Wer den Hecht für einen Einzelgänger hält, begeht schon den ersten Fehler beim Hechtangeln: Oft stehen mehrere gute Fische am selben Platz. Aber wer den Hechtangler für ein Herdentier hält, liegt genau richtig: Die meisten setzen auf dieselben Köder, dieselben Plätze, dieselben Methoden und dieselben Überzeugungen wie ihre Kollegen. Sie angeln durchschnittlich – aber sind enttäuscht, wenn sie nur durchschnittlich fangen.
Die Masse der Angler sitzt Irrtümern auf. Ihre üblichen Hechtplätze liegen dicht am Ufer, obwohl die Musik weiter draußen spielt. Ihre Hechtköder sind mittellang, obwohl Großköder mehr Kapitale bringen. Und statt auch mal Naturköder zu versuchen, greifen sie nur zu Kunstködern – wobei sie natürlich auffällige Muster bevorzugen, während die unscheinbaren besser fangen. Standardangeln bringt nur Standardfische. Welche Fehler beim Hechtangeln stehen zwischen Dir und Deinem kapitalen Hecht? Dieser Artikel schiebt Hindernisse beiseite und ebnet den Weg zum ganz großen Fang.
Fehler beim Hechtangeln: Kunstköder müssen attraktiv aussehen
Im Gegenteil: Oft sind unscheinbare Kunstköder der Bringer. Und warum? Weil Hechte, anders als Angler, beim Gerätekauf nur selten durch Farbenpracht zum Zugreifen animiert werden. Ihre Vorliebe richtet sich nach den Beutefischen.
Wenn Du weißt weißt, dass die Hechte gerade an der Oberfläche Lauben jagen (übrigens exzellente Köderfische!), kann ein Wobbler in schlichtem Weiß die beste Wahl sein. Ein solcher Köder bietet zudem den Vorteil, dass ihn die Hechte noch nicht kennen. Bedenke: Die farbigen Rücken der Wobbler siehst nur Du. Der Hecht greift stets von unten an. Entscheidend sind die Flanke und der Bauch eines Kunstköders. Unscheinbar fängt!
Irrtum: Ein Hechtköder ist maximal 20 Zentimeter lang
Es gilt die Faustregel: Je kleiner der Köder, desto kleiner der Hecht. Wer Kapitale fangen will, darf ruhig Kunstköder von 20 bis 40 Zentimetern anbieten. Große Hechte ziehen Beutefische vor, die etwa zehn Prozent ihres eigenen Gewichtes haben. Ein 20-Pfund-Hecht verschlingt Brassen oder Karpfen von zwei Pfund. Solche Beutefische sind zwischen 30 und 45 Zentimeter lang.
Deshalb begehe nicht den Fehler beim Hechtangeln und nimm zu kleine Köder, sondern riskiere mehr Größe! Greif zu Kunstködern, die 20 bis 30 Zentimeter oder länger sind. Solche Riesenköder bieten im Freiwasser einen großen Vorteil: Sie fallen dem Hecht durch ihre Druckwelle aus größerer Entfernung auf. Das erhöht die Zahl der Bisse. Und wundere Dich nicht, dass auf einen 30-Zentimeter-Köder auch 70-Zentimeter-Hechte beißen: Die Räuber haben weniger Respekt vor großen Tieren als die meisten Angler.
Ständig Fehlbisse auf große Gummis?
Das ist eine Frage des Systems. Benutzen Sie für große Gummiköder nicht einfach nur einen Jigkopf, am Einzelhaken steigen Hechte schnell aus. Montieren Sie lieber eine sogenannte „Bait Screw“, also eine Köderschraube. Die wird einfach in den Kopf des Gummis gedreht. Daran befestigen Sie einen Stahl-Stinger mit Drilling und stecken den Drilling mit einer Hakenflunke in den Bauch des Köders.
