Hechtzeit Streamerzeit

Unter diesem Motto möchte ich euch einige Kreationen meiner Hecht- und Zanderstreamer vorführen. Auf der ständigen Suche nach Material mit dem ich große Streamer herstellen kann, die sich auch noch auf eine gute Distanz werfen lassen, fand ich so einiges heraus. Zum Teil sind meine Streamerkreationen auch von Offshore-Fliegen, die für die Fischerei im Meer auf Großfische, wie Tarpone, Bluefish, Stripped Bass und viele andere Arten, beeinflußt. Meine Theorie in Bezug auf den Hecht und Zander ist ganz einfach: „Nur große Köder fangen große Fische!“

Durch meinen Kameraden Rudi Fugger wurde ich auf ein Material aufmerksam, das sich hervorragend zu Großstreamern verarbeiten läßt. Es handelt sich dabei um Kunsthaar, das auf einen Träger montiert ist. Mit einer Faserlänge von bis zu 10 cm eignet es sich ganz hervorragend zum Bau von ebensolchen Großstreamern. Es hat auch den Vorteil das es kein oder nur ganz wenig Wasser an sich bindet und dadurch der Streamer werfbar bleibt. Ich benutze für die Angelei auf Hecht und Zander eine Rute der Schnurklasse 7-8 und erreiche damit Distanzen, die ohne weiteres die 20 Metermarke erreichen und das mit Streamern die zwischen 15 und 20 cm lang sind. Ich mag es, wenn Material, das ich verarbeite schon bei geringsten Zupfern an der Rute oder Schnur arbeitet und wenn ich vor dem Schilf oder zwischen den Seerosen meinen Streamer so führen kann, das er ultralangsam daher schwimmt und den sterbenden Schwan imitiert. Meine Meinung ist das große Hechte eher einen Köder nehmen den sie leicht und ohne große Anstrengungen erreichen können, als hinter einem schnell durch das Wasser flitzenden Köder her zu schwimmen und so ihren Energiehaushalt ins Ungleichgewicht bringen. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass ein kapitaler Hecht eher einen toten Köderfisch vom Grund oder dicht darüber nimmt als einen lebenden. Warum soll ich mir dieses Wissen also nicht zunutze machen dachte ich mir und tüftelte also herum. Und nun sind hier die Ergebnisse. Diese Streamer haben im Rhein und in anderen Flüssen schon unzählige Zander und Hechte gefangen. Selbst in fernen Ländern wie Australien und beim Nilbarsch Angeln in Ägypten haben diese Köder ihre Fängigkeit schon bewiesen.

