Wer regelmäßig an ganz normalen Durchschnittsgewässern auf Zander angelt, weiß aus eigener Erfahrung, wie selten die Tage sind, an denen man einen aggressiven Schwarm stellt, der die Köder kompromisslos inhaliert. Viel häufiger sind die Tage, an denen man viele Stellen abklappern muss, um mal hier und mal dort einen Fisch zu verhaften. Deswegen ist es wichtig, so viele Bisse wie nur möglich in einen gelandeten Fisch zu verwandeln. Denn an manchen Tagen hat man zum Beispiel beim Zanderangeln mit Gummifisch nur einmal die Chance dazu. Damit man die wenigen Chancen pro Tag optimal nutzt, ist ein Stinger (übersetzt: Stachel) im hinteren Drittel des Gummifisches nützlich. Dieser wird auch als Zusatzdrilling oder Angst-Drilling bezeichnet, obwohl dieser Drilling mit irgendwelcher Angst eines beißenden Fisches nichts zu tun hat. Damit beim Angeln mit Stinger alles richtig läuft, gibt es bei der Montage jedoch einiges zu beachten.
Angeln mit Stinger: Richtig montiert ist halb gewonnen
Wichtigste Regel: Ein Stinger funktioniert nur dann wunschgemäß, wenn sowohl er selbst als auch der Jighaken davor korrekt montiert sind und beide in ihrer Größe zum Gummiköder passen. Ganz wichtig ist dabei die Hakenlänge des Jighakens. Eine der häufigsten Ursachen für mäßig bis schlecht laufende Köder ist nämlich, dass der Jighaken zu lang ist. Wer mit dem Jighaken den halben Gummifisch durchbohrt, braucht sich nicht zu wundern, wenn sich der Köder hinterher so „stockig“ durchs Wasser schraubt, dass Bisse darauf nur halbherzig erfolgen und es demzufolge zu vielen Fehlbissen kommt. Angelt man von vornherein mit Stinger, kann man problemlos auch Jigs mit kurzen Jighaken montieren und profitiert davon hinterher am Fischwasser sogar mit einem agileren Köderlauf.
Voraussetzung für das Angeln mit Stinger und einen perfekten Köderlauf ist aber, dass man den richtigen Punkt für den Stingerhaken zum Einhaken in den Gummifisch findet und dann die Länge des Stingers-Vorfachs und die Größe des Drillings jeweils „individuell“ an den Köder anpasst, damit der Haken dann tatsächlich auch dort sitzt!
Punkt-Ermittlung für das Angeln mit Stinger
Und so ermittelt man den Punkt, an welchem der Stingerhaken sitzen sollte:
- Man hält den Köder senkrecht mit dem Schwanzende nach oben und neigt ihn dann ganz leicht zur Seite.
- Dort, wo sich jetzt die Schwanzwurzel des Gummifisches biegt, muss der Haken sitzen.
- Wenn die Gummis nach hinten sehr dünn werden oder Mischung sehr weich ist, sollte man den Drilling maximal am Ende des zweiten Drittels platzieren.
Nicht ganz unwesentlich für einen guten Köderlauf ist auch die Wahl des richtigen Stingermaterials. Ich bevorzuge dafür nylonummanteltes Stahl-Vorfach. Das ist schön steif und wickelt sich während des Fischens nicht irgendwie um den Köder. Auch wenn es sich komisch anhört, aber gerade große und schlanke Gummis laufen damit eindeutig besser als mit Stinger-Vorfächern aus anderem Material. Ein weiterer Vorteil des nylonummantelten Stahlvorfachs ist, dass es sich sehr gut verarbeiten lässt.
Damit es nicht zu viele Hänger beim Angeln mit Stinger gibt, montiert man beim Angeln mit Stinger den Haken am besten auf dem Rücken des Gummifisches. Wichtig ist auch, dass die Länge des Stingervorfachs so bemessen wird, dass das Vorfach immer gerade auf dem Rücken des Gummiköders liegt und nicht nach oben oder zur Seite absteht.
Und keine Angst vor einer eventuellen Scheuchwirkung! Da Angstdrillinge erst ab einer Ködergröße von 12 Zentimeter aufwärts Verwendung finden, gibt es die gar nicht – solange die Größe des Drillings an den Gummifisch angepasst wird. Wer jetzt skeptisch die Augenbrauen nach oben zieht, sollte sich mal vor Augen führen, wie viele Drillinge an einem durchschnittlichen Zanderwobbler dieser Größe sitzen – ohne dass es die Fische vom Biss abhält!
TIPP: Wurf abstoppen!
Damit sich der Zusatz-Haken beim Auswerfen nicht im Stahlvorfach zwischen Köder und Hauptschnur verhängt, stoppt bzw. bremst man den Wurf ab, kurz bevor der Gummifisch auf dem Wasser aufkommt.
Die wichtigsten Fragen rund ums Angeln mit Stingern im Überblick
- Worauf kommt es eigentlich beim Angeln mit Stinger am Gummifisch an?
Bei Gummiködern mit einer Länge von 12 Zentimeter und mehr ist es durchaus sinnvoll, einen Zusatzdrilling zu montieren. Der Grund liegt auf der Hand, denn die Bissausbeute, das heißt die Zahl der verwandelten Bisse, steigt deutlich. Nun ist es aber nicht sinnvoll, seinen Köder in ein hakenstarrendes Monstrum zu verwandeln. So etwas eignet sich nicht wirklich zum erfolgreichen Angeln mit Stinger, damit werden höchstens aus Versehen Brassen oder andere Friedfische gehakt, die im Schwarm in die Schusslinie geraten. Ein gut montierter Angsthaken darf den Köder, was die Laufeigenschaften angeht, nicht verschlechtern. Optimalerweise hat er auf den Lauf keinen Einfluss und ist wirklich nur dazu da, die Bissausbeute zu erhöhen. Das hört sich logisch an, ist aber nicht ganz so einfach zu realisieren. Denn bei der Auswahl des Stingers und bei der Montage kann einiges schiefgehen. - Wie lang kann der Stinger sein?
