Großhecht-Potenzial: Der Metersee

In knapp einem Monat startet die Hecht-Saison! Selbst kleine Gewässer können große Überraschungen verbergen. Matze Brauch erklärt, woran er einen Großhecht-See erkennt und erspart Ihnen bestimmt einige erfolglose Versuche.

Matze Brauch erklärt, woran er einen Großhecht-See erkennt und erspart Ihnen bestimmt einige erfolglose Versuche.

Matze Brauch erklärt, woran er einen Großhecht-See erkennt und erspart Ihnen bestimmt einige erfolglose Versuche.

Es klingt fast zu einfach, aber nur in einem Gewässer, in dem der Traumfisch seine Runden dreht, kann man ihn überhaupt fangen! Was so einfach klingt, ist in der Realität aber nicht immer so einfach von außen zu erkennen. Meist sind einige Angeltage nötig, um zu erkennen, ob das ausgewählte Gewässer Potenzial für einen Großhecht hat. Ich stelle Ihnen einige Indikatoren vor, an welchen Sie ein Gewässer mit Großhecht-Potenzial erkennen.

Genauer Plan fürs Großhecht angeln

Ich gehe immer nach einem gleichen Schema vor. Als erstes setze ich mich mit der Historie eines Gewässers auseinander. Dazu lasse ich einfach gesunden Menschenverstand walten, denn Großhechte brauchen Zeit, um auf kapitale Größen abzuwachsen. Ein Gewässer, das alle fünf Jahre austrocknet oder im Winter durchfriert, wird daher kaum große Hechte produzieren. Weiß ich, dass der See sein Wasser hält, mache ich mir ein Bild von den Gegebenheiten unter Wasser – mein Indiz Nummer zwei. Ich beangele liebend gern überschaubare Gewässerflächen mit vielen Hindernissen, starkem Krautwuchs und Totholz, die meine Mitangler schier zur Verzweiflung bringen. Diese Gewässer werden meist links liegen gelassen und die Fische können ungestört abwachsen. Die Pflanzen geben den Beutefischen genügend Deckung und allzeit genügend Sauerstoff im Wasser.

Wenn es für mich eine Großhechtpflanze gibt, dann ist das die Krebsschere. Diese Pflanze benötigt sauberes, unbelastetes Wasser und bildet auf Grund ihrer drei bis vier Zentimeter breiten und bis zu 40 Zentimeter langen dickfleischigen Blätter großflächig eine kaum zu durchdringende Pflanzenfläche. Doch im Laufe des Jahres schwimmt die Pflanze auf und verbreitet sich im gesamten Gewässer. Dabei filtert sie Nährstoffe und spendet wichtigen Schatten für die Fische. Fast alle meine Großhechtgewässer besitzen genau diese Pflanzenart. Es mag Kopfsache sein, aber mein Anglerherz macht riesige Sprünge, wenn ich diese charakteristische Pflanze bei einer Gewässererkundung erkennen kann.

Angeln auf Großhecht: Die Frage nach dem Futter

Der dritte Aspekt ist das Vorkommen von ausreichend großen Beutefischen. Ich bevorzuge Gewässer mit einem gesunden Bestand an Großschleien und dicker, echter Karauschen. Meine Daumenregel: Je mehr kapitale Friedfische in einem See schwimmen, desto größere Hechte befinden sich darin. Woran das liegt? Ganz einfach – betrachten wir die Sache mal von der anderen Seite. Sind in einem Gewässer kaum Räuber vorhanden, erreichen Friedfische sehr schnell eine geschlechtsreife Größe. Es gibt eine starke Vermehrung mit einer daraus resultierenden Nahrungsknappheit. Es folgt ein stagnierendes Wachstum (Verbuttung) und eine Überpopulation kleiner Weißfische. Große Weißfische findet man kaum noch. Im Umkehrschluss bedeutet das für uns: wenn ein Gewässer jede Menge fetter Schleien und Karauschen beheimatet, dann können wir mit Sicherheit auch Großhechte erwarten. Eine 50er Schleie im klaren Wasser ist für Angler ein kapitaler Fisch, passt aber perfekt in das Beutebild eines starken Hechtes und lässt diesen auch zügig abwachsen. Ich setze mich zwei Tage mit der Stipprute an das Gewässer, um mir einen Eindruck über die Weißfischdichte und -größe zu machen.

