Die richtige Geschwindigkeit für Kunstköder

Kennen Sie jeden Ihrer Köder in der Kiste wirklich genau? Welches ist Ihr Favorit und warum? Bestimmt wissen Sie genau, bei welcher Köderführung Ihr Top-Köder fängt und mit welchen Tricks Sie
auch noch an schwierigsten Tagen den einen oder anderen Räuber überlisten könnten. Denn es kommt neben dem Laufverhalten auch auf die richtige Geschwindigkeit des Kunstköders an.

Mit der richtigen Geschwindigkeit für Kunstköder zum Fangerfolg.

Mit der richtigen Geschwindigkeit für Kunstköder zum Fangerfolg.

Andere Angler können genau das mit anderen Ködern… Solche Erfahrung muss man sich „erarbeiten“. Erfahrene Kunstköderspezialisten sind sich einig, dass die Köderführung das A und O des Spinnfischens bedeutet. Trotzdem beobachte ich immer wieder, dass jeder Angler „seinen persönlichen Angelstil“ hat. Ich meine, dass die optimale Köderführung nicht nur von der Tagesform der Fische, sondern insbesondere von den Eigenschaften des Köders selbst abhängt.

Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen, dass mich sehr stark geprägt hat: Vor einigen Jahren fischte ich mit meinem Freund Jürgen in den Bodden auf Hecht. Die meisten Stellen erwiesen sich als ausgesprochen schwierig und wir fingen dort annähernd nichts. Trotzdem gab es einen „Hotspot“, der täglich für 3-5 Hechte gut war. Diese standen am Spot und bissen in der Regel auch nach der Ankunft recht schnell auf 15 cm Slottershads mit schwerem Bleikopf – das wussten wir und fischten natürlich jeden Tag auch sofort mit diesem Köder.

Waren die Fische gefangen, hieß es wieder, mühsam zu experimentieren und zu suchen. Es fiel uns beiden natürlich ausgesprochen schwer, direkt zu Beginn des täglichen Angelns am Hotspot mit Ködern zu experimentieren, wenn der Kollege schnellstens die Fische mit einem bekannt guten Köder „einsammelte“… Es war in dieser Zeit die einzig „sichere Stelle“ – für nur sehr kurze Zeit! Trotzdem, wir wollten wissen, ob, bzw. welche Köder noch für die Räuber attraktiv waren. Insbesondere, warum wir bisher mit dem damals neuen Castaic-Hering bisher so sehr schlecht gefangen haben.

Dieser Köder erweckte natürlich auch bei uns höchstes Vertrauen, weil er sich ausgezeichnet bewegte und herkömmliche Gummiköder einige Fische fingen. Kurzum, es bestand ab sofort „Castaic-Zwang“ an dem Hotspot, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Wir fuhren an einem neuen Tag die Stelle an und begannen wie gewohnt mit viel Optimismus zu fischen. In der Zeit, wo normalerweise alle Fische am Spot eingesammelt gewesen wären, hatten wir noch keinen Biss! „Köder taugt nichts!“ „Die gehen nur auf Slottis!“ und „Heute sind keine da!“ waren nur natürliche Reaktionen… „Pustekuchen!“, denn ich begann, die Köderführung deutlich zu variieren… Ein gewaltiger Schlag bestätigte die Vermutung! Die Hechte waren da und warteten nur auf den richtigen Reiz(-köder). Anders als bei normalen Jigs fischte ich den Hering gleichmäßiger, nicht ruckartig! Durch den massigeren Schwanz brauchte er einige Zentimeter mehr, um „in Fahrt“ zu kommen, so dass die Züge einfach länger und die Rucker weniger wurden. An diesem Vormittag hatte ich gelernt, mit meinem heutigen Top-Köder umzugehen.

In den verbleibenden zweieinhalb Angeltagen fing ich mit der neuen Köderführung und dem neuen Köder 8 Meterhechte, wovon der beste es auf über 28 Pfund brachte… An den Tagen zuvor mit normalen Gummifischen und am Testtag der Stunde vor dem Biss ohne richtige Köderführung hatte keiner gebissen!!! Mit variierter Köderpräsentation kamen schnell etliche Bisse… Ich möchte Sie mit diesem für mich einschneidenden Erlebnis ermutigen, auch neue Köder intensiv zu testen und nicht mit dem Bewegungsmuster anderer Köder zu versehen.

