Angeln mit Gummifisch: Anleitung für den maximalen Fangerfolg

Das Angeln mit Gummifisch hat Anfang der 90er Jahre die Raubfischangelei revolutioniert. Noch immer zählen die Softbaits zu den fängigsten Ködern überhaupt. Doch gerade Anfänger und Quereinsteiger haben es oft schwer, einen Anfang zu finden. Holger Aderkaß gibt Euch eine ausführliche Anleitung für das Gummifischangeln.

Beim Angeln mit Gummifisch gehen einen nicht nur Zander an den Haken, sondern auch alle anderen Raubfische im Süß- und Salzwasser. Foto: BLINKER/A. Pawlitzki

Beim Angeln mit Gummifisch gehen einen nicht nur Zander an den Haken, sondern auch alle anderen Raubfische im Süß- und Salzwasser. Foto: BLINKER/A. Pawlitzki

Ich kann es jedem Einsteiger nachfühlen: Man will ins Gummifischangeln einsteigen, weiß aber nicht wie. Die Geschäfte sind voll mit Gummis aller Art und das Angebot sowohl im Fachgeschäft wie auch im Internet ist für Newcomer einfach unüberschaubar. Leute, bleibt einfach locker: Man sollte sich von diesem Überangebot nicht irritieren lassen! Solange man mit dem Grundprinzip nicht vertraut ist, wird man mit einem noch so teuren Gummifisch keine oder nur wenige Fische ans Band bekommen. Andere Sachen sind viel wichtiger. Ich will Euch das Basiswissen zum Angeln mit Gummifischen einfach mal darlegen, damit danach der Einstieg um so leichter fällt.

Angeln mit Gummifisch: Es kommt auf die Führung an! 

Werft Euren Gummifisch aus und lassen sie ihn auf Grund absinken. Zählen Sie dabei im Sekundentakt mit, wie lange er braucht. So hat man eine bessere Kontrolle über die Wassertiefe, und man weiß, wo sich der Shad gerade befindet. Ich verwende zwei unterschiedliche Techniken:

  1. Führung über die Rolle
    An Tagen, an denen die Fische beißfaul und lustlos reagieren, führe ich meinen Gummifisch nur über die Rolle, mit langen Absinkphasen von ca. zwei bis drei Sekunden. Dabei sollte man darauf achten, dass man die Rute zur Schnur im rechten Winkel hält, um selbst feinste Zupfer mit einem Anhieb zu beantworten. Manchmal wird diese Art der Köderführung über die Rolle auch als „Faulenzen“ bezeichnet.

    Beim Faulenzen wird der Köder über die Rolle bewegt. Grafik: JTSV

    Beim Faulenzen wird der Köder über die Rolle bewegt. Grafik: JTSV

     

  2. Führung über die Rute
    Reagieren die Fische dagegen aggressiv, zupfe ich den Gummifisch zweimal mit der Rute kurz an und drehe ihn danach mit zwei schnellen Kurbelumdrehungen weiter, bevor ich ihn wieder absinken lasse. Mit dieser Technik (Jiggen) werden mehr Grundsegemente aufgewirbelt, zudem ist die Absinkphase länger, da der Köder höher aufsteigt.

    Beim Jiggen lässt man den Köder aggressiver über den Grund springen. Grafik: JTSV

    Bild: Blinker

    Beim Jiggen lässt man den Köder aggressiver über den Grund springen. Grafik: JTSV

So sollten Gummifische absinken

Die wichtigste Phase beim Gummifisch-Angeln ist die Absinkphase. Denn im Absinken kommen die meisten Bisse! Man kann diese Absinkphasen absichtlich kurz oder lang gestalten. Beides hat Vor- und Nachteile.

