Auf Hecht an der Oberfläche: so klappt es früher!

Im Allgemeinen gilt der Hochsommer als beste Jahreszeit für das Angeln auf Hecht an der Oberfläche. Es gibt aber Gewässer, die deutlich früher spannende Topwater-Ausflüge zulassen, als man glaubt. Gunnar Schade kennt jede Menge gute Gründe, bereits im Frühjahr die ersten Räuber an der Oberfläche zu fangen.

Der Raubfischfang an der Oberfläche gehört zu den spannendsten Situationen des Angelns. Nichts ist so aufregend, einen kapitalen Hecht dabei zu beobachten, wie er die Oberfläche durchbricht und unseren Kunstköder mit einem satten Schwall attackiert. An Gewässern mit ausgedehnten begrünten Flachwasserzonen muss man nicht erst bis zum Hochsommer warten, um diese spektakulären Attacken zu erleben. An ihnen ist es auch schon im Frühling möglich, mit Topwaterködern Fische zu fangen.

Flach gestartet. Gunnar Schade lässt seine Oberflächenköder bereits im Frühjahr ins Hechtmaul tanzen. Hotspots findet der Kunstköder-Experte unter anderem in flachen Kanälen.

Flach gestartet. Gunnar Schade lässt seine Oberflächenköder bereits im Frühjahr ins Hechtmaul tanzen. Hotspots findet der Kunstköder-Experte unter anderem in flachen Kanälen.

Ob es sich dabei um einen flachen Torfstich, ein Rückhaltebecken nach Hochwassern, einen schon fast verlandeten See oder einen landwirtschaftlich genutzten Kanal handelt – wenn das Wasser flach ist, ist es auch schon vor dem vollen Grün möglich, die ersten Topwater-Hechte ins Fangbuch einzutragen. Ein guter Indikator für Gewässer, an denen ein kurzweiliges Hechtangeln an der Oberfläche möglich ist, kann das sichtbare Rauben sein. Wenn Meister Esox gern und häufig auch ohne Kunstköder auf der Oberfläche dieselbige durchbricht, klappt es auch mit unseren Topwaterbaits.

Vorteile des Frühstarts

Attacke! Spektakuläre Attacken an der Oberfläche sind nicht erst im Sommer möglich. Wer seine Gewässer kennt, fängt schon im Frühjahr die ersten Topwater-Hechte.

Attacke! Spektakuläre Attacken an der Oberfläche sind nicht erst im Sommer möglich. Wer seine Gewässer kennt, fängt schon im Frühjahr die ersten Topwater-Hechte.

Es gibt eine Menge Gründe, schon früh mit dem Topwaterangeln zu beginnen. Dabei denke ich nicht nur daran, sich als Erster – und somit vor allen anderen – die langersehnten Oberflächenbisse abzuholen. Der Argwohn der Fische gegenüber lautem Geklapper, Gepoppe, Geklicker und Geschmatze an der Oberfläche ist noch nicht so groß. Es ist häufig so, dass sich viele Hechte nur ein-, vielleicht zweimal für derartige Radaubrüder unter den Kunstködern interessieren und später nur noch auf stille Verführer hereinfallen. Nach längeren Pausen am Gewässer, wie z.B. durch Schonzeiten oder Eisgang, haben unsere Hechte oftmals vergessen, was ihnen im letzten Jahr Zahnschmerzen bereitet hat. Nach dem Laichgeschäft herrscht ein anderer Ton und Umgang unter den Hechten. Das Wasser ist zumeist noch glasklar und die Räuber stehen häufig dicht gedrängt. Die Futterfische erwachen langsam und ziehen ins wärmere Flachwasser ebenfalls zum Laichen. In diesen Bereichen haben wir gerade am Anfang des Jahres noch viele Räuber und wenige Beutefische. Das bedeutet für den Räuber, dass er sich gegen seine Nahrungskonkurrenten durchsetzen muss, um Beute zu machen. Viele Angler wissen dann, z. B. den Nutzen von aggressiveren Dekoren und lauten Ködern zu schätzen oder angeln mit Hechtdekoren gezielt auf die leicht reizbaren Hechtdamen. Später verteilen sich die Räuber wieder in tiefere Bereiche des Gewässers und sind nicht mehr ganz so aggressiv wie im Frühjahr.

