Ganz oder gar nicht

Die Vollmondnacht ist in ­Verruf bei Hecht­anglern in der Schweiz. Dabei stehen die Fangchancen ­keineswegs schlechter.

Mögen die Hechte den Mond lieber ganz, also als Vollmond, oder gar nicht, also als Neumond? Dr. Peter ­Looser ist dieser Frage anhand der Fangmeldungen von Groß­hechten in der Schweiz nachgegangen.

Es ist Mitte Mai. Die Sonne hat die Wolken aufgelöst und scheint nun auf den malerischen Kleinsee, der ruhig daliegt. Nur ab und zu streicht ein kaum spürbares Lüftchen über die Wasseroberäche. Das Wasser hat eine Temperatur von 14,5 Grad und erwärmt sich im Lauf des Tages durch die Sonneneinstrahlung noch ein wenig. Ideale Bedingungen für den Hechtfang, würde man meinen. Aber während des ganzen Tages tut sich nichts, obwohl die bewährten Stellen mit dem langsam geführten toten Ködersch gründlich abgesucht werden. Kein Biss, ja nicht einmal ein Nachläufer. Was ist eigentlich mit den Hechten los? Wenn auf den ersten Blick alles zu stimmen scheint, aber die Hechte partout nicht beißen wollen, fragt sich jeder erfahrene Hechtangler, woran es liegen könnte. Manche Kollegen vertreten die These Bei Vollmond beißen die Hechte sowieso nicht. Ob es sich dabei bloß um eine Stammtischweisheit handelt, oder ob tatsächlich etwas dran ist? Immerhin erzeugt der Mond Kräfte, die im Meer Schwankungen des Wasserspiegels um mehrere Meter hervorrufen können. Da wäre es verwunderlich, wenn der Mond gar keinen Einuss auf Wasserlebewesen hätte. Wie sich Mondrhythmen auf das Beißverhalten von Hechten auswirken, habe ich anhand der Fangmeldungen in der Schweiz in den Jahren 2002 bis Anfang 2004 untersucht. Dabei habe ich alle kapitalen Hechte erfasst, die mit genauem Fangdatum veröffentlicht wurden. Im Jahr 2002 waren es 73 Exemplare über einem Meter Länge, im Jahr 2003 waren es 62 Fische. Für 2004 habe ich nur Hechte über 1,10 Meter regis­triert (51 Exemplare). Insgesamt sind es also 186 kapitale Hechte, deren Fang ich dem Stand des Mondes zugeordnet habe.

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