Im Sommer legen die Räuber in der Mittagshitze häufig eine Beißpause ein. Dennoch gibt es Möglichkeiten, solche Beißflauten zu umgehen. So lassen sich am Fluss unterhalb von Wehren gerade bei Freibadwetter tolle Fänge erzielen. Das sauerstoffreiche und stark strömende Wasser lockt nicht nur Futterfische an, sondern auch ihre Beute. Es gibt daher kaum eine Fischart, die man beim Angeln am Wehr nicht überlisten kann. Seit auf alles vorbereitet, wenn Ihr Eure Kunstköder an solchen Stellen anbietet. Oft kommt es vor, dass nicht nur typische Räuber wie Barsch oder Hecht beißen, sondern auch starke Barben, Rapfen und selbst Waller. Doch trotz dieses Fischreichtum drohen Schneidertage am Wehr, wenn Köder und Taktik nicht stimmen. Wer sich hingegen den Verhältnissen anpasst, kann im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Vollen schöpfen.
Achtung: Nicht überall ist das Angeln an einem Wehr gestattet. Daher fragt bitte beim zuständigen Angelverein nach oder studiert genau die Gewässerkarte Eures Verbands. Dort findet Ihr alle Informationen, wo das Angeln an solchen Anlagen erlaubt ist.
Gerät nicht zu fein beim Angeln am Wehr
Da vom kleinen Barsch bis zum kräftigen Waller unterhalb eines Wehrs alles an den Haken gehen kann, sollte man sich bei der Auswahl des Angelgeräts auch darauf einstellen. Eine zu feine Ausrüstung ist völlig fehl am Platz, denn selbst Räuber in durchschnittlicher Größe machen in der starken Wehrströmung während des Drills ordentlich Druck. Dementsprechend verwende ich 2,70 Meter lange Spinnrute mit einem Wurfgewicht um die 50 Gramm. Dazu kommt eine 2500er bis 4000er Rolle, welche mit mindestens 5 Kilogramm tragender Geflochtenen bespult ist. Das Vorfach sollte aus Fluorocarbon bestehen, um auch schnurscheue Fische wie Barsch, Zander und Rapfen nicht zu vergrämen. Mit diesem Tackle kann man nicht nur größeren Fische im Drill Paroli bieten, sondern auch weite Würfe erzielen.
Als Köder habe ich beim Angeln an Wehren Wobbler, Stickbaits, Popper und Gummifische bis 10 Zentimeter Länge im Gepäck. Auch einige Spinner in Größe 3 bis 4 sollte man in der Köderkiste haben. Moderne Spinnfischer setzen heutzutage fast ausschließlich auf Wobbler und Gummi. Metallköder kommen viel seltener zum Einsatz als früher. Darum macht es gerade an stark befischten Wehren Sinn, den „vergessenen“ Spinner zum Einsatz zu bringen. Sehr große Köder sind nicht notwendig, da sich die Raubfische im Sommer oft auf kleine Brutfische „eingeschossen“ haben und ein überdimensionierter Köder somit nicht ins Beuteschema passen würde.
Top-Stellen am Wehr
Beim Angeln am Wehr sollten drei Bereiche in einem Wehrbecken besonders intensiv beangelt werden:
- Wehrschuss
- Kehrströmungen im Uferbereich
- Kiesbänke
Der Wehrschuss ist deshalb so interessant, weil sich der Wehrbalken unter Wasser noch ein Stück fortsetzt und so ein Strömungsschatten entsteht. Oft liegen in diesem Bereich auch noch größere Steine, welche zusätzliche Deckung bieten. Da ein Gummifisch sich in im Wehrschuss oft nicht kontrolliert führen lässt, kommen Wobbler zum Einsatz. Am liebsten fette Crankbaits, die grundnah laufen und gerne auch auffällige Farben, wie beispielsweise Firetiger oder Redhead haben dürfen. Rasselkugeln im Innern können ebenfalls sinnvoll sein.
Solche aggressiven Köder fallen im schäumenden Wasser durch ihre starken Vibrationen und gegebenenfalls Geräusche besonders auf. Sie werden einfach relativ zügig durchgeleiert. Eine variantenreiche Köderführung ist nicht sinnvoll, da es im aufgewühlten Wasser vor allem auf gleichmäßige, starke Druckwellen ankommt. Gute Erfahrungen habe ich beispielsweise mit folgenden Modellen gemacht: Bomber Model A, Illex Chubby, Balzer Crank-Frank, Salmo Hornet und Cormoran Belly Dog.