Längere Beiß-Phasen

Ein fitter Hecht an der Oberfläche. Er knallte im Flachwasser auf einen Swimbait.

Ein fitter Hecht knallte im Flachwasser auf den Oberflächenköder.

In anderen Gewässern, die kurz vor der Verlandung stehen und häufig als typische Hecht-Schleien-Gewässer gelten, kann nur sehr früh im Jahr mit Oberflächenködern aus dem Hardbait-Segment geangelt werden. Wenn das Kraut erst einmal so hoch ist, dass der See eher an eine Landfläche erinnert, kommen maximal extrem kraut- und hängerfrei fischbare Gummifrösche und Softjerks zum Einsatz. In solchen Gewässern heißt es: „Nur der frühe Stickbait kann richtig abräumen.“ Später im Jahr ist ein erfolgreicher Drill häufig nur möglich, wenn der Angler von Beginn an druckvoll drillt und dem Fisch keine Chance gibt, ins Krautdickicht zu flüchten. Ein weiterer wichtiger Grund für frühe – aber nicht verfrühte – Topwater-Ausflüge ist die Länge der Beißzeit. Im Sommer ist das Angeln auf Hecht & Co. häufig nur morgens und abends wirklich effektiv. Wenn die Butter in der Sonne schmilzt, machen auch unsere Raubfische gerne mal Siesta und dösen im schattigen Grün. Der Hecht, der seine Augen nach oben ausgerichtet hat, guckt dabei die ganze Zeit in die hochstehende Sonne. Im Frühjahr, wenn die Sonne noch nicht so hoch steht und die Unterwasserwelt noch nicht so viele Einstände bietet, muss der Hecht mehr investieren, um erfolgreiche Angriffe zu setzen. Somit sind die Fressphasen unserer Hechte häufig deutlich länger, und auch über die Mittagszeit ist es kein Problem, einen hungrigen Hecht auszumachen. Außerdem hat das Laichgeschäft an den Energiereserven der Hechte gezehrt. Für die Räuber ist es an der Zeit, ihre Akkus wieder aufzuladen.

Die perfekte Rute für Hecht an der Oberfläche

Gerade der Einstieg in das Oberflächenangeln, egal ob mit Wakebaits, Stickbaits oder Topwater-Swimbaits, verlangt nach etwas biegefreudigeren Blanks – Ruten mit sogenannten Regular- oder Slowtapern. Warum das so ist, wird besonders bei den Sticks ersichtlich. Wenn die Köderanimation ohne großartige Mitarbeit des Blanks stattfindet, weil dieser die Aktion eines beringten Stallbesens hat, verlässt der Köder schnell seinen Lauf aus der „Walking-the-Dog“-Manier. Ruten, bei denen mindestens ein Drittel der Rute bei der Köderanimation mitarbeitet, eignen sich deutlich besser zur Stickbait-Animation. Sie verlieren auch bei nicht perfekt ausgeführten kleineren rhythmischen Jerkbewegungen nicht den Kontakt zum Köder.