  1. Kurze Absinkphase
    Eine kurze Absinkphase erzielt man mit einem schwereren Bleikopf. Diese Technik eignet sich besonders gut, wenn Barsche und Zander direkt am Grund stehen, denn so ist der Köder immer in der Beißzone. Fischt man dagegen zu leichte Köpfe am Gummifisch, steigt dieser zu schnell auf und würde so immer wieder aus dem Sichtbereich der Fische verschwinden. Das Fischen mit einem schnell sinkenden Köder ist besonders zu empfehlen, wenn die Fische nicht gerade in aggressiver Stimmung sind. Durch das harte Aufschlagen des Bleikopfes auf dem Grund, kann man passive Fische doch noch zum Biss provozieren.
  2. Lange Absinkphase
    Sind die Räuber in Beißlaune, bringt eine längere Absinkphase, also das Fischen mit einem leichteren Köder und Bleigewicht, mehr Fischkontakte. Man fischt zum einen mehr Fläche über dem Grund ab, und zum anderen ist das Verhalten des Köders natürlicher und ähnelt dem eines flüchtenden Fisches. Diese Methode ist auch grundsätzlich sehr erfolgreich zum Hechtfischen einsetzbar.

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Welche Bleiköpfe nimmt man beim Gummifischangeln?

Jede Bleikopfform erfordert andere Bedingungen und Führungstechniken, um zu fangen, was gerade bei Einsteigern leicht zu Verwirrung führt. Deshalb rate ich für den Anfang, sich auf zwei Formen von Bleiköpfen zu beschränken.

  • Rundkopf
    Er ist wohl der bekannteste und dienstälteste Bleikopf. Der Rundkopf ist in allen Gewässern und Situationen einsetzbar – mit einer Ausnahme: das Vertikalangeln direkt unter der Rutenspitze. Er hat nämlich einen Nachteil: Wird ein Gummifisch am Rundkopf nicht ständig unter Zug und an gespannter Schnur geführt, kippt er zur Seite. Dies kann zu Fehlbissen führen. Dennoch ist der Rundkopf sowohl im Fluss als auch in stehenden Gewässern universell einsetzbar. Und mit Gewichten von 1 bis 60 g (oder noch mehr), denke ich, deckt er alle Situationen in Sachen Hecht-, Barsch- und Zander-Fischerei ab.

    Der Rundkopf-Jig ist die universelle Bleikopfform, mit der man nicht nur nur gute Wurfweiten erzielen kann, sondern auch auf unterschieldiche Raubfische angeln kann. Foto: BLINKER

    Der Rundkopf-Jig ist die universelle Bleikopfform, mit der man nicht nur nur gute Wurfweiten erzielen kann, sondern auch auf unterschieldiche Raubfische angeln kann. Foto: BLINKER

     

  • Footballkopf
    Diese Form ist zu empfehlen, wenn es nur auf Barsch und Zander geht. Die Football-Form sinkt sehr schnell zum Gewässergrund und hat hervorragende Wurfeigenschaften. Durch ihren breiten Kopf kann sie auf dem Gewässergrund nicht umkippen. Dadurch steht auch der Gummifisch sehr natürlich aufrecht im Wasser und kann von einem Räuber leicht eingesaugt werden. Der Footballkopf ist zudem zum Vertikalangeln vom Boot, von Spundwänden oder auch Stegen unschlagbar, denn man kann ihn perfekt senkrecht unter der Rute fischen, dabei am Grund absetzen und langsam anheben, ohne dass er kippt. Dieser Typ von Bleikopf ist für alle Arten Gummiköder bestens geeignet.

    Ein Zander nahm den Fransenköder am Football-Kopf. Dieser Jig wird am häufigsten vertikal gefischt. Foto: BLINKER

    Ein Zander nahm den Fransenköder am Football-Kopf. Dieser Jig wird am häufigsten vertikal gefischt. Foto: BLINKER

Wie wählt man das richtige Bleikopf-Gewicht?

Das Gewicht des Bleikopfes richtet sich nach der Wassertiefe, dem Wind sowie der Strömungsgeschwindigkeit, wenn man im Fluss oder vom Boot fischt. Das Gewicht muss so schwer gewählt werden, dass man jederzeit guten Kontakt zum Gummifisch und zum Gewässergrund hat. Sollte man nicht über die Rute das Auftreffen des Gummifisches spüren,empfiehlt es sich, den Gummifisch schrittweise mit einem schwereren Bleikopf auszustatten, bis der Kontakt gegeben ist.

Sinkgeschwindigkeit (Richtwerte)

GewichtSinkgeschwindigkeit
10 g53 cm/sek.
15 g60 cm/sek.
20 g80 cm/sek.
30 g92 cm/sek.