Bindeanleitung Hecht und Zander Streamer

Material Liste Haken: Hechthaken mit langem Schenkel ( bevorzugt Gamakatsu, Hayabusa Scorpion.) Größe: 6/0 – 2/0 Bindefaden: Powersilk oder andere Starke Fäden. Weiß oder Schwarz Flügel: Kunsthaar lang Farbkombinationen. Flügel/ Körper Kopf Weiß Rot Gelb Schwarz Rot/ Schwarz Schwarz Hellgrau Schwarz Gelb/orange/grün Schwarz Kopf: Kunsthaar kurz Beschwerung: Optional Conehead oder eine große Goldperle Zusätzlich kann man bei den großen Modellen einige Sattelfedern mit einbinden, das vergrößert den Reiz und erzeugt noch etwas mehr Spiel beim langsamen Führen. Binden Schritt für Schritt Wir spannen unseren Haken in den Bindestock und überprüfen, ob der Haken auch sicher und fest sitzt.         Bindfaden am Hakenöhr festlegen. Sollten wir eine Beschwerung für unseren Hechtstreamer vorsehen, müssen wir sie vorher anbringen. Mit engen Windungen führen wir unseren Bindefaden zum Hakenbogen.     Nun nehmen wir uns den ersten Streifen Kunsthaar und trennen die Haare vom Träger mit der Schere ab. Das kurze Unterhaar müssen wir nun auszupfen denn für den Schwanz ist nur das lange Haar geeignet. Wir bündeln es und legen es mit dem Bindefaden fest, mit dem Rest des Streifens verfahren wir genauso. Für den Schwanz benötigen wir einen 25 cm langen Streifen. Anschließend legen wir einen Streifen Kunsthaar direkt auf der Einbindestelle des Schwanzes fest. Wir führen den Streifen in engen, überlappenden Windungen nach vorne zum Hakenöhr. In der Mitte des Hakens angekommen, binden wir den Streifen ab und nehmen einen neuen 25 cm langen Streifen. Hiermit verfahren wir genauso wie beim Schwanz, wir trennen die Kunsthaare vom Träger, zupfen die kurzen Unterhaare heraus, bündeln es und binden das Bündel oben auf dem Haken, direkt über dem festgelegten Streifen ein. Das gibt etwas mehr Fülle. Anschließend einen Streifen Kunsthaar festlegen und wieder in engen überlappenden Windungen bis ca. 2 cm vor das Hakenöhr führen.Hier binden wir unseren Kunsthaarstreifen gut ab. Um den Kopf herzustellen benötigen wir nun kurzes Kunsthaar in der passenden Farbe. Wir legen mit unserem Bindefaden eine Dubbingschlaufe wieder direkt an der Abbindestelle unseres Kunsthaarstreifens fest.     Mit der Materialklemme die wir schon bei den Crazy Rabbit Streamern eingesetzt haben nehmen wir nun das kurze Kunsthaar auf und trennen es vom Träger. Wir legen die erste Portion Kunsthaar in die Dubbingschlaufe und machen einige Umdrehungen mit unserem Dubbingtwister, so daß das Kunsthaar nicht mehr aus der Schlaufe herausfallen kann. Nun kommt die nächste Portion in unsere Dubbingschlaufe. Wir schieben das Kunsthaar vorsichtig nach oben an die erste Portion heran. Wenn wir unsere Dubbingschlaufe ungefähr 10 cm mit dem kurzen Kunsthaar gefüllt haben, halten wir sie mit Daumen und Zeigefinger fest und drehen sie auf. Das ergibt einen chenilleähnlichen Strang mit dem wir dann unseren Kopf formen können. Nachdem wir nun den Strang das erstemal um den Hakenschenkel geführt haben, müssen wir die Kunsthaare zurückstreifen. Das machen wir nach jeder Umdrehung mit unserem Strang. Am Hakenöhr angekommen binden wir unsere Dubbingschlaufe ab und machen einen Whipfinish.   Noch ein dicker tropfen Lack und der Streamer ist fast fertig. War doch gar nicht so schwer oder? Ist der Lack trocken, können wir nun unseren Streamer das richtige Aussehen geben. Mit einer Schere, vorzugsweise mit einer feingezahnten Schneide, schneiden wir den Kopf an der Haken Unterseite horizontal ab. An der Oberseite führen wir unseren Schnitt schräg nach oben und formen so den Kopf. Seine Form ist von vorne betrachtet leicht oval. Indem wir das Kunsthaar nach vorne zum Hakenöhr streifen, erreichen wir, dass der Kopf gleichmäßig wird. Nun können wir noch Dolleyes oder 3-D Augen aufbringen und unser Streamer ist fertig. Praxistipps: Durch die leicht ovale Kopfform bricht der Streamer, wenn wir ruckartig an unserer Schur zupfen, leicht seitlich aus. Durch Anhalten beim Führen, taumelt er verführerisch nach unten. 1 -2 Sekunden auf dem Grund liegenlassen und dann wieder einige kurze Zupfer sind sehr erfolgreich auf Zander und Barsch. Ich habe schon oft erlebt, dass große Barsche den Streamer vollständig eingesaugt hatten. Selbst die Hakengröße 6/0 stellte für sie dabei kein Problem dar. Wenn wir den Streamer im Fluß einsetzen behält er durch die Strömung seine Fischform und jedes einzelne Haar spielt und pulsiert in der Strömung äußerst verführerisch. Ich setze beim Fischen im Rhein eine Teeny T-300 ein, um in der Strömung an den Buhnenköpfen und Unterwasserkanten den Streamer in Bodennähe zu führen. Beim Einsatz einer normalen Sinkschnur wird der Streamer hochgedrückt und pendelt dann nur 20-30 cm unter der Wasseroberfläche. Es empfiehlt sich, dass in der Strömung mit einem kurzen Vorfach von maximal 50 cm Länge gefischt wird. Ich verwende meistens ein Stück 50er Monofil an das ich mit einem Albrightknoten ein ca. 20 cm langes Stahlvorfach geknotet habe. Es lohnt sich auch in flachen, stehenden Gewässern die Trockenschnur einzusetzen, um an der Schilfkante oder an und über Krautfeldern zu fischen. Hierbei kann das Vorfach ruhig länger sein, damit unser Streamer richtig abtaumeln kann. Ansonsten setze ich auch hier die T-300 Schur oder sinkende Fliegenschnüre ein. Wo es erlaubt ist fische ich zu gerne vom Bellyboat aus. Es verschafft einem einen sehr großen Aktionsradius und man kann sich herrlich an Schilfkanten oder Krautfelder heranschleichen und auf sehr kurze Distanz zum Fisch angeln. Zudem ist es ein Erlebnis der besonderen Art einen guten Fisch vom Bellyboat aus zu drillen. Meinen bis lang größten Hecht fing ich vom Bellyboat aus und es war schon toll anzuschauen, als er ganz dicht, in wenigen Zentimetern Abstand an mir vorbeischwamm und ich sogar meinen Streamer in seinem Maul sehen konnte. Ich fing ihn in nur 6-8m Distanz zu mir und er zog mich ganz langsam während des Drills ca. 50 m über den See. Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Nachbinden und eine erfolgreiche Hecht- und Zanderpirsch an euren Gewässern.


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