Wenn sich der Sommer dem Ende zuneigt, muss man als Raubfischangler umdenken. Was vor einigen Wochen noch funktioniert hat, reizt die Hechte jetzt nicht mehr zum Biss. Die „goldene Jahreszeit“ stellt uns vor neue, aufregende Herausforderungen! Hier lest ihr, wie das Hechtangeln im Herbst funktioniert und was ihr beachten müsst, um jetzt erfolgreich zu sein!
Die wichtigsten Punkte beim Hechtangeln im Herbst:
- flache Bereiche aufsuchen
- grundnahe Köderführung
- Jerk-, Twitch- und Spinnerbaits, Streamer, Spinner, Oberflächenköder sowie Köderfische verwenden
- flexible Köderführung beim Hechtangeln im Herbst
Abwechslung aus der Köderbox
- Köderfisch:
Köderfisch funktioniert immer! Man kann sich den Wind in der goldenen Zeit zu nutze machen und die Köderfischmontage mit Hilfe einer Segelpose über das Wasser treiben lassen. Aber auch flach abgelegte Rotaugen, Güstern und kleine Brassen am Grund sollte man nicht verachten. Daher immer auf einen guten Köderfischvorrat achten. - Jerk und Twitchbaits:
Natürlich behalte ich dabei ständig die noch stehenden Pflanzen im Auge. Meinen Twitchbait führe ich am liebsten langsam links und rechts an ihnen vorbei. Auch Jerkbaits kann man gut an den Pflanzen entlang- und über sie hinwegführen. Um mit einem sinkenden Jerk über den Pflanzen zu angeln, muß man kein Künstler sein. Sobald man mit der Rute seitwärts oder nach oben schlägt, strebt der Jerk zur Oberfläche. Bedenkt aber, dass selbst gute Köder nur in den Händen eines kreativen Anglers effektiv laufen und fangen. Nutzt die Möglichkeit, Eure Köder beim Hechtangeln im Herbst möglichst abwechslungsreich zu führen. - Gummifisch:
Ich angle auch gerne mit kleinen Gummifischen – mit der Betonung auf klein, denn Hechte konzentrieren sich bei der Herbstjagd auf die in Massen vorkommenden kleineren Beutefische. Mit den Shads angle ich am liebsten die Kanten ab. Viele Angler montieren einen zusätzlichen Drilling. Mir reicht der Einzelhaken am Bleikopf. Mit einem Einzelhaken sammle ich wesentlich weniger Grünzeug ein als mit einem Zusatzdrilling. - Streamer:
Der letzte, aber von mir momentan am häufigsten verwendete Köder, ist der Streamer. An meine Schwimmschnur Klasse 10 kommt ein beschwerter Streamer, der aber ebenfalls nicht zu groß sein sollte. Das zusätzliche Gewicht am Kopf verleiht ihm eine Aktion, die mich ans Angeln mit Shads erinnert. - Drillinge sammeln viel Kraut ein und sorgen für viele Hänger. Deshalb ist es besser, mit Ködern zu angeln, an denen sich weniger Haken befinden. Spinner und Spinnerbaits sind ideal, aber auch ein Oberflächenköder funktioniert an milden, ruhigen Herbsttagen oft noch erstaunlich gut.
So findest Du die Hechte im Herbst
Entgegen dem früher verbreiteten Aberglaube beim Hechtangeln sind die Räuber ziemlich rastlos – und genau darin liegt jetzt im Herbst auch unser Problem: Sind die Fische nämlich plötzlich nicht mehr an den gewohnten Plätzen, können wir sie auch nicht fangen. Aber wo stecken sie dann?
Auslöser aller „Probleme“ ist der Wechsel der Jahreszeiten: Zum Herbstanfang gibt es die ersten Stürme. Sie sorgen für die komplette Durchmischung des Wassers – auch in den wirklich tiefen Seen. Die Sprungschicht, die den ganzen Sommer hindurch für stabile Verhältnisse gesorgt hat, löst sich dadurch auf. Dieses Naturphänomen stellt für uns Angler einiges auf den Kopf, denn unter Wasser werden jetzt die Karten neu gemischt.
