Dropshotting: Direkt im Wohnzimmer der Barsche angeln

Paul Elt gehört zu den Pionieren des Dropshottings in England. Bei der modernen Methode setzt er auf Kunst- und Naturköder – und geht mit ihnen auf Barschfang.

Paul lässt den Köder beim Dropshotting direkt unter der Rutenspitze ab. Entlang von bewachsenen Uferkanten sind gute Barsche zu finden. Foto: P. Elt

Bild: P. Elt

Paul lässt den Köder beim Dropshotting direkt unter der Rutenspitze ab. Entlang von bewachsenen Uferkanten sind gute Barsche zu finden.

Einer der aufregendsten Momente beim Angeln ist der Biss – vor allem, wenn dieser erst nach stundenlangem Warten erfolgt. Kein Biss gleicht dem an- deren. So weiß man nie, was als nächstes am Haken hängt – ein untermaßiger oder ein absolut kapitaler Fisch. Und so sehr ich den Zug einer Barbe auf meiner Rute liebe, den Einhänger beim Schleienangeln nach oben schießen sehe, die Freilaufrolle beim Karpfenfischen Schnur geben höre oder das Abtauchen einer Hechtpose genieße, so gibt es doch eine Angelart, die so aufregend ist, dass man sie mit einer Gesundheitswarnung versehen sollte: das Dropshotting.

Welche Rute und Rolle zum Dropshotting wählen?

Die Grundtechnik beim Dropshotting (oder Dropshotten) ist relativ einfach zu meistern, und oft hat man gleich auf Anhieb Erfolg. Als ich diese Methode das erste Mal ausprobierte, verwendete ich eine leichte Spinnrute von Drennan und fing damit ein paar tolle Fische. Sie eignete sich ideal zum Angeln in der Uferzone oder auch vom Boot. Dann wechselte ich aber zu einer speziellen – für diese Angelart gebauten – Rute, einer Yasei Dropshot von Shimano, und die Fänge nahmen enorm zu. Die Yasei hat eine weichere, eingespleißte Spitze. Außerdem ist der Blank länger, was einem vor allem in offenem Wasser eine bessere Köderführung ermöglicht.

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Als Rolle verwende ich die FD 4000 von Drennan. Sie hat eine perfekt arbeitende Frontbremse und kostet auch nicht die Welt. Obwohl einige Angler das Dropshotting mit monofilen Schnüren ausüben, setze ich auf ein Geflecht mit 5 Kilogramm Tragkraft. Stärkere Monoschnüre und dickes Geflecht sind nicht notwendig, weil es beim Dropshotting auf eine dezente Köderpräsentation ankommt. Für mich wird das Gefühl des Bisses durch die Geflochtene im Vergleich zu Mono zehnfach verstärkt. Das kommt daher, weil geflochtene Schnüre keine Dehnung aufweisen.

Aufbau der Dropshot-Montage. Foto: Blinker

Bild: Blinker

Aufbau der Dropshot-Montage.

 

Bei der Montage hängt der Haken auf halber Höhe

Bei der Dropshot-Montage unterscheiden sich die letzten 1,20 Meter von jeder an- deren Montage zum Angeln mit Kunstködern. Man nimmt dazu entweder ein Stück 0,20er Fluorocarbon oder eine Monoschnur, die über einen Mikrowirbel mit der Geflochtenen verbunden wird. Der große Dropshot-Haken wird über den Palomarknoten ungefähr auf halber Höhe des Vorfachs in die Schnur gebunden. Er steht im 90-Grad-Winkel von der Schnur ab. Ans überstehende Ende des Vorfachs wird nun noch ein Dropshot-Gewicht eingehängt.

Für sein Dropshot-Rig braucht Paul nur wenige Materialien. Foto: P. Elt

Bild: P. Elt

Für sein Dropshot-Rig braucht Paul nur wenige Materialien.

Mit diesem Setup kann man viel variationsreicher angeln als mit anderen Montagen. Im Fluss kann man den Köder auswerfen und einfach wieder einkurbeln. Man kann die Montage auf der Stelle stehen lassen und so tiefere Gumpen abklopfen. Oder man klopft mit dem Köder Rückströmungen nach Barschen ab, indem man kleine Zupfer mit der Rutenspitze ausführt, die den Köder auf- und abflattern lassen. Man kann diese Montage unter Büsche am gegenüberliegenden Ufer schlenzen und sie dort auf der Stelle tanzen lassen. Auch Brückenpfeiler lassen sich mit ihr punktgenau abfischen. Außerdem bekommt man durch das Blei am Ende kaum einmal einen Hänger. Im Fluss kann man die Montage auch einfach nur herumtreiben lassen. Dabei spielt der Köder schön und macht die Barsche total wild. Die Möglichkeiten sind also unbegrenzt.

