Afrowels: Flussmonster im Forellensee

Es ist wahrhaftig ein Erlebnis, einen Afrowels an der Angel zu haben. Und das Beste: Sie müssen dafür nicht mal um den halben Erdball reisen, nein, auch in heimischen Forellenseen kommen diese Afrikanischen Raubwelse vor! Also, worauf warten Sie? Anna Beyschlag stellt Ihnen diesen Exoten genauer vor.

So sehen Sie aus, die Afrowelse. Michael Werner fing dieses Exemplar auf Räucherlachs.

Bild: Frank Schlichting

So sehen Sie aus, die Afrowelse. Michael Werner fing dieses Exemplar auf Räucherlachs.

Im Laufe eines Anglerlebens begegnet man auch in heimischen Gewässern den verschiedensten Kreaturen.  In Sachen Fisch ist man als Angler einiges an Anblicken gewohnt! Doch wenn man einen dieser Exoten an der Angel hat, staunt man erst mal nicht schlecht: Der Afrikanische Raubwels (Clarias gariepinus) – auch Afrowels genannt – macht mit seinen abstehenden Barteln richtig was her!

Und das Beste: Wenn auch Sie einmal Jagd auf diese gefräßigen Raubwelse machen wollen, müssen Sie nicht einmal den weiten Weg nach Afrika oder Asien auf sich nehmen. Nein, auch in einigen heimischen Forellenseen kommen diese Tiere vor! Und um Sie mit diesem außergewöhnlichen Fisch besser bekannt zu machen, haben wir uns ausführlich mit dem Tier beschäftigt!

Herkunft und Lebensweise des „Flussmonsters“

Beginnen wir zuallererst mit der Herkunft und dem Lebensraum dieses Raubwelses: Nun, wie der Name schon sagt, liegen die Wurzeln dieses Fisches ursprünglich in Afrika, genauer gesagt in Südafrika. Von dort aus wurde diese Spezies bis nach Nordafrika, Vorder- und Westasien verbreitet.

Der Afrowels, ursprünglich in warmen, langsam fließenden Flüssen beheimatet, kommt ebenso in Seen und Teichen vor. Er bevorzugt Gewässer mit einem schlammigen und weichen Untergrund und Wassertemperaturen von 20 bis 30 Grad Celsius. 30 Grad! Sie haben richtig gelesen! „Nach unten“ hält der Afrowels eine Wassertemperatur von 8 Grad Celsius aus.

Der Afrikanische Raubwels, eigentlich ein Süßwasserfisch, kommt auch im Brackwasser vor. So weit, so gut, klingt ja noch alles einigermaßen normal. Aber Clarias gariepinus wird uns noch mit einigen Besonderheiten überraschen: Das Tier weist eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit auf. Einige große Exemplare wurden schon in Sümpfen und sogar in Abwasserkanälen (!) gefangen. Außerdem kann der Afrikanische Raubwels mehrere Tage ohne Wasser überleben: Er verfügt über eine primitive Lunge und ist somit im Stande, über sein Maul atmosphärische Luft zu atmen. Mit dieser Fähigkeit übersteht er auch Trockenzeiten, indem er sich einfach im schlammigen Boden vergräbt!

In der aktuellen Ausgabe von ANGELSEE aktuell lesen Sie von Exoten am Forellensee – unter anderem geht es auch um den Afrowels!

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Diese Raubwelse können in 15 Jahren 170 cm lang werden

Wenn man sich den Körperbau des Afrikanischen Raubwelses genauer ansieht, lassen sich sofort einige Unterschiede im Vergleich zu seinen europäischen Verwandten feststellen: Clarias gariepinus wird unter idealen Voraussetzungen bis zu 170 cm lang und erreicht ein Gewicht von über 30 kg – angeblich sogar bis zu 60 kg! Somit bleibt der Exot etwas kleiner als die heimischen Welse. Auch in Sachen Maximalalter kann er nicht ganz mit seinen europäischen Kollegen mithalten: Er wird höchstens 15 Jahre alt.

