Aal-Angeln im Fluss: Zu neuen Ufern mit dem Super-Rig

Für viele Angler ist das Aale-Angeln im Fluss einfaches „Plumpsangeln“: Dicke Schnur, dickes Sargblei, dicker Haken mit dickem Köder – ziemlich grob das alles! Klar, damit fängt man Aale. Man muss sich aber nicht wundern, wenn der Nachbar mehr fängt, weil der einfach raffinierter angelt und sein Gewässer anders „liest“!

Aal-Erfolg auf der Steinpackung. Steinbewehrte Uferbereiche können echte "Aalburgen" sein.

„Trübe Aussichten“ im Hochsommer

Bild: Thomas Pruß

Ein Sommer-Hochwasser hat den Fluss – hier die Kyll – eingetrübt: Jetzt ist ganztägig Aalzeit!

Viele Aal-Angler suchen in Flüssen ruhige und tiefe Bereiche auf, wo sie ihre Köder anbieten. Das ist grundsätzlich nicht falsch. Allerdings sind das eher Abschnitte, in denen Aale den Tag verdämmern. Und selbstverständlich können Sie in solchen Bereichen vor allem im Hochsommer sehr gut tagsüber auf Aal gehen: Die Tiefe ist dunkler, und wenn dann noch Bäume und Büsche am und im Wasser für Schatten und Deckung sorgen – umso besser.

Trübt dann noch ein Sommer-Hochwasser den Fluss, brauchen Sie sich wirklich keine Nächte um die Ohren schlagen, denn die Aale sind dann den ganzen Tag aktiv. Vorzugsweise in den ufernahen Randbereichen des Flusses, wo ihnen Würmer, Schnecken und Insekten und deren Larven buchstäblich ins Maul schwimmen.

Auch in den trüben Tieflandflüssen ist im Hochsommer der Aal den ganzen Tag unterwegs. Hier dicht an der Schilfkante

Ab in die Strömung

In der Dunkelheit aber suchen die Schlängler gerne stärker strömende, hindernisreiche bzw. steinige Strecken auf. Wer in der Nacht in den Rauschen angelt, hat gute Chancen auf große Aale. Wobei die sich wiederum eher nicht in der Hauptströmung aufhalten, sondern an deren Rändern, z. B. in Rundläufen. Dort finden sie jede Menge Nahrung, seien es kleine Krebschen, Insektenlarven oder auch Brutfischchen. Ganz nebenher ist das Wasser in den Rauschen natürlich auch sauerstoffreicher, was dem Aal-Stoffwechsel zugute kommt. Und gerade im Sommer finden die Aale in den Flachwasserzonen auch für sie höchst angenehme Temperaturen.

Der Horror erwacht!

Machen Sie mal einen Versuch: Wenn Sie das Glück haben, an einem Mittelgebirgsfluss zu leben, der sich weitgehend ungestört durch die Landschaft windet, sollten Sie nachts einmal mit dem Rotlicht Ihrer Kopflampe die Uferbereiche der Rauschen absuchen: Was dort an Leben wimmelt und krabbelt, sieht man tagsüber nicht: Die meisten Kleintiere verstecken sich dann unter den Steinen.

Bild: DC

Eine „Wasserschlange“, die in der Nacht in einer Rausche gebissen hatte. Auch große Aale scheuen die steinigen Flachwasserzonen von Stromschnellen keinesfalls.

Aber der „Horror“ wartet in der Nacht – für diese kleinen Lebewesen: Denn wenn Sie Glück haben, entdecken Sie vielleicht sogar einen Aal bei der Nahrungssuche! Seien Sie nicht überrascht, wenn der Schleicher dabei fast über Land geht. Und seien Sie noch weniger überrascht, wenn Sie feststellen, wie schnell ein Aal sein kann. Ich habe jahrelang Aale im Aquarium gehalten. Wenn ich denen als „Leckerli“ kleine Brutfischchen ins Aquarium gab, jagten sie die mit einer Geschwindigkeit wie der „Teufel die arme Seele“.

