Fehlbisse vermeiden: Strategie für eine bessere Bissausbeute beim Raubfischangeln

Nichts ist ärgerlicher, wenn eine Raubfischattacke ins Leere geht. Aber was kann man dagegen dagegen tun? Martin Wehrle gibt Euch 15 Tipps wie Ihr Fehlbisse vermeiden könnt und am Ende mehr hängenbleibt.

Wer Fehlbisse vermeiden und seine Bissausbeute steigen möchte, muss wichtige Punkte beachten, damit dem Fangerfolg nichts im Wege steht. Foto: BLINKER/O. Portrat

Beim Fußball ist es einfach: Der Ball muss über die Linie, dann ist es ein Tor. Beim Angeln ist es schwierig: Der Köder muss nicht nur ins Maul des Fisches, um von einem Fang zu sprechen – der Haken muss dort auch hängenbleiben! Allzu oft geht unser Anhieb ins Leere. Oder wir haken die Fische nur kurz. Wie ärgerlich! Da habt Ihr es geschafft, den richtigen Platz zu wählen, einen Fisch für euren Köder zu begeistern, ihn zum Zupacken zu bringen – aber im letzten Moment springt Euch die Beute vom Haken. Kein Fang, kein Tor – verdammt!  Was könnt Ihr beim Spinnfischen unternehmen, damit Ihr Fehlbisse vermeidet und mehr hängenbleibt? Diese 15 Tipps unterstützen Euch dabei, mehr Treffer in den Maulwinkel zu erzielen.

      1. Fehlbisse vermeiden mit maulgerechten Happen

        Habt Ihr schon mal mit Wobblern oder Gummis von über 25 Zentimetern geschleppt? Dann kennt Ihr das Problem: Je größer der Köder, desto mehr Fehlbisse. Zum einen können Hechte einen Großköder besonders gut zwischen ihren Zähnen festklemmen (was die Zahnabdrücke auf älteren Ködern eindrucksvoll beweisen!). Zum anderen dringen Riesendrillinge aufgrund ihres Hakenvolumens schwerer ins Maul als kleinere. Denkt daran: Große Köder sind kein Selbstzweck! Wann immer sich die Fehlbisse häufen, solltet Ihr es ein bis zwei Nummern kleiner versuchen. Ein Köder ist dann „maulgerecht“, wenn seine Größe zum Zielfisch passt. Für mittlere Räuber braucht man selten Riesenköder.

        Abspecken angesagt: Riesige Kunstköder sind nur für Großhechte geeignet – wer auf mittlere Hechte angelt, hakt mit kleineren Ködern mehr.

        Abspecken angesagt: Riesige Kunstköder sind nur für Großhechte geeignet – wer auf mittlere Hechte angelt, hakt mit kleineren Ködern mehr.

      2. Schwanz mit Haken

        Was passiert einem Zander, wenn er ins Schwanzdrittel eines Gummifisches beißt? Gar nichts – sofern dort nicht ein zusätzlicher Drilling platziert ist. Gerade bei größeren Gummiködern sitzen die Standard-Einzelhaken der Jigs zu weit vorne. Je vorsichtiger die Fische sind, desto mehr Fehlbisse werdet Ihr bekommen. Das Gegenrezept: Platziert  in der hinteren Köderhälfte einen Angstdrilling oder gar zwei (bei Ködern ab 20 Zentimeter) – je vorsichtiger die Fische beißen, desto weiter hinten. Steckt den Drilling nur locker ins Gummi, dann löst er sich beim Biss schnell. Und schon bleiben auch vorsichtige Räuber hängen!

        Beißen kleinere Zander sehr spitz und möchte man sie unbedingt fangen, kann ein Angstdrilling auch bei 10-Zentimeter-Ködern Sinn machen. Foto: BLINKER/H. Jagusch

        Beißen kleinere Zander sehr spitz und möchte man sie unbedingt fangen, kann ein Angstdrilling auch bei 10-Zentimeter-Ködern Sinn ergeben. Foto: BLINKER/H. Jagusch

      3. Lob der Nachrüstung

        Viele teure Kunstköder sind Schmuckstücke: Ihre Färbung gleicht verblüffend den natürlichen Vorbildern, und ihr Lauf ist mehr als verführerisch. Allerdings legen einige Hersteller auf den Drilling weniger Wert: Ich rede von Billigware aus Fernost. Mal sind die Haken nicht scharf, mal biegen sie viel zu leicht auf (oft bei großen Schleppwobblern). Hier solltet Ihr nachlegen: Rüstet vor dem ersten Angeltag Qualitätsdrillinge nach. Ich selbst bevorzuge Modelle von „Owner“ – damit die Bisse zu Fängen werden.