Nichtsdestotrotz ist dieser Fisch mit den vier Bartel-Paaren, die um sein breites, flaches Maul angeordnet sind, ein echter Hingucker! Der Körper des Afrowelses ist lang und walzenförmig, wobei sich die Rückenflosse des Tiers fast über den ganzen Rücken bis hin zur Schwanzflosse erstreckt. Der Rücken des Afrikanischen Raubwelses ist meist dunkel, fast schwarz, gefärbt, während der Bauch eine helle Farbe aufweist. Der Kopf des Tiers ist sehr flach und knöchern. Weitere Besonderheiten des Afrowelses sind sogenannte „Suprabranchialorgane“. Sie sind oberhalb der Kiemenbögen zu finden und erlauben es dem Fisch, Sauerstoff aus der Luft zu filtern.

Extrem lange Barteln sind ein Merkmal der Afrowelse. Dieses Exemplar fing Frank Schlichting in einem See in Schleswig-Holstein.

Bild: BLINKER

Extrem lange Barteln sind ein Merkmal der Afrowelse. Dieses Exemplar fing Frank Schlichting in einem See in Schleswig-Holstein. 

Wissenswerte Fakten zu dem bärtigen Räuber

Die weiblichen Tiere werden mit einer Länge zwischen 40 und 45 Zentimetern geschlechtsreif, während bei den männlichen Exemplaren bereits 35 bis 40 Zentimeter dazu ausreichen. In der Regenzeit suchen sie überschwemmte Bereiche zum Ablaichen auf, wobei sie sogar kurze Strecken an Land zurücklegen können! Abhängig von der Wassertemperatur, schlüpfen die Jungfische dann nach ungefähr 20 bis 36 Stunden.

Wenn man nun das Fressverhalten des Afrowelses einmal genauer unter die Lupe nimmt, so lässt sich feststellen: Dieses Urvieh ist nicht gerade ein Feinschmecker. Der Afrowels frisst so ziemlich alles, was ihm vor das Maul kommt! Von Weichtieren, kleineren Fischen (er ist ein gefürchteter Laichräuber!) und Pflanzen bis hin zu kleinen Wasservögeln und Aas – das alles steht auf seinem Speiseplan! In Indien wird beispielsweise davor gewarnt, diesen Fisch zu verspeisen, wenn er im Abwassersystem gefangen wurde, da er sich dort häufig von krankheitserregenden Schlachtabfällen und Kadavern ernährt. Hierzulande können Sie Afrowelse jedoch ohne Bedenken essen.

Räucherlachs ist ein sehr guter Köder für Afrowels. Hier wurde er am Grund mit einem 6er Haken angeboten.

Bild: BLINKER

Räucherlachs ist ein sehr guter Köder für Afrowels. Hier wurde er am Grund mit einem 6er Haken angeboten.

Der Afrowels ist nicht überall gern gesehen

Wie Sie es sicher schon vermutet haben: Der gefräßige Afrowels ist nicht überall ein gern gesehener Gast. Ein Beispiel: Als diese Fischart in Bangladesch angesiedelt wurde, führte dies dort in einigen Regionen dazu, dass die einheimischen Fischarten beinahe ausgerottet wurden. Und das passierte auch in anderen Regionen der Erde. Zudem wird dem Afrowels nachgesagt, dass er im Fressrausch auch mal Menschen beißt ­– also keine angenehme Vorstellung, diesem Tier zu begegnen!

Nichtsdestotrotz ist der Afrikanische Raubwels ein beliebter Sportfisch: Er ist sehr weit verbreitet und leicht fangbar. Afrowelse werden auch in heimischen Forellenteichen gehalten. Da sie im Gegensatz zu den Forellen warmen Temperaturen mühelos standhalten, überstehen sie heiße Sommer sehr gut. Fänge sind garantiert! Also, wenn Sie nun auch Lust darauf bekommen haben, einmal Jagd auf die gefräßigen Exoten zu machen: Viel Erfolg!

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