Zeit ist am Metersee alles

Mein vierter Punkt ist die Körperform von Weißfischen: An meinem Top-Großhechtgewässer sehen die Rotaugen anders als normal aus. Die Fische reagieren meines Erachtens nach mit voluminösem Wachstum auf die Räuberdichte. Soll heißen, die Weißfische sind auch außerhalb der Laichzeit extrem fett. So fallen sie erst einmal aus dem bevorzugten Beuteschema der Räuber. Die Beutegröße wirkt sich außerdem auf die Zeit aus, die ein Hecht zum Abwachsen benötigt. In einem kleinen Gewässer mit überschaubarer Beutegröße braucht ein Hecht mitunter zehn Jahre oder mehr, um die magische Metergrenze zu erreichen. Ein anderes Gewässer mit ausreichend fettreicher Nahrung ermöglicht einem erfolgreichen Jäger das Erreichen der Metergrenze vielleicht schon nach sechs bis sieben Jahren. Und je weniger Zeit der Hecht braucht, um zu wachsen, desto kleiner ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihm etwas zustößt.

Totholz, Seerosen und Büsche: Das sind genug Laichmöglichkeiten für den Großhecht. Foto: F. Pippardt

Bild: F. Pippardt

Totholz, Seerosen und Büsche: Das sind genug Laichmöglichkeiten für den Großhecht.

Punkt Nummer fünf sind unnatürliche Einflüsse. Großhechte haben im Süßwasser zwar fast keine natürlichen Feinde, aber Berufsfischer und auch Angler können dem Bestand schaden. Selbst wenn alle Bedingungen stimmen – also genügend Nahrung und Sauerstoff sowie ein konstanter Füllstand – wird der Hecht im See nicht kapital, wenn ihn zum Beispiel ein hoher Befischungsdruck daran hindern. Je weniger Fußspuren am Rand des Gewässers und je weniger Boote darauf zu sehen sind, desto eher wird sich darin ein Großhecht aufhalten.

Indikator Nummer sechs sind Wasservögel – beziehungsweise nicht vorhandene Wasservögel. Wer im Sommer am Wasser spazieren geht, der wird über kurz oder lang den Vogelnachwuchs zu Gesicht bekommen. So süß wir Menschen die kleinen Enten finden, so beliebt sind diese bei großen Räubern auf der Speisekarte. Auf meinen kleineren Großfischgewässern finden sich übers Jahr gesehen kaum bis gar keine Enten (weder kleine, noch ausgewachsene). Ob Zufall oder nicht, weiß ich nicht, für mich aber ein Indiz mehr.

Der Hecht an sich

Als letztes Indiz auf der Suche nach einem geeigneten Gewässer für Großhechte dienen mir die Räuber selbst. Wenn man ein Gewässer regelmäßig beangelt, kommt man über kurz oder lang auch mit den Räubern selbst in Berührung. Ihr Wachstum zeigt das Potenzial eines Gewässers am deutlichsten. Fangen wir mehrere Fische der 80er oder gar 90er Kategorie, können wir davon ausgehen, dass auch Fische der Meterklasse im Gewässer vorkommen. Haben die Fische im Verhältnis einen kleinen Kopf zu einem massigen Körper, können wir von relativ jungen Fischen mit einem schnellen Wachstum ausgehen. Fangen wir dagegen einen 90er Hecht mit riesigem Kopf und langem schlanken Körper, haben wir es eher mit einem uralten Fisch zu tun. Dieser Fisch benötigte viele Jahre um auf diese Größe abzuwachsen und jeder Zentimeter Körpermasse musste hart erkämpft werden. Es wird schwer für uns einen größeren Fisch in diesem Teich zu finden! In diesem Fall freue ich mich über den alten Fisch und wechsele zu einem Gewässer mit vielleicht besseren Potenzial.

An folgenden Punkten erkennen Sie, ob Ihr Gewässer große Hechte beherbergt:

1. beständiger Wasserstand

2. genügend Deckung und Laichmöglichkeiten

3. große Futterfische

4. volumiöse Futterfische

5. wenig Befischungsdruck

6. keine Wasservögel

7. Kondition kleinerer Hechte

Dieser Beitrag erschien zuerst im BLINKER 05/2019 – hier geht’s zur aktuellen Ausgabe!


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