Catch and Release – Die Zukunft des Zurücksetzens

Catch and Release – so setzt Ihr Fische richtig zurück. Von Michael Werner und André Pawlitzki

Catch and Release, erfordert Verantwortung, denn der Fisch sollte möglichst unbeschadet bleiben, keine Infektionen davontragen und später versterben. Und Fische sind empfindlicher als viele Angler glauben. Sie besitzen eine Schleimschicht, die ihr Schuppenkleid vor Verletzungen wie Pilzinfektionen  und Umwelteinflüssen im Wasser schützen soll. Entsprechend darf die Schleimhaut des Fisches nicht beschädigt werden.

Damit das der Fall ist, muss dafür gesorgt werden, dass der Fisch nach dem Fang auf einer weichen, möglichst nassen Unterlage abgelegt wird. Karpfenangler deponieren ihren Fang daher auf einer angefeuchteten Abhakmattte. Eine solche leistet auch beste Dienste, wenn man größere Hechte außerhalb des Wassers bändigen muss. Für ein Fangfoto wird der Fisch nur kurz angehoben, mit Wasser übergossen und nach dem Schnappschuss wieder auf der Matte abgesetzt. In der Matte transportiert man dann den Karpfen oder Hecht ans Wasser, wo man die Matte soweit eintaucht, dass der Fisch aus eigener Körperkraft von alleine wieder wegschwimmen kann. Was für die Abhakmatte gilt, sollte man auch beachten, wenn man den Fisch mit den Händen berührt. Die Hände sollten grundsätzlich nass gemacht werden, damit die Schleimhaut des Fisches nicht beschädigt wird.

Größtmögliche Schonung

Wer Fische schonend zurücksetzen will, sollte schon vor dem Fang auf ein paar Dinge achten: Man sollte einen Unterfangkescher verwenden, der mit einem gummierten Schonnetz ausgestattet ist. In diesem können sich die Haken nicht so leicht verfangen, der Fisch lässt sich schneller lösen. Auch sollte man den Fisch nach dem Hakenlösen schnell im Kescher zurücksetzen.

Wer von einer hohen Spundwand fischt, kommt mit einem Kescher nicht zurecht. Er muss den Fisch mit einem Spundwandkescher landen und ihn damit auch wieder zurücksetzen.  Wenn man den Zander von der hohen Spundwand einfach ins Wasser wirft, kann dieser innere Verletzungen erleiden. Daher den Fisch immer im Kescher zurücksetzen.

Ein solcher Schonkescher mit gummiertem Netz erlaubt eine sichere Landung und die Haken lassen sich leicht aus den Maschen lösen. Foto: BLINKER/J. Radtke

Ein solcher Schonkescher mit gummiertem Netz erlaubt eine sichere Landung und die Haken lassen sich leicht aus den Maschen lösen. Foto: BLINKER/J. Radtke

Schonhaken verhindern

Wenn man (auch an Kunstködern) Haken ohne Widerhaken verwendet oder die Widerhaken mit einer Zange andrückt, lassen sich diese meist problemlos aus dem Fischmaul lösen. Manchmal reicht eine Drehbewegung mit der Lösezange, um den Fisch vom Haken zu befreien. Oftmals muss er dafür noch nicht einmal das Wasser verlassen.

Überhaupt sollte man kein zu leichtes Gerät verwenden, damit man einen Fisch schnell ausdrillen und landen kann. Studien zeigen, dass bei Fischen die Cortisol-Konzentration als auch die Laktat-Werte nach einem Drill stark erhöht sind. Je kürzer der Drill, desto weniger gesundheitliche Einschränkungen bedeutet dies für den Fisch. Je länger der Fisch dann an der Luft gehalten wird, um Fotos zu schießen, desto höher die zusätzlichen Stresswerte, weil die Atmung des Fische beeinträchtigt ist. Daher gilt: Den Fisch nur so lange wie unbedingt nötig aus dem Wasser heben, in Windeseile den Haken entfernen und ihn dann vorsichtig wieder zurückzusetzen.

„Barschgriff vermeiden“

Bei großen Barschen sieht man immer wieder die Unart, dass diese mit dem Unterlippengriff in die Kamera gehalten werden. Wenn die Fische später verwertet werden sollen, ist das okay, obwohl man sie dann vorher töten sollte. Ist es aber beabsichtigt, dass die Barsche zurückgesetzt werden, sollte man den sogenannten „Barschgriff“ unterlassen, weil dieser dem Fisch Verletzungen im Nacken- und Rückenbereich verursachen kann, wenn der Barsch nur an der Unterlippe gehalten wird und sein gesamtes Gewicht an der Lippe hängt. So werden Rückgrat und Kopfmuskeln überdehnt. Wird der große Fisch dagegen mit beiden Händen gehalten, besteht keine Gefahr, weil sein gesamter Körper gestützt wird.

