Hakenlos auf Aal

Pöddern nennt man in Norddeutschland das Aalangeln ohne Haken.  Dabei werden die Fische an ein dickes Wurmbündel gelockt, in dem sie sich  verbeißen. Dann werden sie über den Pödderstock sanft angehoben und über  einem bereitstehenden Netz  oder Kinderplanschbecken abgeschüttelt.

Pöddern ist eine uralte Angelmethode, die leider droht, in Vergessenheit zu geraten, weil sie nur noch von älteren Anglern und wenigen Spezialisten ausgeübt wird. Das Gerät ist äußerst einfach: Als Pödderstock dient eine Bambusstange oder eine alte Telerute, bei der die oberen zwei Spitzenteile entfernt wurden.  Je steifer und unnachgiebiger der Stock, desto besser lässt sich damit pöddern. Ein Nachgeben oder Schwingen würde nur die Verlustrate an Aalen erhöhen, die vom Wurmbündel abfallen. Ich selbst verwende einen steifen Kescherstiel, in dessen Gewinde ich eine passende Öse zur Schnuraufwicklung geschraubt habe. Fettes Wurmknäuel

Der Pödder als großes Wurmpaket lockt Aale auch aus größerer Entfernung an. Mit seinem Plus an Duft ist er jedem Einzelwurm am Haken überlegen.

Der Pödder als großes Wurmpaket lockt Aale auch aus größerer Entfernung an. Mit seinem Plus an Duft ist er jedem Einzelwurm am Haken überlegen.

Als Schnur nimmt man am besten eine starke Geflochtene. Die überträgt durch ihre fehlende Dehnung die Bisse der Aale am besten und sollte nicht länger als der Pödderstock sein. Da immer in direkter Ufernähe gepöddert  wird, reicht eine Länge von 2,50 Metern aus. Am unteren Ende der Schnur wird das spezielle Pödder-Blei angeknotet. Das wiederum trägt den Pödder, ein dickes Tauwurmbündel. Meist hat das Blei an beiden Enden eine Öse, einmal zum Anbinden der Geflochtenen und zum   Anbinden des Wurmbündels
Nach zwei Stunden befinden sich die ersten Aale sicher im Kinderplanschbecken. Das Becken dient als Auffangbehälter.

Nach zwei Stunden befinden sich die ersten Aale sicher im Kinderplanschbecken. Das Becken dient als Auffangbehälter.

Um den eigentlichen Pödder, also das Tauwurmbündel herzustellen, benötigen wir eine stabile Ködernadel sowie einen dicken Zwirn oder Wollfaden. Ich bevorzuge Zwirn, weil er wesentlich reißfester ist. Als erstes werden 20 bis 30 Tauwürmer der Länge nach mit der Ködernadel auf den Zwirn gezogen. Das ergibt dann eine Länge von rund zwei Metern. Dann werden die beiden Enden miteinander verknotet, damit die Würmer nicht vom Faden rutschen können. Durch das Zusammenlegen der langen Wurmschnur in kleinen Schlaufen über der Hand entsteht so ein dickes Wurmbündel. Mit einem starken Faden wird dieses verknotet und an die untere Öse des Pödder-Bleis geknüpft. Jetzt brauchen wir eine Fläche, über der wir die Aale abschütteln können, ohne dass sie entkommen können: Am einfachsten verwenden wir einen großen Kescher mit feinen Maschen oder eine Senke. Am sichersten aber ist die Verwendung eines kleinen aufblasbaren Kinderplanschbeckens. Das Becken wird so dicht wie möglich neben dem Pödder platziert. Die Aale, die sich mit ihren feinen Bürstenzähnen in den Fäden des Pödders verfangen, werden über dem Becken abgeschüttelt und sind hier absolut sicher aufgehoben. Landung mit Gefühl Kommen wir zur Technik des Pödderns: An gespannter Schnur lassen wir den Pödder absinken, bis wir Grundkontakt spüren. Nun heben wir das Wurmbündel ein wenig an, so dass es kurz überm Grund schwebt. Durch rhythmisches Heben und Senken wird der Duft der vielen Tauwürmer durch die Strömung im Wasser verbreitet. Bei einem Biss verfängt sich der Aal mit seinen feinen Bürstenzähnen in dem Zwirn/Wollfaden, auf dem die Würmer aufgezogen sind. Danach kommt der schwierige Teil: die Landung. Es gehört schon viel Erfahrung und Gefühl dazu, den Aal sicher aus dem Wasser zu befördern. Mit einem sanften, ruckfreien Schwung muss der Pödder mit dem daranhängenden Aal  zügig aus dem Wasser gezogen werden. Klingt einfach, ist es aber nicht.
Ein großer Aal hat gebissen und wird am dicken Pödderknüppel ruhig und ruckfrei über das als Landehilfe dienende Kinderplantschbecken gehoben.