Die Sinkgeschwindigkeit variiert auch nach der Größe des Gummifisches: Je größer der Gummi, um so langsamer sinkt er.

Wie erkennt man die Bisse beim Angeln mit Gummifisch?

Die Bisse kommen ausschließlich in der Absinkphase. Hierbei spürt man einen kurzen, leichten Stoß in der Rute oder die Schnur fällt anders als normal. Jedes „unnormale Gefühl“ am Köder sollte man sofort mit einem Anschlag quittieren! Barsche und Zander saugen ihre Beute ein, dies geschieht auch mit dem Gummifisch. Man spürt es als „Ticken und Ruckeln“ am Köder in der Rutenspitze. Doch genauso schnell, wie sie diesen einsaugen, spucken sie ihn auch wieder aus! Wer nicht sofort anschlägt, geht leer aus.

Hechte schießen gelegentlich auch von hinten auf den Gummifisch. Mit dem Köder im Maul schwimmen sie weiter auf den Angler zu, und man verliert dadurch den Kontakt zum Köder und die Schnur fällt in sich zusammen. Auch dann muss die lockere Schnur schnellstmöglich aufgenommen und ein Anhieb gesetzt werden!

Dass Barsche auch mal auf größere Gummifische gehen, ist in den meisten Fällen Ausnahme, statt die Regel. Foto: BLINKER/W. Krause

Dass Barsche auch mal auf größere Gummifische gehen, ist in den meisten Fällen Ausnahme, statt die Regel. Foto: BLINKER/W. Krause

Wie zieht man den Gummifisch richtig auf?

Für das spätere Laufverhalten ist es äußerst wichtig, dass der Gummifisch richtig auf den Bleikopf aufgezogen wird. Der Körper des Gummifisches sollte mit circa 60 Prozent seiner Größe auf dem Hakenschenkel des Bleikopfes sitzen. So entfaltet er das beste Laufverhalten.

  1. Legt  den Jighaken auf dem Rücken des Gummifisches an.
    Legt den Jighaken auf dem Rücken des Gummifisches an. Foto: BLINKER
  2. Dort, wo der Hakenschenkel endet, setzt Ihr Seinen Finger an und markiert diese Stelle mit der Hakenspitze.
    Dort, wo der Hakenschenkel endet, setzen Sie einen Finger an und markieren diese Stelle mit der Hakenspitze. Foto:BLINKER
  3. Nun zieht den Jig mittig auf den Gummifisch. Die Austrittsstelle der Hakenspitze ist die vorher markierte Stelle.
    Nun ziehen Sie den Jig mittig auf den Gummifisch. Die Austrittsstelle der Hakenspitze ist die vorher markierte Stelle. Foto: BLINKER
  4. Achtet darauf,  dass der Gummköder nicht irgendwie gequetscht oder gar schief auf dem Haken sitzt, das verringert die Fängigkeit, weil der Gummifisch in seinem Laufverhalten eingeschränkt wird.
    Achtet darauf, dass der Gummköder nicht irgendwie gequetscht oder gar schief auf dem Haken sitzt, das verringert die Fängigkeit, weil der Gummifisch in seinem Laufverhalten eingeschränkt wird. Foto: BLINKER

Sind Zusatzhaken am Gummifisch notwendig?

Der Zusatzdrilling, auch „Angst-Drilling“ bzw. Stinger genannt, ist eine große Hilfe, wenn es darum geht, die Zahl der Fehlbisse zu verringern. Der Nachteil: Die Beweglichkeit des Gummifisches wird ein wenig einschränkt, dies ist aber nicht schlimm. An schwierigen Tagen mit launischen Räubern, die den Shad oft nur anstupsen, ist es die einzige Möglichkeit, den Räuber doch noch sicher zu haken. Angsthaken gibt es in verschiedenen Längen und Größen zu kaufen. Wichtig ist hierbei zu beachten, dass der Drillingshaken zwischen Schwanzschaufel und Jighaken mittig am Gummifisch platziert wird, entweder seitlich oder auf dem Rücken. Bei den Hakengrößen ist eine 6er oder 8er Größe ausreichend, denn ein kleiner Drilling sitzt im Räubermaul meist besser als ein großer.