Unter Steinen, zwischen Wurzeln, im Schilf

In den großen Strömen, deren Ufer oft mit Steinpackungen stabilisiert sind, gehört der Köder zu deren Füßen an den Übergang zum Flussgrund. Ihre Körperform erlaubt es den Aalen ja gerade, sich in jede kleine Ritze zu zwängen auf der Suche nach Nahrung.

Bild: Thomas Pruß

Der Bissanzeiger hat angeschlagen, der Biss kam keine 5 m entfernt im knietiefen Wasser einer schmalen Schilfbucht.

Aber auch dort, wo keine Steinpackungen die Flussufer verunstalten, wo Schilf, Erlen und Weiden die Ufer begleiten, wo der Fluss flach und ruhig fließt, wo der Grund nicht steinig ist sondern sandig, ist in der Nacht höchste Aalzeit. Ich hatte im Studium einem Kommilitonen geholfen, einen kleinen Fluss elektrisch zu befischen. Die gewählte Strecke war knapp hüfttief, bewachsen mit wenigen Inseln Wasserhahnenfuß, jedoch mit üppigem Erlenbestand am Ufer. Alles in allem ein langweiliger Flussabschnitt. Aber nur solange, bis wir die Strecke unter Strom setzten: Zu Dutzenden kamen plötzlich Aale aus dem Wurzelwerk der Erlen geschossen und getrieben. Ein „Wurzelmonster“ nach dem anderen, nicht selten Unterarm-dick. Wir und die Mitglieder des Angelvereins an dieser Strecke waren sprachlos! Hier hatte noch nie jemand auf Aal geangelt, eben, weil die Strecke so unergiebig schien!

Die Lehre, die wir aus diesen Beobachtungen zogen: Sucht ungewöhnliche Plätze am Fluss zum Aale-Angeln: Rauschen, Rieselstrecken, Ufervegetation, Flachwasser. Wenn an den altbekannten Plätzen nichts beißt, muss man halt neue suchen. Und zum Erfolg trägt dann auch bei, eine Montage zu verwenden, die nicht nur faktisch verwicklungssicher ist, sondern auch noch enorm sensibel – die Montage, die den Namen ihres Erfinders trägt: John Sidley!

15-20-15 – der Code für mehr Aal

Bild: Blinker

John Sidley mit zweien seiner Lieblingsfische. Seine Ertkenntnisse haben die Aalangelei in seinem Heimatland revolutioniert.

Aalspezialisten kennen den Code: Er bezeichnet die Schnurlängen in einer der besten Aalmontagen, nein: in der besten überhaupt – das (John-)Sidley-Rig! John Sidley war bestimmt der beste Aalangler in Großbritannien; auf jeden Fall hat er dem Aal-Angeln in seinem Heimatland zu einem Kultstatus verholfen.  Nicht zuletzt hat die von ihm ausgetüftelte Montage zu seinen Fangerfolgen beigetragen.

Bild: tp

Grundsätzlicher Aufbau des John-Sidley-Rigs. Im Original wird es mit einem 45-g-Blei gefischt. Die Hakengröße liegt zwischen 6 (Wurm) und 2 (Köderfisch). Beim Angeln mit Köfi wird das Vorfach auf 30 cm verlängert.

15-20-15 bedeutet: das Blei hängt an einem 15 cm langen Seitenarm. Zwischen Hauptschnur und Vorfach wird ein 20 cm langes Zwischenvorfach geschaltet. Das Vorfach selbst ist wieder 15 cm lang. Das Rig (s. Zeichnung) ist dermaßen flexibel, dass es von einem Aal in bestimmt 98% aller Fälle nicht vertüdelt werden kann. Die restlichen 2% sind falsch ausgeführte Montagen und ganz besonders diese kleinen, bleistiftdünnen Miniaale, die gerade in die Flüsse aufsteigen …

Immer mit Stahl

Beim Aal-Angeln mit Köderfisch schaltete John Sidley aber ein 30 cm langes Stahlvorfach ein: 1. weil der Köder auch Hechte anlockt, 2. weil große Breitkopf-Aale mit ihren Raspelzähnen eine Monofile durchaus schwer beschädigen können, was zu Fischverlusten führen kann.