Fast immer haben sich Profis viele Gedanken bei der Herstellung der Köder und seiner Attraktivität gemacht! Diese gilt es herauszufinden und optimal auszuspielen… Jede Köderführung setzt sich aus einem regelmäßig wiederkehrenden Bewegungszyklus zusammen: Anziehen, weiterziehen, verzögern (evtl. bis zum Stop). Das Anziehen: Die Geschwindigkeit legt die „Fluchtbewegung“ fest. Hier entwickeln sich im Idealfall bereits Druck- und Schallwellen, die die Aufmerksamkeit des Räubers auf den Köder lenken. Weiterziehen: Je nach Köderkonstruktion reicht häufig ein kurzer Zupf für die Animation nicht aus. Der Köder benötigt längere Wege, um Druckwellen und Reize aufzubauen. Nur dann wird der Köder verfolgt. Verzögerung: In der Regel folgt nach dem Anziehen eine „Brems- oder Ruhephase“, in der der Köder stehen bleibt, absinkt oder zur Oberfläche steigt. Anschließend beginnt ein neuer Bewegungszyklus…

Andere Köder, wie z.B. Jerkbaits reagieren ausgesprochen „empfindlich“ auf den falschen Rhythmus der Zupfintervalle. Gleichmäßiger Zug lässt „Jerks“ völlig langweilig durchs Wasser rutschen, ohne dass überhaupt eine attraktive Bewegung entsteht. Spinner brauchen nicht nur eine Minimalgeschwindigkeit, um „auf Touren“ zu kommen, sondern verlieren ihren verführerischen Lauf, wenn wir zu ruckartig und unregelmäßig präsentieren. Um die optimalen Reize aus einem Köder herauszukitzeln, müssen wir ihn natürlich kennen lernen. Dafür habe ich mir angewöhnt, neue Köder zunächst vor meinen Füssen zum Leben zu erwecken. Ich teste verschiedene Zuggeschwindigkeiten, Zugwege, Stopps und Bewegungskombinationen. Dabei lässt sich schnell feststellen, wie schnell ein Köder mindestens werden muss, bis er sich attraktiv bewegt.

Teilweise ist diese Geschwindigkeit recht groß, so dass der Köder schnell gezogen werden muss! Dauerzug ist aber meistens nicht sinnvoll. Der Spinnköder muss sich auch nicht dauernd hin- und herbewegen. Nur ab und zu! Deshalb kann er auch immer „Pausen oder Verzögerungen einlegen“, die viele verfolgende Räuber dankend zum Inhalieren der scheinbaren Beute nutzen. Auch äußere Einflüsse können die Köderpräsentation maßgeblich beeinflussen! Starke Strömung, Bootsdrift, Wind, Flach- oder Tiefwasser müssen bei der Ködergeschwindigkeit „eingerechnet“ werden! Mitfühlen und mitdenken sind deshalb äußerst wichtig und je besser man sich von seinem persönlichen „Trott“ lösen kann, desto erfolgreicher wird man in den verschiedensten Situationen sein

 

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zeige ich Ihnen folgend einige Ködergruppen, die unterschiedliche Geschwindigkeiten bzw. Animationen benötigen:

  1. Schwerelose Köder, sogenannte „Suspender“: Sie lassen sich auch mit „Minispeed“, ja auch stehend im Wasser präsentieren. In diese Gruppe fallen Wobbler (als Suspender gebaut), minimal bebleite Gummifische und Streamer. Schwierige Fische lassen sich mit diesen Ködern punktuell beangeln und man kann ihnen äußerst lange „auf der Nase herumtanzen“.

    Sag mir, wie du läufst – und ich sag dir, wie du fängst! Bei Suspendern entscheidet der Führungsstil über den Erfolg.

    Sag mir, wie du läufst – und ich sag dir, wie du fängst! Bei Suspendern entscheidet der Führungsstil über den Erfolg.

  2. Köder mit mäßigem Auf- oder Abtrieb: In diese Gruppe fallen wahrscheinlich die meisten Kunstköder überhaupt. Wobbler, Gummifische, Blinker sind die wichtigsten Mitglieder hier. Um den Köder in die Fangtiefe und in Bewegung zu bringen, bedarf es einer gewissen Geschwindigkeit. Wird diese nicht erreicht, schleicht der Köder langweilig durch´s Wasser und ist wenig attraktiv. Die optimale Fängigkeit wird erreicht, wenn ein steter Wechsel der Geschwindigkeiten erfolgt, wobei in jedem Bewegungszyklus auch die benötigte Minimalgeschwindigkeit für gute Bewegung erreicht werden muß! Achtung: Spinner gehören eigentlich auch in diese Gruppe hinein, jedoch haben sie konstruktionsbedingt ein Problem. Sie müssen immer mit der „eingebauten Minimalgeschwindigkeit“ gezogen werden. Unregelmäßigkeit mit Stopps sind häufig weniger fängig, weil die Rotation des Blattes aussetzt. Gleichmäßiger Zug mit nur leichteren Geschwindigkeitsänderungen sind hier wichtig!