Welse nicht unterschätzen!
Fangen wird man mit Wobbeln im Wehrschuss vor allem Hechte, Döbel und Welse. Gerade die Welse sollte man nicht unterschätzen, da sie am Wehr auch gerne kleine Köder nehmen. Jedes Jahr fange ich an meinem Hausgewässer auf diese Weise Bartelträger jenseits der Metermarke. Auch Rapfen halten sich gerne im Wehrschuss auf. Um sie gezielt zu fangen, gibt es für mich keinen besseren Köder als den Illex Water Monitor 95 in der Farbe Bone. Achtet bei dem Köder darauf, dass es auch wirklich das 95 Millimeter lange Modell ist. Der 85er bricht bei der schnellen Führung in der Strömung zu oft komplett aus dem Wasser aus. Er eignet sich nur für ruhigere Stellen im Fluss. Doch auch Popper wie der Skitter Pop von Rapala sind immer einen Versuch wert, wenn die Silberpfeile aktiv sind. Die Oberflächenköder werden mit hoch erhobener Rute so schnell wie möglich eingekurbelt und dabei durch permanente Rucke aus dem Handgelenk noch zusätzlich interessant gemacht.
Gummi im Kehrstrom
In Kehrströmungen, die sich meist im Uferbereich des Wehrbeckens befinden halten sich vor allem Zander, Welse und Hechte auf. Meist sind diese Bereiche etwas tiefer ausgespült und weisen nur schwache bis mäßige Strömung auf. Darum bietet sich hier der Einsatz eines Gummifisches am Jigkopf besonders an. Die Gummis führe ich mit der Faulenzermethode in kleinen Sprüngen über den Gewässergrund. Wer es auf Zander am Wehr abgesehen hat, kann nach Einbruch der Dunkelheit auch auf schlanke Wobbler wie den Salmo Perch in 8 Zentimeter oder den Flap Slap von Megabass umsteigen. Hierbei ist darauf zu achten, dass der Wobbler sehr langsam, aber gleichmäßig eingeleiert wird. Twitchen funktioniert beim nächtlichen Zanderwobbeln nämlich nicht gut, weil die Glasaugen den Köder vor allem durch konstante Druckwellen über die Seitenlinie wahrnehmen und nicht durch optische Schauspiele.
Flache Bänke beim Angeln am Wehr
Etwas unterhalb des Wehrschusses bilden sich in der Flussmitte oft flache Kies- oder Sandbänke. Dort warten Barben, Döbel und Forellen auf ihren Meister. Wer sich mit den kampfstarken Barben anlegen möchte, sollte darauf achten, dass sein Köder grundnah läuft. Ein kleiner Wobbler in Weißfischdekor, wie der Ugly Duckling in 6 Zentimeter oder der Illex Squirrel, funktioniert dabei am besten. Ebenso lohnt sich der Einsatz eines Spinners. Da sich auf den Kiesbänken in der Regel kaum Hindernisse befinden, gibt es selbst dann nur wenige Hänger, wenn der Köder häufig mit der Tauchschaufel oder dem Haken den Grund berührt. Jedoch sollte man dabei regelmäßig die Drillinge nachschärfen beziehungsweise austauschen.
Für Döbel und Forellen darf der Wobbler beim Angeln am Wehr auch gerne etwas flacher laufen, da diese Arten teilweise nicht nur Kleinfische jagen, sondern darauf warten, dass Fliegen, Käfer oder gar Obst an der Oberfläche angetrieben kommen. Entsprechend sollte auch die Wahl der Köderfarbe ausfallen. Vor zwei Jahren fing ich an einem heißen Spätsommertag einen Großdöbel nach dem anderen auf rundliche Wobbler in gelb-orange. Dabei fiel mir auf, dass regelmäßig kleine Äpfel angetrieben kamen, die weiter flussaufwärts von den Bäumen gefallen waren. Offenbar hielten die Dickköpfe meine Köder für einen fruchtigen Snack und schnappten ohne jede Scheu zu. Ihr seht: Beim Angeln am Wehr ist alles möglich, sogar Anfüttern beim Kunstköderangeln. Und in diesem Fall hat es sogar die Natur für uns erledigt.