Häufige Köderwechsel erhöhen die Chancen beim Hechtangeln
Wer seinen Köder am laufenden Band wechselt, schadet sich zweifach: Erstens gerät sein Angel- zum Montier-Tag und der Köder ist weniger im Wasser. Und zweitens sinkt sein Selbstvertrauen mit jedem Köder, der versagt. Ein solcher Angler kommt mir vor wie ein Fußballtrainer, der alle fünf Minuten neue Spieler einwechselt – statt von Beginn an seine Top-Mannschaft auf den Platz zu stellen und ihr zu vertrauen.
Mach Dir vor dem Angeln Gedanken, welcher Köder der richtige ist. Zum Beispiel kannst Du Dich fragen, mit welchen Ködern Du in letzter Zeit oder zur gleichen Jahreszeit am erfolgreichsten warst. Oder welchen aktuellen Beutefisch Du nachbilden kannst. Erst nach ein bis zwei Stunden (oder aus gutem Grund) solltest Du den Köder wechseln – oder auch nicht, weil die Ausdauer den gewünschten Erfolg beschert hat.
Aktives Hechtangeln bringt große Fische
Hechtangeln wird heutzutage mit Spinnfischen gleichgesetzt: Man läuft oder rudert los, um eine möglichst große Gewässerstrecke abzusuchen. Aber große Hechte besitzen die blöde Eigenart, dass ihre Fressphasen kurz und ihre Ruhephasen lang sind. Geringe Chancen, dass ein Kapitaler gerade dann Hunger verspürt, wenn Du für zwei, drei Würfe Deine Kunstköder servierst (außer im Freiwasser, siehe Irrtum 7).
Deshalb bringt der Ansitz mit totem Köderfisch mehr Kapitale. Wenn Du weißt, wo ein großer Hecht steht – etwa weil Du ihn beim Rauben beobachtet hast – lohnt es sich, tagelang an diesem Platz auszuharren. Im Sommer solltest Du den Köderfisch an einer Posenmontage driften lassen, immer wieder über die fängige Zone hinweg. Im Winter hat sich das Grundangeln bewährt, vorzugsweise an tiefen Plätzen. Oft kommen dabei kapitale Hechte zum Vorschein, die für Kunstköder schon lange keine Flosse mehr rühren.
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Wobbler und Gummifisch fangen am besten
Das stimmt manchmal, aber längst nicht immer. Wer nur auf diese Fehler setzt, begeht oftmals einen großen Fehler beim Hechtangeln. Denn wenn alle Angler zu Gummifisch und Wobbler greifen, vor welchen Ködern nehmen sich kapitale Hechte dann am meisten in Acht? Vor genau diesen! Deshalb kann es gerade in stark befischten Gewässern den Durchbruch bringen, wenn Du zu ungewöhnlichen Hechtködern greifst. Mal war ich mit übergroßen US-Spinnern erfolgreich; mal brachte mir ein Blinker mit Twisterschwanz den ersehnten Biss; und mal traf mein Gummifrosch ins Schwarze, während der Gummifisch zuvor ignoriert worden war. Mach es Dir zur Gewohnheit, immer wieder Angeltage ohne Standardköder einzulegen – dann hast Du die beste Aussichten, über Deine Standardfänge hinauszukommen.
Spinnfischen heißt: Kunstköder anbieten
Vor lauter Kunstköder-Euphorie übersehen viele Angler einen Spinnköder, der in keinem Katalog angepriesen und nicht von Werbemillionen protegiert wird: den toten Köderfisch. Wenn Du einen toten Fisch am Drachkovitch-System anbietest, wirst Du damit fast immer größere Hechte als mit Kunstködern fangen. Der Aufwand, im Vorfeld Köderfisch zu stippen, lohnt sich. Je stärker befischt wird und je klarer ein Gewässer ist, desto größer der Vorsprung des natürlichen Spinnfisches. Einzige Ausnahme: Wenn es auf das Absuchen großer Flächen ankommt, etwa im Freiwasser, sind die schneller zu führenden Kunstköder beim Wurfangeln im Vorteil.