Das Wichtigste ist – wenn man mit dem Dropshotting anfängt –, immer Kontakt zum leichten Gewicht zu halten. Je besser man fühlt, wie sich das Blei am Grund verhält, desto mehr Kontrolle hat man auch über den Köder. Wenn man die Rutenspitze hoch hält und den Köder mit kleinen Zupfern führt, schießt der Köder nach links und rechts und sinkt dann wieder ab. Dann schnappen die Barsche meist zu.

Köder beim Dropshotting: Natur und Kunst kombinieren

Bei den Ködern haben sich für mich kleine Gummifische mit Gabelschwanz in den Farben Gelb oder Silber bewährt. Doch auch Gummiwürmer brachten Erfolg. Ich kaufe mir immer kleine Köder mit einem weichen langen Schwanz. Wer seinen Gummiköder noch unwiderstehlicher machen möchte, ködert ihn zusammen mit einem halben oder ganzen Tauwurm an. Tauwürmer kann man aber auf Barsche auch als Einzelköder verwenden.

Immer wieder gehen beim Dropshotting auch Hechte an den Haken. Dieser Fisch wog um die 13 Pfund. Foto: P. Elt

Bild: P. Elt

Immer wieder gehen beim Dropshotten auch Hechte an den Haken. Dieser Fisch wog um die 13 Pfund.

Spots beim Dropshotting: Zwischen Schilf und Seerosen

Meine Lieblingstaktik ist das Dropshotten in der Uferzone zwischen Schilfstengeln und Seerosen. Die Barsche ziehen regelmäßig direkt an der Schilfkante entlang, immer auf der Suche nach Futterfischen. Vor allem an dicht mit Büschen und Bäumen bewachsenen Strecken, fischt kaum ein Angler und ich kann den Köder unter der Rutenspitze direkt an diesen Hindernissen anbieten. Manchmal stecke ich die Rute einfach durch die Äste und lasse den Köder auf der Stelle spielen.

Mit der Dropshot-Montage lassen sich – im Gegensatz zum Ansitz auf Barsche – viele Kilometer am Fluss abangeln, denn man braucht nicht mehr als eine Rute, Kescher, Rucksack, Kamera, Waage und Kleinteile. Meist behalte ich den Rucksack auf dem Rücken, wandere das Gewässer ab und fische, bis ich die Barsche gefunden habe.

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Herbstlicher Fangreigen

Wie gut Dropshotting direkt vor den Füßen funktionieren kann, zeigt ein Herbsttag im letzten Jahr. Ich hatte auf Barsche angesessen, aber bis auf ein paar Krebsbisse auf Tauwurm hatte sich nichts getan. Ein Freund von mir angelte auf Hecht und so ließ ich mein Gerät bei ihm und griff zur Dropshot-Rute. Weil der Fluss viel treibendes Kraut führte, ließ ich den Gabelschwanzfisch einfach unter der Rutenspitze an einem dichten Busch vor meinen Füßen ab. Der Köder zitterte nun in nur 1,20 Meter Wassertiefe. Sofort spürte ich einen harten Biss in der Rute und setzte den Anhieb. Die feine Rute bog sich beängstigend, doch ich konnte den 3 Pfund 100 Gramm schweren Barsch landen.

Ein Dickbarsch hat sich den Gabelschwanz-Köder gepackt.

Bild: P. Elt

Ein Dickbarsch hat sich den Gabelschwanz-Köder gepackt.

Beim nächsten Wurf schnappte ein weiterer Großbarsch zu, der die 4-Pfund-Marke nur knapp verfehlte. Es folgten vier weitere Barsche über 2 Pfund. Die Fische standen im Schatten des Busches an einer Stelle, die ich sonst völlig übersehen hätte. Seither habe ich an diesem Spot noch einige weitere Großbarsche von 3 Pfund gefangen. Ich bin sicher, dass eines Tages auch ein 4-Pfünder einsteigen wird, weil diese Stelle Dickbarsche magisch anzuziehen scheint. Die meisten Angler lassen diesen Spot links liegen, weil ihnen andere produktiver erscheinen. Beim Dropshotting kann man Fische direkt vor den Füßen fangen. Und weil die meisten Angler die Uferzone übersehen, werde ich dort noch so viele Barsche fangen wie ich kann, bevor andere davon Wind bekommen.

Dieser Artikel erschien zuerst in Blinker 10/2014. Hier geht es zur aktuellen Ausgabe!


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