In flacheren Seen spielt die Sprungschicht hingegen keine Rolle, der Übergang der Jahreszeiten geschieht daher nicht ganz so abrupt. Das heißt aber nicht, dass hier alles beim Alten bleibt! In flachen Gewässern wie Torfstichen, Kanälen und Poldern ist zunächst äußerlich vieles unverändert: Pflanzen gibt es hier auch im Herbst immer noch in Hülle und Fülle. Zwischen ihnen zu angeln, ist nicht einfach. Ich freue mich dann immer besonders auf die Zeit der ersten Nachtfröste, weil die Pflanzen dann nicht mehr so ein großes Hindernis sind. Die Blätter und Stiele sind nun so weich, dass man zwischen ihnen einen Hecht sicher ausdrillen kann.
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Raus aufs Freiwasser!
In großen, klaren und tiefen Gewässern findet man kapitalere Fische häufig im Freiwasser, beispielsweise in den Stauseen der Talsperren. Auf solchen Gewässern habe ich mich immer über die vielen Haubentaucher gewundert, obwohl das Echolot eine Tiefe von mehr als 40 Metern anzeigte. Haubentaucher sind Fischfresser, die nicht besonders tief tauchen. Damit war klar, dass die Fische nicht am Grund stehen konnten. Folgerichtig zeigte das Echolot in der Nähe der Haubentaucher viele Kleinfische und fette Signale im freien Wasser an.
Im Frühherbst hingegen sieht man Haubentaucher eher in den flacheren Bereichen der Gewässer jagen. Nun steht also auch der Hecht relativ flach. Wenn es eine Chance gibt, große Fische in relativ flachem Wasser zu fangen, dann ist jetzt die beste Zeit dafür! Schon vor einigen Jahren habe ich im schwedischen Västervik viele Hechte in sehr flachem Wasser gefangen. Bei guten Lichtverhältnissen konnte ich die Räuber dabei beobachten, wie sie sich vom Boden in Bewegung setzten und meinem Kunstköder hinterherjagten.
Auffällig war, dass ich die Hechte nicht auf den Laichplätzen des Frühjahrs fand, sondern an anderen flachen Stellen – als würden sie den Laichplatz meiden, um nicht ihren eigenen Nachwuchs aufzufressen. Wie auch immer, ich versuche mein Glück im Oktober und November im flachen Wasser. Flach heißt für mich eine Wassertiefe zwischen einem halben und drei Metern. Selbst wenn sich in Wurfweite bis zu zehn Meter tiefes Wasser befand, habe ich immer wieder festgestellt, dass ich die meisten Fische in den flacheren Bereichen gefangen habe.
Die Ursache dafür ist schnell erklärt: Im Oktober gibt es im Flachwasser immer noch viele Pflanzen als Deckung, gleichzeitig ist es den größeren Hechte hier nicht mehr zu warm wie im Sommer. In großen Gewässern dominieren dabei unter den Wasserpflanzen die Laichkräuter. Sie gehen zwar langsam zurück, bieten den Hechten aber immer noch attraktive Versteckmöglichkeiten. Auch etwas weiter auseinanderstehende Schilfhalme sind ein guter Herbstplatz. Sucht beim Hechtangeln im Herbst nach solchen Plätzen!
Grundnahe Köderführung beim Hechtangeln im Herbst
Im Herbst angle ich besonders gerne in Grundnähe. Das bedeutet, dass ich mit sinkenden Jerkbaits fische. Sie müssen nicht allzu groß sein, weil es nun nur so vor Kleinfisch wimmelt. Wenn ich im flachem Wasser angle, führe ich einen sinkenden Jerkbait nicht mit Abwärtsschlägen der Rute, sondern jerke ihn mit Schlägen nach oben. So führe ich ihn so hoch wie nötig an der Oberfläche. Natürlich funktionieren auch Wobbler, aber für meinen Geschmack haben sie eine zu starke Aktion. Ich bevorzuge Flanker mit einer kleinen Lippe. Mit ihnen kann man sehr gut twitchen! Vielleicht unterscheidet sich meine Technik des Twitchens von der, die andere Angler praktizieren:
- Nach dem Auswerfen bringe ich meinen Wobbler sofort mit zwei bis drei kurzen, harten Schlägen auf Tiefe.
- Dann führe ich ihn drei bis vier Meter gleichmäßig ruhig zurück …
- … ehe ich ihn wieder mit zwei bis drei kräftigen, recht kurzen Schlägen animiere.
