Barsche und Zander lassen sich beim Wachstum extrem viel Zeit. Zum Vergleich: Ein Wels ist nach vier Jahren schon einen knappen Meter lang. Der Barsch dagegen schafft es im selben Zeitraum gerade einmal auf ein Fünftel – 20 Zentimeter. Woran das liegt? Na ja, Barsche sind einfach keine Welse. Das klingt lustig, erklärt es aber auch treffend. Barsche werden eben nur sehr selten größer als 50 Zentimeter, das liegt in ihren Genen. Und, Sie werden es ahnen, ein 50er Barsch ist sehr alt. Etwa zwölf Jahre!
Das Wachstum der Barsche hängt natürlich auch davon ab, was sie zu fressen bekommen. Kleine Krebse, Insektenlarven und Würmer können die „Kleinen“ einfach und mit wenig Energieaufwand fangen. So können – und müssen! – sie in den ersten Lebensjahren einen längenmäßigen „Sprung“ nach vorn machen. Je schneller sie wachsen, desto größer ist der relative Schutz vor Raubfischen. Dagegen haben es ältere und größere Barsche schwerer: Ihre Hauptbeute, Fische, müssen erst einmal gefangen werden, und das kostet Energie! Ganz zu schweigen von der Produktion von Eiern und Sperma zur Laichzeit, was eine noch viel größere Anstrengung bedeutet.
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Die beste Beute für Barsch und Zander
Der nahrhafteste Fisch, den ein Räuber fressen kann, ist der eigene Nachwuchs! Denn hier stecken genau die Nährstoffe, die der Räuber braucht. Daher ist Kannibalismus unter Barschen (und auch anderen Räubern) ein ganz normales Phänomen. Und dieses Phänomen erlaubt es uns als Angler auch, gezielt auf kapitale Barsche zu angeln. Denn im „Dunstkreis“ einen Kleinbarschschwarmes bewegen sich auch immer ein paar 40er, die nur darauf lauern, dass ein Jungfisch die „Kinderstube“ mal verlässt. Das ist übrigens auch mit ein Grund, weshalb Großbarsche eher Einzelgänger sind. Mittelgroße Barsche, sagen wir mal so bis 30 Zentimeter, sind dagegen Schwarmfische. Der Sinn dahinter: Im Schwarm ist man sicher vor Feinden wie großen Artgenossen oder Hechten – und man wird schneller satt. Denn Eigenart dieser Barsche ist, dass sie sich zur Jagd koordinieren können.
Jagd im Team
„Die Möwe sticht“ – eventuell haben Sie diesen Ausdruck schon einmal gehört. Die Vögel sammeln sich mitten im Gewässer (meist norddeutsche Großseen) und fressen gemeinsam Binnenstinte oder andere Weißfische knapp unter der Wasseroberfläche. Was die Möwe nicht unbedingt interessiert, uns Angler aber schon, sind die Barsche unter den Klein fischen. Die drücken die Stinte im Rudel gegen die Wasseroberfläche und sammeln sie ein. Aber diese gemeinsamen Jagden finden nicht nur in Seen statt, sondern auch in Flüssen. Da dort die Strömung der Beute das Entkommen erleichtern würde, treiben die Barsche sie gegen die Ufer, von wo sie die kleinen Fische förmlich „abpflücken“ können. Ganz schön schlau!
Futterneid macht schlau
Barsche verfügen über eine gewisse Intelligenz, denn sie müssen ja erkennen können, wann die eine und wann die andere Jagdstrategie – also Fluss oder See – sinnvoll ist. Sie schätzen die Situation durch ihre Gruppendynamik schnell ein. Sicher kennen Sie es auch: Ein gehakter Barsch wird von einem ganzen „Tannenbaum“ seiner Artgenossen verfolgt. Aus Neugier – sie bemerken nicht, dass der Kollege am Haken hängt, oder wissen gar nicht, was ein Haken ist. Für den Schwarm verfolgt der einzelne Barsch das Beutefischchen über eine lange Strecke. Und der Schwarm will natürlich wissen, wo der Rest der Beutefische ist, und wie diese sich am besten jagen lassen. So merken sie auch schnell, ob sie die Beute eher an die Oberfläche oder das Ufer drücken sollten. Ein großer Faktor ist hier auch der Futterneid, dadurch stacheln sich die Barsche noch mehr an.
Eine natürliche Jagd beginnt genau wie im Beispiel mit dem gehakten Fisch. Einige wenige Barsche entdecken Beute und jagen sie. Das bemerken alle anderen, schon geht die wilde Hatz los. Um es etwas frei zu formulieren: „Jeder beißt und jeder frisst, und keiner gönnt dem ander’n nischt!“
Große Streuung
Für Barsche kann man (genau wie bei Waller und Hecht) einen Futterquotienten von 1:10 annehmen. Zur Erinnerung: Dieser sagt aus, wie viel ein Fisch fressen muss, um einen Kilo zuzulegen. Beim Barsch bedeutet das, dass er dafür zehn Kilo Beute machen muss. Bis aber ein Barsch die Kilomarke knackt, vergehen durchaus bis zu acht Jahre. Von einem gierigen Räuber kann hier also nicht die Rede sein!