        Wer seine Haken austauscht, kann gerne auch zu roten Modellen greifen. Diese fungieren als sogenannter "Target Point". Foto: BLINKER

        Wer seine Haken austauscht, kann gerne auch zu roten Modellen greifen. Diese fungieren als sogenannter „Target Point“. Foto: BLINKER

      4. Dauerhaft scharf

        Die Haken von Kunstködern werden stark belastet – dauernd schrammen sie über Steine, schleifen an Muscheln entlang und bohren sich in Holz. Aber kaum ein Angler kommt auf die Idee, sie auszutauschen. Deshalb angeln wir oft mit ziemlich unscharfen Jighaken oder Drillingen.
        Prüft vor jedem Angeltag, wie scharf Eure Haken noch sind. Guter Test: Probiert vorsichtig, ob der Haken noch scharf genug ist, um in den Daumennagel zu dringen. Wenn nicht: nachschleifen oder austauschen! Dann werden Fehlbisse deutlich vermieden.

        Die Schärfe macht’s! Wer seine Haken regelmäßig schleift (oder austauscht), beugt Fehlbissen vor. Foto: BLINKER/M. Wehrle

        Die Schärfe macht’s! Wer seine Haken regelmäßig schleift (oder austauscht), beugt Fehlbissen vor. Foto: BLINKER/M. Wehrle

      5. Bloß keinen ­schweren Kopf!

        Schwere Bleiköpfe bieten Vorteile: Man kann sie locker 50 Meter weit werfen und fischt auch bei starker Strömung noch am Grund. Aber wenn es darum geht, einen Fisch zu haken, überwiegen jedoch die Nachteile: Vor allem Barsche und Zander tun sich schwer damit, Köder mit hohem Gewicht einzusaugen; ihre natürliche Nahrung gleitet federleicht ins Maul. Ein hohes Ködergewicht provoziert Fehlbisse. Darum: Wählt den Kopf immer so leicht wie möglich – bei Strömung so, dass Ihr gerade noch Grundkontakt haltet.

        Die Bleikopf-Wahl sollte mit bedacht erfolgen. Foto: BLINKER/F. Schlichting

        Die Bleikopf-Wahl sollte mit Bedacht erfolgen. Foto: BLINKER/F. Schlichting

      6. Miniwobbler mit ­Einzeldrilling vermeiden Fehlbisse

        Forellen- und Barschangler kennen das Phänomen: Mit Mini-Wobblern verliert man besonders viele Fische. Das liegt an den kleinen Drillingen. Warum sie so klein sind? Damit sie sich nicht ins Gehege kommen. Gegenstrategie: Entfernt den Schwanzdrilling und wählt den Kopfdrilling etwas größer (gerade so, dass der Köder noch vernünftig läuft). Meist werden kleine Köder auf Kopfhöhe attackiert, deshalb fehlt der Schwanzdrilling kaum. In der Regel bleibt am größeren Kopfdrilling mehr hängen.

      7. Verzögerung hilft

        Ihr seht im klaren Wasser, wie sich ein Räuber auf Euren Kunstköder stürzt. Das Herz schlägt einen Salto, die Spinnrute pfeift zum Anhieb nach hinten. Aber gerade solche Angriffe auf Sicht ziehen besonders viele Fehlbisse nach sich. Wa­rum? Weil der Anhieb zu schnell kommt. Reagiert so wie erfahrene Lachsangler: Gebt dem Fisch einen Moment Zeit, den Kunstköder zu nehmen. Je weicher der Köder ist, desto länger – diese leichte Verzögerung des Anhiebs, auch bei Bissen außerhalb des Sichtfensters, sorgt für mehr sauber gehakte Fische und weniger Fehlbisse.

      8. Mehr Nähe, bitte!

        Ich habe schon Bootsangler beobachtet, die ihren Spinnköder grundsätzlich 60 Meter in die Ferne pfeffern, meist in Richtung Ufer. Schon bei den ersten Kurbelumdrehungen passiert es: Die Rute biegt sich durch – aber nur kurz, dann ist der Fisch wieder ab. Je größer die Entfernung zwischen Euch und dem Fisch, desto schlechter kommt der Anhieb durch. Beim Küstenangeln auf Meerforelle ist dieses Problem kaum zu vermeiden. Aber beim Bootsangeln tut Ihr gut daran, kürzer zu werfen. Lieber zwei 30-Meter-Würfe als einer auf 60 Meter. Je dichter Ihr am Fisch seid, desto eher bleibt er hängen!

        Seid ihr auch von der Sorte, die vom Boot weite Würfe machen und dafür Fehlbisse kassieren? Dann sollte ihr das durch kürzeres Würfe machen. Foto: BLINKER/B. Rozemeijer

        Seid Ihr auch von der Sorte, die vom Boot weite Würfe macht und dafür Fehlbisse kassiert? Dann solltet Ihr es mit kürzeren Würfen versuchen. Foto: BLINKER/B. Rozemeijer

      9. Trockener Ruck

        Einige Fische stürzen sich so vehement auf den Kunstköder, dass sie scheinbar von alleine hängen. Und wer das Gefühl hat, der Fisch sei schon gehakt, beginnt den Drill. Aber Achtung: Oft hängen solche Fische nur oberflächlich. Darum: Verzichtet niemals auf Euren Anhieb, auch dann nicht, wenn ein Fisch schon zu hängen scheint. Setzt einen kräftigen, trockenen Ruck, um den Drilling ins Maul des Fisches zu treiben. Gerade Fische mit hartem Maul, wie etwa der Hecht, erfordern kräftige Anhiebe.

