»Afro-Welse«: Sieben Mythen, die stimmen – oder nicht?

Der Afrikanische Raubwels, auch bekannt als »Afro-Wels«, ist ein faszinierender und anpassungsfähiger Fisch, um den sich einige Mythen ranken. Er weist einige bemerkenswerte Fähigkeiten auf. Welche das sind, erfahrt Ihr hier.

Bild: Frank Schlichting

Der Afrikanische Raubwels gedeiht bei uns nur in sommerlich warmen Angelseen bei Wassertemperaturen über 20° C. Dieser Fisch hat auf ein STück Räucherlachs gebissen.

Vielen Angelseen geht im Sommer buchstäblich »die Luft aus«. Grund ist meistens eine geringe Wasserfläche und Tiefe. Ein Besatz mit Regenbogenforellen verbietet sich dann, stattdessen werden wärmliebende und auch geringe Ansprüche an den Sauerstoffgehalt des Wassers stellende Arten besetzt: Störe, Aale, Welse. Und unter den Welsen sind es vor allem die so genannten »Afro-Welse«, die bei den Anglern sehr beliebt sind. Einerseits, weil sie an der Angel spritzige Gegner sind, andererseits, weil sie in der Küche ebenfalls sehr begehrt sind. Allerdings gibt es so einige Mythen und (Halb-)Wahrheiten, die sich in der Anglerschaft hartnäckig halten.

1. »Afro-Welse« leben nur in Afrika.

Nein, die gesamte Gattung der so genannten Kiemensackwelse besiedelt große Teile Afrikas, aber auch den Nahen Osten und Südostasien. In Afrika leben 35 bekannte Arten, in Asien 29. Die in unsere Angelseen besetzte Art ist der Afrikanische Raubwels (Clarias gariepinus). Diese Fische stammen meist aus Zuchten in den Niederlanden oder der Slowakei.

Fynn Krause mit einem Afrikanischen Raubwels, den er im Nil im Uganda gefangen hatte. Der Fisch wird auch von den EInheimischen sehr geschätzt.

2. »Afro-Welse« können unsere heimische Fischwelt bedrohen.

Bild: Frank Schlichting

Die Raubwelse sind zwar mit unserem einheimischen Wels verwandt. Anders als dieser besitzen sie aber 8 Barteln

Bis jetzt nicht. Die durchschnittlichen Wassertemperaturen unserer Gewässer sind zu niedrig. Die »Afros« können hier nicht laichen. Das könnte sich in den nächsten Jahren, bedingt durch den Klimawandel aber ändern. Nachgewiesen als invasive Art in Europa wurde der »Afro-Wels« in Bulgarien, Kroatien, Slowenien und Tschechien. In einigen brasilianischen Regenwaldflüssen hat er sich allerdings zur Bedrohung einheimischer Fischarten entwickelt. Durch den Fernhandel wurde der Fisch weiltweit verbreitet.

Die Fische sind anspruchslos und können leicht gezüchtet werden. Hier eine »Afro-Wels«-Zucht in der Slowakei.

3. »Afro-Welse« haben Lungen.

Nein, haben sie nicht! Die Fische besitzen aber links und rechts über den Kiemen so genannte Kiemensäcke (daher stehen sie in der Familie der »Kiemensackwelse«). In denen verbirgt sich ein sehr reich durchblutetes Gewebe, das in Verbindung mit den Kiemen steht. Daher können die Fische auch in sauerstofffreien Gewässern und sogar in ausgetrockneten Gewässern überleben, in denen sie sich im Schlamm eingraben.

Die »Lungen« des Welses, die keine sind. Dieses reich durchblutete Gewebe hat durch seine Form eine stark vergrößerte Oberfläche, über welcher der Sauerstoff aufgenommen werden kann. Es handelt sich hierbei um eine Umformung der Kiemen.

4. »Afro-Welse“ gehen über Land.

Stimmt, wenn es ihnen im angestammten Gewässer zu ungemütlich wird, versuchen sie zunächst andere Gewässer zu erreichen, bevor sie sich im Schlamm verkriechen. Die Strecken, die sie überwinden können, sind aber meist nur kurz.

Wenn »Afros« daas Gewässer wechseln müssen, können sie sich schlängelnd über Land bewegen, wobei ihnen ihre stark entwickelten ersten Brustflossen-Strahlen als Stütze dienen.

5. »Afro-Welse« haben zwei Herzen.

Nein, die Welse haben, wie alle anderen Wirbeltiere auch, nur ein Herz.

6. »Afro-Welse« haben giftige Stacheln.

Stimmt nicht! Richtig ist, dass der erste Brustflossenstrahl wohl zu einem massiven Stachel geformt ist. Den setzt der Fisch aber nicht zur Verteidigung ein, und schon gar nicht besitzt er Giftdrüsen. Der Raubwels kann sich mit Hilfe der Stacheln am Boden abdrücken, wenn er über Land wandert.

Bild: Interspecific and intraspecific differences in pectoral-fins spine morphology in Nile River and Lake Nasser catfishes, Siluriformes L.A. Jawad1 *, M.M.S. Farrag 2 and J.M. Park , in: Proceedings of the Zoological Institute RAS Vol. 325, No. 3, 2021, pp. 308–322

Die ersten Brustflossenstrahlen des »Afros«. Für besseren »Grip« bei der Fortbewegung über Land sind die Strahlen an der Unterseite gesägt.

 

7. »Afro-Welse“ kann man nur schwer waidgerecht töten.

Eigentlich nicht, denn ein Herzstich führt wie bei anderen Fischen auch, schnell zum Tod. Allerdings führt ein Betäubungsschlag auf die massive Schädelplatte kaum zum Erfolg. Auf Nummer »Absolut Sicher« geht man mit dem Durchtrennen der Wirbelsäule hinterm Kopf, was ein stabiles Messer voraussetzt! Im Prinzip ist der Raubwels ähnlich »zählebig« wie der Aal, der scheinbar ebenso schwer zu töten ist.

»Afro-Wels« fertig filetiert. Das rote Fleisch ist sehr appetitlich und praktisch grätenfrei.                                M. Kahlstadt

 


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