtiges Monstrum und mein größter Boddenhecht. „Zuviel verspochen?“ fragte ich Dirk, der nur mit dem Kopf schüttelte… Zwischenzeitlich war ein 2. Boot zu uns gestoßen und bewunderte den Fisch mit. Ich rief Jörg im Laden an und sagte: „Mein Geburtstagshecht kam mit Verspätung!“ Die Angabe 34 Pfund haute in um: „Boah, boah, gibt´s nicht!“ Waren seine Worte. „Als er mir dann auch noch erwiderte, ich sollte doch einen 40iger zum 40igsten fangen, konnte ich nicht mehr widerstehen: „Schließlich sehe ich ja auch jünger aus!“ war die einzige „Ausrede“, die mir einfiel. Der 2. Wurf nach 3 Tagen und gleich ein Riesenhecht konnten kein Zufall sein. Wir fingen noch besser und im Schnitt auch mehr gute Hechte – aber es blieb in 4 Tagen der einzige Meterhecht. Die Meterquote war schlecht, trotzdem fuhren wir beide sehr zufrieden nach Hause. Der Entschluß, Dirks Meterhecht weiter zu verfolgen, sollte um einige Tage verschoben werden. Dirk hatte Urlaub und wollte die nächste Tour gleich wieder mit. Davon berichte ich demnächst hier… Bericht von Uli Beyer / www.uli-beyer.de


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