      10. Doppel- Hieb

        Wenn Ihr mit großen Ködern und großen Drillingen fischt, noch dazu in größerer Entfernung, etwa beim Schleppfischen: Scheut Euch nicht, mehrfach anzuschlagen – so lange, bis Ihr den vollen Widerstand des Fisches spürt und sicher seid, dass Euer Haken ins Maul eingedrungen ist. Dabei könnt Ihr nur gewinnen: Kaum ein Fisch, der gut hängt, geht durch einen zusätzlichen Anhieb verloren – aber viele, die schlecht hängen, werden dadurch noch besser gehakt.

        Hängt er? Oder hängt er nicht? Wenn sich ein Hecht auf den Köder stürzt, braucht es scharfe Drillinge, gute Nerven – und einen harten Anhieb. Foto: BLINKER/M. Wehrle

        Hängt er? Oder hängt er nicht? Wenn sich ein Hecht auf den Köder stürzt, braucht es scharfe Drillinge, gute Nerven – und einen harten Anhieb. Foto: BLINKER/M. Wehrle

      11. Anhieb wie am ­Schnürchen

        Die Dehnung der Schnur entscheidet darüber, wie stark der Anhieb beim Fisch ankommt. Geflochtene Schnur bietet den Vorteil, dass sie die Bewegung der Rute fast eins zu eins überträgt. Dagegen geht bei Mono-Schnüren ein Teil der Kraft durch Dehnung verloren. Dosiert daher den Anhieb entsprechend: Bei Mono-Schnüren solltet Ihr fester und etwas früher anschlagen; bei Geflecht nicht ganz so stark und etwas später.

      12. Bereit zum ­Seitensprung?

        Wie sieht bei Euch ein typischer Anhieb aus? Saust Eure Rute steil nach oben? Solche Anhiebe können funktionieren. Doch was tun an Tagen, wenn Ihr mehrere Fehlbisse habt? Dann lohnt es sich, die Richtung zu variieren: Schlagt scharf zur Seite an. Schon mehrfach habe ich so Fehlbiss-Serien beim Angeln mit kleinen Kunstködern unterbrochen. Meist saßen die Haken im Maulwinkel.

        Muss die Rute für den Anhieb immer nach oben sausen? Nein, manchmal hakt ein seitlicher Anhieb mehr. Foto: BLINKER

        Muss die Rute für den Anhieb immer nach oben sausen? Nein, manchmal hakt ein seitlicher Anhieb mehr. Foto: BLINKER

      13. Stille Bremse

        Immer wieder höre ich bei Kollegen, dass ihre Rollenbremse beim Anhieb kurz aufheult – bei mittleren Fischen, nicht bei Riesen. Das deutet auf eine zu lockere Einstellung der Bremse hin. Jeder Zentimeter Schnur, den sie jetzt gibt, geht Eurem Anhieb an Kraft verloren. Eine perfekt eingestellte Bremse meldet sich erst dann zu Wort, wenn die Schnur zu reißen droht – fast nie beim Anhieb.

        Richtig eingestellt? Die Bremse darf nicht zu schnell Schnur geben, sonst „verhungert” der Anhieb. Foto: BLINKER/M. Wehrle

        Richtig eingestellt? Die Bremse darf nicht zu schnell Schnur geben, sonst „verhungert” der Anhieb. Foto: BLINKER/M. Wehrle

      14. Kleine lieben’s hart

        Die richtige Stärke des Anhiebs hängt auch von der Rutenlänge ab. Eine Rute von 3 Metern holt beim Anhieb doppelt so viel Schnur ein wie eine von 1,50 Metern (sofern die Ruten ähnlich steif sind). Daraus folgt: Kleinere Ruten erfordern härtere Anhiebe. Falls Eure Schnur beim Biss nicht stramm ist, etwa weil Strömung in sie greift, kann es bei kurzen Ruten sinnvoll sein, beim Anhieb gleichzeitig nachzukurbeln – damit er auch ganz sicher durchkommt und Ihr so Fehlbisse vermeiden könnt.

      15. Durch gutes Gerät Fehlbisse vermeiden

        Viele Anhiebe scheitern daran, dass das Gerät schlecht abgestimmt ist. Zum Beispiel ist es mit einer weichen Hechtrute nahezu unmöglich, einen großen Drilling in ein Hechtmaul zu treiben. Und wer eine brettharte Rute verwendet und mörderisch anschlägt, kann damit die weiche Haut eines Barschmauls zerfetzen, erst recht mit geflochtener Schnur. Achtet darauf, dass Rute, Köder und Anhieb-Stärke zueinander passen. Dann hakt Ihr mehr.

 


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