Ein großer Aal hat gebissen und wird am dicken Pödderknüppel ruhig und ruckfrei über das als Landehilfe dienende Kinderplantschbecken gehoben.

Sobald der Aal an der Oberfläche ist, versucht er das Tauwurmbündel loszulassen. Hat man nicht den richtigen Schwung raus, fällt der Fisch schon vorm Erreichen des Beckenrandes vom Wurmbündel. Je größer die Aale, desto schwieriger wird ihr Fang. Durch ihre starke Gegenwehr sowie das hohe Eigengewicht ist eine sichere Landung stark erschwert. Kleinere Aale dagegen lassen sich oft problemlos anheben, weil sie sich so fest im Pödder verbeißen, dass sie regelrecht abgeschüttelt werden müssen. Die beste Jahreszeit zum Pöddern reicht vom April/Mai, wenn die Aale die Flüsse hinaufziehen, bis zum Abwandern der  laichbereiten Exemplare im August/September. Im Herbst sind es besonders die fetten Blankaale, die es zu überlisten gilt. Beste Fangzeit sind warme, gewitterschwüle Sommernächte bei abnehmendem Mond. In sternklaren Vollmondnächten, wenn der Mond aufs Wasser scheint, beißen die Aale nur zögernd, wenn überhaupt. Doch es gibt Ausnahmen, denn Aale sind launische Fische. In Nächten, in denen „die Aale laufen”, wie man bei uns in Norddeutschland sagt, und gierig fressend herumziehen, braucht man sich über die Platzwahl keine Gedanken zu machen. Weil das aber selten der Fall ist, muss man die Aalunterstände suchen.  Vielversprechende Stellen sind kleine Gumpen sowie Uferbefestigungen wie Steinpackungen und Holzverschläge. Doch auch Hindernisse wie im Wasser liegende Bäume, Krautbetten und Seerosenfelder bringen manchen Aal. Gepöddert werden kann in allen Gewässern mit leichter Strömung, egal ob kleiner Graben, Kanal oder Fluss. Bei zögerlichem Beißverhalten sollte man den Platz wechseln. Oftmals reichen schon wenige Meter. Die Fangtiefe zum Pöddern sollte 1,5 Meter nicht übersteigen. In heutiger Zeit ist es besser, nachts immer zu zweit am Wasser zu sein. Neben der Sicherheit macht es zu zweit auch mehr Spaß. Bei guten Fängen spornt man sich gegenseitig an oder vertreibt sich bei einer Beißflaute durch Unterhaltung die Zeit.
Vater und Sohn mit der Aalbeute eines Abends — und die kann sich sehen lassen.

Vater und Sohn mit der Aalbeute eines Abends — und die kann sich sehen lassen.

Manchmal, wenn die Müdigkeit in einem aufsteigt und sich eine Weile absolut nicht gerührt hat, passiert es: Urplötzlich durchfährt es einen wie ein elektrischer Schlag. Kurz und knallhart kommt der Biss. Mit einem Mal sind alle Sinne wach, der Puls rast. Und dann geht es Schlag auf Schlag. Oftmals dauern solche Beißphasen nur eine halbe Stunde, danach ist alles bis auf gelegentliche Zupfer wieder vorbei. Zurück bleibt ein völlig zerfetzter, fast wurmloser Pödder und mit ein bisschen Glück eine gute Ausbeute an Aalen. Extra-Tipp: Den Pödder muss man nicht nach einer Nacht entsorgen. Man kann ihn häufig eine zweite Nacht verwenden. Dazu bewahrt man ihn in einer Tupperdose im Kühlschrank auf. Mit 4 Schritten  zum Pödder [box_block] Der Pödder-Bau ist nicht schwer (aber auch nicht sehr appetitlich). So geht es:

  1. Fädeln Sie Tauwürmer mit der Ködernadel auf die Pödderschnur.
  2. Bilden Sie mit 30 bis 50 Tauwürmern eine „Wurmschnur“.
  3. Wickeln Sie diese Schnur um die flache Hand zu einem Ring.
  4. Verbinden Sie mit starker Schnur den Wurmring und das Pödder-Blei. Ein kegelförmiges Blei ist ideal, es bietet den geringsten Wasserwiderstand.

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