Große Barsche angeln im Winter: Kapitalen-Alarm im Großstadtrevier

„Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah.“ Das sagt sich auch Waldemar Schwarz, wenn er kapitale Barsche angeln will. Statt zu bekannten Großfisch-Revieren im Ausland zu reisen, fängt er die „dicken Kirschen“ in heimischen Stadtgewässern.

Auf große Barsche angeln: Fangbild

Bild: W. Krause

Waldemar Schwarz hat es auf kapitale Barsche abgesehen. Fast schon regelmäßig fängt er Exemplare ab 40 cm.

Wer unbedingt einmal große Barsche angeln möchte, denkt vermutlich als Erstes daran, die bekannten Fanggebiete in den Niederlanden, wie beispielsweise das Volkerak oder Hollands Diep im Rhein-Maas-Delta zu besuchen. Dass man aber gar nicht so weit fahren muss und es auch in unseren Flüssen durchaus Dickbarsche ab 40 cm aufwärts gibt, gerät dabei gern in Vergessenheit. Doch es gibt sie! Um die Großbarsche erfolgreich zu überlisten, gilt es jedoch, einige Besonderheiten zu beachten.

Angel-Hotspot: Große Stadt – große Barsche!

Die ganz großen Barsche sind üblicherweise im gesamtem Gewässersystem verteilt und nur mit sehr viel Glück zu bekommen. Wenn es aber kälter wird und der Herbst ins Land zieht, folgen sie dem wärmeren Wasser flussaufwärts in die Städte hinein. Hier finden sie ausreichend Futterfisch und günstige Laichbedingungen.

Angler beim Spinnfischen auf Großbarsch in der Stadt

Bild: W. Krause

Im Winter sucht Waldemar Schwarz die großen Barsche häufig mitten in der Stadt. Hier ist das Wasser um einige Grad wärmer als in ländlichen Regionen.

Fast jeder Pendler kennt das Phänomen der „gefrorenen Autoscheibe“. Muss der Autofahrer, der auf dem Land wohnt, vor dem Start im Winter die Scheiben erst einmal vom Eis befreien, sind die Autos im Zentrum der Stadt meist noch eisfrei. Dieser deutliche Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land lässt sich so gut mit dem bloßen Auge beobachten. Die geballte Ansiedlung von beheizten Wohn- und Geschäftsgebäuden bringt auch ein paar Grad mehr Temperatur ins Wasser. Genau hier, mitten in der Stadt, ergeben sich in der kalten Jahreszeit die größten Chancen, einen richtig dicken Barsch zu fangen.

Großer Winterbarsch auf einem Maßband

Bild: W. Krause

Was für eine Kirsche! Dieser Winterbarsch trifft die magische 50-cm-Marke.

Wo in der Stadt auf große Barsche angeln?

Neben der richtigen Jahreszeit ist natürlich auch die Wahl des geeigneten Angelplatzes für unseren Erfolg elementar wichtig. Bei der Suche nach der passenden Angelstelle greife ich gerne auf das „Echolot des armen Mannes“ zurück. Ich beobachte einfach die Vögel in Gewässernähe. Entdecke ich Kormorane oder Gänsesäger bei der Jagd, die bestenfalls Rotaugen oder Ukeleis erbeuten, also den bevorzugten Futterfisch der Barsche, bieten sich durchaus reelle Chancen, hier auch Großbarsche vorzufinden.

Gänsesäger schwimmt auf einem Gewässer, in dem sich die Stadt spiegelt

Bild: W. Krause

Wo sich Gänsesäger und andere Wasservögel auf Kleinfischjagd befinden, sind die Barsche oft nicht weit.

Da die Raubfische an ihren Winterplätzen häufig standorttreu sind, kann man an diesen Spots wahre Sternstunden der Barschangelei erleben. Aber Achtung: Ohne Ausdauer und totaler Wachsamkeit beim Angeln gibt es keine Belohnung. Denn die Barsche fressen meistens nur einmal am Tag und das in einem kurzen Zeitfenster.

Die richtigen Köder für dicke Stachelritter

Für den Fangerfolg ist es nicht nur entscheidend, an welchem Platz ich angle. Die Köderwahl spielt für mich eine ebenso große Rolle. Für Großbarsche verwende ich Gummifische im Größenbereich von 7 bis 10 cm (3 bis 4“) mit Paddelschwanz und Jigkopf wie zum Beispiel den Easy Shiner von Keitech. Bleibt der Erfolg mit diesen Ködern aus, fische ich alternativ auch Krebs-Imitate am Jika-Rig, Free-Rig oder Cheburashka-Rig. Beispielhaft möchte ich an dieser Stelle den Gunki Hourra Craw oder den Jackall Cover Craw nennen.

Köder für das Angeln auf große Barsche

Bild: W. Krause

Bei der Köderwahl bleibt der Autor flexibel. Wenn Gummifische nicht den erhofften Erfolg bringen, wechselt er auf Krebs-Imitate und eine noch langsamere Köderführung.

Da meine bevorzugten Angelplätze meistens recht strömungsarm sind, reichen hier 5 bis 7 g schwere Jigköpfe. Bei klarem Wasser ziehe ich einen Köder mit natürlicher Farbgebung auf den Haken, bei starker Trübung wechsle ich auf eine Schockfarbe.

Zwei Gummifische an Jigköpfen für das Barschangeln

Bild: W. Krause

In den strömungsberuhigten Bereichen angelt der Autor mit Jigköpfen von 5 und 7 g.

Mit welchem Gerät auf große Barsche angeln?

