Kommt ein neuer Kunstköder auf den Markt, steht man als Angler vor der Qual der Wahl. Meist bekommt man den Verführer in mindestens 10 unterschiedlichen Farben. Die Entscheidung, welche Köderfarbe beim Zanderangeln fängig sein könnte, fällt so schwer, dass man meistens gleich mehrere Dekore kauft. Am Wasser blicken viele Angler dann mehr oder weniger ratlos in ihre bunt gefüllte Köderbox. Fischen kann man eben immer nur mit einem Köder in einer der vielen Farben.
Für mich steht fest, dass die Köderfarbe ein entscheidender Faktor für den Fangerfolg ist. Trotzdem gehe ich meist nur mit einer Box ans Wasser, in der sich lediglich 3 bis 4 unterschiedliche Farben befinden. Zumindest, wenn ich das Gewässer kenne, an dem ich angeln möchte. Meine Erfahrung ist nämlich, dass man anhand einiger Punkte relativ genau sagen kann, auf welche Farben die Zander abfahren werden.
Köderfarbe beim Zanderangeln: Natürlich fängig
Zunächst einmal sollten Sie sich vor Augen führen, dass Zander am besten auf Köder reagieren, die in ihr Beuteschema passen. Ein Hecht beißt nicht nur dann auf einen Kunstköder, wenn er gerade Hunger hat, sondern oft auch aus reiner Aggression. So kommen beispielsweise Bisse auf knallgelbe Köder in sehr klarem Wasser zu Stande. Zander lassen sich nicht so leicht austricksen. Es gilt, ihre Beutefische sowohl mit der Köderform als auch mit der Köderfarbe zu imitieren.
Vielleicht werden Sie sich jetzt fragen, warum man auf Fangfotos von Zandern trotzdem oft Köder in Schockfarben sieht. Die Erklärung ist ganz einfach: Die Stachelritter bevorzugen trübe Gewässer als Lebensraum. Bei geringer Sichttiefe erscheinen selbst knallige Farbtöne in einer bestimmten Wassertiefe völlig anders als in einem klaren Gewässer.
Ein weiterer Grund, warum Schockfarben unter bestimmten Umständen gut fangen, besteht darin, dass es Sinn macht, wenn sich unser Köder zumindest geringfügig von den echten Fischchen abhebt, ohne dabei unnatürlich zu wirken. Ist reichlich natürliche Nahrung vorhanden, wäre es ein reiner Glücksfall, wenn der Zander ausgerechnet auf unseren Köder beißt, obwohl dieser völlig unauffällig ist.
Stellen sie sich folgende Situation vor: In einem von Hochwasser getrübtem Fluss wird ein Schwarm von 15 Rotaugen von einem stattlichen Zander verfolgt. Das ganze spielt sich in drei Meter tiefem Wasser ab. Sie bieten Ihren gelben Gummifisch, der in Form und Größe den Rotaugen ähnelt, in direkter Nähe an. Dieser erscheint dem Zander etwas heller als die Rotaugen. Die Chancen stehen bestens, dass der Zander auf Ihren Gummifisch beißen wird, weil er dem Zander zuerst ins Auge fällt.
Anders verhält sich die Situation an einer klaren Talsperre. Dort würde sich der gelbe Gummifisch viel zu stark von natürlichen Beutefischen abheben und unnatürlich wirken. Mit etwas Glück interessiert sich ein neugieriger Hecht oder Barsch dafür. Auf einen Zanderbiss werden Sie aber vergeblich warten. Entscheidend ist, wie der Zander unsere Köderfarbe wahrnimmt. Dabei spielen Wassertrübung und Lichteinfall eine entscheidende Rolle. Diese beiden Faktoren bestimmen, ob der gelbe Köder in einigen Metern Wassertiefe immer noch gelb ist.
Ich halte es für uninteressant, darüber zu philosophieren, wie eine bestimmte Köderfarbe unter verschiedenen Bedingungen genau vom Zander gesehen wird. Wichtiger ist es, zu wissen, wann welche Farbe am besten fängt. Bei sehr trübem Wasser und bedecktem Wetter sind neongelbe oder chartreusefarbene Köder meine erste Wahl. Das gilt speziell dann, wenn Barsche die natürliche Beute des Zanders darstellen. Auch mit pinken Gummis konnte ich bei solchen Verhältnissen gute Fänge machen. Ist ein Gewässer stark getrübt, die Sonne scheint aber, verwende ich am liebsten die Köderfarbe weiß.