In der Uferzone lauern die besten Hechte
Auch wenn die Mehrheit der Angler sogar mit dem Boot ihre Uferrunden dreht: Spätestens ab Juni stehen die meisten großen Hechte im Freiwasser. Je größer und je tiefer ein See ist, desto vielversprechender ist sein Freiwasser. Meist lauern die Fische hier nicht in Grundnähe, wie im Winter, sondern zwischen 2 und 5 Metern Tiefe. Entweder greifst Du zur Schlepprute – oder lässt Dein Boot treiben, an windigen Tagen vom Driftsack gebremst. Gerne greife ich zu Riesenspinnern oder hochrückigen Wobblern (Crankbaits), denn ihr großer Wasserwiderstand hilft, das Boot auf die gewünschte Route zu steuern. Uferangler brauchen Rückenwind, dann haben sie mit Köderfisch an der Segelpose gute Chancen.
Das Problem im Freiwasser: Manchmal bekommt man pro Angeltag nur einen Biss, manchmal auch keinen. Dafür beißen fast ausnahmslos Hechte von über 80 Zentimetern. Hier draußen nehmen sie den Köder ziemlich arglos, weil sie kaum befischt werden – die meisten Kollegen sind dicht am Ufer unterwegs, wo die Bisse wesentlich häufiger, die Hechte aber wesentlich kleiner sind.
Fehler beim Hechtangeln: Profis ziehen die Handlandung vor
Schau Dir auf YouTube mal ein paar Filme an, die Profis bei der Handlandung großer Hechte zeigen. In jedem zweiten Fall müssen sie den Fisch nicht nur erstaunlich lange müde drillen, sondern auch mehrfach zugreifen. Hechte, die schon fast gefangen sind, schlagen sich in letzter Sekunde los. Und nicht selten fließt beim Kiemengriff Blut (das fast immer von den Händen des Anglers stammt). Darum rate ich, um diesen Fehler beim Hechtangeln zu vermeiden: Kapitale Hechte grundsätzlich mit einem großen Unterfangkescher landen! Dann kannst Du den Drill deutlich schneller, sicherer und unblutiger beenden. Nur wer keschert, hat den Kapitalen endgültig im (Kescher-)Sack.
Langsame Köderführung bringt den Hecht
Wer sich beim Hechtangeln ein Tempolimit setzt, dem entgehen viele Fische. Gerade Kapitale sind leichter zum Biss zu verführen, wenn Du Deinen Köder schnell führst. Oft schon war ich verblüfft, bei welchem Schlepptempo Hechte zum Beispiel beim Seeforellen-Schleppen gebissen haben. Ideal fürs Schleppangeln auf große Hechte: hohe Geschwindigkeit, immer wieder von langsamen Phasen unterbrochen.
Warum Schnelligkeit fängt? So suchst Du schneller eine größere Fläche ab. Und den alten, misstrauischen Hechten bleibt weniger Zeit, den faulen Zauber zu durchschauen. Nur bei Wassertemperaturen von unter 10 Grad schalte ich ein paar Gänge zurück – aber auch dann unterbreche ich das Schneckentempo immer wieder durch gezielte Sprints.
Zwischen Seerosen ist nichts zu holen? Ein ganz großer Fehler beim Hechtangeln!
Wie die meisten Hechtangler das Freiwasser meiden, so meiden sie auch Seerosenfelder und starken Pflanzenbewuchs. Scheinbar ist hier nur Grünzeug einzufangen. Deshalb belassen sie es dabei, die Ränder der Seerosen zu befischen. Dabei lohnt es sich, mitten in die Pflanzen zu zielen. Zum Beispiel kannst Du mit einem Popper oder einem Jerkbait die Lücken und Schneisen zwischen den Seerosen befischen. Manchmal reichen ein, zwei Meter freies Wasser, um einen lauernden Hecht zum Biss zu verführen.
Wenn mit Kunstködern nichts zu machen ist, gibt es eine Alternative: den natürlichen Köderfisch, den Du kopfüber mit zwei Drillingen befestigen und mit einer langen Rute in die Seerosenlücken absenken und wieder anheben solltest. Diese uralte Erfolgsmethode, das Tunken, kann erstaunlich große Hechte bringen.