Die Wahl der Rute sollte grundsätzlich dem Köder angepasst sein. Ich angle sehr gerne mit der Shimano Zodias, einer ML (medium light) Rute mit einem Wurfgewicht von 4 bis 12 g und einer ausgeprägten Spitzenaktion. An die Rute habe ich eine 2500er Vanford-Spinnrolle montiert, ebenfalls von Shimano. Als Schnur kommt eine 8-fach geflochtene Stroft GTP Typ E1 mit circa 5 kg Tragkraft und ein 0,28 mm starkes Fluorocarbon-Vorfach zum Einsatz. Das 60 bis 70 cm lange Vorfach befestige ich mit einem Albright-Knoten an der Hauptschnur. Am Ende des Vorfachs habe ich noch einen Duo Lock Snap angebracht.

Dicke Barsche angeln: Angelrute und Vorfachmaterial

Bild: W. Krause

Ein 60 bis 70 cm langes Vorfach aus Fluorocarbon verbindet die Hauptschnur mit dem Köder. Die mittelleichte Rute ermöglicht eine sensible Führung der Gummifische und Krebs-Imitate.

Köderpräsentation: Hüpfend über den Grund

Im Winter ist es sinnvoll, die Barsche überwiegend am Grund zu beangeln. Deswegen greife ich gerne auf die eher passive Faulenzer-Methode zurück. Mit zwei Kurbelumdrehungen lasse ich den Gummiköder über den Grund hüpfen. Zwischendurch lege ich aber beim Einholen auch Pausen ein. In diesen Momenten liegt der Köder ruhig auf dem Grund und kann vom trägen Winterbarsch einfach aufgesammelt werden. Je nach Tagesform der Räuber fängt eher die eine oder andere Führungsart.

Kommt der Krebs zum Einsatz, zupfe ich ihn mit längeren Pausen leicht mit der Rutenspitze oder lasse ihn auch mal über den Boden schleifen. Am Anfang war es für mich etwas überraschend, aber Barsche jagen im Winter zeitweise auch in flacheren Gewässerabschnitten. In den flachen Bereichen leiere ich den Gummifisch einfach stumpf im Mittelwasser ein, statt ihn wie üblicherweise über den Grund hüpfen zu lassen.

Fangbild großer Barsch im Winter

Bild: W. Krause

Waldemars Angelkollege Martin bekam an einem gemeinsamen Angeltag mit dem Krebsköder „Smokin Dad“ von Noike einen schönen 50er Barsch an die Rute.

Große Barsche angeln: nützliches Zubehör

Wenn es dann endlich in der Rute knallt und ein kapitaler Barsch am Band hängt, sollte man unbedingt cool bleiben, um den Fisch auch sicher zu landen. Dazu benutze ich einen gummierten Klappkescher, welcher der Größe des Zielfisches angepasst zu wählen ist. Nach der Landung lege ich den wertvollen Fang schonend auf meine Abhakmatte. Auch wenn es in vielen Bundesländern noch keine Pflicht ist, gehört bei mir die Matte zum festen Bestandteil meiner Ausrüstung.

Die Abhakmatte gehört für den Autor inzwischen zur Standardausrüstung.

Bild: W. Krause

Die Abhakmatte gehört für den Autor inzwischen zur Standardausrüstung.

Wie generell bei der Winterangelei, gilt es auch beim winterlichen Barschangeln, unbedingt auf angemessene Kleidung zu achten. Nicht ohne Grund heißt es: „Wer friert, verliert!“ Deswegen gehören bei mir gut wärmende, fingerfreie Handschuhe, eine Mütze, stabiles Schuhwerk und bei gutem Wetter die obligatorische Pol-Sonnenbrille ins Gepäck. Wie bereits beschrieben, sind die dicken Barsche im Winter nicht pausenlos aktiv.

Angler mit Polbrille, in der sich das Großstadtrevier spiegelt

Bild: W. Krause

Gerade an sonnigen Tagen ist die Polbrille auch bei der Jagd auf große Barsche ein sinnvolles Hilfsmittel.

Durchhalten für den Erfolg

Geduld und Durchhaltevermögen sind auf der Suche nach dem Traumbarsch von absolut entscheidender Bedeutung. Wer das richtige Zeitfenster am richtigen Ort kennt, kann an einem Tag auch durchaus gleich mehrere Dickbarsche fangen! Beachtet man Jahreszeit, Spot(-suche), die richtige Köder- und Rutenwahl, sowie eine dem Winterbarsch angepasste Köderführung, kann man mit etwas Ausdauer auch in Deutschland oder sogar (fast) vor der eigenen Haustür sehr ordentliche bis kapitale Barsche landen. Fänge bis zu 50 cm und darüber, die man wohl getrost als „Heiligen Gral der Barsch-Angelei“ bezeichnen kann, sind durchaus in Reichweite des Möglichen.

Hilfe gegen Fehlbisse

Mit Sekundenkleber und Baitholder lässt sich der Köder am Jigkopf sichern.

Bild: W. Krause

Mit Sekundenkleber und Baitholder lässt sich der Köder am Jigkopf sichern.

Bei einer Angelsession auf große Winterbarsche wartet man oft auf den einen und entscheidenden Biss. Deshalb überlässt der Autor nichts dem Zufall und sichert den Köder gegen das Verrutschen vom Haken zusätzlich mit Sekundenkleber am Jigkopf und einem sogenannten „Baitholder“ am Austrittspunkt des Hakens am Rücken des Köders. So bildet der Gummiköder mit dem Haken eine feste Einheit und der komplette Köder kann störungsfrei eingesaugt werden. Wichtig, um Fehlbisse zu vermeiden!

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