    Kleine Crankbaits sind im Winter beim Barschangeln hervorragende Suchköder.

    Kleine Crankbaits sind im Winter beim Barschangeln hervorragende Suchköder. Foto: BLINKER

  3. Köder mit sehr starkem Auf- oder Abtrieb: Es gibt sowohl Wobbler mit sehr starkem Auftrieb, als auch Bleijigs/Pilker mit sehr starkem Abtrieb, die höhere Geschwindigkeiten erfordern. Natürlich geht man nicht hin und kurbelt wie ein Wilder den Köder nach dem Auswerfen wieder ein (obwohl auch das manchmal gute Fänge bringt!), sondern trickst die Physik und die Fische aus. Köder mit großem Auftrieb werden in der Regel mit höherer Geschwindigkeit geschleppt. Das sind die klassischen Fälle von angeblich „völlig falsch konstruierten Ködern“, die man gar nicht auf Tiefe bekommt… Durch den starken Druckaufbau haben diese Wobbler bei entsprechender Geschwindigkeit äußerst gute „Reizwerte“ und fangen dann sehr gut! Pilker und Zocker könnte man zwar mit Zeitlupe einkurbeln, aber die Fänge werden sich in engen Grenzen halten. Kurze, aber sehr schnelle Rucke und Züge mit einer Rute, die diese Beschleunigungen auch optimal auf den Köder überträgt, sind hier gefragt. Diese Ködergruppe muß nur scheinbar viel zu schnell gefischt werden. Der Trick im Umgang mit diesen Ködern liegt in der Kürze der Wege, die mit hoher Geschwindigkeit gemacht werden.

    Dorsche rauben in der Regel direkt über dem Grund.

    Dorsche rauben in der Regel direkt über dem Grund.

In allen 3 Gruppen kann man Jerkbaits einordnen, die nicht von der Geschwindigkeit des Zuges an sich zum Leben erweckt werden, sondern durch den richtigen Rhythmus der Zugintervalle! In jedem Fall empfehle ich vor jedem Auswurf eines neuen Köders den „Freischwimmertest“. Vor den Füssen, im Flachwasser sollten Sie jeden neuen Köder kurz in den unterschiedlichsten Geschwindigkeiten und mit verschiedenen Zupfrhythmen ausprobieren. Schnell erkennen Sie, worauf „der Neue“ besonders gut reagiert.

Durch rucken, zucken und schlagen bekommt der beschwerte Jerkbait einen aufreizenden Köderlauf. Grafik: BLINKER

Bild: BLINKER

Durch rucken, zucken und schlagen bekommt der beschwerte Jerkbait einen aufreizenden Köderlauf. Grafik: BLINKER

WICHTIGER TIPP! Häufig machen Angler bei diesem Teste den Fehler, die Schnur zwischen Rute und Köder zu kurz zu wählen. An längerer Schnur (mindestens 2-3 Meter) reagiert ein Kunstköder häufig deutlich anders als an sehr kurzer Schnur! Bericht von Uli Beyer


12x BLINKER

+ BLACK MAGIC FEEDERSET

Cover der Angelwoche 01/2025: Hecht-Geratter!

AngelWoche

AngelWoche ist die aktuellste und meist verkaufte Angelzeitung auf dem deutschen Markt. News aus der Industrie, aktuelles von den Angelgewässern, reich bebilderte, kurz und verständlich gehaltene Artikel, verbunden mit einer großen Themenvielfalt charakterisieren die AngelWoche.

Ihre FliegenFischen Ausgaben

in einem einzigartigen Nachschlagewerk

JETZT SAMMELN!

 

Sammeln Sie Ihre Ausgaben zu einem einzigartigen Nachschlagewerk!

Der neue KARPFEN 05/2024 – am Kiosk und online erhältlich!

Internationales Karpfenmagazin

ANGELSEE aktuell 01/2025 – am Kiosk und online erhältlich!

Das Magazin für Forellenangler

ANGELSEE aktuell ist das einzige Magazin im deutschsprachigen Raum für die stetig wachsende Zahl der Angler, die an Angelseen, auch Forellenteiche genannt, ihre Köder auswerfen.
Next Prev
Blinker
AngelWoche
FliegenFischen
Kutter & Küste
karpfen
ANGELSEE aktuell