Der Barsch-Griff, wie hier auf dem Foto zu sehen, sollte nicht angewendet werden, solange der Fisch noch lebt. Foto: O. Portrat

Bild: O. Portrat

Der Barsch-Griff, wie hier auf dem Foto zu sehen, sollte nicht angewendet werden, solange der Fisch noch lebt. Foto: O. Portrat

Überhaupt ist es wichtig, dass man einen Fisch nicht unnötig drückt oder ihm sogar in die Kiemen fasst. Selbst kleinste Kiemenverletzungen können dazu führen, dass der Fisch später nicht überlebt. Die Kiemenlamellen können zusammenfallen und jeglichen Gasaustausch verhindern. Der Fisch stirbt. Manche Angler landen vor allem Hechte mit dem Kiemengriff. Wen man weiß wie dieser richtig funktioniert, ist das kein Probelm. Allerdings ist der Kiemengriff nur Kennern zu empfehlen, denn sonst kommt es beim Hecht garantiert zu Kiemenverletzungen und der Angler holt sich blutige Hände.

Sensibler Zander

Der Zander gilt als Sensibelchen unter den Fischen, und kippt nach einem kräftezehrenden Drill schnell um. Entsprechend sollte man versuchen, ihn schon im Wasser mit der Lösezange zu lösen. Lässt man ihn auf der Steinpackung einer Buhne einfach herumhüpfen, beschädigt sich der Fisch selbst und sollte nicht mehr zurückgesetzt werden. Der Zander sollte so kurz wie möglich außerhalb des Wassers bleiben, und nach dem Hakenlösen so schnell wie möglich wieder zurückgesetzt werden. Das gilt vor allem für untermaßige Fische, die noch empfindlicher als ihre größeren Artgenossen sind.

Den Fisch stützen

Ganz wichtig ist es auch, Fische nicht einfach zurück ins Wasser zu werfen, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, sich aufzurichten und selber davonzuschwimmen. Das gilt sowohl für den Fluss, wo ein nicht erholter Fisch einfach mit der Strömung davongetragen wird und sich nicht mehr erholt, als auch für den See, wo vom Drill ermüdete Fische dann meist mit dem Bauch nach oben auftreiben und sich nicht mehr aufrichten können. Zum richtigen Zurücksetzen hält man den Fisch am besten per Schwanzwurzelgriff. Das gilt vor allem für schlankere Fischarten wie Forellen, Zander, Hechte.

Auch beim Zander gilt: Don´t catch your Limit but limit your Catch. Foto: O. Portrat

Bild: O. Portrat

Auch beim Zander gilt: Don´t catch your Limit but limit your Catch. Foto: O. Portrat

Hochrückigere Fische wie Karpfen und Brassen sollten im Wasser noch zusätzlich mit der Hand unterm Bauch gestützt werden. Im Fluss hält man den Fisch so, dass das sauerstoffreiche Strömungswasser sein Maul und seine Kiemen durchspülen kann. So kommt er schnell wieder zu sich. In seltenen Fällen kann es bis zu einer Viertel Stunde dauern, bevor der Fisch wieder zu Kräften gekommen ist. Meist macht sich dieses durch ein paar kräftige Schwanzschläge bemerkbar. Nun weiß man, dass sich der Fisch wieder erholt hat und aus eigenen Kräften abtaucht.

Überhaupt sollte man sich beim Angeln an die Devise halten: Don´t catch your Limit but limit your Catch! (Reize deine Fangbegrenzung nicht aus, sondern begrenze deinen Fang). Diese Regel ist in allen angelsächsischen Ländern Tradition und die Angler fahren gut damit.

Wenn man Fische falsch zurücksetzt oder sie zu lange an Luft hält, steigt die Sterblichkeit enorm. Professor Robert Arlinghaus gibt Tipps für das richtige Handling.

Damit der Fisch eine hohe Überlebensrate hat, müssen drei Bedingungen erfüllt werden.

  1. Der Fisch darf nur gering verletzt sein
  2. Es darf nur eine geringe umweltbedingte physiologische Belastung vorliegen
  3. Es sollten wenige Räubern nach dem Zurücksetzen vorhanden sein

Empfehlungen für richtiges Catch and Release

  1. Fanggeräte nutzen, die Verletzungen minimieren und verhindern, dass der Haken tief sitzt.
  2. Drill forcieren.
  3. Einsatz von Geräten/Verfahren zur Minimierung von Schleimhautverletzungen (z. B. Gummikescher, Abhakmatten in Booten).
  4. Handlandung (bei großen Fischen Unterstützung des Bauches statt vertikales Heben) und Hakenlösen noch im Wasser.
  5. Immer angefeuchtete Hände und möglichst geringe, flächenmäßige Beeinflussung der Schleimhaut von Fischen
  6. Immer Lösezangen, Seitenschneider und ähnliche Materialien mit sich führen, um rasches Hakenlösen oder Abknipsen von Haken zu ermöglichen.
  7. Möglichst keine Luftexposition.
  8. Tief sitzende Haken nicht operieren, sondern Vorfach knapp abschneiden.
  9. Keine Hälterung, wenn der Fisch zurückgesetzt werden soll oder muss.
  10. Unterstützung des Wegschwimmens gegen die Strömung, bis der Fisch wieder zu Kräften gekommen ist.
  11. Stellen mit vielen untermaßigen Fischen meiden und Angeln bei ungünstigen Wetterbedingungen (z. B. sehr geringer Sauerstoffgehalt, zu hohe Temperaturen) überdenken.

 


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