Köderfarben wechseln lohnt sich
Dass selbst bei einer geringen Sichttiefe die Farbe eine große Rolle spielt, habe ich beispielsweise am Kleinen Jasmunder Bodden auf Rügen erlebt. Dieses Gewässer ist ein erstklassiges Zanderrevier, an dem sehr gute Stückzahlen möglich sind. Der Bodden hat in den Sommermonaten eine Sichttiefe von nur etwa 10 Zentimeter. Bei einer Bootsausfahrt fing der Tag sonnig an. Ich angelte mit verschiedenen weißen Gummifischen und fing einen Zander nach dem anderen. Gegen Mittag zogen dicke Wolken auf. Kaum verdeckten sie die Sonne, ging mit diesem Köder schlagartig nichts mehr. Waren die Zander etwa weitergezogen? Es sollte sich herausstellen, dass dies nicht der Fall war. Kaum wechselte ich auf einen fluogelben Köder, ging die Beißorgie weiter.
An den folgenden beiden Angeltagen war es durchgängig bedeckt und regnerisch. Auf weiße Köder kam unter diesen Umständen so gut wie kein Biss, während ich auf chartreuse und gelb noch eine ganze Reihe Zander fing. Bei dieser Begebenheit handelte es sich keineswegs um einen Einzelfall, denn auch an verschiedenen anderen Gewässern mit ähnlich starker Eintrübung war die Fängigkeit der Farben ebenfalls sehr stark vom Sonnenlicht abhängig. Dennoch ist an extrem trüben Gewässern die Gefahr, bei der Farbwahl einen groben Fehler zu machen, geringer als in klareren Gewässern. Weder Schockfarben noch Naturdekore wirken unter Wasser für das Zanderauge zu unnatürlich.
Der sterbende Shad
In Gewässer mit mäßiger Eintrübung, worunter ich Sichttiefen von bis zu einem Meter verstehe, wird es schon schwieriger, die Zander auszutricksen. Wenn Sie hier eine zu aggressive Köderfarbe wählen, werden Sie damit allenfalls noch neugierige Nachwuchsfische ansprechen. Die besseren Exemplare werden Ihrem Köderangebot widerstehen. Die Köderfarbe sollte dem natürlichen Muster recht stark ähneln. Aufgrund seiner hervorragenden Sehleistung, kann ein Zander im mäßig trüben Wasser bestimmte Details schon recht gut wahrnehmen. Deshalb machen zweifarbige Köder Sinn. Egal ob Rotauge, Ukelei, Gründling oder Barsch: All diese Beutefische des Zanders haben einen dunklen Rücken und einen helleren Bauch. Bei der Wahl des Gummis setze ich jedoch nicht nur auf diese Kombination, sondern auch auf Modelle mit hellem Rücken und dunklem Bauch.
Der Grund: Ein verletztes Fischchen kommt unter Umständen auch aus der Fassung und kippt um. Genau diesen Fall imitiere ich, wenn der Bauch des Shads dunkler ist als sein Rücken. Und so kommt auch wieder die besagte Abhebung meines Köders von den natürlichen Futterfischen zu Stande, ohne dass der Gummi unnatürlich wirkt. Für die konkrete Farbwahl richte ich mich bei mäßiger Trübung auch wieder nach dem Lichteinfall vom Himmel. Während der Dämmerung und an bewölkten Tagen sind grün-schwarz oder grün-orange sehr fängige Farben. Scheint die Sonne, sollten Sie es mit perlmutt-schwarz oder perlmutt-braun versuchen. Speziell bei starkem Lichteinfall lohnt es sich, Gummis zu verwenden, die auch Glitterpartikel enthalten. Die Reflektionen der kleinen Partikel täuschen die Schuppen eines echten Fisches vor.
Je klarer, desto schwieriger
An sehr klaren Gewässern, die eine Sichttiefe von mehr als einem Meter haben, ist es ziemlich schwierig, einen Zander mit Kunstködern zu fangen. Nur mit perfekten Imitationen der natürlichen Beute hat man an solchen Revieren gute Fangchancen. Dementsprechend kommen nur relativ wenige Köderfarben in Frage. Das sind zum einen Brauntöne, mit denen man Kaulbarsche, Barsche und Gründlinge nachahmt und zum anderen Perlweiß sowie Silber zur Imitation von Weißfischen. Einen Glitteranteil in der Köderfarbe halte ich an besonders klaren Gewässern ebenfalls für entscheidend.
Extra-Tipp für die Köderfarbe beim Zanderangeln
Eine einfache Möglichkeit, seinen Köder für den Zander attraktiver zu machen, besteht in der Verwendung von roten Punkten am Gummiköder, zum Beispiel an dessen Unterseite. Damit wird eine blutende Verletzung des Beutefisches imitiert. Ein gefundenes Fressen für den Zander. Manche Hersteller liefern ihre Köder bereits mit diesem attraktiven Detail aus, man kann es aber auch mit einem wasserfesten Stift nachträglich auf den Gummi malen. Auch rote Schwanzteller haben häufig eine positive Auswirkung auf die Fangerfolge.