Das längere Stahlvorfach mag auf den ersten Blick merkwürdig sein, denn um das Rig verwicklungsfrei zu halten, sollte man sich schon an die Maße halten. Aber ein Stahlvorfach ist steifer als Monofile und verwickelt sich deshalb nicht.

Variationen sind möglich

Selbstredend kann man das Rig aber auch modifizieren – der „Code“ ist nicht in Stein gemeißelt. Doch immer – und das ist extrem wichtig! – sollte das Zwischenvorfach mindestens 5 cm länger sein als der Blei-Seitenarm und das Hakenvorfach!

„Mein“ Sidley-Rig ist auf die Bedingungen in den norddeutschen Flüssen abgestimmt, was bedeutet, dass es den Attacken von Wollhandkrabben widerstehen muss: Der Haken ist an ein geflochtenes Karpfen-Vorfach geknüpft, und auch das Zwischen-Vorfach und der Blei-Seitenarm sind aus einer 16er Geflochtener. Das Blei wähle ich bei schwacher Strömung bis 30g, bei starker Strömung (Gezeitenfluss) bis 60g.

Beim Angeln im Nord-Ostseekanal, wo es darauf ankommt, den Köder am 11 m tiefen Grund in der Kanalmitte anzubieten, gehe ich auf 80 bis 100 g Gewicht. John Sidley fischte im Stillwasser mit 45 g schweren Bleien.

Machen Sie sich keine Gedanken, wenn Sie feststellen, dass sich das Rig vor dem Auswerfen umeinander wickelt: Im Wurf wird es sich unweigerlich wieder ent-wickeln, weil das schwere Blei voraus fliegt und die leichteren Bestandteile des Rigs (Haken und Köder) hinter sich her zieht.

Bild: Thomas Pruß

Gewaltwürfe sind mit dem Rig problemlos möglich – es vertüdelt sich nicht!

Das Rig für den Fluss

Bild: Thomas Pruß

Große Flüsse und Tidengewässer können erhebliche Strömungsgeschwindigkeiten erreichen. Hier muss das Rig natürlich gewichtsmäßig angepasst werden.

Es ist bekannt, dass John Sidley seine dicksten Aale nicht in Flüssen fing, sondern in Baggerseen ohne Abfluss. Dennoch ist sein Rig absolut ideal fürs Aal-Angeln in Flüssen. Selbst in stärkster Strömung, wenn das Blei über den Grund kullern sollte, wird es sich nicht verwickeln.

Das Aale-Angeln im Nord-Ostseekanal ist der Härtetest für dieses Rig: Wenn die dicken Pötte die Angelstelle passieren, erzeugen sie so viel Sog und Strömung, dass die Montage am Grund bis zu 50 m weit versetzt wird – trotz der 80 oder 100 g schweren Bleie. Es mag den Wurm vom Haken reißen, aber das Rig bleibt heil!

Bild: Thomas Pruß

Selbst unter den extremen Sogbedingungen großer Schiffe auf dem Nord-Ostseekanal funktioniert das John-Sidley-Rig tadellos.

Da die Herstellung des Sidley-Rigs ein wenig Fummelarbeit ist, sollten Sie ein wenig Zeit opfern und sich zuhause ein paar Rigs auf Vorrat binden. Und wenn Sie das nächste Mal einen Aalansitz planen, denken Sie auch ihren Angelplatz einfach mal neu: Weg von den eingefahrenen alten Stellen und hin zu neuen Ufern!

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