Wenn die Fische mal wieder sehr vorsichtig beißen, kann ein Stinger die Ausbeute deutlich erhöhen. Foto: BLINKER

Wenn die Fische mal wieder sehr vorsichtig beißen, kann ein Stinger die Ausbeute deutlich erhöhen. Foto: BLINKER

Welches Gerät braucht Ihr?

Ich verwende Ruten mit einer Länge von 2,70– bis 3,00 Meter mit einem Wurfgewicht von maximal 30 bis –60 Gramm Wurfgewicht. Man sollte auf gar keinen Fall schwerer fischen, da man sonst vorsichtige Bisse nicht mehr spürt. Verwendet eingefärbte geflochtene Schnüre in Rot oder Gelb von 0,12 bis 0,18 mm Durchmesser. Das erleichtert die Bisserkennung sowie die Kontrolle über den Köder. Dazu passen Rollen in 2000er bis 3000er Größe.

Wie groß sollen Gummifische sein?

Für die Fischerei auf Barsch und Zander sind Gummifische von 6 bis 12 Zentimeter meine erste Wahl. Für die Hechtfischerei eignen sich größere Modelle von 14– bis 25 Zentimeter. Idealerweise passt man die Größe auch der aktuell bevorzugten Beutefischgröße an. So kann man im Herbst und Winter tendenziell größere Gummiköder verwenden als im Sommer.

Wenn Gummifische „ausleiern“ und anfangen, beim Auswerfen auf dem Jig zu rutschen, könnt Ihr sie mit einem Tropfen Sekundenkleber in Position halten. Foto: BLINKER

Wenn Gummifische „ausleiern“ und anfangen, beim Auswerfen auf dem Jig zu rutschen, könnt Ihr sie mit einem Tropfen Sekundenkleber in Position halten. Foto: BLINKER

Welche Farben sind beim Angeln mit Gummifisch fängig?

Ich stimme die Farben meines Köders auf Lichteinfall und Wassertrübung ab. Habe ich klares Wasser und bewölkten Himmel, verwende ich Naturfarben wie Grün oder Blautöne, bei Sonne und klarem Wasser kommen Glitzerfarben wie Silber, Gold oder Gunpowder (Schwarzsilber) zum Einsatz. Anders bei trüben Sichtverhältnissen: Dann fangen grelle Farben am besten wie Neongelb, Neongrün, Lime, Gelb, Perlweiß oder Weiß. Auch die Wassertiefe, in der man fischt, spielt eine Rolle. Hier ein paar Richtwerte, wie sich die Farben dann verändern:

  • Blau
    Die Farbe Blau ist je nach Trübung des Wassers auf Distanz gut sichtbar, auch in tieferen Wasserschichten zwischen 5–15 m. Die Farbe bleibt sehr neutral.
  • Grün
    Die Farbe Grün ist nahezu in allen Wassertiefen einsetzbar. Der Farbton bleibt neutral bis ca. 5 m, dann wechselt die Farbe ins Dunkelgrün bis Braun. Dieser Effekt hängt auch von der Wassertrübung ab: je trüber das Wasser, desto eher „verschwindet“ das Grün.
  • Gelb
    Die Farbe Gelb eignet sich für tieferes und trübes Wasser am besten, von 5–20 m. Gelb ist immer einen Versuch wert. Die Farbe verändert sich in der Tiefe ein wenig ins Dunkelgelb und wird leicht grünlich.
  • Rot
    Die Farbe Rot verwende ich ausschließlich in Wassertiefen bis 3 m oder in tiefen, klaren Gewässern bei hoher Sonneneinstrahlung. Rot verändert sich im Wasser sehr stark und wird in tieferen Wasserschichten Dunkelbraun bis Schwarz.
  • Leuchtfarben (Neon)
    Für unser menschliches Auge sind Neonfarbtöne gut zu erkennen und das ist bei den Raubfischen nicht anders. Sie sind sehr gut sichtbar, ob flach oder tief gefischt, und haben zudem eine hervorragende Reizwirkung. Deswegen sind sie bei sämtlichen Verhältnissen einsetzbar, bei denen nur wenig Licht vorhanden ist: sehr trübes Wasser, Dämmerung und an sehr trüben, wolkenverhangenen Tagen.


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