Köder für jeden Geschmack

Den perfekten Köder für alle Situationen wird es nie geben. Aber es gibt Köder, bei deren Präsentation relativ wenig falsch gemacht werden kann. Gerade Stickbaits gibt es von unzähligen Firmen in verschiedenen Dekoren. Während bei anderen Ködertypen schnell mal Halbwertiges im Handel erscheint, sind Stickbaits, die ausschließlich an der Oberfläche laufen, fast allesamt zu gebrauchen. Erst wenn sie beispielsweise als sinkende Fluttersticks konzipiert werden, kann Vorsicht geboten sein. Auch aus diesem Grund ist mein Tipp für jeden Angler, der mit dem Topwater-Angeln auf Hecht beginnen möchte, mit Stickbaits zu starten. Das fördert nicht nur das Fangvergnügen, sondern schult auch motorisch, denn wirklich konstant rhythmisch einen „Walking-the-dog“-Köderlauf zu erzeugen, fällt nicht allen Anfängern sofort leicht. Dafür sind die Attacken der Hechte auf Sticks am spektakulärsten. Gerade weil diese Köder nicht unbedingt extrem langsam präsentiert werden, müssen sich die Hechte häufig richtig anstrengen und den Köder sauber taxieren, damit die Zähne greifen können. Auch wenn es mal zu einem Fehlbiss kommt, ist es nicht selten so, dass der Hecht es noch ein zweites oder drittes Mal in einem Wurf versucht. Beim Angeln mit großen Topwater-Swimbaits kommen diese Mehrfachattacken deutlich seltener vor. Dafür können diese Köder aber wesentlich langsamer präsentiert werden. Somit scheiden Fehlbisse von größeren Fischen eigentlich aus. Weiterhin empfehle ich, nicht unbedingt dezente Topwaterbaits zu verwenden. Wenn diese noch über eine annähernd senkrechte Schaufel verfügen, ergibt sich ein wunderbarer Mix aus Reizen. Dank einer gleichzeitigen Wobbling- und Rolling-Aktion und den Klickgeräuschen der einzelnen Swimbait-Elemente werden viele Hechte schwach und stürzen sich auf die künstliche Kreatur. Eine Ködergruppe, die sich noch viel zu selten in den Boxen befindet, ist die der Wakebaits. Einmal abgesehen von den Aland- und Schwarzbarschanglern gibt es noch nicht so viele, die mit diesen Ködern ans Wasser gehen. Wenn der Wakebait aber über eine gewisse Mindestgröße verfügt, schafft er es mit seiner Silhouette, Druckwelle und seinem eindringlichen Sound, einige Hechte zu verführen. Ob dabei eine übers Wasser schwimmende Maus oder ein Großinsekt simuliert wird, ist meist unklar. Und so lange die Hechte darauf reagieren, kann uns das auch reichlich egal sein!

Crawler

Mit seitlich abstehenden Flügeln oder Ohren wird der Köder in eine kraulende Schwimmbewegung an der Oberfläche versetzt. Beim Auswerfen klappen die „Flügel“ an den Körper.

Walker

Mit unter der Körperachse sitzender Öse und abgeschrägtem Kopfteil werden diese Köder kinderleicht in eine die Oberfläche durchbrechende Walking-The-Dog-Aktion versetzt.

Darter

Sie ähneln den Walkern, „können“ den walking-the-dog-Stil, lassen sich aber dank mittig der Körperachse sitzenden Einhängeöse meist auch in wegschießende Seitwärtsbewegungen wie Glider-Jerks versetzen.

Swimbaits

Auftreibende (flaoting) Swimbaits kann man direkt an der Oberfläche entlang schlängeln, sinkende mit erhobener Rute ebenfalls unter der Oberfläche präsentieren.

Wakebaits

Das sind voluminöse Crankbaits, die dank einer besonders steil gestellten Tauchschaufel mit meist beeindruckender Kielwelle knapp unter der Oberfläche laufen.

Popper

Ein Klassiker unter der Oberflächenködern! Popper werden mit zwei bis drei „Plopps“ in Serie und danach einer längeren Pause präsentiert. Die Bisse kommen meist in den Pausen!

Buzz Baits

Sie laufen mit rotierenden Propellerblättern und platschender Blasenspur an der Oberfläche. Es gibt sie als „Einachser“ (Foto) oder wie Spinnerbaits als „Doppelachser“.

 Frog Baits

Meist handelt es sich um Hohlkörper aus flexiblem Plastik, die ruckweise mit Pausen präsentiert werden. Ein verzögerter, aber harter Anhieb minimiert die Zahl der Fehlbisse.

PropBaits

Echte Reizköder, die mit langen Zügen und kurzen Stopps dazwischen animiert werden. Dabei schlagen die Propeller an Kopf und Heck eine spritzende Blasenspur aufs Wasser.

JerkBaits.

Schwimmende und schwebende (suspending) Jerkbaits können mit moderaten Schlägen zu einer flankenden Side-to-side-Aktion animiert werden, die Shad Stixx von Sébile (Foto) durchbrechen dabei sogar die Oberfläche.

Wir wünschen euch viel Spaß mit hoffentlich sehr oberflächlichen Hechten!


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