- Gleich darauf lege ich eine kurze Pause ein, so dass der Köder in Richtung Oberfläche aufsteigen kann.
- Aber bevor er überhaupt in Oberflächennähe kommt, kurbele ich ihn weiter ein und angle wieder in drei bis vier Metern Tiefe in einem gleichmäßigen Tempo weiter.
- Bei einem normalen Wurf kann ich den Köder auf diese Weise etwa drei bis vier Mal beschleunigen, bevor der Köder zurück am Boot ist.
Erfolg braucht Geduld
Wer erfolgreich angeln will, muss auch lernen, geduldig zu sein. Den Köder auszuwerfen und ihn einfach wieder einzuholen, reicht oftmals nicht aus. Mit der Rute könnt und sollt Ihr „arbeiten“, um die Laufrichtung des Köders zu ändern und ihn so um sichtbare Pflanzen herumzuführen. Haltet die Rutenspitze ruhig mal etwas höher, sodass ihr den Lauf des Köders genau beobachten können. Sobald ihr seht, dass er auf den nächsten Metern hindernisfrei läuft, können ihr die Rute wieder runternehmen, den Köder damit absacken lassen und ihn somit etwas tiefer führen.
- Bei (kraut-)freier Bahn ist es natürlich auch kein Problem, mit drillingsbestückten Jerkbaits und Wobblern zu angeln. Lasst Euch dabei nicht verrückt machen, was die Form des Köders betrifft und setzt bei Wobblern auf bewährte, flach laufende Modelle.
- Auf großen Gewässern ist die Situation wieder etwas anders. Naturseen haben meist eine ganz andere Struktur als Baggerseen, die künstlich durch Sand- oder Kiesabbau entstanden sind. Naturseen bieten häufig eine abwechslungsreiche Bodenstruktur. Hier können sich die Fische an vielen unterschiedlichen Plätzen aufhalten.
- Künstlich angelegte Seen sind dagegen oft todlangweilig – jedenfalls, was die Bodenstruktur betrifft. Häufig handelt es sich einfach um ein großes Loch in der Erde, das sich mit Wasser gefüllt hat. Hier stehen die Hechte meist entlang der Uferkanten, nur wenige große Einzelfische beherrschen das Freiwasser. Zum Glück wurden in den letzten Jahren viele Baggerseen fachgerecht renaturiert. In solchen Baggerseen findet sich dann ähnlich wie in Naturseen hier und da ein schönes Plateau mit flacherem Wasser oder sogar Inseln mit interessanten Kanten und Flachwasserbereichen davor. Der Oktober und November sind Monate, in denen sich im seichten Wasser noch recht viel abspielt. Darum sind die Flachwasserbereiche so interessant.
Kräftiges Gerät beim Hechtangeln im Herbst
Dennoch sollte man auch beim Hechtangeln im Herbst immer noch mit einer kräftigen Rute und entsprechend starker Schnur ans Wasser gehen. Ich weiß, dass nicht in jedem Gewässer riesige Hechte beißen, aber der Köder kann auch dort immer mal wieder an den Pflanzen hängen bleibt. Baitcaster- oder Spinnruten sollten nicht zu leicht und dürfen ruhig ein bisschen länger sein. Ich verwende Ruten mit einem Wurfgewicht bis 50 Gramm. Mit ihnen habe ich im Drill eine Menge Spaß, kann aber auch noch einen robusten Pflanzenstengel relativ leicht rausziehen.
Wie Ihr seht: Es gibt im Herbst nichts Wichtigeres, als seinen Köder und den Angelstil an die Bedingungen anzupassen. Mit diesem Wissen sollte der nächste Hechtangriff im Herbst nicht ohne Fisch enden. Es ist eine kurze, intensive Zeit, die aber auch schnell endet: Spätestens im November geht im Flachen die Bissfrequenz zurück. Je nachdem, wie schnell es dann kalt wird, lässt sich dann beobachten, dass sich die Fische mehr oder weniger schnell in etwas tieferes Wasser zurückziehen und dabei häufig an Strukturen wie zum Beispiel Kanten einstellen. Sie stehen zwar noch immer nicht richtig tief, dennoch sind sie schon etwas schwieriger zu erreichen als noch im Oktober. Also nutzt diesen Monat!