Die Länge des Stingers richtet sich natürlich nach der Länge des Köders. Ist der Stinger zu kurz, dann hat er nur wenig Effekt bei der Optimierung der Bissausbeute. Ist er dagegen zu lang, beeinflusst er den Lauf des Köders negativ, der Gummiköder bewegt sich nicht mehr so richtig. Hier hilft jetzt die „Drittel-Regel“: Am Ende des ersten Köder-Drittels soll der Jighaken sitzen, am Ende des zweiten Drittels wird der Stinger eingestochen. So sind die Haken gut verteilt. Ein wichtiger Aspekt dabei: Der Köder bleibt flexibel und beweglich. Wird er seitlich von einem Räuber angesaugt, klappt er zusammen und passt so besser ins Maul. - Welcher Haken?
Der Hakengröße und der Hakenqualität kommt auch noch eine große Bedeutung zu. Einige Angler verwenden alte Drillinge von gebrauchten Kunstködern und basteln daraus Stinger. Davon kann nur abgeraten werden! Das Beste ist gerade gut genug, schließlich wollen wir den Fisch des Lebens, falls er denn beißt, nicht verlieren! Also ultrascharfe High-Tech-Drillinge der Größe 6 oder 8 müssen es sein. Die fassen sicher und biegen auch bei einem Meterfisch nicht auf. Größere Drillinge verschlechtern wiederum den Lauf des Köders, noch kleinere fassen nicht mehr so gut. - Woraus?
Schaut man in die Köderboxen der Angler oder auch in die Regale eines Angelfachgeschäftes, sieht man Stinger aus unterschiedlichsten Vorfachmaterialien. Das geht von geflochtener Schnur über normales Monofil oder Fluorocarbon bis zum Stahlvorfach. Bei genauer Überlegung kommt aber nur ein einziges Material in Frage: Stahl! Auch wenn man eigentlich nur auf Zander aus ist, kann doch nie ausgeschlossen werden, dass ein Hecht beißt. Und nur Stahl ist wirklich hechtsicher. Ein dünnes Stahlvorfach ist zudem noch unauffällig und flexibel. Im Einzelnen sind es nur Kleinigkeiten, die aber in der Summe doch starken Einfluss auf den Fangerfolg beim Jiggen mit Gummiködern haben. Es lohnt sich auf jeden Fall, den unscheinbaren Stinger mehr ins rechte Licht zu rücken.
Stinger-Varianten
So bindet Ihr Euren eigenen Stinger mit Stahlvorfach oder Fluorocarbon
- Alles, was man benötigt, sind eine spezielle Quetschhülsenzange, Drillinge, Quetschhülsen und etwas 7×7-Stahlvorfach ab 12 Kilo Tragkraft.
- Zuerst wird das Stahlvorfach durch die Klemmhülse gefädelt. Vorsicht, dass Ihr dabei das Vorfach-Ende nicht in einzelne Fäden „aufdröselt“.
- Anschließend wird eine Schlaufe gelegt, ehe das Ende wieder zurück durch die Hülse geführt wird.
- Nun das Stahlvorfach ein drittes Mal durch die Öse führen. So rutscht nichts mehr nach dem Quetschen.
- Zunächst wird nun die Hülse mit der speziellen Quetschhülsenzange fest zusammengepresst.
- Das an der Schlaufe überstehende Ende sollte danach ganz eng an der Hülse abgeschnitten werden.
- Nachdem die Länge des Stinger- Vorfachs auf die Ködergröße abgestimmt wurde, wird in einer zweiten Schlaufe der Drilling montiert.
- Wenn auch die Hülse der Drillingsschlaufe mit der Zange zugequetscht wurde, ist der Stinger einsatzbereit!
Stinger-Montage: Es geht auch billig!
Wer nur auf Zander und Barsch angelt und kaum mit Hechten rechnen muss, benötigt weder Fluorocarbon noch Stahl. Es genügt, die Stinger mit dicker geflochtener Schnur zu binden. Das ist erstens billig, zweitens schnell und drittens lassen sich die Vorfächer schnell an jeden beliebigen Gummifisch anpassen. Wenn es – wie hier – einen Tick zu lang ist, wird es zwei, drei Mal ums Jigöhr gewicktl, um es zu verkürzen.
- Und das braucht man: stärkere geflochtene Schnur, scharfe Schere und Drillinge in den Größen 6 oder 8
- Geflochtene Schnur durchs Öhr des Drillings stecken und hochwickeln.
- Dann das Ende durch die untere Schlaufe ziehen.
- Anschließend durch die obere Schlaufe zurückführen.
- Den Knoten festziehen.
- Überstehendes Ende abschneiden.
- Sollte die Schlaufe einmal zu groß geraten, kann man die Schnur einfach um das Öhr des Jighakens wickeln, und so seinen Stinger an die Länge des Köders anpassen.
+++ Video-Tipp auf ANGELNplus: Zanderangeln an der Elbe +++
Eure Meinung ist gefragt: Verwendet Ihr regelmäßig Stinger? Wenn, ja für welchen Zielfisch?