Innerhalb eines Jahrgangs können übrigens auch große Längenunterschiede auftreten. Häufig sind unterschiedliche Gewässer sehr nährstoffreich, in denen die Barsche reichlich Futter finden und dennoch sind die Fisch im Durchschnitt unterschiedlich groß. Ein Beispiel: Während fünf Jahre alte Barsche aus dem Edersee zwischen zirka 33 und 45 Zentimeter lang sind, erreichen die Fische aus dem Kurischen Haff gerade mal 18 bis 32 Zentimeter. Das aber ist kein Widerspruch, auch wenn es erst den Anschein macht. Denn das Kurische Haff ist ein sehr kaltes Gewässer, das im Winter dick zufriert, während der Edersee ein eher „winterwarmes“ Gewässer ist. Er friert zwar gelegentlich zu, doch taut er schnell wieder auf. Das Kurische Haff kann über mehrere Monate „dicht“ sein.
In dieser Zeit ist der Stoffwechsel der Barsche sehr niedrig, und sie wachsen nicht. Ein schnelles Wachstum hat den Vorteil, dass ein Jungfisch schnell eine Größe erreicht, in der die Zahl seiner Fressfeinde immer geringer wird. Allerdings: Wer schnell wächst, lebt meist nicht sonderlich lange. Turbo-Wachstum und schneller Stoffwechsel bekommt man nur auf Kosten der Lebenserwartung – „live hard, die young!“ Allerdings brauchen die Barsche aus dem Kurischen Haff nicht schnell zu wachsen – ihre Fressfeinde können es auch nicht, haben sie doch mit denselben Umweltbedingungen zu leben.
Barsch und Zander: Schnappmaul mit Sogwirkung
Barsche und Zander haben viel gemeinsam. Klar, sie gehören schließlich zur gleichen Familie, den Barschartigen. Und wie auch der Barsch ist der Zander alles andere als ein wilder Räuber, der sich, wo immer es geht, den Bauch bis zum Platzen vollschlägt. Der Zander ist eher ein Einzelgänger mit dem Hang, sich zu kleineren Trupps zusammen zu finden. Das weiß jeder Angler – denn wo ein Zander beißt, da hackt auch kurze Zeit ein zweiter oder auch ein dritter auf den Köder. Wie auch bei Hecht, Waller und Barsch liegt der Futterquotient des Zanders bei 1:10. Dieser Wert lässt sich übrigens auf fast alle Raubfische übertragen. Er ist aber nur ein Richtwert und kann stark schwanken.
Die wesentlichen Unterschiede
Bei der Jagd unterscheiden sich Zander von Barschen. Sie jagen ihre Beute nicht über große Distanz, sondern gehen eher „geheim“ vor: Anschleichen, zuschnappen, runterschlucken – nächster Fisch, bitte! Zander sind zwar gesellig, doch bei der Jagd gerne alleine. Der Räuber sucht sich sein Opfer aus, das vielleicht in einer kleinen Friedfischschule stecken mag. Da schleicht er sich dann an. Das macht er sehr geschickt, denn in der Regel merken die zukünftigen Opfer nichts von seiner Anwesenheit, vor allem, wenn der Räuber seinen „düsteren Gelüsten“ nach Sonnenuntergang und in der Nacht nachgeht.
Oft befinden sich dann die Beutefische sogar in einem Dämmerzustand oder schlafen gar. Ist er nah genug an sein Opfer heran gekommen, reißt er blitzschnell sein Maul auf, und mit dem Sog verschwindet das „Abendessen“ in selbigen. Das Maul klappt zu, die typischen Hundszähne des Zanders bilden ein Gitter, aus dem der Beutefisch nicht mehr entkommen kann. Oft genug „perforieren“ die Zähne die Beute, die dann die typischen Bissspuren des Zanders – tiefe Kratzer – davontragen, wenn ihnen die Flucht doch gelingen sollte.
Den Trick mit dem Wassersog haben auch andere Fischarten drauf. Er ist sehr beliebt unter den Karpfenartigen, wenn sie den Grund durchrüsseln, und auch der Wels saugt seine Opfer ein. Das Einsaugen geht unglaublich schnell und wird unterstützt dadurch, dass der Zander einen Satz nach vorne macht. Will man den Vorgang filmen, muss man schon eine ziemlich starke Zeitlupe einsetzen! Der Angler spürt das in seiner Angelrute als das berühmte „Tock!“, das einem knochentrocken ins Handgelenk fährt.
Nachwuchs und Buffet
Pro Kilo Körpergewicht legt der Zander bis zu 200.000 Eier, die vom Männchen bewacht werden. Die Schonzeit fällt in den meisten Bundesländern in die Laichzeit von April bis Juni. Allerdings sollte man die Zander auch über die Schonzeit hinaus noch für ein oder zwei Wochen nicht beangeln, weil man sonst Gefahr läuft, ein (schwarz gefärbtes) Männchen vom Gelege weg zu fangen, das dann ruckzuck von Laichräubern niedergemacht wird. Die „Karenzzeit“ entspricht dann in etwa der Zeit, bis die Jungzander schlüpfen. Die müssen dann auch sehen, dass sie schnell wegkommen – denn „Papa“, ausgehungert wie er ist, hat seine Kinder plötzlich zum Fressen gern.